Wie können Gemeinden Singles unterstützen?
Das Singledasein in der Gemeinde gleicht häufig einem Warteraum, wo alle diejenigen drinsitzen, die das Erwachsenenalter erreicht, aber noch keinen Ehepartner gefunden haben. Für diejenigen, die ihr Leben noch nicht ganz auf die Reihe bekommen haben: Willkommen im Singledasein.
Dabei sind die Alleinstehenden einer Gemeinde kein Trostpreis, sondern ein Geschenk Gottes. Wie kümmert sich die Gemeinde um Singles, ohne ihnen das Gefühl zu vermitteln, an einem christlichen Speed-Dating-Event teilzunehmen?
Ganz gleich ob Single-Dienst oder Veranstaltungen, vielen Gemeinden würde es helfen, wenn sie darauf achten, wie sie sich um Alleinstehende kümmern, und nicht nur, welche Veranstaltungen sie anbieten.
Der Ton macht die Musik
Wie würdest du über Singles predigen? In 1. Korinther 7,8–9 schreibt Paulus, selbst ein Single, Folgendes: „Ich sage aber den Ledigen und den Witwen: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten; denn heiraten ist besser als in Glut geraten.“
Häufig sprechen wir bei diesem Text gerne über den zweiten Teil, wie die Heirat ein Ausweg für Leute ist, die sich nicht enthalten können. Das ist auch nicht falsch, aber der Vers 8 verdient ebenfalls Beachtung. Paulus’ Vorliebe für das Singledasein mag nicht von allen Alleinstehenden geteilt werden, aber seine Sichtweise ist, dass das Singledasein an sich gut ist.
„Das Singledasein ist nicht nur für einige wenige gut, sondern es ist an und für sich gut.“
Es geht sogar noch weiter: Man bedenke, wen Paulus hier anspricht. Die Zuhörerschaft von Paulus beschränkt sich nicht auf diejenigen, die eine übernatürliche Gabe der Asexualität haben, sondern beinhaltet auch die Ledigen und Witwen. Paulus sieht das Singledasein als so gut an, dass er sogar Witwen, die schon einmal verheiratetet gewesen sind, zum Ledigbleiben ermutigt! Das Singledasein ist nicht nur für einige wenige gut, sondern es ist an und für sich gut. Es ist gut, ledig zu bleiben.
Was sind die einzigartigen Vorteile des Singledaseins? Wie wird es bisher bei euch in der Gemeinde praktiziert? Wie passen Alleinstehende in euer Gemeindeleben?
Die Antwort auf diese Fragen bestimmt, wie du in deiner Gemeinde über das Singledasein sprichst. Singlesein ist kein Problem, welches es zu lösen gilt; es ist ein Geschenk, das gefeiert werden möchte.
Würden die Gemeindemitglieder eurer Gemeinde sagen, dass der Ton, in dem du über das Singledasein sprichst, bekräftigt, dass es gut ist?
Die Art, wie wir über das Singledasein sprechen, offenbart unsere Wertschätzung. Ein Ehemann, der ständig abfällig über seine Frau spricht, mag zwar behaupten, sie zu lieben, aber faktisch zerstört er sie. Ein Ehemann, der seine Frau ermutigt und ihre Gaben lobt, baut sie auf. Genauso können wir das Singledasein aufbauen durch die Art und Weise, wie wir darüber sprechen. Zeige deine Wertschätzung in der Art und Weise, wie du mit und über Alleinstehende sprichst. (An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich in meinem Singledasein immer wieder Pastoren kennenlernen durfte, die mich in meinem Singledasein ermutigt und aufgebaut haben. Vielen Dank dafür!)
Gottesfurcht als Ziel
Was ist eigentlich das große Ziel für die Alleinstehenden in eurer Gemeinde?
Wenn wir die Ehe zum Ziel erklären, haben wir das Ziel verfehlt. Einige Singles waren vielleicht schon einmal verheiratet. Dann gibt es Menschen, die aufgrund homosexueller Empfindungen die biblische Ehe nicht als Option sehen. Andere wiederum sehnen sich jahrelang nach einer Heirat und es funktioniert einfach nicht. Wenn Ehe das ausgewiesene Ziel ist, werden diese Menschen in einem sich ständig drehenden Riesenrad von Dating-Tutorials, Ehetipps und Aufrufen, ins Erwachsenenleben fortzuschreiten, festsitzen.
„Unsere Single-Arbeit in der Gemeinde sollte nach Gottesfurcht streben.“
Die Ehe ist ein wundervolles Geschenk, wie so viele wundervolle Geschenke, die Gott uns gegeben hat. Unsere Single-Arbeit in der Gemeinde sollte aber nach Gottesfurcht streben. Würde Paulus, ein Single, von der Single-Arbeit eurer Gemeinde profitieren? Und was ist mit Jesus?
Deine Arbeit wird durch ihre Ziele bestimmt. Ziele auf Gottesfurcht ab!
Das mag für den einen oder anderen bedeuten, dass man weniger darauf schaut, wo die Leute in der Zukunft sein wollen, und sich mehr auf das Hier und Jetzt konzentriert. Hilf den Singles deiner Gemeinde, von Christus ergriffen zu sein.
Hilf ihnen, göttliche Zufriedenheit zu üben, die die Schwierigkeiten anerkennt, die mit dem Singledasein verbunden sind. Zufriedenheit, die den Segen des Singledaseins sieht und Christus in allen Umständen des Lebens vertraut, nicht nur für eine zukünftige Ehe. Hilf den Singles, ihre ungeteilte Kraft darauf zu konzentrieren, in Gottes Wort einzutauchen, tief über Christus nachzudenken und das Gebet zu priorisieren. Hilf ihnen, ihre Freiheit und Flexibilität dazu zu nutzen, anderen in der Gemeinde zu helfen.
Eine Möglichkeit hierfür sind Gemeindevisionen bzw. Glaubensbekenntnisse. Ich setze mich regelmäßig mit den Alleinstehenden unserer Gemeinde zusammen und arbeite das Glaubensbekenntnis unserer Gemeinde mit folgender Fragestellung durch: „Wie kannst du diese Gemeindevision in einer Art und Weise erfüllen, in der es verheiratete Mitglieder nicht tun können?“
Stärke die Singles eurer Gemeinde, indem du für die Gegenwart eine Vision von einem gottgefälligen Singledasein gibst.
Integration
In Markus 10,29–30 gibt Jesus uns ein Versprechen:
„Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Weltzeit ewiges Leben.“
Jesu Versprechen von der Familie gilt nicht nur für den Himmel, es gilt bereits heute. Wenn wir Singles in das Familienleben unserer Gemeinde integrieren, offenbaren wir die Erfüllung dieses Versprechens.
„Auch verheiratete Gemeindemitglieder brauchen Alleinstehende in ihrem Leben.“
Es gibt einzigartige Segnungen und Herausforderungen des Singledaseins, die besondere Aufmerksamkeit verdienen. Doch wenn die Single-Arbeit der Gemeinde sich nur darum dreht, wie junge Alleinstehende mit anderen Alleinstehenden das Leben teilen und Jüngerschaft üben, dann zeigt man den Alleinstehenden eine unzureichende Sicht auf aufblühendes Singleleben. Eine Gemeinde in ihre demographischen Bestandteile zu zersetzen, schmälert die Einheit, die wir im Evangelium begründet sehen.
Ich bin schon durch so viele Gemeindemitglieder gesegnet worden, die mich in ihr Leben gelassen haben, verheiratete Heilige, die mich eingeladen haben, Teil ihrer Freuden und Nöte zu werden. Familien, die mit mir ihre chaotischen und schönen Familienmomente geteilt haben. Ich bin gerne ein Adoptivsohn und -onkel; und das gleich dutzendfach. Das Vorrecht, das Geheimnis des Evangeliums im Eheleben zu sehen, ist für mich Gnade. Ich brauche diese Familien in meinem Leben.
Aber auch verheiratete Gemeindemitglieder brauchen Alleinstehende in ihrem Leben. Dadurch erhalten sie eine Perspektive, die verheiratete Mitglieder nicht mehr haben. Singles können eine physische Erinnerung an Matthäus 22,30 sein: „[I]n der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet.“ Kinder, die Zeit mit aufblühenden Singles verbringen, erfahren etwas Besseres, als bloß einen Ehepartner zu finden, der sie „vervollständigt“. Verheiratete Paare erleben hierdurch den Glauben an die Genügsamkeit in Christus. Sam Allberry bringt es auf den Punkt: „Wenn die Ehe uns die Form des Evangeliums zeigt, dann zeigt uns das Singledasein seine Hinlänglichkeit.”
Leite die Gemeinde dazu an, dafür zu beten, dass verheiratete Mitglieder das Leben mit ledigen Mitgliedern teilen. Ermutige verheiratete Mitglieder, sich von dem Zwang zu lösen, ein ideales Leben zu Hause vorzeigen zu müssen. Ermutige ledige Mitglieder, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und auf verheiratete Mitglieder zuzugehen (und sogar Familien in ihr Haus einzuladen!).
Mark Dever hat bemerkt, dass die Gesundheit und das Wachstum seiner Gemeinde zu guten Teilen vielen Singles zu verdanken ist. Sie stehen für die Jüngerschaftsarbeit und andere gute Dienste in einer Weise zur Verfügung, wie es Verheiratete oft nicht tun können.
Die Singles in eurer Gemeinde befinden sich nicht einfach geistlich in der Schwebe, gefangen in einem Warteraum, bis sie endlich in die Ehe eintreten können. Sie haben vielmehr von Gott ein einzigartiges Geschenk für diesen Lebensabschnitt erhalten, um dem Herrn zu dienen und ihn zu lieben. Hilf ihnen zu erkennen, dass ihr Singledasein absolut lohnenswert ist.