Was verstehst du unter Gemeinde?

Artikel von Chris Hutchison
26. Juni 2024 — 16 Min Lesedauer

Was ist eine Gemeinde? Wie können wir diese Frage beantworten? Wo sollten wir anfangen?

Wir könnten mit dem Wort selbst beginnen. Im Neuen Testament kommt das Wort „Gemeinde“ von dem griechischen Wort ekklēsia. Eine veraltete Vorstellung, die heute aber immer noch weitergegeben wird, ist, dass ekklēsia„die Herausgerufenen“ bedeutet, da ek „heraus“ bedeutet und klēsia vom griechischen Wort „gerufen“ kommt.

Das hört sich gut an – wir sind die „Herausgerufenen“ –, doch häufig ist diese Herangehensweise keine gute Methode, um die Bedeutung eines Wortes zu bestimmen. Ein Drahtesel ist schließlich auch kein Esel aus Draht, oder? Wir müssen uns vielmehr ansehen, wie ein Wort tatsächlich verwendet wird, um herauszufinden, was es bedeutet. Zu der Zeit, als das Neue Testament geschrieben wurde, bedeutete das Wort ekklēsia nicht „die Herausgerufenen“. Stattdessen hatte es die einfache Bedeutung von „Versammlung“, und es gibt zwei Gedankenstränge, die miteinander zusammenhängen und uns helfen, dies zu verstehen.

Alttestamentlicher Hintergrund

Der erste Hinweis stammt aus dem Alten Testament. In den Jahrhunderten vor Christi Geburt wurde die hebräische Bibel ins Griechische übersetzt. Dieses griechische Alte Testament, die sogenannte Septuaginta, war die von vielen Juden zur Zeit Christi verwendete Bibel. Viele Christen sind heute überrascht, dass das Wort ekklēsia im griechischen Alten Testament insgesamt etwa 65 Mal vorkommt. Meistens bezieht sich das Wort auf die Versammlung Israels, wenn sich das Volk Gottes vor ihm versammelt.

In 5. Mose 9,10 ist zum Beispiel von dem Tag die Rede, an dem „der HERR mit euch auf dem Berg geredet hat, mitten aus dem Feuer, am Tag der Versammlung“. Der Tag der ekklēsia. Der Tag, an dem sie sich vor dem Herrn versammelten.

In Josua 8,35 ist die Rede davon, dass Josua ganz Israel versammelte, um das Gesetz zu hören, und es heißt dort: „Es war kein Wort von allem, was Mose geboten hatte, das Josua nicht gelesen hätte vor der ganzen Gemeinde [ekklēsia] Israels“. Und von diesen Beispielen gibt es etwa 65 im Alten Testament.

Politischer Hintergrund

Ekklēsia hat auch einen weltlichen Hintergrund. Das Wort wurde in der griechischen Politik verwendet, um die Versammlung der Bürger einer Stadt zu bezeichnen. Wir sehen diese Verwendung sogar im Neuen Testament in Apostelgeschichte 19, wo der Aufruhr in Ephesus beschrieben wird. In Vers 32 heißt es, „die Versammlung war in der größten Verwirrung“. Als der Stadtschreiber sie zur Ruhe bringt, sagt er ihnen in Vers 39: „Habt ihr aber ein Begehren wegen anderer Angelegenheiten, so wird es in der gesetzlichen Versammlung erledigt werden.“ In Vers 41 lesen wir schließlich: „Und als er das gesagt hatte, entließ er die Versammlung.“

Rate mal, welches Wort in jedem dieser Verse für „Versammlung“ verwendet wird. Richtig: ekklēsia – „Gemeinde“.

„In dieser Phase der Geschichte baut Gottes ‚Plan A‘ auf den Ortsgemeinden – und es gibt keinen ‚Plan B‘.“
 

Wir sehen also, dass das Wort „Gemeinde“ im Grunde genommen „Versammlung“ bedeutet. Das hilft uns, einen der wesentlichen Aspekte dessen zu verstehen, was eine Gemeinde ist. Eine Gemeinde ist eine Gruppe von Menschen, die regelmäßig zusammenkommen, also sich versammeln.

Der Mythos der Stadtgemeinde

Eine Zeit lang hatte ich mit dieser Frage wirklich zu kämpfen. Ich sah all diese Verwendungen von ekklēsia im Alten Testament und an anderen Stellen in der Bibel und erkannte, dass damit immer eine Versammlung gemeint war, eine tatsächliche Zusammenkunft.

Aber diese Beobachtung stieß auf eine andere Vorstellung, an der ich festhielt: der Stadtgemeinde. Viele Christen sind mit der Vorstellung vertraut, dass es laut dem Neuen Testament in jeder Stadt eine „Gemeinde“ gibt, die aus allen Christen in dieser Gegend besteht. Die „Gemeinde in Rom“ bestand aus allen Christen in Rom und die „Gemeinde in Kolossä“ bestand aus allen Christen in Kolossä. Diese Christen trafen sich zwar in kleinen Versammlungen in den Häusern verschiedener Leute, die manchmal „Gemeinde“ genannt wurden, aber dennoch waren sie alle Teil der einen Gemeinde in dieser Stadt.

Ich hatte damit meine Schwierigkeiten, denn wie konnte man all diese Christen eine „Versammlung“ (ekklēsia) nennen, wenn sie sich immer in kleineren Gruppen trafen und nie wirklich zusammenkamen? Wenn die „Gemeinde in Rom“ sich nur in verschiedenen Häusern traf, wie konnte man sie dann überhaupt eine Gemeinde nennen?

Ich kannte die universale Gemeinde, die alle Christen aus allen Zeiten bezeichnet. Wir lesen zum Beispiel, dass „Christus die Gemeinde geliebt hat“ (Eph 5,25). Wir wissen aber auch, dass das gesamte Volk Gottes aus allen Zeiten eines Tages in der Gegenwart Gottes versammelt sein wird. Hebräer 12,23 spricht schon jetzt von dieser himmlischen Versammlung oder „Gemeinde“ (ekklēsia) als einer geistlichen Realität.

Aber das kann man von Rom oder Ephesus nicht behaupten. Ich wurde also wirklich neugierig und begann zu recherchieren.[1]

Und so fand ich heraus, dass die Vorstellung von einer „Stadtgemeinde“ – man verzeihe mir das Wortspiel – eine „Stadtlegende“ ist. Wenn man sich ansieht, was in der Bibel steht, findet man sie nicht.

Beginnen wir mit Rom. Wir wissen, dass es in Rom mehrere Gruppen von Christen gab, die sich in verschiedenen „Gemeinden“ trafen. In Römer 16,5 zum Beispiel grüßt Paulus Priscilla und Aquila und „die Gemeinde in ihrem Haus“. Es gibt also mindestens mehr als eine „Gemeinde“ oder Versammlung in Rom. Und dennoch schrieb Paulus seinen Brief an „die Gemeinde in Rom“, richtig?

Falsch! Der Brief an die Römer ist wie folgt adressiert: „An alle in Rom anwesenden Geliebten Gottes, an die berufenen Heiligen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ (Röm 1,7). Es gibt in der Bibel keinen Hinweis auf „die Gemeinde in Rom“.

Was ist mit den Kolossern? Wir wissen, dass es in Kolossä mehrere kleinere „Gemeinden“ gab. In Kolosser 4,15 ist von der Gemeinde im Haus von Nymphas die Rede. Und Paulus schrieb an Philemon, einen kolossischen Christen (vgl. Kol 4,9), wo er von der „Gemeinde in deinem Haus“ (Phlm 2) spricht.

Aber Paulus schrieb doch einen Brief an „die Gemeinde“ in Kolossä, oder nicht? Auch hier ist es wieder nicht das, was wir in dem Brief finden: „An die heiligen und treuen Brüder in Christus in Kolossä: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ (Kol 1,2).

Schrieb Paulus keine Briefe an die Gemeinde in einer bestimmten Stadt? Doch, das tat er. Die beiden Briefe an die Thessalonicher sind zwei Beispiele dafür. Beide sind an „die Gemeinde der Thessalonicher“ geschrieben. Und in keinem der beiden steht etwas über mehr als eine Gemeinde oder Versammlung. Nichts über „die Gemeinde in ihrem Haus“.

Es gibt nur zwei weitere Briefe von Paulus, die an eine Gemeinde an einem Ort gerichtet sind und das sind die Briefe an die Korinther, „an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist“ (1Kor 1,2).

Der 1. Korintherbrief ist ein langer Brief. Korinth war eine große Stadt. Sicherlich muss es alle möglichen Beweise für mehrere Hausgemeinden in Korinth geben, oder? Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Der 1. Korintherbrief ist voll von Hinweisen auf die Versammlung der Gemeinde als eine einzige.

  • „Nachdem euer und mein Geist sich mit der Kraft unseres Herrn Jesus Christus vereinigt hat.“ (1Kor 5,4)
  • „Denn erstens höre ich, dass Spaltungen unter euch sind, wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt.“ (1Kor 11,18)
  • „Darum, meine Brüder, wenn ihr zum Essen zusammenkommt, so wartet aufeinander!“ (1Kor 11,33)
  • „Wenn nun die ganze Gemeinde am selben Ort zusammenkäme, und alle würden in Sprachen reden, und es kämen Unkundige oder Ungläubige herein, würden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid?“ (1Kor 14,23)
  • „Wie ist es nun, ihr Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch etwas: einen Psalm, eine Lehre, eine Sprachenrede, eine Offenbarung, eine Auslegung; alles lasst zur Erbauung geschehen!“ (1Kor 14,26)

Es gab eine Gemeinde in Korinth – eine Gruppe von Christen, die sich alle gemeinsam regelmäßig trafen. Andererseits vermeidet Paulus in seinen Briefen an Gruppen von Christen, die sich nicht alle gemeinsam trafen, sie im Kollektiv als „die Gemeinde“ zu bezeichnen.

Für die Vorstellung einer „Stadtgemeinde“ gibt es also keine Belege. „Gemeinde“ bedeutet einfach Versammlung – eine Gruppe von Christen, die tatsächlich zusammenkommen (vgl. Apg 14,27). Wenn das Neue Testament von „der Gemeinde in“ oder „von“ einer bestimmten Stadt spricht (wie in Offenbarung 2–3), ist die naheliegendste Schlussfolgerung, dass es in dieser Stadt eine einzige Gemeindeversammlung gab, die sich regelmäßig traf. Das ist es, was das Wort „Gemeinde“ bedeutet, und diese Bedeutung wird durch die sehr spezifische Art und Weise konkretisiert, in der Paulus das Wort in seinen Briefen verwendet.

Nicht nur eine Versammlung

Eine Gemeinde ist also eine Versammlung. Eine Gemeinde besteht nicht nur aus Menschen – es sind Menschen, die sich regelmäßig versammeln. Eine Gemeinde ist nie weniger als das. Aber eine Gemeinde ist noch mehr als das. Mit anderen Worten: Es gibt einen großen Unterschied zwischen einer Gemeinde und einer wahllosen Versammlung von Christen, die zusammen abhängen oder sich sogar zu biblischen Unterweisungen wie bei einer Konferenz treffen.

Diese letzte Aussage mag für diejenigen umstritten sein, die glauben, dass man es jedes Mal als „Gemeinde“ bezeichnen kann, wenn sich eine Gruppe von Christen trifft.

Das ist jedoch nicht das, was wir in der Heiligen Schrift sehen. Die Bibel zeigt uns, dass eine Gemeinde eine Gruppe von Christen ist, die sich nicht nur regelmäßig trifft, sondern die auch durch eine gemeinsame Verpflichtung miteinander verbunden ist – eine Vereinbarung, gemeinsam der Leib Christi zu sein. Das bedeutet, dass die Gemeinde nicht irgendeine Versammlung von Christen ist, sondern eine bestimmte Gruppe, die regelmäßig zusammenkommt und einander kennt.

Wir finden dies bereits in der Apostelgeschichte, wo die Gemeinde ein klares Verständnis davon hatte, wer zu ihr gehörte (und wer nicht). In Apostelgeschichte 5,12–13 heißt es: „Und sie waren alle einmütig beisammen in der Halle Salomos. Von den Übrigen aber wagte keiner sich ihnen anzuschließen; doch das Volk schätze sie hoch.“ Mit anderen Worten: Es war eine feste Gruppe. Es war nicht einfach jeder, der an einem bestimmten Tag auftauchte. Sie wussten – und die anderen Leute wussten auch –, wer zur Gemeinde gehörte und wer nicht.

In Apostelgeschichte 6,2 heißt es: „Da beriefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen.“ Das setzt voraus, dass sie wussten, wer alle Jünger waren. Es war nicht einfach jeder, der gerade mal eben aufkreuzte. Sie wussten, wann sie alle anwesend und erfasst waren.

1. Korinther 5 ist ein wichtiger Abschnitt über das Wesen der Gemeinde. Ein Mann sollte wegen unbußfertiger Unzucht aus der Gemeinde ausgeschlossen werden und die Anweisungen von Paulus lauten,

„den Betreffenden im Namen unseres Herrn Jesus Christus und nachdem euer und mein Geist sich mit der Kraft unseres Herrn Jesus Christus vereinigt hat, dem Satan zu übergeben zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tag des Herrn Jesus“ (1Kor 5,4–5).

Beachte als erstes die Aussage, „nachdem euer und mein Geist sich mit der Kraft unseres Herrn Jesus Christus vereinigt hat“. Das ist wichtig. Es bedeutet, dass sie wussten: „Ja, wir sind versammelt“ oder „Nein, wir sind noch nicht alle da“. Das heißt, sie wussten, wer zu ihrer Gemeinde gehörte und wer nicht. Es waren nicht einfach diejenigen, die an einem bestimmten Tag auftauchten.

Und dann sollten sie diesen Mann aus ihrer Gemeinschaft ausschließen – ihn aus der Gemeinde entfernen, zurück in Satans Reich. Das macht keinen Sinn, wenn eine Gemeinde nur eine beliebige Gruppe von Christen ist. Eine Gemeinde hat eine klare Identität und ein klares Verständnis davon, wer zu dieser Gemeinde gehört und wer nicht (siehe auch die Verse 12–13).

Gemeindezucht funktioniert nicht mit einer ungebundenen, zufälligen Gruppe von Menschen. Sie funktioniert nur mit einer Gruppe von Christen, die sich regelmäßig versammeln und auf einige wichtige Dinge geeinigt haben und eine gewisse Verpflichtung eingegangen sind, gemeinsam eine Gemeinde zu sein. Das heißt, das ist es, was eine Gemeinde ausmacht.

Aber das ist immer noch nicht alles. Nach 1. Korinther 11 feiert eine Gemeinde das Abendmahl, wenn sie zusammenkommt. Der Ausdruck „zusammenkommen“ wird in diesem Kapitel fünfmal verwendet (Verse 17.18.20.33.34) und zeigt uns, dass die Feier des Abendmahls als eine Einheit ein wichtiger Bestandteil einer lebendigen Gemeinde und ihrer Gemeinschaft ist.

Ein weiteres Schlüsselelement für eine biblische Gemeinde ist eine biblische Leitung. In 1. Timotheus und Titus heißt es, dass eine Gemeinde Älteste und Diakone haben soll, die geprüft worden sind und bestimmte charakterliche Voraussetzungen erfüllen. Und eine der wichtigen Aufgaben der Ältesten ist es, die versammelten Menschen zu lehren und ihnen das Wort Gottes zu predigen.

Es gibt noch mehr Merkmale, die wir aufführen könnten, aber dies alles zusammengenommen zeigt uns, dass eine Gemeinde nicht irgendeine Versammlung von Christen ist. Eine Gemeinde ist eine Gruppe von Christen, die sich regelmäßig treffen und in gewissem Maße gegenseitig verpflichten, gemeinsam der Leib Christi zu sein, wozu biblische Leitung, biblische Lehre und Predigt, eine angemessene Feier des Abendmahls und die richtige Anwendung der Gemeindezucht gehören.

Historische Perspektiven

Das ist der Grund, weshalb Johannes Calvin sagt: „Wo immer das Wort Gottes rein gepredigt und gehört wird und die Sakramente nach der Einsetzung durch Christus verwaltet werden, dort besteht zweifellos eine Gemeinde Gottes.“[2]

Das ist eigentlich auch ein lutherisches Verständnis. Im Augsburger Bekenntnis von 1530 heißt es:

„Es wird auch gelehrt, daß allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muß, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.“[3]

Im Niederländischen Glaubensbekenntnis heißt es:

„Die Kennzeichen, durch welche die wahre Kirche sich von der falschen unterscheidet, sind diese: wenn sich die Kirche der reinen Predigt des Evangeliums und der lautern Verwaltung der Sakramente nach der Einsetzung Christi bedient; wenn sie sich der Kirchenzucht recht zur Besserung der Fehler bedient; wenn sie endlich (damit wir alles mit einem Worte zusammenfassen) alles nach der Vorschrift des Wortes Gottes tut und alles, was ihm widerstreitet, verabscheut und Christus für das einzige Haupt anerkennt. Es ist gewiß, dass durch diese Kennzeichen die wahre Kirche unterschieden werden kann, von der sich keiner trennen darf.“[4]

In den methodistischen Religionsartikeln aus dem Jahr 1784 heißt es:

„Die sichtbare Kirche Christi ist eine Versammlung gläubiger Menschen, in der das reine Wort Gottes gepredigt und die Sakramente nach der Ordnung Christi ordnungsgemäß ausgeführt werden und zwar in all den Dingen, die dazu notwendig sind.“[5]

Eine meiner Lieblingsdefinitionen von Gemeinde stammt aus dem Schwedischen Baptistischen Glaubensbekenntnis von 1861:

„Wir glauben, dass eine wahre christliche Gemeinde ein Zusammenschluss gläubiger und getaufter Christen ist, die einen Bund geschlossen haben, sich zu bemühen, alles zu halten, was Christus geboten hat, den öffentlichen Gottesdienst zu halten, unter der Leitung des Heiligen Geistes aus ihrer Mitte Hirten oder Aufseher und Diakone zu wählen, die Taufe und das Abendmahl zu verwalten, christliche Gemeindezucht zu üben, Frömmigkeit und Bruderliebe zu fördern und zur allgemeinen Verbreitung des Evangeliums beizutragen; und dass eine jede solche Gemeinde ein unabhängiger Teil ist, der in seiner Beziehung zu anderen christlichen Gemeinden frei ist und nur Christus als ihr Haupt anerkennt.“[6]

Diese verschiedenen Traditionen in der Geschichte des Christentums, von denen viele sehr unterschiedliche Praktiken haben, wenn es um die Gemeinde geht, teilen dennoch die gemeinsame Überzeugung, dass eine Gemeinde eine bestimmte Gruppe von Menschen ist, die durch mehr verbunden ist als nur durch die Entscheidung, sich ab und zu zu treffen.

Warum ist das von Bedeutung?

Warum ist das also von Bedeutung? Es ist wichtig, weil unsere geistliche Zukunft von der Zugehörigkeit zu einer Gemeinde abhängt. Es reicht nicht aus zu sagen: „Ich gehöre zur Gemeinde in der und der Stadt“, und mich in einer Woche mit einer kleinen Gruppe hier zu treffen und nächste Woche mit der Familie da abzuhängen und dann zu einem Gottesdienst dort zu gehen und zu glauben, dass das alles „Gemeinde“ ist.

„Wenn du also noch nicht deinen Platz als festes Mitglied einer Ortsgemeinde eingenommen hast, würdest du den Herrn bitten, dir dabei zu helfen?“
 

Wir müssen Teil einer Gemeinde sein. Einer echten Gemeinde. Einer Gemeinde, der gegenüber wir rechenschaftspflichtig sind. Einer Gemeinde, die uns kennt. Einer Gemeinde, die uns aus ihrer Mitte entfernen kann, wenn wir anfangen, wie der Teufel zu leben, während wir uns immer noch Christen nennen. Einer Gemeinde, in der wir mitmachen und dienen und lieben und ein fester Bestandteil des Leibes sind.

In dieser Phase der Geschichte baut Gottes „Plan A“ auf den Ortsgemeinden – und es gibt keinen „Plan B“.

Wenn du also noch nicht deinen Platz als festes Mitglied einer Ortsgemeinde eingenommen hast, würdest du den Herrn bitten, dir dabei zu helfen? Verschwende keine Zeit. Wir haben nicht ewig Zeit.

„Und lasst uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr als ihr den Tag herannahen seht!“ (Hebr 10,24–25)

1Mir hat dabei das Buch One Assembly von Jonathan Leeman sehr geholfen.

2John Calvin, „Institutes of the Christian Religion & 2“, in: John T. McNeill (Hrsg.), The Library of Christian Classics, Bd. 2, Louisville (KY): Westminster John Knox Press, 2011, S. 1023.

3Das Augsburger Bekenntnis, Artikel 7, online unter: https://www.elk-wue.de/fileadmin/Downloads/Glauben/Geistliches/Bekenntnisse/Das_Augsburger_Bekenntnis.pdf(Stand: 25.06.2024).

4Das Niederländische Glaubensbekenntnis, Artikel 29, online unter: https://www.theologische-links.de/downloads/bekenntnisse/1561 Die Confessio Belgica.rtf](https://www.theologische-links.de/downloads/bekenntnisse/1561%20Die%20Confessio%20Belgica.rtf (Stand: 24.06.2024).

5Frei übersetzt aus dem Englischen.

6Frei übersetzt aus dem Englischen.