Get Married
Falls du schon einmal eine Predigt über die Ehe gehört hast, kennst du wahrscheinlich die oft zitierte und deprimierende Statistik, dass es in christlichen Kreisen um die Scheidungsrate nicht besser bestellt ist als im Rest der Gesellschaft. Predigten dieser Art verfolgen meist eine gute Absicht; sie wollen davor warnen, dass niemand vor der Gefahr einer Scheidung gewappnet ist – die Sache ist nur, dass die Statistik schlichtweg falsch ist.
In seinem neuen Buch Get Married: Why Americans Must Defy the Elites, Forge Strong Families, and Save Civilization zeigt Brad Wilcox überzeugend, dass die Anti-Ehe-Narrative, die von allen Seiten auf uns einströmen – von den Mainstream-Medien und politischen Experten bis hin zu Hollywood und den Elfenbeinturmeliten –, falsch sind. Und er hat die Daten, um das zu belegen.
Wilcox, Professor für Soziologie und Senior Fellow am Institute for Family Studies, scheut nicht davor zurück, tief verwurzelten kulturellen Mythen den Kampf anzusagen. Er greift eine Reihe von häufig nachgeplapperten Behauptungen auf und widerlegt sie mit bahnbrechenden neuen Forschungsergebnissen.
Diese Mythen, dass die Ehe keinen Nutzen bringt, dass persönliche Zufriedenheit wichtiger ist als das Wohl der Familie, dass Kinder das Leben unglücklich machen, dass religiöse Menschen sich genauso häufig scheiden lassen wie nichtreligiöse, sind nur einige der vielen Annahmen, die Wilcox in seinem zeitgemäßen und informativen Buch widerlegt. Sowohl Pastoren als auch politische Entscheidungsträger werden von dem Buch profitieren, genauso wie Verheiratete und Unverheiratete.
Der Glaube stärkt die Ehe
Get Married ist weder ein christliches Buch noch ist es bei einem christlichen Verlag erschienen. Trotzdem sind die Ergebnisse, zu denen es gelangt, ermutigend für Christen. In jedem Kapitel hebt Wilcox die vier Kategorien von Menschen hervor, die in ihren Ehen am ehesten erfolgreich sind: Amerikaner asiatischer Herkunft, „Aufsteiger“ (Menschen mit einem Hochschulabschluss), politisch Konservative und, ja, die treuen Gläubigen. Was mich – als verheiratete Christin – am meisten ermutigt hat, waren die Ergebnisse bezüglich religiöser Ehen in den USA. Um diese ist es besser bestellt, als uns oftmals erzählt wird.
Der Glaube, so Wilcox, „ist der stärkste Indikator für die Qualität einer Ehe – im Vergleich zu anderen Faktoren wie Ideologie, Bildung, Nationalität und Einkommen“ (S. 32). Was dem kulturellen Narrativ vielleicht am stärksten widerspricht, ist die Feststellung, dass „Frauen, die regelmäßig zur Kirche gehen, sich mit 50 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit scheiden lassen“ (S. 176). Aber das ist noch nicht alles. Religiöse Männer sind seltener untreu, konsumieren weniger Pornographie, sind eher dazu bereit, bestimmte Schutzmaßnahmen für ihre Ehe zu ergreifen, und erhalten von ihren Ehefrauen besonders häufig „Bestnoten“ in Sachen Fürsorge und Aufmerksamkeit.
Religiöse Paare sind „deutlich glücklicher in ihren Ehen, lassen sich seltener scheiden und sind zufriedener mit ihrem Leben“ (S. 175). Darüber hinaus sind ihre Kinder tendenziell erfolgreicher und haben „bessere Selbstbeherrschung, soziale Kompetenzen und Lernmethoden“ (S. 178). Ach, und religiöse Paare sind auch besser als das durchschnittliche nichtreligiöse Paar in dem, was Wilcox „sexuelle Großzügigkeit“ nennt. Wie puritanisch ist das denn?
„Christen sollten nicht überrascht sein, wenn sie feststellen, dass es wissenschaftlich beobachtbare Nutzen gibt, wenn sie im Einklang mit der Ordnung des Universums leben.“
Diese Trends sind zwar ermutigend, aber nichts ist garantiert. Schließlich war Hiob „ein untadeliger und rechtschaffener Mann, der Gott fürchtete und das Böse mied“ (Hiob 1,1), aber trotzdem alles verlor, was ihm wichtig war. Neben jeder tröstlichen Statistik gibt es immer auch Menschen, die auf eine Weise leiden werden, die wir diesseits der Ewigkeit vielleicht nie ganz verstehen werden.
Trotzdem gibt es eine moralische Ordnung im Universum, die der Schöpfung Gottes entspricht. Gott hat uns sowohl durch die natürliche geschaffene Ordnung als auch durch die Offenbarung Christi und sein Wort gezeigt, was gut ist. Christen sollten nicht überrascht sein, wenn sie feststellen, dass es wissenschaftlich beobachtbare Nutzen gibt, wenn sie im Einklang mit der Ordnung des Universums leben.
Die Ehe ist gut für Kinder
Ein weiteres interessantes (wenn auch vielleicht nicht überraschendes) Ergebnis ist, dass Kinder in traditionellen Ehen zwischen ihren biologischen Eltern aufblühen. Dies steht jedoch im Widerspruch zu einer säkularen Sichtweise, die besagt, dass „Familienvielfalt“ ein „Zeichen des moralischen Fortschritts“ ist; dieses Zeichen „gebietet Schweigen, wenn es um die Vorteile geht, die die Ehe Kindern bieten könnte“ (S. 59).
Ähnlich wie Steve Jobs, der das iPad und das iPhone erfand, seinen Kindern jedoch die Nutzung untersagte, propagieren säkulare Eliten den Mythos der „Familienvielfalt“, leben selbst jedoch meist in traditionellen Familienstrukturen. Es gibt einen Grund, warum viele Eliten sich zwar progressiv geben, aber konservativ leben – weil sie (und ihre Kinder) den von Wilcox präsentierten Daten zufolge erfolgreicher, glücklicher und wohlhabender sind, wenn sie das tun. Welche Ansichten unsere kulturellen Eliten auch immer vertreten mögen, sie können nicht anders, als in diese „traditionellen“ Gewohnheiten „zurückzufallen“.
Christen haben, wie Paulus auf dem Areopag, eine Verantwortung, denen die Wahrheit über die Realität zu verkündigen, die in Unwissenheit darüber stolpern: Wir sind dazu geschaffen, unserem Schöpfer ähnlich zu sein und uns einander in treuer, langmütiger Liebe hinzugeben. Die Familie gedeiht am besten, wenn sie Christus und seiner Gemeinde gleicht (vgl. Eph 5). Unsere säkulare Kultur – und insbesondere unsere postchristliche Gesellschaft – neigen zu der Annahme, dass man, wenn es darum geht, glücklich zu sein und ein gutes Leben zu führen, wie Andrew Wilson sagt, „die Früchte des Christentums bewahren kann, während man seine Wurzeln kappt“. Wilcoxs Ergebnisse zeigen jedoch das Gegenteil.
Der Gemeindebesuch macht einen Unterschied
Vielleicht fragst du dich an dieser Stelle: Wenn ich schon mein ganzes Leben lang negative Statistiken über christliche Ehen höre, warum sind die Ergebnisse von Wilcox dann so anders? Wie es sich für einen guten Soziologen gehört, überprüft Wilcox den regelmäßigen Besuch einer Kirche (oder Synagoge oder Moschee), anstatt einfach alle Personen, die sich selbst als religiös bezeichnen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Menschen, die sich regelmäßig in Glaubensgemeinschaften engagieren, werden von diesen moralisch geprägt.
Es sollte uns also nicht überraschen, dass die datengestützten Empfehlungen für gesunde Ehen mit einem christlichen Eheverständnis übereinstimmen. In seiner Schlussfolgerung hebt Wilcox fünf Säulen hervor, die tendenziell zu erfolgreichen Ehen führen: Paargemeinschaft, die die Einheit über das Individuum stellt; Priorisierung von Erziehungs- und Familienaktivitäten; konsequentes Engagement für Treue und die Langlebigkeit der Ehe; gemeinsame Finanzen und Miteigentum an Vermögenswerten sowie die Teilnahme an Gemeinschaften (wie der Kirche), die die Ehe wertschätzen und unterstützen.
Es ist kein Zufall, dass diese Säulen mit dem übereinstimmen, was Gemeinden seit Langem als eheförderlich gepredigt haben. Gemeindeleiter sollten ermutigt sein, sich weiterhin auf die Botschaft der Bibel zu verlassen, anstatt den neuesten Beratungstrends zu folgen, wenn sie Ratschläge für eine erfolgreiche Ehe geben. Wir müssen eine bessere Geschichte über christliche Ehen erzählen (und die von Wilcox erhobenen Daten können uns dabei helfen).
„Es ist gut anzuerkennen, dass das treue Festhalten an der biblischen Ethik mit der moralischen Ordnung des Universums übereinstimmt.“
Der Philosoph Alasdair MacIntyre schreibt, dass die Geschichten, mit denen wir uns selbst beschreiben, unser Treffen von Entscheidungen beeinflussen; der Mensch wird zum „Erzähler von Geschichten, die nach Wahrheit streben“. Vielleicht ist es an der Zeit – vor allem in einem Zeitalter, in dem immer weniger Menschen heiraten und Kinder bekommen –, dass die Geschichten, die wir über die christliche Ehe erzählen, näher an der Wahrheit sind. Es ist zwar gut, die Warnung zu beherzigen, dass eine Scheidung jeden treffen kann; aber es ist auch gut anzuerkennen, dass das treue Festhalten an der biblischen Ethik mit der moralischen Ordnung des Universums übereinstimmt.
Letztendlich sind die Daten ermutigend: Die Ehen treuer Christen sind stärker, glücklicher und bringen erfolgreichere Kinder hervor als nichtreligiöse Ehen. Wilcox’ Buch ist eine Quelle, auf die ich in den kommenden Monaten und Jahren sicher häufig zurückgreifen werde. Es wäre eine wertvolle Ergänzung für die Bibliothek eines jeden Pastors und eine Ermutigung für jeden Christen – ob er nun verheiratet ist oder es eines Tages sein wird.
Wilcox’ Buch ermutigt gläubige Männer und Frauen in unserer Gesellschaft, das zu tun, was sie (statistisch gesehen) glücklicher und wohlhabender machen wird (und das in einer Zeit, in der Glück und Wohlstand immer schwerer zu erreichen sind) – heiraten.
Buch
Brad Wilcox. Get Married: Why Americans Must Defy the Elites, Forge Strong Families, and Save Civilization. Broadside e-books, 2024. 401 S., ca. 17,99 Euro.