Einheit in Uneinigkeiten wahren

Artikel von Andrew Davis
26. September 2023 — 5 Min Lesedauer

Die Auswirkung der Sünde in der Welt gleicht einer Splittergranate. Wird die Sprengladung entzündet, zerreißt es die Granate in winzige Stücke, die in alle Richtungen geschleudert werden und überall Schaden anrichten. So ist es, seit Adam von der verbotenen Frucht gegessen hat. Was von Gott zum Miteinander bestimmt war, wurde auseinandergerissen. Die liebevolle Gemeinschaft zwischen Menschen und Gott wurde zerstört; die zwischenmenschliche liebevolle Gemeinschaft zertrümmert (angefangen mit der Ehe); das Verhältnis von Menschen zur Schöpfung und das der Schöpfung mit sich selbst zerfetzt. So und auf viele weitere erdenkliche Weise wurde Gottes schönes Universum zerstört.

Christus kam, um alles wieder zu vollkommener Einheit zusammenzufügen. Er sprach: „Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut!“ (Mt 12,30). Johannes schrieb, dass Jesus starb, „um die zerstreuten Kinder Gottes in eins zusammenzubringen“ (vgl. Joh 11,52). Und Paulus führte aus, dass es Gottes ewiger Plan gewesen war, alle Dinge im Himmel wie auf der Erde in Christus zusammenzuführen (vgl. Eph 1,9–10). Weil dies Gottes Plan ist, betete Jesus im Johannesevangelium dementsprechend und bat den Vater drei Mal, die Erwählten einig sein zu lassen, wie es der Vater und der Sohn sind (vgl. Joh 17,11.21.26). Das ist bemerkenswert. Im Himmel werden alle Erlösten völlig eins sein; in jeder Hinsicht der Einheit der Dreieinigkeit gleichgemacht.

Worin besteht diese vollkommene Einheit der Dreieinigkeit? Es bestehen drei Personen in Gott – der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Von einem Wesen und in ihrem Willen ungeteilt, sind sie völlig eins in ihrer Absicht. Diese Art der Einheit entspricht jener, die auch die Erretteten im Himmel genießen werden.

„Geschwister werden unterschiedlicher Auffassung sein und müssen Differenzen auf eine Art und Weise lösen, die der Verherrlichung Gottes und der Verkündigung des Evangeliums am meisten dient.“
 

Wir sind jedoch noch nicht so weit. Und im Dienst des Evangeliums – besonders im Leben in der Ortsgemeinde und im Dienst an derselben wird es unweigerlich zu Meinungsverschiedenheiten kommen. Geschwister werden unterschiedlicher Auffassung sein und müssen Differenzen auf eine Art und Weise lösen, die der Verherrlichung Gottes und der Verkündigung des Evangeliums am meisten dient. Es scheint, als hätte jede im Neuen Testament direkt angesprochene Ortsgemeinde ernsthafte Probleme mit ihrer Einheit gehabt. Jakobus fragt: „Woher kommen die Kämpfe und die Streitigkeiten unter euch?“ (Jak 4,1–3). Paulus ging gegen sündige Spaltungen innerhalb der Korinthergemeinde vor (vgl. 1Kor 1,10–12). Und er selbst hatte eine heftige Meinungsverschiedenheit mit Barnabas (vgl. Apg 15,37–39). Die Kirchengeschichte ist voll von vergleichbaren Konflikten zwischen gottesfürchtigen Männern – Martin Luther und Huldrych Zwingli; George Whitefield und John Wesley; John Stott und Martyn Lloyd-Jones. Dies ist ein zeitloses Problem, welches uns auch heute noch plagt. Daher wollen wir uns fünf Beweggründe und fünf Methoden zur Aufrechterhaltung der Einheit anschauen.

Gründe für die Aufrechterhaltung der Einheit

Gegenwärtige und ewige geistliche Realität. Wahrhaftige Christen sind geistlich wirklich eins in Christus. Vom Moment der Bekehrung an sind wir eins mit Christus (vgl. Röm 6,1–4) und daher auch eins mit allen anderen Christen. Und im Himmel werden wir alle eins sein, wie es der Vater und der Sohn sind, als direkte Erhörung des hohepriesterlichen Gebets Jesu (vgl. Joh 17). Auf dieser Grundlage lassen sich kleinere Probleme ausräumen.

Gehorsam. Paulus gebietet Christen, „eifrig bemüht (zu sein), die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens“ (Eph 4,3).

Zeugnis. Jesus betete, dass seine Nachfolger zu vollendeter Einheit gelangen, „damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst“ (Joh 17,23). Der Weg hin zur größeren Einheit unter Christen in dieser Welt ist ein kraftvolles Zeugnis. Im Gegenzug schaden Streitigkeiten unter Christen demselben (vgl. Phil 2,14–16). Sündige Konflikte unter Christen geben der Welt gegenüber ein schlechtes Bild ab.

Weisheit. Wenn es zu einem Konflikt unter echten Christen kommt, darf man in der Regel davon ausgehen, Wahrheit und Weisheit auf beiden Seiten zu finden. Ich sehe die Lösung für jedes Problem gerne als Rezept mit mehreren Zutaten und beide Parteien müssen die ihren hinzugeben, um es zu beenden.

Wachstum. „Eisen schärft Eisen; ebenso schärft ein Mann den anderen“ (Spr 27,17). Gott gebraucht Konflikte, um uns zu schärfen. Er hobelt Späne unserer sündigen Natur ab und schleift uns, damit wir ihm besser dienen können.

Mittel zur Aufrechterhaltung der Einheit

Liebt einander. Schaut euch die Beschreibung der Liebe in 1. Korinther 13,4–7 an. Fangt damit an: „Die Liebe ist langmütig und gütig.“ Lasst uns immer daran denken, dass wir die Ewigkeit gemeinsam im Himmel verbringen werden, in vollkommener Liebe zueinander.

Demut. Lernt aus der Lektion in Philipper 2,1–11. Haltet euch vor Augen, dass Konflikte durch die Selbstsucht angeheizt werden, die in allen von uns wohnt. Paulus’ Gebot ist es, andere und ihre Interessen mehr zu achten als uns selbst und die unsrigen.

Das Wort. Alle Angelegenheiten müssen letztendlich durch fundierte Auslegung von dafür relevanten Bibelstellen gelöst werden. Durch das rechte Teilen des Wortes der Wahrheit (vgl. 2Tim 2,15) werden wir zu größerer Reife in Christus gelangen (vgl. Eph 4,15) und Gottes Weisheit in allen Umständen erkennen können.

Römer 14-Prinzipien. Das vierzehnte Kapitel des Römerbriefes ist die Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Streitfragen. Eines der Grundprinzipien ist es, nicht den Knecht eines anderen zu richten (vgl. Vers 4).

Gebet. Im Fall von Uneinigkeiten ist von Herzen kommendes Gebet entscheidend. Gott um Einheit, Weisheit, Demut und Liebe zwischen allen involvierten Parteien zu bitten, folgt dem eindeutigen Beispiel, welches Jesus uns in Johannes 17 gibt.