Religion in den Grenzen der Vernunft

Artikel von Ron Kubsch
20. April 2024 — 28 Min Lesedauer

Wie verhalten sich Glaube und Vernunft zueinander? Vor der so genannten Aufklärung wurden sie selten als Gegensätze gesehen. Seit Beginn dieser Bewegung im 17. Jahrhundert wurde der Glaube zunehmend durch die Vernunft in seine Schranken verwiesen. Einen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung unter dem Einfluss des Königsberger Philosophen Immanuel Kant, der vor 300 Jahren geboren wurde. Seine Philosophie hat die Theologie der Neuzeit entscheidend geprägt. Das Jubiläum bietet Gelegenheit, sich mit dem Denken des vielleicht einflussreichsten Philosophen der Moderne vertraut zu machen. Allerdings gehören seine Abhandlungen zu den anspruchsvollsten, die die Neuzeit hervorgebracht hat. Daher kann dieser kurze Artikel seine allgemeine Erkenntnistheorie nur streifen. Der Schwerpunkt liegt auf einem kurzen Abriss seines Lebens und einer Erörterung seines Verständnisses von Glaube und Religion.

Ein erfülltes Leben in Königsberg

Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in der ostpreußischen Stadt Königsberg geboren. Sein Vater Johann Georg Kant und die Mutter Anna Regina gehörten zur lutherischen Kirche und waren dem gemäßigten Pietismus zugeneigt. Da der 22. April laut preußischem Kalender der Tag des heiligen Emanuel war, taufte seine Familie den Knaben auf den Namen Emanuel, was übersetzt so viel heißt wie „Gott mit uns“.[1] Später änderte er seinen Namen in Immanuel, da „er diese Form für eine genauere Wiedergabe des hebräischen Originals hielt“[2].

Immanuel war das vierte Kind. Seine Mutter brachte insgesamt neun Säuglinge zur Welt, von denen nur fünf erwachsen wurden. Der Vater führte Haus und sein Riemergewerbe[3] mit strenger Hand.

Trotz schwacher Gesundheit erhielt der Schüler Kant eine hervorragende Ausbildung. Acht Jahre lernte er am pietistisch geprägten Friedrichskollegium. Der Unterricht begann um 7 Uhr morgens und endete um 16 Uhr. Die Schüler mussten schon früher da sein, da allein das Morgengebet eine halbe Stunde dauerte. Zum Lehrplan gehörten 20 Wochenstunden Latein und das Erlernen des lutherischen Katechismus, aber auch Griechisch und Hebräisch waren Pflicht. Freiwillig konnte man die Fächer Mathematik, Musik, Französisch und Polnisch belegen.

Im Herbst 1740 schrieb sich Immanuel als Sechzehnjähriger an der Albertus-Universität von Königsberg ein. Ob er zunächst Theologie studierte, ist nicht mehr mit Gewissheit zu rekonstruieren. Jedenfalls verfolgte er andere Pläne als seine Eltern, die sich wünschten, er würde einmal Pfarrer werden. Immanuel konzentrierte sich auf die Naturwissenschaften und Philosophie.

Obwohl er sein Studium erfolgreich beendete, blieb ihm der erwünschte Beruf eines Universitätslehrers zunächst versagt, da sein Vater 1744 schwer erkrankte und zwei Jahre später verstarb. Er musste schnell für ein Einkommen sorgen, das für ihn und zwei jüngere Geschwister ausreichte. Er nahm verschiedenen Stellen als Hauslehrer an – unter anderem unterrichtete er bei dem reformierten Prediger Daniel Ernst Andersch in Judtschen (heute Wessjolowka innerhalb der russischen Enklave).

1755 wurde Immanuel Kant endlich zum Doktor der Philosophie promoviert und konnte sich zugleich mit einer Untersuchung zu den ersten Prinzipien der Metaphysik habilitieren. Trotzdem musste er sich weiterhin als Privatdozent durchschlagen. Er unterrichte Logik, Metaphysik[4], Moralphilosophie, Natürliche Theologie, Mathematik, Physik, Mechanik, Geographie, Anthropologie, Pädagogik und Naturrecht. Zwischen 1766 und 1772 arbeitete er als Unterbibliothekar der königlichen Schlossbibliothek, was immerhin seine erste Festanstellung war. Erst 1770 – er war bereits 46 Jahre alt – erhielt er den angestrebten Ruf der Universität Königsberg auf die Stelle eines ordentlichen Professors für Logik und Metaphysik.

Die Disziplin und Beflissenheit des Vaters waren auf Immanuel übergesprungen. Als reifer Mann plante er den Tagesablauf akribisch durch. Stets stand er um 5 Uhr morgens auf. Von 7 bis 9 Uhr morgens fanden seine Vorlesungen statt. Anschließend arbeitete er an seinen Veröffentlichungen und lud mittags Leute zur Tischgesellschaft ein. Wenn er um 19 Uhr seinen täglichen Abendspaziergang antrat, war er so pünktlich, dass die Königsberger ihre Uhr danach stellen konnten.

Erstaunlicherweise verließ Kant seine Heimatstadt nur selten, die Provinz Königsberg nie. Er verfügte über eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe, unterhielt sich gern mit Menschen und schöpfte sein Wissen vor allem aus der Lektüre bedeutsamer Bücher. Dabei war seine eigene Bibliothek überschaubar – 500 Bände sollen es bei seinem Tode gewesen sein. Er suchte jahrelang die Nähe eines Buchhändlers, um in den Neuerscheinungen stöbern zu können, ohne sich an die Bücher zu binden.[5] Darüber hinaus liebte er das eigenständige Denken und wählte „überall seinen eigenen Gang“[6]. „Immer wieder hörte man aus seinem Munde Ausdrücke wie: Selbstdenken – Selbstforschen – auf eigenen Füßen stehen.“[7]

In seiner sogenannten vorkritischen Periode stand Kant noch in der Tradition der rationalistischen Aufklärung und lehrte im Sinne des damals sehr angesehenen Universalgelehrten Christian Wolff (1679–1754). Ab 1769 leiteten freilich Zweifel an der klassischen Metaphysik die kritische Periode ein. Da er damals kaum publizierte, dachte die Fachwelt schon, Kant habe seinen Höhepunkt überschritten. Doch das Gegenteil war der Fall. Kant arbeitete hart und hastig an seiner ersten Kritik. Er war sich nicht sicher, seine kritische Philosophie noch vor seinem Tod vollenden zu können. Tatsächlich konnte er sogar eine Trilogie fertigstellen. Als er die Kritik der reinen Vernunft vorlegte, welche in erster Auflage 1781 und in zweiter 1787 erschien, versetzte er die Fachwelt in großes Erstaunen. 1788 erschien seine Moralphilosophie Kritik der praktischen Vernunft und 1790 seine Ästhetik Kritik der Urteilskraft.

Zur Zeit Kants hatte sich der Streit zwischen dem Rationalismus und Empirismus zugespitzt. Rationalisten wie René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz oder Christian Wolff hielten an dem Vorrang angeborener Begriffe und Ideen fest. Erkenntnis, die ihren Namen verdient, sollte unabhängig von Sinneswahrnehmungen und Beobachtungen erfolgen (a priori = vor aller Erfahrung liegend). Die Empiristen begründeten ihre Theorien mit auf Erfahrung beruhenden Nachweisen (a posteriori = auf Erfahrung beruhend). Für Gelehrte wie Francis Bacon, John Locke oder David Hume war die Erfahrung sogar die einzige Quelle wirklichen Wissens. Dafür wurde freilich der Anspruch aufgegeben, die wirkliche Welt objektiv erkennen zu können.

Kant hegte Vorbehalte gegenüber beiden Schulen. Seine große philosophische Leistung bestand darin, dass er eine zwischen Rationalismus und Empirismus vermittelnde Position entwarf. Erkenntnis ist nach ihm auf die „Synthesis“ sinnlicher Anschauung mit dem Denken des Verstandes angewiesen. Sie ist daher auf „mögliche Erfahrung“ und auf „bloße Erscheinung“ beschränkt. Bei einem Menschen, der die Welt wahrnimmt und durchdenkt, fallen Sein und Erscheinung subjektiv zusammen. Objektiv ist jedoch zwischen beidem zu unterscheiden. Ich kann als Mensch die Welt, wie sie ist (Kant spricht vom „Ding an sich“) nicht erkennen. Erkenntnis kann ich nur von der Welt haben, die mir erscheint, da diese phänomenale Welt immer von mir selbst mitgeformt wird. Ich kann keine Erkenntnis über die Welt gewinnen, die jenseits dessen liegt, was mir erscheint.

Noch zu seinen Lebzeiten entfalteten Kants kritischen Werke eine gewaltige Wirkung. Seine Philosophie gab bedeutsame Anstöße für den deutschen Idealismus, etwa für Fichte, Schelling und Hegel. Auch die Philosophie der letzten beiden Jahrhunderte steht noch im Zeichen Kants.[8] Sein Einfluss auf die Entwicklung der neuzeitlichen Philosophie und Theologie kann gar nicht überschätzt werden.

Ab 1794 zog sich Kant allmählich von der Lehrtätigkeit zurück. „Seine letzte Vorlesung im Sommer 1796 hatte Logik und physische Geographie zum Gegenstand. Die letzten Jahre bieten das Bild eines mit Würde und Souveränität getragenen allmählichen Absterbens der geistigen und leiblichen Kräfte.“[9] Kant selbst sagte zu einigen seiner Freunde: „Meine Herren, ich bin alt und schwach. Sie müssen mich wie ein Kind betrachten.“[9] Kant starb im Jahr 1804 im hohen Alter von 79 Jahren an Altersschwäche.

Kant als Verteidiger einer Vernunftreligion

Wie stand Kant nun zu Glaubensfragen und Religion? In seiner religionsphilosophischen Schrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, die als Buch 1793 erschien (2. Aufl. 1794), präsentiert Immanuel Kant seine Sicht auf eine auf Vernunft beruhende Religion.[10] Er erteilt darin der mittelalterlichen Metaphysik und Theologie eine Absage, weil sie Dinge verhandelt, die jenseits unserer Erfahrung liegen und damit nicht Gegenstand des wirklichen Wissens sein können. Trotzdem wollte er die metaphysischen Fragen nicht einfach wegwischen, denn: „Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft“ (KrV A VII).

Vernünftige Philosophie muss seiner Meinung nach die Idee eines Gottes zulassen, damit das Streben nach höchstem Glück und das moralische Handeln zusammengehalten werden. Diese Einheit lässt sich zwar nicht mehr unabhängig von der menschlichen Vernunft denken (wie früher in der Metaphysik angenommen), ist aber immer noch eine Idee, die uns vor aller Erfahrung in der Vernunft notwendig gegeben ist und die Einheit der Welt verbürgt. Kant verjagte also die Religion aus dem Bereich des Wissens in den Raum der praktischen Vernunft. Gott ist nur noch Gegenstand des vernünftigen Hoffens. Kant wollte „das Wissen aufheben, um zu Glauben Platz zu bekommen“ (KrV B XXX).

Seine Religionsschrift setzt seine drei kritischen Werke voraus. Allerdings wird er in einigen Punkten unmissverständlicher und setzt sich direkt mit dogmatischen und praktischen Fragen des christlichen Glaubens auseinander. Kant erörtert übernatürliche Offenbarungen, geht auf die Erbsünde ein, diskutiert Christologie, Rechtfertigungs- und Gnadenlehre sowie die letzten Dinge (auch Eschatologie genannt). Freilich interpretiert er all diese Themen aus der Perspektive seiner Vernunftreligion. Die Glaubensaussagen, die sich etwa in großen Bekenntnistexten oder Katechismen finden, werden neu ausgelegt. Jüdische Elemente, die in der Bibel enthalten sind, werden herausgefiltert. Die Trinitätslehre lehnt Kant ab. Jesus ist keine göttliche Person, sondern personifizierte Idee des guten Prinzips. Die Gnadentheologie und der Sühnegedanke bereiten ihm größte Schwierigkeiten. „Das Beten, als ein innerer förmlicher Gottesdienst und darum als Gnadenmittel gedacht, ist ein abergläubischer Wahn (ein Fetischmachen)“ (Religion B302). Das „Pfaffentum“ ist eine Form des Afterdienstes (Religion B270 ff.). Wenn es Wunder gäbe, führt Kant aus, wäre unsere Vernunft sowohl in praktischer wie in theoretischer Hinsicht unbrauchbar (vgl. KrV B 122–124). Die biblischen Geschichten werden von ihrer „mystischen Hülle entkleidet“, die den Vorstellungen alter Kulturen geschuldet ist, um schließlich ihren Vernunftsinn für alle Welt und alle Zeiten offenzulegen (Religion B 114). Das Reich Gottes ist irdisch gedacht als das Reich der Sinne und des Verstandes, – ein moralisches Reich, in dem Menschen ihre Pflichten erkennen (vgl. KrV, B 142).

„Auch wenn Kant die Hoffnung auf ein ewiges Leben und eine künftige Existenz verteidigte, war ihm der Glaube an einen persönlichen Gott fremd.“
 

Auch wenn Kant die Hoffnung auf ein ewiges Leben und eine künftige Existenz verteidigte, war ihm der Glaube an einen persönlichen Gott fremd.[11] Für ihn kann es nur eine wahre Religion geben, und zwar die, die den Forderungen der Vernunft nicht widerspricht. Denn „eine Religion, die der Vernunft unbedenklich den Krieg ankündigt, wird es auf die Dauer gegen sie nicht aushalten“ (Religion B XIX). Werden Religionen vernünftig untersucht, bleibt nur das übrig, was der moralischen Besserung der Menschen dient. „Es ist nur eine (wahre) Religion; aber es kann vielerlei Arten des Glaubens geben“ (Religion B 154). Die Unterschiede zwischen den Religionen und Konfessionen sind nur historisch und kulturell begründet. Sie werden vollends verschwinden, wenn sich eines Tages die Vernunftreligion durchgesetzt haben wird. Kants Verständnis von Religion ist „aufs Engste verwoben mit seinem Begriff des Fortschritts und der menschlichen Geschichte, die in der allmählichen Zivilisierung, Kultivierung und Moralisierung der Menschheit besteht“[12].

Religion ist für Kant subjektiv betrachtet die „Erkenntnis aller unserer Pflichten als göttlicher Gebote“ (Religion B 229–230). Die Gebote gelten allerdings nicht deshalb, weil sie von Gott stammen, sondern weil sie Ausdruck des vernünftigen Willens sind. „Sich die moralischen Gebote als von Gott gegeben vorzustellen, versinnbildlicht so die ‚Heiligkeit‘ und absolute Verbindlichkeit der Moral.“[13] Kant war der Auffassung, dass die Zehn Gebote und die christliche Ethik vollständig in den Pflichten des kategorischen Imperativs[14] aufgehen.[15]

Besonders ist auch Kants Deutung der Erbsündentheologie. Er kann in Übereinstimmung mit der christlichen Anthropologie über „das radikal Böse in der menschlichen Natur sprechen“ (Religion B 3). Jedoch versteht er das nicht so, als wäre der Mensch durch und durch verdorben. Er folgt hier eher den Spuren, die der irische Laienmönch Pelagius (360–ca. 420) vorzog. Alle Menschen haben eine Anlage zum Guten und zugleich einen Hang zum Bösen (vgl. Religion B 3). Das Böse ist radikal in dem Sinn, dass „es die Wurzel (lat. radix) aller unserer Entscheidungen, nämlich die ihnen zugrunde liegende Maxime betrifft“[16]. Denn alle Menschen neigen dazu, das Eigeninteresse über die allgemeine Moral zu stellen.[17] Die Selbstliebe ist insofern „die Quelle alles Bösen“ (Religion B 51). Um dieses Böse zu überwinden, bedarf es einer moralischen Revolution. Die Kirche und der Glaube an Gott können bei der Verwirklichung dieser Wandlung helfen. Entgegen der christlichen Erlösungslehre kann aber nach Kant nur der Einzelne durch „eigene Kräfte diese Revolution zu Stande bringen“ (Religion B 54–55).

Kants Wirkung auf die neuzeitliche Theologie

Die Theologie konnte nach Kant nicht einfach so weitermachen wie bisher. Die Herausforderungen waren zu gewaltig. Durfte Theologie überhaupt noch mit dem Anspruch auftreten, Wissenschaft zu sein? Wie war es um die Autorität der Heiligen Schrift bestellt? Was hatte man unter christlicher Ethik zu verstehen? Die Theologie musste sich diesen Anfragen stellen.

Beispielsweise festigte Kant in seiner Religionsschrift die neuzeitliche Kritik an der Sühneopfertheologie, indem er argumentierte, dass die Sündenschuld keine übertragbare Verbindlichkeit sei, die „etwa wie eine Geldschuld auf einen anderen übertragen werden kann, sondern die allerpersönlichste, die nur der Strafbare, nicht der Unschuldige tragen kann“ (Religion B 95). Hiermit war eine Absage an das Stellvertretungselement innerhalb der Sühnelehre verbunden. Umgekehrt ist auch die Zuschreibung einer fremden Gerechtigkeit, wie sie die reformatorische Rechtfertigungslehre vertritt, unvernünftig. Kant misstraute der Glaubensrechtfertigung, da sie nicht zur moralischen Besserung der Welt beitrage.[18]

„Kant misstraute der Glaubensrechtfertigung, da sie nicht zur moralischen Besserung der Welt beitrage.“
 

Wir finden bei ihm auch die Aufspaltung von Wissen und Glauben, die tiefe Spuren in der nachkantianischen Theologie und im gesellschaftlichen Leben allgemein hinterlassen hat. Bis zur Aufklärung war Glauben ein Fürwahrhalten von biblisch überlieferten Lehren. Biblische Erzählungen über Wunder wie die Auferstehung wurden als objektiv-historische Ereignisse verstanden. Kant hatte aber nun eine klare Grenze für den Gebrauch der Vernunft gezogen. Alles, was jenseits der sinnlichen und damit innerweltlichen Erfahrung liege, könne nicht Gegenstand von Vernunfterkenntnis sein. Biblische Wunderberichte könnten folglich nicht mehr als vernünftige Wahrheiten aufgefasst werden, da sie unseren Erfahrungshorizont überschreiten.

Dementsprechend lehnte Kant in seiner kritischen Periode auch die traditionellen Gottesbeweise ab. Ein kosmologischer Gottesbeweis schließt ja etwa von innerweltlichen Beobachtungen auf etwas, was außerhalb der sinnlich-phänomenalen Welt liegt. Auch hier wird die Grenze überschritten. Gott kann nur Gegenstand des Glaubens sein, nicht mehr Objekt vernünftiger (oder öffentlicher) Erkenntnis. Er bleibt für den Menschen grundsätzlich unerkennbar. Gott kann auch nicht mehr von außen vernünftig in unsere Welt hineinsprechen, da ja eine solche Offenbarung außerhalb der Zuständigkeit vernünftiger Erkenntnis liegt. Theologen wie Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher oder Ernst Troeltsch verlagerten deshalb die Gotteserkenntnis in den Raum der inneren Erfahrung (Gefühl oder Erlebnis).

Die Heilige Schrift konnte unter der Voraussetzung, dass Kant recht hatte, deshalb nicht mehr als Anrede Gottes gehört werden. Sie ist als Speicher menschlicher Ideen und Besinnungen auszulegen. Deshalb wurde die Bibel zunehmend nicht mehr als eine Offenbarung wahrgenommen, die Gott seinem Volk geschenkt hat und uneingeschränktes Vertrauen verdient. Die Bibel gilt als Erzeugnis einer langen historischen Entwicklung (historische Kritik) und hat sich vor dem Forum menschlichen Denkens zu bewähren (Vernunftkritik). Die Schrift gilt nicht mehr als das Maß der Vernunft, sondern die Vernunft als das Maß für die Schrift.[19]

Kants „selbstverschuldete Vormundschaft“

Kant wurde schon zu seinen Lebzeiten scharf kritisiert. Unter den Opponenten fanden sich neben Johann Gottfried Herder und Heinrich Jacobi auch der christlich motivierte Denker Johann Georg Hamann. Hamann, ein bedeutender christlicher Denker des 18. Jahrhunderts und Freund Kants, schrieb am 18. Dezember 1784, also kurz nach Erscheinen von Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?[20], einen Brief an Christian Jacob Kraus, einen begabten Schüler Kants und Professor für Praktische Philosophie in Königsberg. In diesem Brief stellt Hamann Kants Thesen geradezu auf den Kopf. Er wirft ihm vor, selbst ein Vormünder zu sein, der sich „gegen unmündige Leser dadurch ein Ansehen geben will“[21]. Die Unmündigkeit sei nicht selbst verschuldet, nicht Faulheit und Feigheit seien die Ursachen derselben, die Schuld läge bei dem „blinden oder unsichtbaren Vormund“[22]. „Worinn besteht nun das Unvermögen oder die Schuld des fälschlich angeklagten Unmündigen? In seiner eigenen Faulheit und Feigheit? Nein, in der Blindheit seines Vormundes, der sich für sehend ausgiebt, und ebendeshalb alle Schuld verantworten muß.“ Dies ist für Hamann „der Mann des Todes. Die selbstverschuldete Vormundschaft und nicht Unmündigkeit.“[23] Für Johann Georg Hamann bleibt Vernunft stets an Sprache, Geschichte und damit auch an Kultur gebunden. Auch Kants reine Vernunft ist nur eine Spielart der Vernunft.

Neben Adolf Schlatter hat auch Wilhelm Lütgert den Rationalismus der reinen Vernunft abgelehnt. Beide beklagen, dass seit Kant in der führenden Theologie des 19. Jahrhunderts über Schleiermacher zu Ritschl die Natur aus der göttlichen Offenbarung ausgeschaltet wurde. Lütgert schreibt:

„Die Folge war, dass die Theologie seit Schleiermacher aus seiner Lehre von Gott zu einer Lehre vom Glauben oder vom christlichen Bewusstsein geworden ist. Diese Beschränkung der Theologie ist überall da unvermeindlich, wo man die Berechtigung der Vernunftkritik von Kant anerkennt und daher eine Offenbarung Gottes in Natur und Geschichte leugnet.“[24]

Karl-Heinz Michel hat sich auf der Grundlage des christlichen Glaubens sehr gründlich mit Kants Erkenntnistheorie auseinandergesetzt. Seiner Meinung nach kennt die christliche Gotteslehre selbstverständlich eine Offenbarung in Raum und Zeit mit sinnlich-empirischem Charakter: „Nach der Bibel gibt es eben keinerlei Anhaltspunkt dafür, daß Gott als ein geistiges Wesen dem Menschen eben nur geistig erfaßbar wäre, ganz abgesehen davon, Gottes ‚Geist‘ und die geistigen Fähigkeiten des Menschen nirgendwo identifiziert werden. Sondern Gott begegnet seinem Geschöpf so, wie er es geschaffen hat: leiblich-seelisch-geistig.“[25]

Der katholische Religionsphilosoph Martin Rhonheimer weist darauf hin, dass Kant zwar „die Brüchigkeit der Philosophie seiner Zeit durchschaute, selbst aber von ihren Voraussetzungen und den von ihr gebotenen Denkmitteln abhängig blieb“[26]. Klassische Metaphysik und Erkenntnistheorie seien „Kant weitgehend unbekannt gewesen“ und seine Vorstellungen darüber, was in der Philosophie vor Descartes geschehen war, seien „als historisch unerleuchtet, ja abwegig zu bezeichnen.[27] Kants Kritik der reinen Vernunft beruhe auf einem Missverständnis darüber, was Metaphysik ist.

Auch der renommierte Religionsphilosoph Alvin Plantinga hat sich bei seiner Kritik des neuzeitlichen erkenntnistheoretischen „Fundamentalismus“ vor allem an Kant abgearbeitet und gegen die Behauptung angeschrieben, Gott sei für uns Menschen aus prinzipiellen Gründen unerfahrbar. Er beginnt sein Hauptwerk Gewährleisteter christlicher Glaube mit einer Erörterung der kantschen Transzendentalphilosophie[28] und erklärt: Kant habe merkwürdigerweise keine Begründung für die Behauptung geliefert, Gott bleibe für den Menschen unerkennbar. Plantinga schreibt:

„Offenbar gibt es weder bei Kant selbst noch unter seinen Nachfolgern triftige Gründe für die Schlussfolgerung, unsere Begriffe träfen auf Gott nicht zu, weshalb wir uns gedanklich gar nicht auf ihn beziehen könnten. Moderne Theologen und andere Autoren beklagen sich mitunter darüber, dass die Religionsphilosophen heute oft so schreiben, als hätten sie ihren Kant nicht gelesen. Der Grund, weshalb sie so schreiben, liegt aber vielleicht nicht darin, dass sie ihren Kant nicht gelesen haben, sondern eher darin, dass sie ihn zwar tatsächlich gelesen haben, sich jedoch nicht haben überzeugen lassen. Vielleicht lassen sie sich nicht zu der Überzeugung bewegen, Kant habe wirklich behauptet, dass unsere Begriffe nicht auf Gott zutreffen. Oder aber: Sie räumen zwar vielleicht ein, dass diese These tatsächlich von Kant vertreten wird, lassen es sich aber nicht einreden, dass er recht hat. Schließlich ist es keine unabänderliche Selbstverständlichkeit des Geisteslebens, dass Kant recht hat. Wie dem auch sei, sie glauben nicht, dass Kant Gründe für die Behauptung genannt hat, wir seien außerstande, uns gedanklich auf Gott zu beziehen.“[29]

Schlussbemerkungen

Immanuel Kant gehört zu den großen Philosophen der europäischen Geschichte. Er hat mit seinen drei Kritiken und den sonstigen Abhandlungen das Projekt der „Aufklärung“ durch eine Krise geführt und gefestigt. In mancherlei Hinsicht war er originell und brillant. Volker Gerhard rückt ihn – wohl etwas übertrieben – in die Nähe von Platon und Aristoteles.[30]

Als Philosoph suchte Kant nach vernünftigen und zusammenhängenden Erklärungen für das, was ist. Er ging den Dingen mit Neugier und Beharrlichkeit auf den Grund, wie seine vier großen Fragen „Was kann ich wissen?“, „Was soll ich tun?“, „Was darf ich hoffen?“, und „Was ist der Mensch?“, zeigen. Anders als die spätmodernen Philosophen war er auf der Suche nach zusammenhängender objektiver Erkenntnis und Moral. Wir dürfen dankbar sein, dass Kant sich für die Freiheit des Denkens eingesetzt hat. Das intellektuelle Klima litt damals sehr an Denkverboten und Kant selbst bekam die Zensur zu spüren.

Seine Religionsphilosophie folgt der aufklärerischen Tendenz, Religion auf vernünftige, moralisch bedingte Positionen zu reduzieren. Er hebt sich von anderen Aufklärern seiner Zeit dadurch ab, dass er sie mit seiner Transzendentalphilosophie verbindet und sogar von ihr ableitet. Die Morallehre setzt bei ihm keine Offenbarung oder Religion mehr voraus. Es ist umgekehrt: Nach Kant hängt die Religion von der Ethik ab und ist nur insofern nützlich, soweit sie vernünftig ist und das sittliche Leben fördert.

Die von ihm vorgeschlagene Aufspaltung zwischen dem öffentlichen und privaten Gebrauch der Vernunft hat dahin geführt, dass sich der öffentliche Diskurs streng wissenschaftlich vor dem Forum der Vernunft zu verantworten hat, während Fragen des Glaubens privatisiert wurden. Hier zeichnet sich für den Bereich der Theologie eine Rivalität zwischen Universität und Kanzel ab, die bis heute anhält. An den Universitäten kann etwas anderes gelehrt werden als in den Gemeinden. Freilich wurden und werden die Pfarrer und Pastoren, die in den Gemeinden ihren Dienst tun, meist an Einrichtungen ausgebildet, die dem öffentlichen Diskurs verpflichtet sind. Auf diesem Weg landet die „aufgeklärte Theologie“ dann eben doch in den Gemeinden – und diese haben ihr wenig entgegenzusetzen.

Kants Philosophie neigt insgesamt zu Dualismen. Es gibt nicht nur den Gegensatz von öffentlichen und privaten Gebrauch der Vernunft, sondern auch die Dualismen von Natur und Freiheit, Glaube und Geschichte sowie dem Phänomenalen (Dingen des Erfahrungsbereiches) und dem Noumenalen (Dingen der Gedankenwelt).[31]

„Aus christlicher Sicht ist Gottes Wissen schöpferisch, das von uns Menschen hingegen eher ‚entdeckend‘ und in jeder Hinsicht von Gott abhängig.“
 

Sein Beharren auf die menschliche Autonomie ist nicht mit einer christlichen Perspektive in Einklang zu bringen, sondern im Gegenteil als Hybris zu werten. Alvin Plantinga und andere haben herausgearbeitet, dass Kants Ansatz eine Umkehrung der christlichen Erkenntnistheorie darstellt. Aus christlicher Sicht ist Gottes Wissen schöpferisch, das von uns Menschen hingegen eher „entdeckend“ und in jeder Hinsicht von Gott abhängig.[32] Die letztgültige Deutungshoheit für das, was ist, liegt nicht im menschlichen Geist, sondern bei Gott. „Kant hat“ – um es mit Cornelius Van Til zu sagen – „Raum für den ‚Glauben‘ geschaffen, aber nicht für den biblischen Glauben.“[33]

In gewisser Weise arbeitet sich die Theologie noch immer an Kant ab. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass wir bei der Auslegung der Heiligen Schrift unbekümmert auf „atheistische Methoden“ zurückgreifen.[34] Es ist an der Zeit, dass die christliche Theologie sich von dem „unsichtbaren Vormund“ emanzipiert.


1 Vgl. Arsenij Gulyga, Immanuel Kant, Frankfurt a. Main: Suhrkamp, 1985, S. 20.

2 Manfred Kühn, Kant, München: C.H. Beck, 2024, S. 43.

3 Der Beruf des Riemers war verwandt mit dem eines Schuhmachers oder Sattlers. Sie stellten vor allem Geschirre für Pferde und Kutschen her.

4 Die Metaphysik fragt nach dem, was über die Natur hinausreicht oder vor ihr liegt. Die griechische Bezeichnung geht wahrscheinlich auf Andronikos von Rhodos zurück (ca. 70 v.Chr.), der bei der Ordnung der Werke des Aristoteles die Bücher über die „ersten Fragen“ den Büchern „über die Natur“ nachstellte. Die Metaphysik (lat. metaphysica; griechisch metá = danach, hinter, jenseits und phýsis = Natur, natürliche Beschaffenheit) geht den ersten oder letzten Fragen nach (je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet), wie etwa: Warum existiert das Universum? Gibt es einen Gott und welche Eigenschaften besitzt er? Gibt es einen Unterschied zwischen Geist und Materie? Besitzt der Mensch eine Seele?

5 Vgl. Rudolf Reicke, Kantiana: Beiträge zu Immanuel Kants Leben und Schriften, Königsberg: Theile, 1860, S. 16.

6 So Rudolf Reicke, Kantiana, 1860, S. 16.

7 Friedrich Kaulbach, Immanuel Kant, Berlin: De Gruyter, 1969, S. 17.

8 Volker Gerhardt schreibt: „Die Philosophie der letzten beiden Jahrhunderte stand im Zeichen Kants. Zwar hat es, innerhalb wie außerhalb der Philosophie, bemerkenswerten Widerstand gegen sein kritisches Philosophieren gegeben. Doch im Abstand von sieben oder acht Generationen wird deutlich, dass eigentlich nur die Romantik eine bleibende Opposition zu erzeugen vermochte“ (Volker Gerhardt, Immanuel Kant, Reclams Universal-Bibliothek, 3. Aufl., Ditzingen: Reclam, 2022, S. 7).

9 Friedrich Kaulbach, Immanuel Kant, 1969, S. 12.

10 Den ersten Teil konnte Kant im Frühjahr 1792 unter dem Titel „Über das radikale Böse“ in der Berlinische Monatsschrift publizieren. Für den zweiten Teil bekam die Zeitschrift keine Druckerlaubnis, da er „ganz in die bibl. Theologie einschlage“, wie Hillmer im Auftrag der „Immediate Examinations-Kommission“ am 14. Juni an den Verleger Biester schrieb. Kant publizierte daraufhin zur Ostermesse 1793 die gesamte philosophische Religionslehre unter dem Titel Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft.

11 Manfred Kühn schreibt: „Mochte er auch in seiner Philosophie die Hoffnung auf ein ewiges Leben und eine künftige Existenz hochgehalten haben, in seinem Privatleben hatten ihn solche Ideen kalt gelassen. Scheffner hatte häufig gehört, wie sich Kant verächtlich über Gebete und andere religiöse Praktiken äußerte. Die organisierte Religion erfüllte ihn mit Zorn. Jedem, der Kant persönlich kannte, war klar, daß ihm der Glaube an einen persönlichen Gott fremd war. Gott und Unsterblichkeit hatte er zwar postuliert, glaubte aber selbst an keines von beiden. Seine feste Überzeugung war, daß derartige Glaubensvorstellungen lediglich eine Sache des ‚individuellen Bedürfnisses‘ seien. Er selbst empfand kein derartiges Bedürfnis“ (Manfred Kühn, Kant, 2024, S. 16–17).

12 Marcus Willaschek, Kant, München: C.H. Beck, 2023, S. 205.

13 Marcus Willaschek, Kant, 2023, S. 199.

14 Kant unterscheidet zwischen kategorischen und hypothetischen Imperativen. Hypothetische Imperative sind bedingt, der kategorische Imperativ ist ein Gebot, das sich nötigend an alle sinnlich-vernünftigen (nicht rein-vernünftigen) Wesen richtet. Alle vernünftigen Wesen müssen ihn daher jederzeit und überall befolgen. Kant hat den kategorischen Imperativ in verschiedenen Formeln überliefert. Sehr bekannt in die Universalisierungsformel aus der Kritik der praktischen Vernunft: „Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“ (KpV, § 7, S. 30).

15 Vgl. Marcus Willaschek, Kant, 2023, S. 199.

16 Vgl. Marcus Willaschek, Kant, 2023, S. 200.

17 Jürgen Habermas schreibt: „Kant bietet eigentlich keine Erklärung für den Ursprung des ‚radikal Bösen‘ an, das zwar in jedem Menschen als ein ‚Hang zum Bösen‘ inkarniert und doch nicht als eine ‚angeborene‘ Eigenschaft seiner moralischen Verantwortung entzogen wäre. Er spricht ausdrücklich von der Unbegreiflichkeit dieser ‚Verkehrtheit des Herzens‘ … und rechtfertigt diese mit der Spontaneität der – von uns als ursprungslos erfahrenen – Freiheit“ (Auch eine Geschichte der Philosophie, Bd. 2, Frankfurt a. Main: Suhrkamp, 2. Aufl., 2019, S. 330.

18 Er schreibt: „Allein es ist gar nicht einzusehen, wie ein vernünftiger Mensch, der sich strafschuldig weiß, im Ernst glauben könne, er habe nur nötig, die Botschaft von einer für ihn geleisteten Genugtuung zu glauben, und sie (wie die Juristen sagen) utiliter anzunehmen, um seine Schuld als getilgt anzusehen, und zwar dermaßen (mit der Wurzel sogar), daß auch fürs künftige ein guter Lebenswandel, um den er sich bisher nicht die mindeste Mühe gegeben hat, von diesem Glauben und der Akzeptation der angebotenen Wohltat, die unausbleibliche Folge sein werde“ (Religion B 169, S. 157).

19 Vgl. Ron Kubsch, Sollte Gott gesagt haben?, 2. überarb. u. erweiterte Aufl., München: E21, 2022, bes. S. 13–34.

20 Immanuel Kant, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, Berlinische Monatsschrift, 1784, H. 12, S. 481–494, URL: https://www.deutschestextarchiv.de/book/show/kant_aufklaerung_1784 (Stand: 04.04.24). Siehe dazu auch Thomas Brose, „‚Selbstverschuldete Vormundschaft‘ Hamann und Kant im Konflikt um Vernunft, Glaube und Aufklärung“, in: Johann Georg Hamann: Religion und Gesellschaft, Berlin u. Boston: De Gruyter, 2012, S. 307–316.

21 J.G. Hamann, Brief an Kraus, Brief 788, URL: https://hamann-ausgabe.de/HKB/Briefe/788 (Stand: 03.04.24).

22 J.G. Hamann, Brief an Kraus.

23 J.G. Hamann, Brief an Kraus.

24 Wilhelm Lütgert, Die theologische Krisis der Gegenwart und ihr geistesgeschichtlicher Ursprung, Gütersloh: Bertelsmann, 1936, S. 29–30. Das Zitat wurde sprachlich leicht modernisiert.

25 Karl-Heinz Michel, Immanuel Kant und die Frage der Erkennbarkeit Gottes, Wuppertal: R. Brockhaus, 1987, S. 245.

26 Martin Rhonheimer, „Genialer Wurf und epochale Fehlleistung“, Die Tagespost, Ausgabe vom 02.02.2023, S. 25.

27 Martin Rhonheimer, „Genialer Wurf und epochale Fehlleistung“, 2023, S. 25.

28 Mit dem Begriff „transzendental“ verbindet Kant alle Erkenntnis „die nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, so fern diese a priori möglich sein sollen, überhaupt beschäftigt“ (KrV B 25). Im Unterschied zu transzendent bezieht sich transzendental also nicht auf Seiendes jenseits der eigenen Erfahrung, sondern auf die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit Erkenntnis von Seiendem überhaupt möglich ist. Transzendentalphilosophie will also methodisch erklären, wie es zu unserer Erfahrungswirklichkeit kommt.

29 Alvin Plantinga, Gewährleisteter christlicher Glaube, Berlin u. Bosten: De Gruyter, 2015, S. 34.

30 Er schreibt: „Die philosophische Präsenz dieses Denkers ist vergleichbar nur mit der Wirkung eines Platon oder Aristoteles, die über Jahrtausende hinweg gegenwärtig geblieben sind. Dabei bleibt Kant Platon im Ansatz und Aristoteles im Verfahren treu“ (Volker Gerhardt, Immanuel Kant, 2022, S. 13).

31 John Frame verweist auf gewisse Parallelen zur Philosophie Platons, auch wenn anders als bei Platon für Kant die Welt der Phänomene erkennbar ist. Siehe: John Frame, A History of Western Philosophy and Theology, Phillipsburg, NJ: P&R Publishing, 2015, S. 267–268.

32 Vgl. dazu: Craig G. Bartholomew u. Michael W. Goheen, Christian Philosophy, Grand Rapids, MI: Baker Academics, 2013, S. 146–147.

33 Cornelius Van Til, A Christian Theory of Knowledge, Phillipsburg, NJ: P&R Puiblishing, 1969, Logos Version, keine Seitenzahlen.

34 Siehe dazu: Roland Deines, Acts of God in History, WUNT 317, Tübingen: Mohr Siebeck, 2013. Obwohl Kant im Buch gar nicht erwähnt wird, ist er für die dort skizzierte Problemlage in hohem Maße mitverantwortlich.