Eine singende Gemeinde

Artikel von Scott Connell
1. Februar 2023 — 4 Min Lesedauer

Beim Singen in unserer Gemeinde hat sich etwas getan! Wir haben beobachten können, wie sich die Leute im Lauf des letzten Jahres vermehrt am Singen beteiligt haben. Sie singen lauter, von Herzen, und es singen – im Vergleich zu früher – mehr von ihnen tatsächlich mit. All das fiel mir auf, als ich einen Artikel über den Rückgang des Singens in verschiedenen Gemeinden las. Ich fragte mich, warum wir diesem Trend nicht folgen.

Hier sind zehn Dinge, die wir im letzten Jahr nicht getan haben – und ich glaube, dass dies unserer Gemeinde beim Singen geholfen hat:

1. Wir haben das Licht nicht gedimmt

Zu oft sind Gottesdienste wie Konzerte gestaltet oder fühlen sich so an. Das Problem ist, dass Konzerte zum Zuhören gedacht sind, wohingegen man in Gottesdiensten mitsingt. Die ganze Gemeinde soll im Mittelpunkt stehen, nicht die Bühne.

2. Wir haben die Lautstärke nicht aufgedreht

Wenn sich die Leute selbst nicht singen hören, werden sie nicht singen. Wenn sie die Person neben sich nicht singen hören, werden sie ebenfalls nicht singen. Eine zu hohe Lautstarke hält die Gemeinde vom Singen ab. Können die Leute sowohl sich selbst als auch den anderen hören, werden sie sich eher am gemeinsamen Singen beteiligen.

3. Wir haben nicht versucht, wie das YouTube-Video zu klingen

Musik-Videos können gute Hilfsmittel sein, um Lieder zu erlernen. Nutze sie dafür, schalte sie anschließend jedoch ab und versuche nicht, sie zu kopieren. Sie werden in der Regel als Konzert-Setting produziert. Außerdem sind dabei völlig andere Musiker und meist auch abweichende Instrumente beteiligt. Lass deine Musiker die Musik übernehmen und gib deiner Gemeinde Raum.

4. Wir haben nicht die neuesten Lobpreislieder ausprobiert

Wir sollten neuen Liedern Zeit geben, um sich zu bewähren. Wir singen gern neue Lieder – aber erst, nachdem wir gesehen haben, dass sie nach einiger Zeit immer noch eine gewisse Ausdruckskraft haben. Zudem sollte die Zahl an neuen Liedern nicht zu hoch sein.

Mehr als ein neues Lied pro Gottesdienst ist riskant und jeden Sonntag ein neues Lied zu singen, ist ebenso zu viel. Die Gottesdienste sind für die Gemeinde sonst fremd, anstatt vertraut und gewohnt zu wirken. Die Anzahl neuer Lieder zu limitieren, kann mitunter am meisten dazu beitragen, dass deine Gemeinde singt.

5. Wir haben keine langen oder häufigen Instrumentalsoli ausprobiert

Instrumentale Soli, die zu einem passenden Moment eingefügt werden, um der Gemeinde zu helfen, über eine projizierte Schriftstelle nachzudenken oder um den Liedtext einfach auf sich wirken zu lassen, sind großartig. Ein solcher „Sela“-Moment kann hilfreich sein, aber zu viele oder zu lange Soli lassen die Gemeinde abschalten. Es ist, als würde man den Leuten sagen: „Es geht nicht um euch!“

6. Wir haben die alten Lieblingslieder nicht verworfen

Während wir ständig den neuesten Liedern hinterherrennen, begehen wir oft den Fehler, die älteren zu verwerfen. Meine Gemeinde liebt einige Lieder, die mir nicht so gut gefallen oder die ich teilweise nicht mehr hören kann. Behalte sie dennoch bei, sofern ihre Theologie und die musikalische Umrahmung stimmig sind. Es geht nicht um deinen persönlichen Musikgeschmack!

7. Wir haben keine rhythmisch anspruchsvollen Melodien ausprobiert

Während die Akkordwechsel moderner Lobpreislieder einfacher sind als in den traditionellen Hymnen, können ihre melodischen Rhythmen ziemlich kompliziert sein.

Arrangiere die Lieder deshalb simpel, verzichte auf solistische Wendungen und Variationen, vermittle es gut und mach es Gemeinde-freundlich. Wen kümmert es, wie cool es klingt, wenn die Sänger im Musik-Team die Einzigen sind, die mitsingen?

8. Wir haben das Liedrepertoire nicht stark erweitert

Das CCLI (Christian Copyright Licensing International) erfasst derzeit etwa 300.000 Lieder, und jede Woche kommen neue heraus. Wie viele Lieder müssen wir wirklich pro Jahr singen? Wahrscheinlich zwischen 40 und 50. Wir haben mehr Lieder zur Verfügung als zu jedem anderen Augenblick in der Geschichte der Christenheit. Das bedeutet, dass wir zu den meisten von ihnen Nein sagen müssen.

9. Wir haben im Gottesdienst nicht zu viele Lieder eingebaut

Wir können darüber streiten, wie Menschen dazu gebracht werden, dass sie mehr singen wollen, aber jede Gemeinde hat ihren Sättigungspunkt. Da die meisten Leute unter der Woche nie singen, ist der Sonntag wie ein Stimmtraining. Wenn deine Gemeinde vier oder fünf Lieder gut mitsingt, aber beim sechsten nicht mehr dabei ist, erweist du ihnen keinen Dienst, wenn du ein weiteres Lied hinzufügst. Mach den Leuten deshalb keine Vorwürfe. Diene ihnen, begegne ihnen, wo sie sind, und hilf ihnen zu wachsen.

10. Unsere Musiker haben nicht bei jeder Strophe und jedem Refrain gespielt

Die musikalische Begleitung hat einen Hauptzweck: den Gemeindegesang zu unterstützen. Der wichtigste Klang am Sonntagmorgen ist deine Gemeinde. Lass die Musiker also gelegentlich aufhören zu spielen, damit die Leute einander hören. Ich verspreche, dass sie daraufhin lauter und von Herzen singen werden.