Für Jesus war Lehre wichtig

Artikel von Samuel G. Parkison
10. Februar 2023
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Es gibt nur wenige Dinge, die mich mehr verdrießen als falsche Gegensätzlichkeiten. Ich bekomme dann immer ein mulmiges Gefühl im Bauch, sodass ich vor Ärger laut aufstöhne. In evangelikalen Kreisen werden nur allzu viele Beispiele falscher Gegensätze geduldet, die einen das Gruseln lehren: Sollen wir die Gnade Christi genießen oder nach persönlicher Heiligung streben? Sollen wir die Wahrheit sagen oder Barmherzigkeit üben? Sind Gemeindeleiter dazu berufen, die Schafe zu weiden oder die Wölfe abzuwehren?

Die Liste ließe sich noch fortsetzen, aber ich möchte dir das geistliche Bauchweh ersparen. Doch ein falsches Gegensatzpaar möchte ich hier genauer beleuchten – es ist bei Weitem das schlimmste. Kaum etwas hat mehr Potential mir den Tag zu verderben als die Behauptung, es gelte folgende Nuss zu knacken: Soll uns die Lehre wichtig sein oder sollen wir einfach Christus praktisch nachfolgen? Formuliert man diese falsche Gegenüberstellung anders, erweckt sie leider sogar den Anschein wissenschaftlicher Seriosität: Sollen wir unser Christentum auf Christus und die Evangelien oder auf Paulus und die Briefe des Neuen Testamentes gründen?

Die Annahme, dass wir hier zwischen zwei Gegensätzen wählen müssen, beruht auf einer Art Hegelscher Sicht historischer Entwicklung: Die Evangelien zeigen einen einfachen Christus, der eine einfache Botschaft lehrte und eine einfache Gruppe einfacher Leute anführte. Irgendwann wurde das klare Wasser durch Paulus verunreinigt, der eine einfache Lebensweise mit kopflastigen Lehren verkomplizierte und eine praktische Religion mit philosophischer Haarspalterei trübte. Paulus, so die Idee, machte einen gewieften Zimmermann zu Gott. Und obwohl diese Erzählung von den meisten Evangelikalen zu Recht abgelehnt wird, gehen einige immer noch von einer abgespeckten Version davon aus, wenn sie die Theologie des Paulus gegen die praktischen Anweisungen Jesu ausspielen.

Das Problem ist natürlich, dass eine solche Auffassung in beiderlei Hinsicht falsch ist. Paulus ist unmittelbar praktisch und die Worte Christi sind in einem tiefgehenden Maß in der Lehre gegründet. Letzteren Punkt möchte ich aufgreifen. Es ist verlockend, einfach zu sagen: „Jedes Wort der Schrift ist ein Wort Jesu, denn Christus spricht durch die vom Geist inspirierten Worte der Schrift zu seiner Braut und dazu gehören auch die Paulusbriefe.“ Doch darauf will ich mich nicht beschränken. Ohne Voreingenommenheit möchte ich mich der Herausforderung stellen, die Frage abzuwägen: Wenn wir uns nur auf die Worte und Taten Christi in den Evangelien beschränken, sehen wir dann, dass der Herr Jesus sich für theologische Wahrheiten einsetzt?

Die Antwort lautet: Ja. Lass mich das erklären.

Jesus lehrt die Unwissenden und korrigiert die Fehlgeleiteten

Dass Jesus sich sehr wohl um eine gesunde Lehre kümmerte, wird durch die vielen Male belegt, bei denen er die Unwissenden belehrt und die in der Lehre Irregeführten korrigiert. Betrachten wir zum Beispiel die Lehre Christi im Johannesevangelium. Durch seine vielen „Wahrlich, wahrlich”-Aussagen offenbart Christus, dass er der göttliche Lehrmeister ist.[1] Das vielleicht bekannteste Beispiel für diese Rolle Jesu findet sich in seinem Gespräch mit Nikodemus in Johannes 3,1–21. Wie auch immer du dieses Gespräch bewertest, ein bemerkenswertes Detail findet sich in Jesu vorwurfsvoller Frage: „Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht?“ (Joh 3,10). Zugegeben, es mag für Nikodemus nicht einfach gewesen sein, den Zusammenhang zwischen den Schriften Israels (insbesondere Hes 36,25–27) und den ganzen Aussagen über die neue Geburt herzustellen. Doch wenn man von jemandem hätte erwarten können, dass er die Lehre Jesu begreift, dann doch sicherlich von Nikodemus selbst, dem Lehrer Israels schlechthin. Doch wir sehen, wie der Lehrer selbst belehrt wird. Würden wir annehmen, dass Belehrung für Jesus wenig Relevanz hatte, müsste dasselbe für Nikodemus gültig sein – dessen Berufung, daran möchte ich dich erinnern, das Lehren war.

Wenn wir die nächste Seite des Johannesevangeliums aufschlagen, dann sehen wir, dass Jesus die Unwissenden weiter unterrichtet. In diesem Fall ist die Schülerin die Samariterin am Brunnen und das Thema ist unter anderem die angemessene Anbetung. Jesus sagt: „Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Joh 4,23–24). Heute gehen viele Ausleger davon aus, dass Jesus nur über die innere Einstellung des Anbetenden und den grundlegenden Wandel spricht, der sich vollzog. Die Samariter und die Juden stritten sich über den richtigen Ort der Anbetung und Gott kommt in der Person Jesus auf die Welt. Die Zeit, in der die Anbetung auf einen geographischen Ort beschränkt war, ging genau hier zu Ende, als das Wort unter den Menschen Wohnung nahm (vgl. Joh 1,14). Die Zeit ist gekommen, in der die Anbeter in „Geist und Wahrheit“ aufrichtig anbeten. Oberflächlich betrachtet halte ich das für richtig und für eine lehrhafte Unterweisung in sich. Aber selbst hier würde uns das Zeugnis der großen Tradition des Christentums dazu aufrufen, in den Worten Jesu eine Einladung zu einer noch tieferen dogmatischen Reflexion zu hören. Schließlich sind „Geist“ und „Wahrheit“ beides Namen, die an anderer Stelle (ja, sogar im selben Evangelium) die zweite und dritte Person der Dreieinheit benennen. Basilius der Große, Bischof und Kirchenlehrer im 4. Jahrhundert n.Chr., schreibt:

„Wenn wir sagen, dass die Anbetung im Sohn (der Wahrheit) eine Anbetung nach dem Ebenbild des Vaters ist, können wir dasselbe über die Anbetung im Geist sagen, da der Geist in sich selbst die Göttlichkeit des Herrn offenbart. Der Heilige Geist kann in der Anbetung nicht vom Vater und dem Sohn getrennt werden. Wenn man außerhalb des Geistes bleibt, kann man überhaupt nicht anbeten, und wenn man in ihm ist, kann man ihn nicht von Gott trennen. Licht kann nicht von dem getrennt werden, was es sichtbar macht, und du kannst Christus, das Bild des unsichtbaren Gottes, nicht erkennen, wenn der Geist dich nicht erleuchtet.“[2]

Wenn etwas Wahres an Basilius‘ Einsichten ist, dann ist das, was Jesus in Johannes 4 anbietet, mehr als eine lehrmäßige Unterweisung für eine Samariterin über den richtigen Ort der Anbetung. Er bietet uns allen theologische Einsichten über die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott und das übereinstimmende Handeln der Dreieinigkeit.

„Sogar die praktischen moralischen Anweisungen Christi sind mit bedeutender Lehre durchwebt.“
 

Ein weiteres beliebtes Beispiel dafür, dass Jesus Menschen in ihrer Lehre korrigiert, ist seine Begegnung mit den Sadduzäern. Ähnlich wie Paulus spricht er ihnen das unverblümte Urteil aus: „Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennt“ (Mt 22,29). Im Laufe der Evangelien zeigt Jesus viele Probleme der Sadduzäer auf, aber zumindest ein Hauptproblem war lehrmäßiger Natur. Der Kontext dieser Zurechtweisung hat grundlegend mit einer intellektuellen Debatte zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern zu tun. Wenn wir den falschen Gegensatz akzeptieren, ob wir uns um die Lehre kümmern oder den Unterweisungen Jesu folgen sollen, dann würden wir erwarten, dass unser Herr die hypothetische Frage der Sadduzäer nach der Ehe und der Auferstehung umgeht und einfach eine Art „praktischen“ Rat gibt. Doch stattdessen sagt er ihnen unmissverständlich, dass sie lehrmäßig in die Irre geführt werden, und er ordnet seine Lehre über die Auferstehung in das übergreifende, schwergewichtige dogmatische Bekenntnis ein: „Gott ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen“ (Mt 22,32).

Sogar die praktischen moralischen Anweisungen Christi sind mit bedeutender Lehre durchwebt. Nehmen wir zum Beispiel die Bergpredigt. Natürlich ist es angebracht, Matthäus 5–7 zu lesen, um Anweisungen für eine richtige Lebenspraxis zu erhalten. Aber solche Aufträge dürfen niemals aus ihrem theologischen Kontext herausgelöst werden. Was wir hier finden, ist eine Beschreibung des Lebens im Reich Gottes, geäußert von Israels König, der gerade dabei war, sein Reich einzuleiten. Diese moralischen Anweisungen sind eingebettet in eine gewaltige lehrhafte Unterweisung über Jesus selbst: Er gründet das Reich Gottes auf Erden. Wenn wir seine Worte in Matthäus 5,11–12 lesen, sollten wir von Verwunderung über diese große Wahrheit ergriffen werden: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jedes böse Wort gegen euch reden um meinetwillen! Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.“ Wer ist derjenige, für den wir Verfolgung erleiden? Die Antwort Jesu lautet: „Derselbe, für den die Propheten Verfolgung erlitten haben – ich“.

„Um meinetwillen“, sagt Jesus, „werdet ihr verfolgt werden, und um meinetwillen wurden auch die Propheten verfolgt“. Doch wenn wir in der Zeit zurückreisen und die Propheten selbst fragen würden, um wessen willen sie verfolgt werden, würden sie zweifellos antworten: „Jahwe, der eine Gott über Himmel und Erde.“ Erwartet Jesus etwa von uns, dass wir diese Logik ohne lehrmäßige Grundlage entschlüsseln? Gleich zu Beginn der Bergpredigt offenbart Jesus eine wichtige Lehre über Jahwe, den Gott der alttestamentlichen Propheten: Jahwe wurde Mensch und spricht nun autoritativ in den Seligpreisungen.

Die lehrhafte Unterweisung in der Bergpredigt hört damit nicht auf. Jesus versichert seinen Zuhörern, dass er nicht gekommen ist, um „das Gesetz oder die Propheten aufzulösen“, sondern um sie zu erfüllen (Mt 5,17-20), und dies schafft eine untrennbare Verbindung zwischen den Schriften Israels und dem Leben und Wirken Christi. Eine solche Verbindung herzustellen, ohne auf eine Lehre von der besonderen Offenbarung einzugehen, ist ganz und gar unmöglich – Gott begann durch das Gesetz und die Propheten zu sprechen und nach Jesu Aussage wird eben diese Botschaft in ihm vollendet (vgl. Hebr 1,1–2). Jesus erhebt hier auch einen ausdrücklichen christologischen Anspruch: Wenn Jahwe eine Verheißung gibt und Christus es auf sich nimmt, diese Verheißung zu erfüllen, dann beansprucht er den göttlichen Namen für sich.

Und das ist nur ein winziger Ausschnitt aus der Lehre, die aus der Bergpredigt hervorgeht, ganz zu schweigen von der Gotteslehre, die wir zu unserer eigenen machen, wenn wir uns mit Christi Worten im Vaterunser an Gott wenden (vgl. Mt 6,9–13), oder Christi Lektion über Gottes umfassende Fürsorge – sogar über die Vögel des Himmels und die Blumen des Feldes (vgl. Mt 6,25–34) –, oder seine Lektion über den väterlichen Charakter Gottes, der seinen Kindern gerne gute Gaben gibt (vgl. Mt 7,7–11), oder seine Lektion über das Endgericht (vgl. Mt 7,15–20), bei dem es offenbar entscheidend ist, ob Christus selbst einzelne Menschen kennt oder nicht (vgl. Mt 7,21–23). Ich könnte so weitermachen. Eins sollte uns aber schon bewusst geworden sein: Jesus schreckt nicht davor zurück, sein Volk über theologische Dinge zu belehren.

Jesus ist Theologie

Lasst uns aber noch tiefer blicken. Jesus unterrichtet seine Jünger nicht nur über die Wichtigkeit von Lehre. Es ist so, dass Christus selbst der Inhalt dieser Lehre ist! Er ist das fleischgewordene Wort. Als das Wort Fleisch wurde (vgl. Joh 1,14), übernahm er die Rolle dessen, der den Vater offenbart. Jesus übertrieb nicht, als er zu Philippus sagte, dass Christus zu sehen bedeutet, den Vater zu sehen (vgl. Joh 14,9). Gregor von Nazianz, einer der vier griechischen Kirchenväter, bringt dies auf den Punkt, wenn er das „Wort“ als die „Definition“ des Vaters bezeichnet:

„Er ist „Wort“, weil er sich auf den Vater bezieht wie das Wort auf den Verstand, nicht nur aufgrund des ungestörten Charakters seiner Geburt, sondern auch durch die Verbindung und die erklärende Funktion, die mit dieser Beziehung verbunden ist. Man könnte vielleicht auch sagen, dass sein Verhältnis das der Definition zum definierten Begriff ist. Denn „Wort“ hat im Griechischen die Bedeutung von „Definition“. Wer den Sohn erkannt hat („gesehen“ bedeutet in diesem Zusammenhang „erkannt“), hat den Vater erkannt.“[3]

Wichtig ist, dass das gesamte Ereignis der Inkarnation – von der Empfängnis Christi durch den Geist bis zu seiner Himmelfahrt – offenbarend ist. Dieser Punkt wird oft übersehen, wenn die göttliche und die menschliche Natur Christi gegeneinander ausgespielt werden. Aber die menschliche Natur Christi und seine Rolle als Offenbarer der göttlichen Natur sind nicht unvereinbar. Wir sollten auf der gesamten Einheit der Person und des Werkes Christi „im Fleisch“ als Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit bestehen. Christus offenbarte die Herrlichkeit Gottes nicht einfach, indem er Wunder tat. Die Gesamtheit seines leibhaftigen Zustandes war Offenbarung von Lehre. Dies ist ein Punkt, den Christus selbst anführt.

„Der Gedanke, dass Christus der theologische Inhalt der Heiligen Schrift ist, ist keine Erfindung phantasievoller Apostel oder Lehrer.“
 

Als die Jünger im Neuen Testament mit akribischer Präzision über Christus schrieben, taten sie nichts anderes, als dem Beispiel Christi zu folgen. Es war Christus selbst, der darauf bestand, dass die Ehrung des Vaters und die Ehrung des Sohnes untrennbar miteinander verbunden sind (vgl. Joh 5,22–23). Christus selbst war es, der seine Zuhörer – und später die Leserschaft des Johannesevangeliums – in einen Ozean theologischen Nachdenkens über die Lehre von der ewigen Zeugung stürzte, als er die atemberaubende Behauptung aufstellte: „Denn wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn verliehen, das Leben in sich selbst zu haben“ (Joh 5,26).

Der Gedanke, dass Christus der theologische Inhalt der Heiligen Schrift ist, ist keine Erfindung phantasievoller Apostel oder Lehrer. Christus selbst erhebt diesen Anspruch in aller Deutlichkeit (vgl. Lk 24,27; Joh 5,39). Nicht ohne Grund versuchten die Juden, Jesus zu steinigen – er beanspruchte Gleichheit mit Gott. Sie verstanden ihn sehr wohl, als er den göttlichen Namen „Ich bin“ für sich in Anspruch nahm (vgl. Joh 8,58), oder als er in aller Deutlichkeit sagte: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30). Während seiner gesamten Rede in Johannes 14–16 bietet Jesus eine beispiellose theologische Belehrung über die dreieinigen Beziehungen zwischen Vater, Sohn und Geist. Und als ob das noch nicht genug wäre, lässt er seine Jünger an einem Dialog zwischen den Personen der Trinität teilhaben. Dabei offenbart er unter anderem, dass der Mensch Jesus Christus aufgrund seiner göttlichen Natur eine ewige Herrlichkeit mit dem Vater teilt, eine Herrlichkeit, die der Welt vorausgeht (vgl. Joh 17,24).

Resümee

Die Lehre, von der wir in den Briefen des Neuen Testaments lesen, ist eine Ausarbeitung der Wahrheit, die Jesus in den Evangelien lehrt und die er selbst ist. Er ist ihr Inhalt, und zwar auf eine Art und Weise, die völlig damit harmoniert, dass er selbst seine eigene Botschaft während seines irdischen Dienstes ist. Das heißt, der lehrmäßige Schwerpunkt im übrigen Neuen Testament ist eine Erfüllung dessen, was Christus selbst in Johannes 16,4–15 verspricht. Hier verheißt er die Ankunft des Heiligen Geistes, der „euch in die ganze Wahrheit leiten [wird]; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen“ (Joh 16,13). Der Geist wird Jesus verherrlichen, wenn er von dem nimmt, was Christi ist, und es seinen Jüngern verkündet (vgl. Joh 16,14).

Was ist also die Botschaft Christi, die der Geist verkünden wird? Was macht diese Christus verherrlichende Information aus, die der Geist bei seiner Ankunft mitteilen wird? Was nennt Christus hier das „Meine“? Die Antwort: „Alles, was der Vater hat“ (Joh 16,15). Jeder Versuch, solch gewichtige Aussagen ohne den Bezug auf biblische Lehre verstehen zu wollen, wird scheitern. Jesus möchte, dass wir über das göttliche Wesen, das er mit dem Vater und dem Geist teilt, gründlich nachdenken. Er möchte, dass wir in der Lehre gefestigte Menschen sind.

Als der Geist die Apostel dazu inspirierte, ihre vielen Christus verherrlichenden, lehrlastigen Briefe zu schreiben, löste Christus genau dieses Versprechen aus Johannes 16 ein. Das heißt, wenn wir die Lehre gegen die Hingabe an Christus ausspielen, spielen wir Christus gegen sich selbst aus. Jeder Kontrast, den wir zwischen den „einfachen“ Lehren Jesu und den dogmatischen Lehren des Paulus sehen, ist eher eingebildet als real. In Wahrheit können die Lehren Christi nur in den Lehren des Paulus münden und die Lehren des Paulus sind nichts ohne die Lehren Christi. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen.


[1] Hier findest du die „Wahrlich, wahrlich”-Aussagen von Jesus: Joh 1,51; 3,3–5; 3,11; 5,19.24; 6,26.32.47.53; 8,34.51; 10,1.7; 12,24; 13,16.20–21.38; 14,12; 16,20.23; 21,18.

[2] Basilius von Caesarea: Über den Heiligen Geist, 26.64.

[3] Gregor von Nazianz: Reden, 30.20.