Hilfe! Mein Sonntagmorgen ist jedes Mal ein Chaos!
Der stressigste Tag der Woche
Julia heiratete einen Pastor, und ihre vier Kinder kamen schnell hintereinander auf die Welt. Der Sonntag war stets der stressigste Tag ihrer Woche. Ihr Mann verließ das Haus ziemlich früh, um die Gemeinderäumlichkeiten aufzuschließen und sich auf den Gottesdienst vorzubereiten. Ihre vier Kleinen ganz allein anzuziehen, zu füttern und in ihre Autositze zu bugsieren – ach ja, sich selbst musste sie ja auch noch fertig machen – erwies sich zuweilen als erdrückend.
Sie wusste, sie würde ihre Kleinen den ganzen Morgen lang im Blick behalten müssen, während sie sich Besuchern freundlich vorstellte und sich die sehr realen Sorgen von Gemeindemitgliedern merkte. All das trug zu ihrem Unbehagen bei, wenn sie an den Sonntagmorgen dachte. Wenn sie auf dem Parkplatz ausstieg, merkte sie, wie ihr Herz sich danach sehnte, an einen anderen Ort auf der Welt zu fliehen, an dem es weniger Pflichten und Erwartungen gab.
An einem Sonntag, als sie die Kinder aus dem Auto holte, konnte sie die Wickeltasche ihres Zweijährigen nicht finden. Sie musste die Tasche wohl in der Küche vergessen haben – schon wieder! Wann würde der Kleine es endlich lernen, aufs Töpfchen zu gehen? Schon jetzt konnte sie sich das gezwungene Lächeln seines Sonntagschullehrers vorstellen, wenn sie ihn mit leeren Händen ablieferte. Dann sah sie etwas noch Entmutigenderes: Sie hatte zwei verschiedene Schuhe an! Im Rückblick würde sie es ziemlich lustig finden, aber an jenem Sonntag nicht.
Was für ein Segen, dass Nicole sah, wie Julia die Tränen in die Augen schossen. Nachdem sie Julia und den Kindern in den Gottesdienstsaal geholfen hatte, wurde Nicole nachdenklich. Einige Tage später erzählte sie Julia von einem Plan, den sie und sieben andere Damen einführen wollten: Jeden Sonntagmorgen wollten zwei dieser verständnisvollen älteren Frauen eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes an ihrer Tür klopfen und dabei helfen, ihre Kleinen zu füttern, anzuziehen und zum Gottesdienst zu chauffieren. Was für eine Freude für alle Beteiligten – für den Pastor, die Frau des Pastors, die Helfer und die vier Kleinen, die jemanden hatten, der ihnen liebevoll die Milch einschenkte, ihr Haar kämmte und ihre Jacken zumachte.
„Ein Löffelchen voll Zucker“
Ich kam nie in den Genuss einer so bedacht organisierten Hilfe, aber ich hätte sie sehr oft gebraucht! Wir lebten vier Jahre lang in Schottland, als Ray seinen Doktortitel an der University of Aberdeen machte. Ray half in der lokalen Gemeinde mit und verließ am Sonntagmorgen früh das Haus. Es war schwer für mich, unsere vier Kinder fertig zu machen und sie für unseren fast 2 km langen Spaziergang zur Kirche zu motivieren (wir hatten seinerzeit kein Auto).
„Ich beschloss, aus dem Sonntagmorgen den besten Morgen der Woche zu machen – etwas, worauf man sich freut, anstatt sich davor zu fürchten.“
Ich musste etwas gegen das Gemecker, die Tränen und meinen eigenen Groll unternehmen. Darum beschloss ich, aus dem Sonntagmorgen den besten Morgen der Woche zu machen – etwas, worauf man sich freut, anstatt sich davor zu fürchten. Ich sorgte also am Samstagabend dafür, dass die Kleider der Kinder bereitlagen, um den unnützen Reibereien à la „Ich kann meinen anderen Schuh nicht finden!“, oder „Mein Reißverschluss klemmt!“ aus dem Weg zu gehen. Am Samstagnachmittag setzten wir oft einen frischen Sauerteig an und hatten Spaß beim Rollen von Zimtschnecken, die dann nachts aufgingen. Die Kinder wachten morgens mit diesem betörenden Duft auf, der unsere Herzen immer noch in unsere winzige Küche dort an der Royal Deeside fliegen lässt. Rührei und frische Früchte rundeten unser besonderes Sonntagsfrühstück ab.
Nachdem wir das Geschirr ins Waschbecken gestellt hatten, machten wir uns auf den Weg. Ich hatte Süßigkeiten in der Tasche, um fröhlichen und schnellen Gehorsam zu belohnen. Wir veranstalteten Wettbewerbe: Wer es ohne Gemecker bis zur nächsten Einfahrt schaffte, oder wer als Erster ein Haus mit weißen Blumen im Garten entdeckte, oder wem eine Sache einfiel, die er an seinem Papa liebte, bevor wir an der Werkstatt an der Ecke vorbeikamen.
Unterwegs sprachen wir darüber, wie besonders diese Stunde des Gottesdienstes für uns ist – die eine Stunde von den 168 Stunden in der Woche, in der wir Gott gemeinsam mit unseren Freunden anbeten. Ich bat die älteren Kinder, uns und anderen in der Nähe nur für diese kurze Zeit ihr ruhiges Sitzen zu schenken, damit wir beten, singen und zuhören konnten. Ich ermutigte sie mitzumachen, sobald sie es konnten. Wenn sie gerade erst anfingen, das Ruhigsitzen zu üben, belohnte ich sie während der Predigt manchmal mit weiteren Süßigkeiten.
Auf dem Nachhauseweg sprachen wir über unsere Zeit im Gottesdienst, und ich dankte ihnen vielmals dafür, dass sie mir mit ihren ruhigen Körpern und Mündern ihre Liebe zeigten, die Erwachsenen um uns herum respektierten und vor allen Dingen Gott ehrten. Beim Mittagessen lobte ich ihr gutes Verhalten vor ihrem Papa und sie strahlten, wenn er ihnen begeistert Anerkennung zollte.
War jeder Sonntag so idyllisch, wie ich es darstelle? Nein, natürlich nicht! Es gab Sonntage, an denen die Zimtschnecken anbrannten oder einer von uns mies gelaunt war oder – Schreck lass nach! – mir die Süßigkeiten ausgingen. Jeden Sonntag musste ich mich auf den Herrn des Sabbats verlassen bezüglich Ausdauer und Geduld, die er so freundlich im Übermaß und Überfluss gab – „Gnade um Gnade“ (Joh 1,16).
Aber Woche für Woche wurde es ein wenig leichter, als wir langsam ein Muster einübten, das uns Freude brachte. Der Sonntagmorgen wurde mit der Hilfe des Herrn zu einem „Wir dürfen!“ anstelle eines „Müssen wir?“ Ich muss hinzufügen, dass keins unserer vier Kinder je Karies hatte! Bewahrte der Herr sie vor all den süßen Bestechungen?
Vermittle eine tiefe Liebe zum Sonntagmorgen
Was ich dir sagen will: Du hast die Möglichkeit, deinen Kindern eine tiefe Liebe zum Sonntagmorgen zu vermitteln. Kinder lernen das zu lieben, was ihre Eltern lieben. Was dich begeistert, wird auch sie begeistern.
„Du hast die Möglichkeit, deinen Kindern eine tiefe Liebe zum Sonntagmorgen zu vermitteln.“
Lass sie das Leuchten in deinen Augen sehen, wenn du ihnen sagst: „Ratet mal, welcher Tag morgen ist? … Ja, Sonntag!“ Lass sie echte Wärme in deiner Stimme hören, wenn du sagst: „Ich kann es kaum abwarten zu hören, was der Prediger uns allen morgen über Gott beibringen wird.“ Lass sie das herrliche Vorrecht gemeinschaftlicher Anbetung spüren, wenn du betest: „Danke für unsere Gemeinde und für diesen besonderen Tag in jeder Woche.“ Hilf ihnen, zu schmecken und zu sehen, „wie freundlich der HERR ist“ (Ps 34,9).
Das wird dir zusätzliche Arbeit abverlangen, doch das wird es wert sein! Beginne mit kleinen Schritten. Sei kreativ. Bitte den Herrn um Hilfe. Deine eigene Seele wird sich besser an den reichen Gütern seines Hauses laben können (vgl. Ps 36,9). Deine Kinder werden zusammen mit König David sagen: „Ich freue mich an denen, die zu mir sagen: Lasst uns zum Haus des HERRN gehen!“ (Ps 122,1).