Hirten, nicht Hirtinnen
Ein persönliches Zeugnis
Als ich ihren Instagram-Post zum ersten Mal las, überkam mich eine Welle des Unbehagens: „Hey, Frauen sind nicht die schlechtere Hälfte von Gottes Ebenbild.“ Es handelte sich um die Antwort einer Pastorin auf diejenigen, die Frauen das Amt der Gemeindeleitung vorenthalten.
Ich hatte die biblische Struktur einer männlichen Gemeindeleitung über Jahre hinweg akzeptiert, aber plötzlich stellte ich den Wert meiner Rolle innerhalb der Gemeinde in Frage. Als junge Frau in der Berufsschule war ich damit vertraut, dass ich doppelt so hart arbeiten musste, um meiner Meinung Gehör oder mir den Respekt zu verschaffen, den meine männlichen Kollegen erhielten. War ich eine Heuchlerin, weil ich die Beiträge weiblicher Führungskräfte in meinem beruflichen Umfeld hervorhob, während ich mich gleichzeitig einer Lehre unterwarf, die Frauen bestimmte Führungspositionen in der Gemeinde untersagte?
Im vergangenen Jahr hat mir Gott durch die Lehre in meiner Ortsgemeinde, durch die Anleitung von gottesfürchtigen Frauen und durch mein Studium der Heiligen Schrift den Wert des Dienstes einer Frau offenbart und meine Überzeugung gefestigt, dass die männliche Leitung Gottes Plan für die Gemeinde ist. Insbesondere drei Schlüsselwahrheiten haben mir geholfen, gern unter einem männlichen Hirtenamt zu leben, statt mich abgewertet zu fühlen.
1. Mein Dienst gehört nicht mir
Im Gegensatz zu einer Kultur, die uns dazu drängt, Herr unseres eigenen Lebens zu sein, erinnert uns 1. Petrus 4,10–11 daran, dass wir nur Verwalter der Gaben sind, die Gott uns gegeben hat. Paulus drückt es in Apostelgeschichte 20,24 so aus:
„Aber auf das alles nehme ich keine Rücksicht; mein Leben ist mir auch selbst nicht teuer, wenn es gilt, meinen Lauf mit Freuden zu vollenden und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, nämlich das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen.“
Achte darauf, dass Paulus den Dienst nicht als seinen Dienst bezeichnet, sondern Gott als die Quelle und den Mittelpunkt des Dienstes anerkennt.
Da unser Dienst nicht unser eigener ist, reicht es als Qualifikation für den Dienst in der Gemeindeleitung nicht aus, dass eine Frau redebegabt ist oder sich zum Pastorendienst berufen fühlt. Gott hat spezifische Qualifikationen festgelegt, die ein Gemeindevorsteher erfüllen muss. In 1. Timotheus 2,12 schreibt Paulus: „Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten.“
„Auch wenn der Dienst einer Frau weniger sichtbar ist als die Predigt eines Pastors vor einer großen Gemeinde, können wir sicher sein, dass Gott unseren Dienst sieht und unsere Treue segnen wird.“
Auf den ersten Blick könnte man versucht sein, dieses Gebot als eine kulturelle Norm abzutun. In den Versen 13 und 14 taucht jedoch eine andere Interpretation auf: „Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und geriet in Übertretung.“ Indem er sich auf die ersten Menschen bezieht, betont Paulus, dass es sich hier um einen universellen Entwurf für die Gemeindeleitung handelt, so wie auch die Schöpfung Gottes Absicht für die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau offenbart. In einer Kultur sich wandelnder Geschlechternormen lässt uns dieser Abschnitt wissen, dass dasselbe Modell, das für die Christen des ersten Jahrhunderts galt, auch heute noch für die Gemeinde gilt.
2. Predigen ist nicht der einzig wichtige Dienst
Man nimmt oft an, dass der Ausschluss von Frauen vom Pastorendienst sie grundsätzlich von einflussreichen Diensten ausschließt. Aber wenn wir den Lehrdienst des Pastors als vorrangig betrachten, übersehen wir eine ganze Reihe von anderen Diensten außerhalb der Kanzel.
Ja, auf meinem Weg mit Christus werde ich immer wieder durch die Predigt des Evangeliums gesegnet, aber mein Glaube wurde genauso durch Frauen in meiner Gemeinde gestärkt, die in einigen der schwierigsten Zeiten meiner akademischen Laufbahn Beziehungen zu mir aufgebaut haben. Das Erleben ihrer Liebe und Gastfreundschaft hat mir gezeigt, wie ich anderen an meiner Schule dienen kann. Ihr Beispiel hat es mir ermöglicht, Beziehungen zu mehreren ungläubigen Kollegen aufzubauen, was wiederum den Weg für Gespräche über das Evangelium geebnet hat. Es ist wunderbar, wie Gott den Dienst dieser Frauen über unsere Gemeinde hinaus genutzt hat, um Samen in die Herzen von Nichtchristen zu pflanzen!
„Nein, wir sind wahrlich nicht die geringere Hälfte von Gottes Ebenbild.“
Hebräer 6,10 ermutigt uns in unserem Dienst an Christus: „Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er euer Werk und die Bemühung in der Liebe vergäße, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient.“ Auch wenn der Dienst einer Frau weniger sichtbar ist als die Predigt eines Pastors vor einer großen Gemeinde, können wir sicher sein, dass Gott unseren Dienst sieht und unsere Treue segnen wird.
3. Das Vertrauen auf Gottes vollkommene Weisheit bringt Freude
Vor einigen Jahren habe ich damit begonnen, die erlebten Treuehandlungen Gottes in meinem Leben aufzuschreiben. Als ich vor kurzem das Notizbuch einmal aufgeschlagen und gesehen habe, wie Gott – vor allem in den Zeiten, in denen ich genau das Gegenteil von dem erhielt, worum ich eigentlich gebetet hatte – gewirkt hat, wurde ich demütig. Den Kontrast zwischen meiner begrenzten Einsicht und Gottes vollkommener Weisheit zu sehen, hat mir dabei geholfen, mich seinem Willen noch tiefer zu unterordnen.
Obwohl ich die Wege Gottes nie ganz verstehen werde, habe ich gelernt, seiner unendlichen Weisheit zu vertrauen und mich mit Freuden seinem Plan für die Gemeindeleitung unterzuordnen. Jeremiah Burroughs schreibt in seinem Buch The Rare Jewel of Christian Contentment: „Ein zufriedenes Herz schaut auf die Verfügungen Gottes und unterwirft sich ihnen; das heißt, es sieht die Weisheit Gottes in allem. … Der Herr weiß die Dinge besser zu ordnen als ich.“
Schwestern in Christus, auch wenn Gott uns nicht dazu bestimmt hat, Gemeindeleiter zu sein, können wir uns darin freuen, dass der Gott des Universums uns dennoch mit spezifisch für uns bestimmten Ämtern betraut hat und uns für einen wirksamen Dienst in seiner Gemeinde ausrüstet. Nein, wir sind wahrlich nicht die geringere Hälfte von Gottes Ebenbild.