Das Ziel des Predigens in einer zunehmend feindseligen Kultur
John Piper wurde vor einiger Zeit gefragt: „Wie können amerikanische Pastoren damit anfangen, ihre Gemeinden auf die Verfolgung vorzubereiten?“
Das war seine Antwort:
Du hättest schon vor langer Zeit damit anfangen sollen – von deiner allerersten Predigt an, als du in deine Gemeinde kamst. Du musst deinen Gemeindemitgliedern beibringen, dass sie in erster Linie nicht Amerikaner sind, sondern Christen. Christen sind Fremde und Verbannte auf dem Planeten Erde. Diese Welt ist den Christen nichts schuldig. Christen sollten damit rechnen, leiden zu müssen.
Wir sollten diese Wahrheiten predigen, auch wenn alles gut läuft, denn Feindseligkeit gegen das Christentum ist ein Teil der gefallenen Welt. In gewisser Weise fühle ich mich ein wenig unwohl dabei, den gegenwärtigen Moment als außergewöhnlich und schrecklich darzustellen, und ihn als Grund zu nennen, warum Christen bereit sein müssen zu leiden. Seit Beginn meines fünfzigjährigen Dienstes möchte ich, dass Pastoren den Christen helfen zu erkennen, dass das Leben hart ist und dass sie leiden werden. Jesus sagte: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20b). Das ist klare biblische Lehre. Daher ist das Leiden durch Verfolgung nicht charakteristisch für Amerika. Überall auf der Welt leiden Christen unter Verfolgung.
Ich möchte Märtyrer durch mein Prediger- und Hirtenamt vorbereiten. Ich möchte, dass meine Leute an die schwierigsten Orte der Welt gehen. Auf die Frage, wie gepredigt werden soll unter Berücksichtigung der aktuellen Verfolgung und des Drucks, antworte ich also: Predige die Souveränität Gottes und rechne mit Leiden. Das ist das Gegenteil der Wohlstandstheologie, deren Problem ist, dass ihr die Lehre vom Leiden fehlt. Pastoren, ihr wollt, dass eure Gemeindemitglieder Fähigkeit zum Leiden entwickeln – egal, ob das Leiden in einem kranken Kind zum Ausdruck kommt oder in Verfolgung. Niemand weiß, auf welche Weise Christen in ihrem Leben leiden werden.
„Predige die Souveränität Gottes und rechne mit dem Leiden.“
Ich denke, die Art von Predigt, die die Gemeinde braucht, findet sich an Stellen wie 1. Petrus: „Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt“ (1Petr 2,21). Oder: „Doch wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, glückselig seid ihr! Ihr Drohen aber fürchtet nicht und lasst euch nicht beunruhigen“ (1Petr 3,14).
Oder in der Bergpredigt: „Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel!“ (Mt 5,10).
Ich denke, wenn wir ständig schildern, wie schlimm die Dinge sind, kann das dazu führen, dass die Menschen wütend werden und Bitterkeit aufkeimt. Wie setzen wir das in Beziehung zum christlichen Hedonismus? Das Letzte, was wir wollen, ist, dass die Leute am Sonntag aus der Kirche gehen und vor Wut über ihre Kultur brodeln, denn das ist bereits die vorherrschende Emotion, die sie haben.
Ich möchte, dass sie von der Souveränität Gottes begeistert sind.
Dass sie sich über ihre Rettung freuen.
Dass sie sich freuen, einen Sinn im Leben zu haben, der im Evangelium verwurzelt ist, und dass sie begeistert davon sind, dass sie, egal was in dieser Welt passiert, in der Wahrheit und Freude wandeln können.
Es bekümmert mich, dass Prediger die falsche Auffassung haben könnten, dass man sich auf das Leiden vorbereitet, indem man ständig erzählt, wie schlimm die Dinge sind.