Rechtfertigung allein aus Glauben

Artikel von William C. Godfrey
14. Juni 2023 — 5 Min Lesedauer

Gottes Wort lehrt unmissverständlich die Rechtfertigung allein aus Glauben. Alle, die glauben, werden „ohne Verdienst gerechtfertigt … durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt (Röm 3,24–25). Die kostbare Lehre der Rechtfertigung aus Glauben ist zwar von so enormer theologischer Bedeutung, dass Gelehrte mit diesem Thema viele Bücherregale füllen könnten, doch hier seien fünf grundlegende Aspekte in Bezug auf die Rechtfertigungslehre genannt, die jeder Christ kennen sollte:

1. Die Rechtfertigung ist ein wunderbarer Trost

Zunächst sollten wir erkennen, wie wunderbar tröstlich die Lehre von der Rechtfertigung allein aus Glauben ist. Sie erinnert uns daran, dass Jesus Christus alles vollbracht hat, was für unsere Errettung notwendig ist. Mit seinem Opfertod am Kreuz hat er die Strafe bezahlt, die wir eigentlich für unsere Sünden verdient hätten. Sein Tod hat Gottes Gerechtigkeit Genüge getan und Gottes Zorn von uns abgewendet. Zudem führte Jesus durch seinen gerechten Gehorsam dem Gesetz Gottes gegenüber ein vollkommenes Leben.

„Jeder Christ sollte Trost darin finden, dass uns der Vater in Christus so ansieht, als wären wir genauso sündlos und vollkommen wie Jesus.“
 

Sowohl die von Christus erwirkte Genugtuung als auch seine vollkommene Gerechtigkeit werden uns aus Gnade durch den Glauben zugerechnet. Daher sollte jeder Christ Trost darin finden, dass uns der Vater in Christus so ansieht, als wären wir genauso sündlos und vollkommen wie Jesus.

2. Die Rechtfertigung bringt einzigartigen Segen

Uns sollte bewusst sein, welch einzigartigen Segen uns Gott mit der Rechtfertigung schenkt. Durch Gnade aus Glauben sind wir vor Gott gerecht und Erben des ewigen Lebens. Der Segen des ewigen Lebens ist uns bereits jetzt zuteilgeworden, so wie Jesus es versprochen hat: „Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben (Joh 3,36). Ewiges Leben ist eine besondere Beschaffenheit, eine besondere Qualität des Lebens: Damit gemeint ist die vollkommene Seligkeit eines Herzens, das Gott in rechter Weise liebt, eines Verstandes, der Gott wahrhaftig kennt, und eines Willens, der ihm uneingeschränkt nachfolgt. Schon jetzt wohnt der Anfang dieses neuen und ewigen Lebens in uns. Wir sind Erben, die das ewige Leben geistlich bereits als Erbe empfangen haben. Eines Tages, wenn Jesus in Herrlichkeit wiederkehrt, werden wir das ewige Leben mit Leib und Seele in seiner ganzen Fülle genießen. Jesus schenkt uns das ewige Leben, die vollkommene und unzerstörbare Gemeinschaft mit Gott. Wir sollten den einzigartigen Segen des ewigen Lebens feiern, den diejenigen erfahren, die durch Glauben gerechtfertigt sind.

3. Rechtfertigung bedeutet gegenwärtigen Frieden mit Gott

Wenn wir uns diese Segnungen vor Augen halten, führen sie uns zu einer dritten Wahrheit in Bezug auf die Rechtfertigung: den gegenwärtigen Frieden, den wir mit Gott haben. In Christus wurden alle unsere Verpflichtungen gegenüber Gott erfüllt. Keine unbeglichene Rechnung steht mehr zwischen uns und Gott. Die Realität dieses Friedens ist für einen Sünder allerdings oft schwer zu akzeptieren. Casper Olevian, einer der Verfasser des Heidelberger Katechismus, schrieb: „Es gibt nichts Schwierigeres, als zu glauben, dass die Sünden vergeben sind. Wenn wir aber nicht glauben, dass uns wirklich vergeben worden ist, glauben wir auch nicht, dass wir Frieden mit Gott haben. R.C. Sproul formulierte es treffend:

„Oft ist es schwer, die Gnade Gottes anzunehmen. Unser menschlicher Hochmut verleitet uns dazu, dass wir unsere eigenen Sünden selbst sühnen und sie bei Gott durch besonders rechtschaffene Werke wiedergutmachen wollen. Tatsache ist aber, dass wir Gott gegenüber nichts wiedergutmachen können. Wir sind Schuldner, die zahlungsunfähig sind. Genau das ist der springende Punkt bei der Rechtfertigung aus Glauben.

Durch eigene Opfer oder eigenen Gehorsam können wir keinen Frieden mit Gott finden; wir brauchen es gar nicht erst zu versuchen. Christus hat durch sein Opfer und seinen Gehorsam Frieden geschaffen. Der Glaube fordert uns auf, von uns selbst wegzuschauen und allein auf das Werk Christi zu vertrauen. Alles, was zwischen uns und Gott stand – unsere Sünde, Schuld und Verdammnis –, ist durch das Erlösungswerk Christi beseitigt worden. Durch den Glauben an Christus haben wir jetzt Frieden mit Gott (vgl. Röm 5,1).

4. Die Rechtfertigung gibt uns eine zukünftige Hoffnung

Der gegenwärtige Friede mit Gott bringt uns zu einer vierten Wahrheit: Wir haben eine zukünftige Hoffnung. Aufgrund des Werkes Christi haben wir jetzt und für immer Frieden mit Gott. Christen brauchen keinerlei Angst vor der Zukunft zu haben, selbst nicht bei dem Gedanken, dass wir einmal vor Gottes Richterstuhl stehen werden. Die Rechtfertigung ist Gottes endgültige Erklärung, dass wir in seinen Augen gerecht sind. Dieser Beschluss Gottes wird niemals widerrufen oder annulliert werden. Selbst das Endgericht wird lediglich die Wahrheit der Zusage Christi bestätigen und beweisen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen (Joh 5,24). Die Rechtfertigung gibt uns also auch Hoffnung für die Zukunft, vor allem im Hinblick darauf, dass wir vor dem Richterstuhl Gottes stehen werden.

5. Die Rechtfertigung gibt Gott ewige Ehre

Alle Punkte, die wir bisher betrachtet haben, bringen uns schließlich zum letzten und zugleich besten Aspekt dessen, was wir über die Lehre der Rechtfertigung wissen sollten: Sie gibt Gott allein ewige Ehre. Die Ehre gebührt ausschließlich Gott, weil nur er von Ewigkeit zu Ewigkeit alles für unser Heil tut. Der Vater hat seine ewige Liebe von jeher auf sein Volk gerichtet. Aus dieser ewigen Liebe heraus sandte er seinen Sohn in die Welt, um sein Volk von dessen Sünden zu erlösen. Jesus Christus kam bereitwillig in diese Welt, um unsere Erlösung durch sein Leben, Sterben und Auferstehen zu vollbringen. Beide, Vater wie Sohn, senden den Heiligen Geist, der in uns durch sein Wort Glauben schafft. Unser Glaube ist also seine gnädige Gabe, durch die wir gerechtfertigt werden. Der Heilige Geist wohnt für immer in uns, vereint uns mit Jesus und lässt uns an allen Wohltaten Christi teilhaben. Die Lehre der Rechtfertigung hilft uns, den dreieinigen Gott zu verherrlichen, der selbst alles Notwendige tut, um uns vor ihm gerecht zu machen. Möge unser Nachsinnen über die Lehre der Rechtfertigung allein aus Glauben uns stets helfen, Gott, unseren Retter, zu preisen und ehren.