Wie man die ersten fünf Jahre einer Gemeindegründung überlebt
Vor fünf Jahren wurde die Cross Community Church geboren. Fast jeder, der einmal an einer Gemeindegründung mitgewirkt hat, kennt die Bedeutung dieser Fünf-Jahres-Marke. Im Zeitalter kurzer pastoraler Amtszeiten und Pfarramts-Burnouts sollte man keinen einzigen Tag als gegeben erachten.
Unsere Generation bedarf dringend gesunder Gemeinden, geführt von gesunden Leitern. Die Gewohnheiten und Gepflogenheiten, welche wir in den ersten fünf Jahren unseres Dienstes etablieren, können uns über Jahrzehnte hinweg zum Erfolg führen oder aber auch zum Scheitern verurteilen. Im Licht dieses gravierenden Bedarfs möchte ich zehn Hilfestellungen weitergeben, um mit Gottes Gnade die ersten fünf Jahre einer Gemeindegründung zu überstehen.
1. Ein lebendiges Gebetsleben
Mehr noch als dynamische, fesselnde Exegese ist das beste Geschenk, das du deiner Gemeinde machen kannst, ein lebendiges, in Jesus ruhendes Herz, das vor Leidenschaft für die Herrlichkeit seines Namens brennt. Pastor, such den Herrn täglich. Such ihn in seinem Wort. Such ihn im Gebet. Such ihn im Fasten, in der Stille und in der Einsamkeit. Wie Georg Müller einmal sagte, ist es unsere „erste große und wichtigste Unternehmung“ jeden Tag, eine Seele zu haben, die sich „im Herrn freut“.
2. Ein intaktes Zuhause
Im ersten Jahr hörte ich Ray Ortlund sagen: „Die Ehe eines Pastors ist genauso wichtig wie seine Verkündigung des Evangeliums, denn die Ehe eines Pastors ist eine Verkündigung des Evangeliums.“
Die Ehe ist das Evangelium in Aktion. Wenn wir daran scheitern, unseren primären Dienst (die Familie) zu erfüllen, disqualifizieren wir uns für unseren sekundären Dienst (die Gemeinde). Pastor, mach es zum Ziel für deine Familie, die Gemeinde Christi zu lieben, weil du ein Pastor bist. Es bedarf größter Sorgfalt, doch das Hauptaugenmerk bei der Zuteilung deiner Zeit und Energie sollte auf deinem Zuhause liegen.
3. Treue Freunde
Jesus hatte Freunde. Paulus hatte Freunde. Charles Spurgeon hatte Freunde. Doch leider haben viele Pastoren wenige bis gar keine Freunde.
Pastor, du brauchst Freunde, die dich ermutigen, herausfordern und dich, wenn nötig, zur Rechenschaft ziehen. Du brauchst Freunde, die sich gänzlich unbeeindruckt von dir zeigen und mit denen du drei Stunden damit zubringen kannst, über deinen Dienst zu sprechen. Gemeindegründung kann ein einsames, entmutigendes Unterfangen sein – ohne Freunde wirst du nicht lange überleben.
4. Regelmäßige Erholung
Zweifelsohne verlangt einem eine Gemeindegründung die Bereitschaft zu harter Arbeit ab. Trotzdem müssen wir erkennen, dass uns das Bedürfnis nach Erholung nicht faul, sondern menschlich macht.
Pastor, bewahre dir deinen freien Tag. Schalt dein Handy aus, mach ein Nickerchen, schau einen Film, lies ein gutes Buch oder geh einem Hobby nach. Und am allerwichtigsten: Fühl dich dabei nicht schuldig. In Christus arbeiten wir aus unserer Ruhe heraus und nicht für sie. Denk an das Sabbat-Prinzip und halte es heilig.
5. Disziplin und Grenzen
Schaff dir eine Lebensregel, der du dauerhaft folgen kannst. Die frühen Tage einer neuen Gemeinde können unberechenbar und chaotisch sein und wenn du nicht selbst die Kontrolle über deinen Terminkalender übernimmst, werden es alle anderen tun. Setz dich regelmäßig mit deiner Frau und den Gemeindeleitern zusammen, um über deinen Terminkalender und deine Verantwortungen zu sprechen. Sei dir deiner Grenzen bewusst und bereit, auch einmal „Nein“ zu sagen. Ehre die Verpflichtungen, die du eingehst, und bürde dir nicht mehr auf, als du langfristig bewältigen kannst.
6. Weiterentwicklung von Führungskompetenzen
„Einsamer Wolf“-Pastorate sind nicht nur ungesund, sie sind unbiblisch. Leider machen sich viele Gründer unbewusst zum Mittelpunkt der Gemeinde und zum Hindernis für das Wohlergehen der Gemeinschaft, indem sie es versäumen, andere Älteste und Leiter zu berufen. Dein pastoraler Dienst wird schlichtweg nicht gedeihen, wenn du die gesamte Last allein schulterst. Erkenne Führungspersonen, leite sie an und schenk ihnen Wertschätzung. Sei gewillt, wichtige Verantwortung zu delegieren und lass andere das Joch, gewichtige Entscheidungen fällen zu müssen, mit dir mittragen.
7. Bewahre dir deine Studierzeit
Die unnachgiebigen Anforderungen des Terminkalenders eines Gemeindegründers machen es zur Herausforderung, sich Zeit zum Studieren freizuhalten. Nahezu keiner wird von dir verlangen, dass du dir diese Zeit nimmst, also musst du sie dir selbst freihalten.
Schreib dir die Studierzeit in den Kalender und nimm dir vor, sie nicht zu unterbrechen. Setz andere Leiter, deine Gemeinde und deine Familie über diese Zeiträume in Kenntnis. Ein effektiver Verkündigungsdienst bedarf angemessener Zeit zur Vorbereitung.
8. Absichtliche Einfachheit
Die Absicht, einen unmittelbaren Unterschied zu machen, lässt Gemeindeneugründungen zu Magneten für Geschäftigkeit werden – und das ist eine der größten Gefahren für das Wohlergehen einer jungen Gemeinde. Wer nicht aufpasst, lässt seine Kapazitäten schnell von einer Reihe halbgarer Dienstideen in Beschlag nehmen. Arbeite vor der Gründung mit dem Team einen eindeutigen Rahmen aus, der vorgibt, welche Dienste in den ersten fünf Jahren fortgeführt werden sollen und welche nicht – und halte dich daran.
9. Ein robustes Aufnahmeverfahren für neue Mitglieder
Eins der besten Mittel, eine Gemeinde langfristig gedeihen zu lassen, ist die Implementierung eines robusten Aufnahmeverfahrens für neue Mitglieder. Idealerweise besteht dieses aus einer Reihe von Lehrstunden oder Zusammenkünften, in denen du die Glaubensinhalte wie auch die Leitungsform, die Mission, die Vision, die Werte und die Strategie der Gemeinde vermittelst und die biblischen Grundlagen einer Gemeindemitgliedschaft aufzeigst.
Führe Gespräche, die Mitgliedsanwärtern den Raum geben, ihr Verständnis des Evangeliums und ihr persönliches Zeugnis wiederzugeben. Wenn nötig, empfiehl andere bibeltreue Gemeinden und sende Gottes Kinder frohen Herzens fort, anderswo sein Reich zu bauen.
10. Ausharren und Durchhalten
Es gibt Zeiten, in denen sich eine Gemeindegründung unmöglich und lähmend anfühlt. Die unnachgiebigen Angriffe des Feindes lenken ab und entmutigen. Leute werden sich kommentarlos verabschieden und verschwinden. Manche werden dich, deine Familie, deine Beweggründe und die Gemeinde, die du nach bestem Wissen und Gewissen zu leiten versuchst, verleumden. Du wirst müde und erschöpft sein. Du wirst vielleicht einige enge Freunde verlieren. Es wird Tage geben, an denen du scheitern und versucht sein wirst aufzugeben. Pastor, tu das nicht. Er, der dich berufen hat, ist treu und wird dich hindurchführen.
Mein Vater schrieb mir einmal in einem Brief: „Wenn du allein stehst, so stehst du niemals allein, weil Gott zu dir steht.“ Du bist nicht allein, also bleib auf Kurs. Fünf Jahre sind für mich vergangen, 35 folgen noch, so der Herr will. Durch Gottes Gnade und die Kraft seines Geistes wollen wir lange dienen.