Drei Dinge, die du über 2. Mose wissen solltest

Artikel von John Currid
26. März 2024 — 4 Min Lesedauer

Wenn ich Unterrichtsstunden über 2. Mose halte, stelle ich immer wieder fest, dass viele meiner Studenten sich nicht bewusst sind, wie tief der biblische Autor in der ägyptischen Kultur verwurzelt war. Ich glaube, dass dieses fehlende Bewusstsein auch auf einen Großteil der Gemeinde von heute zutrifft. Sowohl die jüdische als auch die christliche Tradition schreiben Mose die Autorenschaft zu. Mose kannte die Sprache Ägyptens, die Theologie des ägyptischen Volkes und die Lebensweise des Landes genau. Mit anderen Worten: Mose schrieb nicht aus der Ferne über Ägypten, auch die Besonderheiten der ägyptischen Kultur waren ihm nicht unbekannt. Er war mit dem Alten Ägypten gründlich vertraut. Ich möchte kurz drei Teile des Exodusberichts betrachten, die das bestätigen.

1. In 2. Mose finden sich Anspielungen, die manchmal übersehen werden

In 2. Mose 2,1–10 lesen wir, dass Jochebed, Moses Mutter, das Kind in ein „Kästchen aus Schilfrohr“ (2Mose 2,3) legte und es so dem Schilf am Nilufer anvertraute. Die beiden hebräischen Wörter für „Kästchen aus Schilfrohr“ sind beides ägyptische Lehnwörter. Das erste ist gome, was ägyptisch für „Papyrus“ ist, d.h. langes Schilfrohr, das in ägyptischen Gewässern wie dem Nil zu finden ist. Der zweite Begriff ist tevah, ein ägyptisches Wort, das „Truhe, Sarg, Arche“ bedeutet. Dieses Wort wird im Alten Testament nur in einer weiteren Geschichte verwendet, nämlich im Bericht über die Sintflut, in dem Gott zu Noah sprach: „Geh in die Arche (tevah), du und dein ganzes Haus!“ (1Mose 7,1). Das ist kein bloßer Zufall. Wir sehen hier eine bedeutende thematische Parallele: Sowohl Noah als auch Mose durchleben Wasserproben, überleben diese in einer Arche und werden dann zu Rettern für ihr Volk. (Es sei auch darauf hingewiesen, dass sowohl Noah als auch Jochebed die jeweilige Arche mit „Pech“ bedeckten, um sie vor den zerstörerischen Elementen zu schützen [vgl. 2Mose 6,14]).

„Sowohl Noah als auch Mose durchleben Wasserproben, überleben diese in einer Arche und werden dann zu Rettern für ihr Volk.“
 

In Vers 10 des Textes lesen wir über die Namensgebung von Mose durch die Tochter des Pharao, die Mose wie ihren eigenen Sohn aufzog. Sie nannte das Kind „Mose“, was sich von einem hebräischen Verb ableitet, das „herausziehen“ bedeutet. Aber dieser Name ist auch ein ägyptisches Wort, das „Sohn von“ bedeutet. In ägyptischen Namen wird es häufig in Verbindung mit anderen Wörtern verwendet: Thutmosis (Sohn des Thut) und Ahmose (Sohn des Ah) sind bekannte Beispiele. Moses Name hat jedoch kein Genitivobjekt. Sein Name bedeutet einfach nur „Sohn von“. Dies ist wahrscheinlich ein Wortspiel des biblischen Schreibers, um zu betonen, dass Mose in Wirklichkeit kein Sohn Ägyptens ist. Seine spätere Ablehnung Ägyptens bestätigt dann, dass er ein Sohn Israels ist (vgl. Hebr 11,24–25).

2. Die Plagen zeigen nicht nur Gottes Macht, sondern seine Macht im Gegensatz zu den Göttern Ägyptens

Eine zweite oft übersehene Wahrheit über das Buch Exodus ist, dass die Zerstörung Ägyptens durch die Plagen in Wirklichkeit ein Konflikt zwischen dem Gott Israels und den Göttern Ägyptens ist. Der Bericht über die Plagen beginnt damit, dass Gott den Nil schlägt und sein Wasser in Blut verwandelt (vgl. 2Mose 7,14–25). Warum richtet Gott Ägypten mit diesem Gericht? Die alten Ägypter betrachteten den Nil als die wichtigste Quelle ihrer Existenz. Sie vergötterten ihn außerdem in seiner Überschwemmungsphase (wenn er das Land bewässert) und verehrten ihn als Gott Hapi. Als der Herr das Wasser des Nils in Blut verwandelte, verhöhnte er diese ägyptische Gottheit. Diese Plage diente als Beweis dafür, dass wahrer Lebensunterhalt nur von der souveränen Hand des Herrn kommt und nicht von einer falschen heidnischen Gottheit der Ägypter. Auch die anderen Plagen können als Angriff des Herrn auf viele der wichtigsten ägyptischen Gottheiten gesehen werden.

3. Das Buch 2. Mose könnte sich absichtlich auf eine Szene aus der ägyptischen Literatur beziehen

Drittens ist es für jemanden, der die Bibel studiert, auch wichtig zu verstehen, dass Mose als Autor mit der altägyptischen Literatur jener Zeit vertraut war. Stephanus sagt uns in Apostelgeschichte 7,22: „Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet.“ Es ist deshalb im Blick auf das herausragende Ereignis, als der Herr das Rote Meer teilte, interessant, dass die Ägypter selbst einen Bericht über einen Priester hatten, der ein großes Gewässer teilte. Der Westcar-Papyrus erzählt die Geschichte des ägyptischen Königs Snofru, der im Boot über einen See fährt. Dabei fällt einer seiner Ruderinnen ihr fischförmiges Amulett ins Wasser. Snofru ruft den Priester Djadjaemanch herbei, um das Problem zu lösen. Der Priester teilt das Wasser, indem er eine Seite des Sees auf die andere legt, und findet das fischförmige Amulett auf dem trockenen Boden. Dann bringt er das Wasser des Sees wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück. Es scheint, dass sich Mose beim Beschreiben des Ereignisses am Roten Meer über diese ägyptische Geschichte lustig macht. Der ägyptische Priester mag auf der Suche nach einem wertvollen Amulett einen See geteilt haben, aber der Gott Israels teilt das gesamte Rote Meer und führt ein Volk auf trockenem Boden hindurch. Wer hat die größere Macht?