Rise up, Mom!

Rezension von Miriam Münch
30. November 2023 — 8 Min Lesedauer

Das Buch Rise up, Mom! Wie das Evangelium Dein Muttersein mit Hoffnung füllt ist neu bei CLV erschienen, wobei es dem Verlag gelungen ist, auch in der deutschen Version ein optisch ebenso schönes Buch zu gestalten wie beim englischen Original.

Zwei junge Mütter als Autorinnen

Die Autorinnen Emily Jensen und Laura Wifler, zwei junge Mütter aus Iowa, haben gemeinsam vor einigen Jahren den Dienst „Risen Motherhood“ gegründet. Risen Motherhood bedeutet so viel wie „erlöstes Muttersein“. Neben dem gleichnamigen Podcast bieten sie auf der Internetseite www.risenmotherhood.com ermutigende und hilfreiche Artikel für Mütter in allen Lebenslagen. 2019 erschien ihr gemeinsames Buch, das nun auch in deutscher Sprache erhältlich ist. Im Klappentext heißt es:

„Muttersein ist schwer. In einem Moment klopfen wir uns selbst auf die Schulter, im nächsten halten wir uns für die schlechteste Mama auf dem Planeten. Vergleiche mit anderen Müttern verunsichern uns. Die Gesellschaft will uns vorschreiben, wie eine perfekte Mutter zu sein hat. Dabei verwirrt sie uns mit gemischten Meinungen darüber, wer wir sind und was für Entscheidungen wir treffen sollten. Der Druck, alles richtig zu machen, steigt.“

Auch ich bin eine junge Mutter von drei Kindern zwischen 5 und 9 Jahren und finde mich zu 100 Prozent in dieser Aussage wieder. Mutter zu sein ist das Schwerste, was ich je erlebt habe, und manchmal frage ich mich, wie mir Gottes Wort bei dieser Aufgabe helfen kann.

Gottes Absicht mit dem Muttersein

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil wird vorab erklärt, was das Evangelium ist und was Gottes Absicht mit dem Muttersein ist.

Im zweiten Teil werden 14 verschiedene Themen behandelt, mit denen Mütter häufig konfrontiert werden. Die Autorinnen folgen dabei dem Muster Schöpfung, Sündenfall, Erlösung und Vollendung, um zu zeigen, wie erlöstes Muttersein in diesem Lebensbereich aussehen kann. Im Abschnitt „Schöpfung“ geht es darum, wie Gott sich ein Thema ursprünglich gedacht hat und wie es ohne Sünde und Gebrochenheit funktionieren sollte. Beim „Sündenfall“ wird erklärt, wie der Plan für das Muttersein durch die Sünde durchkreuzt wird. Dann wird gezeigt, wie sich die „Erlösung“ auf das Muttersein auswirkt, wofür ich Buße tun muss und wie eine Situation oder Beziehung zu einem Mittel der Evangelisation und Jüngerschaft wird und dazu dienen kann, dass Gott geehrt wird. Schließlich geht es in der „Vollendung“ darum, wie sich meine Perspektive und Hoffnung in der Gegenwart verändern. Anders formuliert: Was gibt mir in den ständig wechselnden Lebensumständen dauerhafte Freude?

Es wird deutlich, dass das Evangelium nicht nur eine Eintrittskarte in den Himmel ist, sondern auch die Kraft, die unseren Alltag verändert. Ich möchte das beispielhaft am 9. Kapitel zeigen – „Das Evangelium und unsere After-Baby-Figur“. Zuerst wird das Thema vorgestellt und mit persönlichen Erlebnissen der Autorinnen illustriert. Sie zeigen, wie verdreht unsere Vorstellungen oft sind:

„In einer Zeit der Star- und Supermodel-Mamas hat man den Eindruck, sich als gewöhnliche alte Mutter schämen zu müssen. Altern und Gewichtszunahme sind irgendwie tabu und sollten mit Seren, persönlichen Trainern und speziellen Diäten bekämpft werden, damit du bald besser aussehen kannst als mit 21. Es ist nicht nur unangenehm, postpartum auszusehen, sondern es ist eine große Ehre, auszusehen, als hätte man nie ein Baby gehabt.“ (S. 118f)

Dann kommt die Botschaft des Evangeliums ins Spiel:

Schöpfung: Erschaffen, um Leben auszutragen

Evas Körper war zwar wunderschön geschaffen, aber ihre Identität sollte nicht an ihrem äußeren Erscheinungsbild festgemacht werden, sondern an Gottes Auftrag, fruchtbar zu sein und Kindern Leben zu geben.

Sündenfall: Von den Folgen der Rebellion verunstaltet

Die Sünde führte dazu, dass Kinder zu gebären mit Schmerzen und Mühsal verbunden sein und Leiden erfordern würde. Wir möchten jedoch, dass es uns nichts kostet, eine Mutter zu sein.

Erlösung: Identifiziert mit einer Person, nicht mit einem Körpertyp

Gott schuf einen Weg für uns, um geistlich wiederhergestellt zu werden. Jesus erfuhr am eigenen Leib, was es heißt, entstellt und voller Narben zu sein und sein Blut zu vergießen, um anderen Leben zu geben. Wenn wir nun im Heiligen Geist ein neues Leben haben, bedeutet das, dass wir in diesem Leben keine bestimmte äußerliche Erscheinung zum Ziel haben, sondern der Person folgen, die uns liebt und uns unveränderlichen Wert verleiht: „Selbst unsere leiblichen Narben dank unserer Mutterschaft sind ein Schatten von Gottes kostbarer Gnade“ (S. 122).

Vollendung: Unser Körper und biblische Haushalterschaft

Der Körper, auf den wir hoffen, ist der, der mit Christus aufersteht, wenn er wiederkommt. Wir wissen, dass unsere Zeit hier auf der Erde nur kurz ist und wir in der Ewigkeit einen völlig wiederhergestellten Körper haben werden. Zum Abschluss des Kapitels gehen die Autorinnen darauf ein, wie dieses Kopfwissen sich nun in unserem täglichen Denken und Handeln auswirken kann. Gott sieht unser Herz an. Ihm geht es um eine ganz andere Art von Schönheit:

„Unsere geistige Haltung kann eine wunderbare Zufriedenheit in Situationen zeigen, in denen Sport, Antifaltencreme, teure Under-Eye-Concealer und spezielle Diätprogramme keine vernünftige Option darstellen. Wir können wahre Schönheit offenbaren, wenn die Menschen sehen, dass es uns in erster Linie darum geht, im Namen Jesu andere zu lieben, anstatt uns über unseren Hüftspeck aufzuregen.“ (S. 125)
„Trotzdem sind wir immer noch an die Realitäten unseres menschlichen Körpers gebunden … Unsere Beschränkungen weisen uns auf unser Bedürfnis nach einem Retter hin … Richte deinen Blick auf Jesus. Davon gehen deine Speckröllchen vielleicht nicht weg, wohl aber deine Voreingenommenheit mit dir selbst.“ (S. 126–127)

Das Evangelium praktisch angewandt auf das Muttersein

Am Ende jedes Kapitels gibt es noch drei Diskussionsfragen, die dabei helfen, das Gelesene entweder für sich selbst zu reflektieren oder in einer Gruppe zu besprechen. Das Buch eignet sich also auch hervorragend für Müttergruppen.

„Es sind keine neuen geistlichen Erkenntnisse oder Schlüsselerlebnisse, die über Nacht unser Muttersein revolutionieren. Es ist der jahrelange Prozess der Heiligung, das unser Herz verändert und uns zu besseren Müttern macht.“
 

Im letzten Teil des Buches geht es darum, wie wir lernen können, das Evangelium auf unser Muttersein anzuwenden. Darin wird schnell deutlich, dass es keine neuen geistlichen Erkenntnisse oder Schlüsselerlebnisse sind, die scheinbar durch eine Entscheidung oder über Nacht unser Muttersein revolutionieren. Es ist der jahrelange Prozess der Heiligung durch das Studium von Gottes Wort, das unser Herz verändert und uns zu besseren Müttern macht.

Die Autorinnen sind sich bewusst, dass gerade während der Kleinkinderjahre oft kaum Zeit für das Bibelstudium vorhanden ist. Sie berichten davon, dass ihre Erkenntnisse, die sie in diesem Buch teilen, das Ergebnis mehrerer Jahre des bewussten Übens sind, Gott und sein Wort besser zu erkennen und zu verstehen. Auch machen sie Mut, sich diese Zeit immer wieder zu nehmen:

„Es stimmt, dass wir manchmal berechtigte Gründe dafür vorbringen können, nicht viel Zeit für ein tieferes Eindringen in das Wort Gottes zu haben. Aber wir sollten uns fragen, ob der häufigste Grund, sich nicht ernsthaft mit der Bibel auseinanderzusetzen, nicht unser Zeitmangel ist, sondern … dass es einfach schwer ist. Wir haben keine Lust zu kämpfen und Opfer zu bringen. Darum lassen wir es. Wir möchten dir zur Ermutigung sagen: Die Kleinkinderjahre brauchen keine verlorenen Jahre zu sein. In jenen Stunden (oder Minuten) kommt doch allerhand zusammen.“ (S. 221)

Bei diesem Abschnitt habe mich ertappt gefühlt. Auch ich habe mich in den ersten Jahren als Mutter, als das Leben hauptsächlich von Schlafmangel dominiert war, oft nicht in der Lage gefühlt, Zeit in Gottes Wort zu verbringen. Rückblickend wünschte ich, ich hätte öfter gekämpft und das Opfer gebracht.

Ehrlich, hilfreich und empfehlenswert

Dass die Autorinnen sehr ehrlich von Situationen aus ihrem eigenen Familienleben berichten, hat mir gut gefallen. Sie teilen ihr Versagen und auch ihre Erkenntnisse. Man fühlt sich nicht belehrt, sondern ermutigt, mit ihnen gemeinsam unterwegs zu sein.

Mich selbst beschäftigt seit längerer Zeit das Thema Prioritäten im Familienalltag. Ich merke, wie stark meine Vorstellung vom Muttersein vom Zeitgeist und von den Müttern um mich herum geprägt wird. Dieses Buch war mir eine große Hilfe darin, wieder eine biblisch geprägte Vorstellung von Familie und Muttersein zu entwickeln.

Ich würde dieses Buch allen Müttern empfehlen, die mitten im Familienchaos stecken. Als ich dieses Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, war mein erster Gedanke, dass es vermutlich Pflichtlektüre für jede Schwangere sein sollte. Beim Lesen hatte ich dann aber den Eindruck, dass dieses Buch seine ganze Kraft dann noch besser entfalten kann, wenn man als Mutter desillusioniert und frustriert genug ist, um zuzugeben, dass wir aus eigener Kraft doch nicht die perfekte Mutter sein können und uns die Notwendigkeit der Erlösung im Alltag bewusst geworden ist.

Buch

Emily Jensen und Laura Wifler, Rise up, Mom! Wie das Evangelium Dein Muttersein mit Hoffnung füllt, Bielefeld: CLV, 2023. 256 S., ca. 14,90 Euro.