Leben für Gott
Was braucht der Mensch, um ein Leben für Gott zu führen? Die Antwort von Mark Jones ist kurz und einfach: gesunde Lehre. Auf den ersten Seiten seines Buches Leben für Gott erklärt er:
„Unsere Herangehensweise an das christliche Leben muss auf der Überzeugung beruhen, dass eine gesunde Lehre und ein gottgefälliges Leben Hand in Hand gehen; die gesunde Lehre muss dabei immer Grundlage für das gottgefällige Leben sein.“ (S. 12)
Weil Jones diese Überzeugung hat, schrieb er ein Buch, das die gesunde Lehre leicht zugänglich auf den Punkt bringt. Er legt dabei den Schwerpunkt auf folgende fünf Lehren:
- Die Dreieinigkeit
- Christus
- Der Geist
- Die Gemeinde
- Das Leben nach dem Tod
Anhand dieser Struktur versucht Jones in 18 Kapiteln das zu bündeln, was er als „das Christentum schlechthin“ bezeichnet. Diese Bezeichnung kommt aber nicht von ihm. Er hat sie von C.S. Lewis übernommen, der sie wiederum von Richard Baxter ableitete. Das Endergebnis ist im Grunde eine Dogmatik, die nicht wie eine solche aussieht.
Eine Dogmatik, die nicht wie eine solche aussieht
Die Aufgabe, die Jones sich stellt, ist enorm. Die zentralen Lehren des Christentums in einem handlichen, kleinen Buch auf den Punkt zu bringen, birgt einige Herausforderungen. Zum einen muss er selektieren: Welche theologischen Fragen und Themen wird er behandeln und welche nicht? Zum anderen muss er diese Themen für den Leser sortieren. Üblicherweise fallen diese Fragen in den Bereich der systematischen Theologie und bringen Bücher hervor, die drei bis vier Mal so umfangreich sind wie dieses.
„Jones zeigt dem Leser also nicht einfach nur, wer Gott ist, sondern auch, was das mit uns als Menschen zu tun hat.“
Seine grobe Struktur von Gotteslehre (Teil 1–3), Gemeinde (Teil 4) und den letzten Dingen (Teil 5) teilt er besonders in den einzelnen Kapiteln der Teile 1 bis 3 noch einmal auf. Dort schreibt er weniger über die Eigenschaften Gottes als vielmehr über die Funktionen der einzelnen Personen der Dreieinigkeit. Das Spannende dabei ist, dass Jones viel über diese Funktionen in Relation zu uns sagt. Dadurch verwebt er die systematisch-theologischen Bereiche der Gotteslehre und der Heilslehre miteinander. Er zeigt dem Leser also nicht einfach nur, wer Gott ist, sondern auch, was das mit uns als Menschen zu tun hat. Jones führt den Leser gewissermaßen mit einer Taschenlampe durch die systematische Theologie, leuchtet auf verschiedene Themenfelder und erklärt sie kurz, bevor es gleich zum nächsten Thema geht. Man findet in seinem Buch Abschnitte über die Sakramente, die Dreieinigkeit, die Zwei-Naturenlehre, die Heilsordnung sowie die Sühnetheologie und die Rechtfertigung, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auf ungefähr 300 Seiten so viele theologische Themen zu behandeln, ist beachtlich.
Natürlich gibt es auch Stellen, an denen ein paar Seiten mehr oder ein paar Themen weniger der Verständlichkeit des Buches als Ganzes geholfen hätten. Um ein praktisches Beispiel zu nennen: Jones schreibt in Kapitel 15 über die Taufe und erklärt auf einer halben Seite, dass die christliche Taufe in den Geschichten des Alten Testaments bereits angekündigt wird. Er nennt dabei unter anderem den Auszug aus Ägypten durch das Schilfmeer und schreibt über das Volk Israel: „Sie wurden nicht nur getauft, sie empfingen auch den Heiligen Geist“ (S. 256). Dadurch wirft Jones die große Frage nach der Rolle des Heiligen Geistes im Alten Testament auf, ohne weiter darauf einzugehen. Solche Momente gibt es beim Lesen seines Buches immer wieder.
Im Leben verwurzelte Theologie
Wer „das Christentum schlechthin“ auf den Punkt bringen möchte, wird unweigerlich Grenzen ziehen müssen. Jones impliziert durch seine Herangehensweise, dass ein Mensch, der die von ihm aufgezeigten Glaubenssätze ablehnt, sich nicht rechtmäßig Christ nennen kann. So schreibt er beispielsweise: „Ein Christentum, das die zentralen Lehren von Sünde und Buße wegdeutet, ist nicht das reine, unverfälschte Christentum der Heiligen Schrift“ (S. 180).
„Der Christ soll Trinitäts-bezogen, Christus-fokussiert, Geist-bewegt, Gemeinde-verankert und den Himmel erwartend leben. Das geht natürlich nur, wenn man auch an diese Dinge glaubt.“
Spannender ist jedoch, dass er insgesamt weniger von absoluten Glaubenssätzen spricht, als vielmehr von der Lebensausrichtung eines Christen. Der Christ soll Trinitäts-bezogen, Christus-fokussiert, Geist-bewegt, Gemeinde-verankert und den Himmel erwartend leben. Das geht natürlich nur, wenn man auch an diese Dinge glaubt. Es ist ein erfrischendes Vorgehen. Jones schafft damit eine im Leben verwurzelte Theologie, die über das einfache Bejahen dogmatischer Wahrheiten hinausgeht. Besonders bei seinen Ausführungen zur Gemeinde gelingt ihm das gut. Wir leben in einer Zeit, die den individuellen Aspekt des christlichen Glaubens stark betont. Da ist es gut, Autoren wie Jones zu haben, die die Zentralität der Ortsgemeinde hochhalten. Er spricht sich klar für strukturelle Elemente des Gemeindelebens aus, wie wir sie im Neuen Testament sehen:
„Man kann kein Einzelgänger-Christ sein. Das Neue Testament macht das Christentum vor allem zu einer ‚öffentlichen‘ Angelegenheit, in der die Gläubigen zu einer sichtbaren Versammlung des Volkes Gottes gehören, die in der Regel aus Pastoren, Ältesten, Diakonen und Mitgliedern besteht.“ (S. 225)
Über Mission, Himmel und Hölle
Etwas, das ich beim Lesen vermisst habe, ist der Missionsbefehl. Natürlich wäre das Buch dadurch um einiges umfangreicher geworden, aber zusätzlich zu den fünf Themenfeldern, die Jones behandelt, wäre dieses sechste Thema meiner Meinung nach wichtig. An manchen Stellen taucht es zwar auf, aber ein eigenes Kapitel über den Christen als „in die Welt gesandt“ wäre eine wunderbare Ergänzung gewesen.
Zum Ende von Leben für Gott schreibt Jones von einem Leben in der Erwartung des Himmels. Dabei spricht er zuerst vom ewigen Leben, das auf alle wartet, die zu Jesus gehören, und danach von der ewigen Verdammnis. Durch diese Reihenfolge (erst der Himmel, dann die Hölle) schafft Jones ein ernüchterndes Ende für sein Buch. Man könnte sogar von einem traurigen Ende sprechen, da man auf den letzten Seiten den Aufruf findet, dass die Lehre einer ewigen Hölle uns alle zu Tränen bewegen sollte.
Wer sollte dieses Buch lesen?
Jones sagt selbst, dass sein Buch als „Einführung in den christlichen Glauben“ (S. 17) zu verstehen ist – und genau das ist ihm auch gelungen. Wenn man sich die Struktur anschaut, die Jones benutzt, und sie neben das apostolische Glaubensbekenntnis legt, erkennt man eine große Ähnlichkeit. Das ist sicherlich kein Zufall. Dieses Buch eignet sich also gut für Menschen, die zum Glauben an Jesus gekommen sind und nun tiefer einsteigen wollen. Wer sich fragt, woran Christen eigentlich glauben, wird in diesem Buch gute und verständliche Antworten finden. Gleichzeitig wird derjenige aber auch neue Fragen für sich entdecken.
Buch
Mark Jones, Leben für Gott, Siegen: Sola Gratia Medien, 2023, 316 Seiten, 15,90 EUR.