„Süß wie Honig“ – eine Freundschaft
An den griechischen Theologen Basilius von Caesarea (ca. 330–379 n.Chr.) erinnern sich Kirchenhistoriker, die sich mit der Spätantike beschäftigen, gewöhnlich wegen seiner Verteidigung der Gottheit des Heiligen Geistes zum Ende des Arianischen Streites in den 370er Jahren. Diese Verteidigung spielte eine entscheidende Rolle bei der Formulierung der orthodoxen christlichen Lehre über die Trinität auf dem Konzil von Konstantinopel (381 n.Chr.). Basilius hat uns aber auch viel über andere Dinge des christlichen Lebens zu lehren – zum Beispiel über das wichtige Thema der Freundschaft unter Christen.
Gemeinsamer Einsatz für die rechte Lehre
Einer der engsten Freunde von Basilius war Eusebius (ca. 305–380 n.Chr.). Er war Bischof von Samosata, einer Stadt am Euphrat, die etwa 480 Kilometer von Cäsarea entfernt lag. Der Historiker Lewis Ayres bezeichnet Samosata als „strategisch wichtige Stadt“, da sie „nahe an den Grenzen des [römischen] Reiches“ lag. In Samosata lebten griechisch-sprachige Menschen wie Eusebius, aber auch viele syrisch- und armenisch-sprachige Christen. Das meiste, was wir sicher über Eusebius wissen, stammt aus den Briefen von Basilius. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass die beiden Männer die Gegenwart des jeweils anderen sehr schätzten und Basilius sich freute, einen solchen Mentor zu haben.
Das Geburtsdatum von Eusebius ist unsicher. Basilius spricht in Brief 98 von seinem „ehrwürdigen Alter“; wahrscheinlich wurde Eusebius also zwischen 303 und 313 n.Chr. geboren und ist damit eine Generation älter als Basilius. Es handelte sich demnach um eine generationenübergreifende Freundschaft. Wann Eusebius Bischof von Samosata wurde, ist ebenfalls unklar. Er bekleidete dieses Amt auf jeden Fall schon im Jahr 361 n.Chr.
Im Jahr 374 n.Chr. wurde Eusebius auf Befehl des Kaisers Valens nach Thrakien in Nordgriechenland verbannt. Der Kaiser war Arianer und leugnete die volle Gottheit Jesu. Eusebius’ Gemeinde war über den Verlust ihres Bischofs am Boden zerstört. Einige von ihnen flehten ihn unter Tränen an, zu bleiben und dem Zorn des Kaisers zu trotzen. Doch Eusebius sah sich gezwungen, dem kaiserlichen Befehl zu gehorchen.
Dokumente einer Freundschaft
Es gibt etwa fünfzehn erhaltene Briefe von Basilius an Eusebius, die einen faszinierenden Einblick in ihre Freundschaft geben. Im Herbst 368 n.Chr. schrieb Basilius an Eusebius und teilte ihm mit, dass er ihn in Samosata besuchen wolle, um in den Genuss von Eusebius’ geschätzter Weisheit zu kommen (Brief 27). Ein Jahr später lobte Basilius Eusebius für seinen Eifer für die Wahrheit (Brief 34). Im Jahr 371 teilte Basilius seinem Freund mit, dass er hoffe, ihn im darauffolgenden Frühjahr zu sehen, um „durch deine gesunde Lehre neu gestärkt zu werden“ (Brief 48).
Als Basilius im Herbst des Jahres 370 n.Chr. zum Bischof von Cäsarea geweiht wurde, war Eusebius aus Samosata angereist, um an der Bischofswahl teilzunehmen. Ein anderer Freund von Basilius, Gregor von Nazianz (ca. 329–389 n.Chr.), der Eusebius nachdrücklich zur Teilnahme aufgefordert hatte, beschreibt, dass Eusebius’ Anwesenheit die Herzen der Gemeinde in Cäsarea mit „Mut und Freude“ erfüllt habe (Briefe 42 und 44). Basilius wäre auch zutiefst ermutigt gewesen, dass ein solch „edler Hüter des Glaubens und wachsamer Leiter der Kirchen“, wie er Eusebius nannte, die beschwerliche Reise auf sich nahm, um ihn zu unterstützen (Brief 136).
Verbunden im Gebet
In einer Reihe von Briefen an Eusebius dankt Basilius seinem Freund auch für dessen Gebete: für Angelegenheiten der Gemeinde, an denen Basilius beteiligt war (Brief 30), und für seine Gesundheit (Briefe 100, 162). Im August 373 n.Chr. wurde Basilius’ ganzer Körper von Schmerzen geplagt, und er war sehr dankbar, dass Eusebius im Gebet an ihn dachte. Er schrieb ihm, seine Briefe seien wie „ein Leuchtfeuer, das aus der Ferne auf die Tiefe leuchtet ... und das natürliche Süße und großen Trost besitzt“ (Brief 100).
„Basilius schätzte seine persönlichen Begegnungen mit Eusebius sehr, auch wenn diese selten waren.“
Basilius benutzte im gleichen Jahr in Brief 138 erneut das Bild der Süße, als er seinem Freund schrieb, die Zeit mit ihm im vergangenen Jahr (372 n.Chr.) sei wie „ein Geschmack von sehr süßem Honig“ gewesen. Und wieder bat er den Bischof von Samosata, für ihn zu beten. In einem der letzten uns erhaltenen Briefe von Basilius an Eusebius, dem Brief 241 aus dem Jahr 376 n.Chr. (Basilius starb am 1. Januar 379 n.Chr.), erwähnt Basilius erneut das Gebet des Eusebius. Bei dieser Gelegenheit verglich er die Gebete seines Freundes mit denen von Mose. Dieser Vergleich gehört zu den höchsten Komplimenten, die Basilius Eusebius machen konnte, denn Basilius betrachtete den Anführer der Israeliten als „ein Vorbild an aufopfernder Liebe, Kontemplation [und] Nähe zu Gott“.[1]
Basilius schätzte seine persönlichen Begegnungen mit Eusebius sehr, auch wenn diese selten waren. Basilius war dankbar dafür, dass sie durch Briefe im Austausch blieben, wenn ein Treffen unmöglich war.
Eine Freundschaft, die Gott gebrauchte
Im Jahr 378 n.Chr. wurde die Verfolgungspolitik von Kaiser Flavius Valens durch seinen Tod in der Schlacht von Adrianopel auf dem Balkan beendet. Valens’ Nachfolger Gratian rief eine Reihe verbannter Bischöfe zurück, darunter auch Eusebius. Doch Eusebius genoss die Rückkehr in seine Gemeinde in Samosata nur zwei Jahre lang. Im Jahr 380 n.Chr. reiste er nach Doliche in Nordsyrien, um an der Weihe eines Bischofs für diese Stadt teilzunehmen. Eine Frau mit arianischer Überzeugung nutzte die Gelegenheit und schlug ihm einen Ziegel an den Kopf. Der Angriff endete tödlich. Bemerkenswerterweise forderte Eusebius seine Anhänger auf, der Frau zu vergeben und ihr nichts anzutun, als er im Sterben lag. An diese Tatsache erinnert man sich am häufigsten, wenn man über Eusebius von Samosata spricht: Er war der einzige orthodoxe Märtyrer in der nachkonstantinischen Kirche des 4. Jahrhunderts.
Diese kleine Untersuchung soll jedoch zeigen, dass Eusebius’ Freundschaft mit Basilius von Caesarea während der lehrmäßigen Zäsur der 370er Jahre von entscheidender Bedeutung war. Sie sollte in keiner Darstellung des kappadozischen Theologen Basilius und seiner Ausführungen über die Gottheit des Heiligen Geistes fehlen.
1 Sterk, Andrea, Renouncing the World yet Leading the Church. The Monk-Bishop in Late Antiquity, Cambridge, MA/London, England: Harvard University Press, 2004, S. 62.