
Jüngerschaft mit Teenagern
Wenn Leute hören, dass drei unserer vier Kinder derzeit im Teenageralter sind, atmen sie oft schwer. Manche seufzen auch. Andere starren mich blinzelnd an, während sie verarbeiten, was sie da gerade herausgefunden haben. Ich kann es nachvollziehen. Alle Eltern von Teenagern fühlen sich gelegentlich – oder Tag für Tag! – ratlos. Eine schnelle Suche bei Amazon listet hunderte Bücher auf über die Psychologie der Heranwachsenden, über das Reden mit Teens, wie man das Denken von Teenagern entschlüsselt und über den Umgang mit ihren Gefühlen. Nicht wenige von uns versuchen, genau das zu ergründen.
„Mögen unsere Gedanken und Worte als christliche Eltern unseren himmlischen Vater widerspiegeln und nicht die Welt um uns herum.“
Mein Ehemann und ich sind immer noch mitten im Dickicht der Erziehung unserer Kinder, die zwischen 15 und 25 Jahre alt sind. Die Ziellinie liegt noch in weiter Ferne. Nicht als erfahrener Experte, sondern als Weggefährte biete ich in diesem Artikel einige Wahrheiten an, die uns Halt geben, und ein paar Gewohnheiten, die wir auf diesem Weg entwickelt haben.
Drei Wahrheiten
1. Wir müssen die gesellschaftliche Einstellung zu Jugendlichen nicht teilen
Das reflexartige Seufzen, das auftritt, sobald Erwachsene über Teenager sprechen, entlarvt einen weitverbreiteten Zynismus. Dieses Murren spiegelt jedoch keinesfalls Gottes Liebe für heranwachsende Ebenbilder wider. Kinder sind ein Geschenk vom Herrn, ob sie nun Neugeborene sind oder 16 Jahre alt (vgl. Ps 127,3). Sprich anderen gegenüber positiv über deine Teenager. Zeig, wie sehr du sie schätzt, indem du ihre Gaben und Errungenschaften lobst. Such Gelegenheiten, um mit deinen Teens zu lachen und freu dich daran, wie Gott sie geschaffen hat. Mögen unsere Gedanken und Worte als christliche Eltern unseren himmlischen Vater widerspiegeln und nicht die Welt um uns herum.
2. Wir sind zur Treue berufen, doch nur Gott kann Frucht hervorbringen
Alle Eltern, die ihre Aufgabe ernst nehmen, fragen sich: „Wie kann ich sicherstellen, dass sich meine Kinder gut entwickeln (oder glücklich sind, oder gläubig)?“ Doch keiner von uns ist dazu berufen oder gar in der Lage. Der Prophet Hesekiel sagt, dass nur Gott ein steinernes Herz in ein fleischernes Herz verwandeln kann (vgl. Hes 11,19). Du und ich sind berufen, unsere Kinder zu behüten, zu lieben und ihnen die Werkzeuge zu geben, die sie für ihr geistliches Wachstum benötigen. Einzig Gott kann jedoch geistliche Frucht in ihnen hervorbringen. Mögen wir unsere Teenager der Güte und Souveränität Gottes anvertrauen, immer und immer wieder.
3. Wir können unseren Kindern nicht etwas anbieten, das wir selbst nicht besitzen
Der Apostel Paulus schrieb davon, als Trankopfer ausgegossen zu werden (vgl. 2Tim 4,6), und seine Bildsprache ist hier hilfreich. Wir können unseren Kindern nicht etwas ausgießen, das nicht vorher in uns hineingegossen worden ist. Wenn wir Jesus durch sein Wort, sein Volk und seinen Geist nachfolgen, verändert er uns durch diese Gnadenmittel. Nur dann können wir unseren Kindern diese Gnade anbieten.
„Wir können unseren Kindern nicht etwas ausgießen, das nicht vorher in uns hineingegossen worden ist.“
Versteh mich nicht falsch – du und ich müssen keine geistlichen Riesen sein, um unsere Kinder zu unterweisen. Wir Eltern befinden uns auch in einem Prozess, denn jeden Tag werden wir ein wenig mehr in Christi Ebenbild verwandelt, durch seine Gnade und Macht allein (vgl. 2Kor 3,19). Es ist allgemein bekannt, dass Kinder mehr durch unser Vorbild lernen als durch unsere Worte. Während ich also mit meinen eigenen Unzulänglichkeiten kämpfe und mich darauf verlasse, dass der Herr mich wachsen lässt und verändert, sollen meine Kinder das Aroma Christi von mir mitbekommen, weil ich mit ihm Gemeinschaft habe (vgl. 2Kor 2,15).
Vier praktische Anwendungen
Die folgenden Punkte stellen auf keinen Fall eine Formel für erfolgreiche Erziehung dar, denn nur Gott kann die Herzen unserer Jugendlichen verändern. Es sind vielmehr einfache Gewohnheiten, die Gott in den zwei Jahrzehnten meines Elterndaseins genutzt hat, um Eltern und Kinder zu stärken.
Unsere Familie hält sich auf unvollkommene und manchmal furchtbare Weise daran. Dennoch kehren wir im Glauben immer wieder zu ihnen zurück.
1. Verbringt Zeit zusammen
Jüngerschaft braucht Zeit. Jesus und Paulus haben beide eine enorme Menge ihrer Zeit in ihre Jünger investiert. Sie haben Jahre damit verbracht, gemeinsam zu reisen und zu dienen. Es gibt weder für die Qualität noch die Quantität der gemeinsam verbrachten Zeit einen Ersatz. Das kann schwierig sein, da unsere Karrieren oder andere Verpflichtungen meist besonders fordernd sind, wenn unsere Kinder ins Teenageralter kommen.
Wie wäre es, wenn ihr einige Abendessen pro Woche, gemütliche Samstagmorgen und eine gemeinsame Urlaubszeit im Jahr absolut fest einplant? Findet regelmäßig Zeit, in der ihr offline seid, das Lebenstempo drosselt und Gemeinschaft habt. Die Zeit mit unseren Teens ist äußerst flüchtig – lasst uns sie gut verwalten.
2. Lest die Bibel
Ohne Zeit in seinem Wort können weder Eltern noch Teenager erhoffen, im Herrn zu wachsen. Die Bibel heiligt uns (vgl. Joh 17,17) und vollbringt, was Gott beabsichtigt (vgl. Jes 55,11). Das Bibellesen mit deinen Teens kann merkwürdig oder herausfordernd sein, aber es ist unersetzlich.
Unsere Familie macht nichts Ausgefallenes. Jeder hat ein Bibeljournal, das in Tischnähe liegt. Wir lesen einfach jedes Mal ein Kapitel, wenn wir zusammen essen. Es ist schlicht, es ermutigt zu Gesprächen, und wir vertrauen darauf, dass es in uns allen Frucht hervorbringt.
3. Stellt Fragen
Meinen Teenagern gute Fragen zu stellen, erfordert Glauben, da ich nicht immer weiß, was sie denken, oder ob ich auf das, was sie sagen, eine gute Antwort habe. Ihre Antworten wiederum verraten mir, was sie belastet oder was ein Grund zum Feiern für sie ist. Häufig zu fragen: „Wie kann ich für dich beten?“, ist ein Fenster zu ihren Herzen.
„Die Zeit mit unseren Teens ist äußerst flüchtig – lasst uns sie gut verwalten.“
Wir haben eine Dose mit Gesprächsanstößen in der Nähe des Esstisches platziert, um das Interesse am Laufen zu halten. Wir benutzen sie in Verbindung mit unseren Bibeljournalen. Kein Thema ist tabu, und ich bin regelmäßig erstaunt darüber, wie viel sie sprechen wollen, wenn wir erst einmal angefangen haben.
4. Seid Teil einer Ortsgemeinde
Studien bestätigen, dass Kinder, die bereits in frühen Jahren am Gemeindeleben teilgenommen haben, auch als Erwachsene viel eher in der Gemeinde engagiert bleiben. Dieser Punkt könnte einen ganzen Artikel (oder ein Buch) füllen, da die verbindliche Zugehörigkeit zur Gemeinde zunehmend seltener wird. Wir müssen uns fragen: „Welches Vorbild geben wir jeden Sonntag beim Priorisieren von Sport, eigenen Vorlieben oder den Einladungen von Freuden über die Ortsgemeinde?“ Unsere Gemeinde soll unsere Familie sein, und das verlangt Verbindlichkeit.
Wenn du darauf bestehst, dass dein Teenager jede Woche den Gottesdienst und die Jugendgruppe besucht, bist du wahrscheinlich in der Minderheit und dein Teen wird sich manchmal beschweren. Du bringst ihm jedoch so bei, dass die Gemeindefamilie unerlässlich ist und, so Gott will, gibst du die Richtung dafür vor, dass er sich ein Leben lang in der Gemeinde betätigt.
Habt Mut!
Ich kenne nicht alle Einzelheiten deiner Beziehung zu deinem Teenager. Ich weiß jedoch, dass du das Beste für dein Kind willst und alles für es tun würdest. Teenager als Eltern zu begleiten ist hart. Dem Herrn zu vertrauen ist hart. Sei jedoch getrost! Gott kennt unsere Teens zutiefst und wertschätzt sie auf unermessliche Weise. Er sehnt sich danach, dass alle unsere Teenager zu ihm kommen. Mamas und Papas, lasst uns zu Jesus gehen. Wir möchten uns – und unsere Teenager – dem anvertrauen, der sie noch viel mehr liebt, als wir es tun.