Eine Gemeinde für Jung und Alt?
Chancen und Risiken altersspezifischer Dienste
„Meine Teenies wollen immer nur Videospiele spielen. Ich muss einen Weg finden, sie von der Couch zu bekommen und für die Nachfolge und den Dienst zu motivieren.“
Normalerweise hätte mich diese Klage eines Jugendpastors nicht weiter beschäftigt. Seine Frustration war repräsentativ für eine Vielzahl von Jugendarbeitern in den letzten Jahrzehnten.
Doch seine Klage und zwei eigene Erfahrungen führten zu einem Aha-Erlebnis. Erstens diente ich während meiner theologischen Ausbildung unter älteren Menschen in unserer Gemeinde. Zweitens hatte ich erst am Vortag einen Artikel über die steigende Nachfrage an Wii-Spielekonsolen in Seniorenheimen gelesen.
„Moment mal“, warf ich ein. „Das klingt jetzt vielleicht verrückt, aber glaubst du, du könntest deine Jugendlichen dazu motivieren, mit meinen Senioren auf der Wii zu spielen?”
Gesagt, getan. Kurze Zeit später machten die Teenager unserer Gemeinde Besuche in Pflegeheimen und Einrichtungen für betreutes Wohnen und traten über virtuelle Bowlingbahnen und Tennisplätze mit Männern und Frauen in Kontakt, die teilweise 80 Jahre älter waren.
„Ein generationsübergreifender Dienst ist von großem Vorteil. Wir alle können von Geschwistern lernen, die sich in einer anderen Lebenssituation als wir befinden – und sie von uns.“
Währenddessen gaben die Mitarbeiter der jeweiligen Altersgruppe Tipps, welche Art von Gesprächen erbaulich und ermutigend sein könnten.
„Hey Sarah, siehst du die Dame in dem roten Pullover? Sie war während der Weltwirtschaftskrise ein junges Mädchen. Du könntest sie fragen, wie das für sie war und wie sie Gottes Fürsorge erlebte.“
„Herr Weber, Sie sollten sich Timo unbedingt vorstellen. So wie ich Sie kenne, waren Sie ihm in Ihren jungen Jahren sehr ähnlich. Fragen Sie ihn doch mal, wie es ist, als Christ an seiner Schule zu leben.“
Ein generationsübergreifender Dienst ist von großem Vorteil. Wir alle können von Geschwistern lernen, die sich in einer anderen Lebenssituation als wir befinden – und sie von uns.
Lasst uns ein wenig mehr über die Vor- und Nachteile eines Dienstes nachdenken, der nach Alter und Entwicklungsstand unterteilt ist.
Chancen und Risiken
Wir neigen oft dazu, eine Liste von Vorteilen eines solchen Dienstes zu erstellen, gefolgt von einer separaten Liste der Nachteile. Ich denke jedoch, dass es hilfreich sein könnte, einen kategorischen Ansatz zu verfolgen, da die Vor- und Nachteile in Bezug auf verschiedene Aspekte des Dienstes miteinander verknüpft sind. Lasst uns die folgenden sechs Bereiche betrachten, um die Risiken und Chancen eines zielgruppenspezifischen Dienstes abzuwägen.
1. Die Bequemlichkeit des Zusammenseins
Positiv zu vermerken ist, dass der nach Altersgruppen getrennte Dienst bequemer ist. Wir sind mit Menschen zusammen, die unsere Witze kapieren, unsere Probleme verstehen und die gleichen kulturellen Referenzen verwenden.
Negativ zu vermerken ist, dass der nach Altersgruppen getrennte Dienst bequemer ist. Genau, du hast richtig gelesen. Der Vorteil kann auch ein Nachteil sein. Wenn man die biblische Gemeinschaft betrachtet, scheint es nicht so, als ob die Bequemlichkeit von größter Bedeutung war. Vielleicht brauchen wir genau das am meisten: Menschen dazu ermutigen, aus ihrem Wohlfühlbereich herauszutreten.
2. Die Unterschiede in der Jüngerschaft
Ein Vorteil des altersspezifischen Dienstes ist, dass er uns hilft, über die Herausforderungen nachzudenken, mit denen wir konfrontiert sind. Studenten können sich durch den Austausch über den Druck des Studienpensums und die Zeit nach dem Studium gegenseitig unterstützen. Das Bibelstudium für junge Singles kann die Teilnehmer in Bezug auf den Umgang mit der jeweiligen Lebenssituation ermutigen.
Wenn wir dabei jedoch nicht vorsichtig sind, werden wir jeden in unserer Gemeinde in Schubladen stecken. Wir werden fälschlicherweise so vorgehen, als ob unsere Jugendlichen nicht die Kürze des Lebens ebenso bedenken müssten wie unsere Senioren. Oder als ob unsere Mittvierziger nicht dieselben Ermutigungen zur Kindererziehung bräuchten wie unsere Jungverheirateten.
3. Der Kampf mit der Sünde
Ähnlich wie bei der Überlegung zur Jüngerschaft findet ein Schubladendenken statt, wenn es um unseren Kampf gegen Sünde geht. Dem 25-Jährigen zu helfen, mit Lust umzugehen, dem 45-Jährigen gegen Gier zu kämpfen, und dem 65-Jährigen dabei, der Angst ins Auge zu sehen, ist gut und wichtig. Ein altersspezifischer Ansatz kann uns helfen, uns mit Sünden auseinanderzusetzen, die in bestimmten Lebensphasen tendenziell stärker auftauchen.
Jedoch weiß jeder, der schon längere Zeit im Dienst tätig ist, dass kategorische Einteilungen hier an ihre Grenzen kommen. Möglicherweise kämpft der 65-Jährige mit Lust, der 25-Jährige mit Gier und der 45-Jährige mit Lust, Gier und Angst.
4. Das Zeugnis für die Welt
Das Großartige an der altersspezifischen Arbeit ist, dass sie für Außenstehende so attraktiv ist. Es ist einfach für jemanden, zu einer Veranstaltung zu kommen – seien es Jugendliche, Studenten oder junge Erwachsene – und Leute zu treffen, die genau wie sie aussehen, sich ähnlich kleiden und gleich reden. Es ist anziehend, und das ist an und für sich keine schlechte Sache.
Dennoch besteht die Gefahr, dass Menschen nur zu einem bestimmten Bereich der Gemeinde hingezogen werden, wobei das christliche Leben aber in allen Bereichen des Leibes gelebt werden soll. Darüber hinaus versäumt der altersgetrennte Ansatz die wunderbare Gelegenheit, sich als „überzeugende Gemeinschaft“ zu präsentieren, die vielfältig, aber durch eine gemeinsame Liebe zu Jesus vereint ist.
5. Die Gesundheit der Familie
Mit „Familie“ meine ich sowohl die biologische als auch die kirchliche Familie. Einerseits kann ein nach Altersgruppen getrennter Dienst dazu dienen, unseren Kindern in verschiedenen Entwicklungsstadien wirklich erbauliche Angebote, Anweisungen und Gemeinschaft zu bieten.
Dieselben Aktivitäten können unsere Kinder jedoch von der Familie und der größeren Gemeindeversammlung wegziehen. Das bedeutet nicht, dass wir die Jugendgruppe abschaffen sollten; es bedeutet nur, dass wir den Zeitpunkt und die Häufigkeit solcher Veranstaltungen berücksichtigen müssen.
6. Die Entwicklung von Leitern
Der stark fokussierte Dienst, der innerhalb einer klar definierten Zielgruppe stattfindet, wird es unseren Leitern ermöglichen, in diesem Bereich des Dienstes herausragende Fähigkeiten zu entwickeln. Jugendleiter können mit ihrem Team eine attraktive Veranstaltung abhalten. Niemand kann dem Dienst unter Studenten das Wasser reichen, wenn es um persönliche Evangelisation geht. Für junge Pastoren wäre es kein Problem, spontan eine Hochzeit abzuhalten.
Du verstehst, was ich meine. Aber sehr oft sind unsere Jugendpastoren nicht dafür gerüstet, bei einer Beerdigung zu predigen. Unsere Verantwortlichen der Kinderarbeit fühlen sich nicht in der Lage, ein Paar in der Ehevorbereitung zu begleiten. Für unseren Pastor, der für die Seniorenarbeit beauftragt ist, liegt die Koordinierung eines evangelistischen Einsatzes weit zurück. Wenn wir nicht aufpassen, kann der Laserfokus zum Tunnelblick werden und das Wachstum unserer Leiter wird gehemmt.
Ein weiser Mittelweg
Wir könnten noch viel weiter gehen, und vielleicht wäre es eine gute Übung für dich, über deine Gemeinde nachzudenken und darüber, wie Alterstrennungen – oder das Fehlen derselben – einen bestimmten Aspekt des Dienstes entweder fördern oder ihm schaden.
Doch es muss kein Entweder/Oder sein.
Deine Gemeinde kann eine Jugendgruppe und Sonntagsschule anbieten, aber zu einer Zeit und in einer Häufigkeit, die die Jugendlichen und Kinder nicht ständig von der Gemeinde trennt. Ihr könnt einen Dienst unter Studenten haben, aber entscheidet euch bewusst dafür, sie mit den Familien in der Gemeinde in Kontakt zu bringen. Ihr könnt Veranstaltungen für Senioren anbieten, aber achtet darauf, dass eure Kleingruppenstruktur die Generationen so einbindet, dass alle miteinander in Kontakt kommen und voneinander lernen.
Lasst uns Gott für die wunderbare Vielfalt in der Ortsgemeinde danken! Lasst uns gewissenhaft darüber nachdenken, wie wir Alter und Entwicklungsstand für die Förderung des Evangeliums berücksichtigen und gleichzeitig die gängigen Fallstricke vermeiden können. Möge der Herr dazu viel Gnade geben!