Kids und digitale Medien

Ein neues Kinderbuch zum Thema

Interview mit Betsy Childs Howard und Joanna Kimbrel
9. Dezember 2022 — 5 Min Lesedauer

Als Mutter von zwei kleinen Mädchen habe ich eine Hassliebe gegenüber digitalen Medien. Mit dem Tablet kann meine Älteste Spiele mit ihren Lieblingscharakteren spielen oder grundlegende Mathematik- und Lesefähigkeiten erwerben. Und dank unseres Fernsehers kann ich einen Moment zum Durchatmen finden oder habe genügend Zeit, das Abendessen vorzubereiten, weil meine Mädels für einen Moment ruhig sitzen. Aber dann ist da noch die Frage, wie viel zu viel ist. Wenn es nach meiner Tochter ginge, würde sie Stunden vor dem Bildschirm verbringen! Und wenn sie zu lange vor ihrem Tablet sitzt, wird sie launisch.

Ich habe Betsy Childs Howard interviewt, Autorin des Kinderbuchs Lara kann’s nicht lassen, das seit November bei Verbum Medien erhältlich ist. Laras Geschichte wird Familien dabei helfen, ein Gespräch über den Umgang mit digitalen Medien anzustoßen und darüber zu sprechen, wie man sie in gesundem Maß gebrauchen kann. Die farbenfrohen Illustrationen und die leicht verständliche Sprache sind ansprechend und runden das Buch ab.


Joanna Kimbrel: Die meiste Literatur zum Thema Bildschirmzeit richtet sich an Eltern. Was hat dich dazu bewogen, ein Buch über dieses Thema für Kinder zu schreiben?

Betsy Childs Howard: Ich war überrascht, dass es nur sehr wenige Bücher für kleine Kinder gibt, die sich mit dem Thema Umgang mit digitalen Medien beschäftigen, obwohl in den meisten Familien dazu ein ewiger Kampf herrscht. Es stimmt zwar, dass die meisten Kinder ihre eigenen Entscheidungen in Bezug auf die Bildschirmzeit erst treffen, wenn sie älter sind. Dennoch können sie jetzt schon beginnen zu verstehen, warum ihre Eltern die Zeit, die sie vor dem Bildschirm verbringen, begrenzen wollen.

„Ich glaube, wenn wir schon früh damit beginnen, mit unseren Kindern über die Auswirkungen der Medien zu sprechen, werden sie besser in der Lage sein, gute Entscheidungen zu treffen.“
 

Irgendwann werden unsere Kinder selbst entscheiden, wie sie Medien nutzen wollen. Ich glaube, wenn wir schon früh damit beginnen, mit unseren Kindern über die Auswirkungen der Medien auf unseren Geist, unsere Vorstellungskraft und unseren Alltag zu sprechen, werden sie besser in der Lage sein, gute Entscheidungen zu treffen, wenn es so weit ist.

Joanna: Worum geht es bei Lara kann’s nicht lassen?

Betsy: Lara lebt in der Stadt, aber sie liebt es, Zeit auf dem Bauernhof ihrer Großeltern zu verbringen, die Tiere dort zu füttern, auf dem Pferd zu reiten und mit ihren Cousins zu spielen. Als sie auf dem Bauernhof ankommt, bekommt sie ein Tablet zum Geburtstag geschenkt. Sie ist so sehr in das Gerät vertieft, dass sie all die Dinge verpasst, die sie an der Zeit auf dem Bauernhof am meisten liebt. Ein Gespräch mit ihrem Großvater hilft ihr zu verstehen, dass Technologie zwar nicht schlecht ist, uns aber davon abhalten kann, andere gute Geschenke Gottes zu genießen. Lara beschließt, das Tablet wegzulegen und die restliche Zeit ihres Besuchs mit all den Dingen zu verbringen, die sie auf dem Bauernhof am liebsten macht.

Joanna: Steht in der Bibel etwas darüber, wie wir unsere eigene Bildschirmzeit oder die unserer Kinder handhaben sollen?

Betsy: Obwohl die Bibel nicht direkt auf die moderne Technologie eingeht, hat sie viel zum Thema Selbstbeherrschung zu sagen. In Sprüche 25,28 heißt es: „Wie eine Stadt mit niedergerissenen Mauern, so ist ein Mann, der seinen Geist nicht beherrschen kann.“ Wir brauchen „Mauern“ und Grenzen, um digitale Medien in ihre Schranken zu weisen, und als Eltern müssen wir genau das bei unseren Kindern tun. Lange bevor sie ihre eigenen Entscheidungen treffen, müssen wir Kindern helfen zu verstehen, dass digitale Medien ein gutes Geschenk Gottes sind, welches aber, wenn es genossen wird, unbedingt ein gewisses abgestecktes Maß benötigt.

„Wir brauchen ‚Mauern‘ und Grenzen, um die Technologie in ihre Schranken zu weisen, und als Eltern müssen wir genau das bei unseren Kindern tun.“
 

Lara kann’s nicht lassen ist eine Veranschaulichung von 1 Korinther 10,23, wo es heißt: „Es ist mir alles erlaubt – aber es ist nicht alles nützlich! Es ist mir alles erlaubt – aber es erbaut nicht alles!“ Lara erkennt, dass Zeit vor dem Bildschirm zwar keine Sünde ist, uns aber auch nicht erbaut, wenn wir sie unser Leben beherrschen lassen.

Joanna: Wie würdest du Eltern empfehlen, dieses Buch zu nutzen, um ihre Kinder beim Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen?

Betsy: Ich hoffe, dass die Kinder dieses Buch als eine Geschichte über ein kleines Mädchen namens Lara lesen und nicht nur als eine Lektion über die Bildschirmzeit. Aber wenn das nächste Mal eine Diskussion über die Nutzung von digitalen Medien aufkommt, können Eltern ihre Kinder an Laras Geschichte erinnern, während sie ihnen erklären, warum sie die Bildschirmzeit begrenzen. Lara lernt, dass zu viel Bildschirmzeit uns davon abhalten kann, andere gute Gaben zu genießen, die Gott uns gegeben hat (wie z.B. Freunde, Bücher und das Spielen im Freien). Selbst wenn die Kinder den von den Eltern gesetzten Grenzen nicht freudig zustimmen, hilft ihnen die Geschichte von Lara dabei, zu verstehen, warum wir alle Grenzen brauchen, wenn es um Technologie geht.

Joanna: Was ist die Vision hinter der Buchreihe „Jesus und meine kunterbunte Welt“?

Betsy: Säkulare Verlage produzieren ein Buch nach dem anderen mit cleveren Geschichten und ansprechenden Illustrationen, die die Weltanschauung des expressiven Individualismus fördern. Christliche Verlage bieten derzeit eine Fülle von Kinderbüchern an, die Theologie und die Geschichte der Erlösung lehren (was leider nicht auf den deutschsprachigen Raum zutrifft, Anm. d. Red.). Aber es gibt viel zu wenig Bücher, die Kindern dabei helfen zu lernen, wie sie als Christen in der Welt leben können.

Die Titel der Reihe „Jesus und meine kunterbunte Welt“ sind fiktive Bilderbücher, die die Fantasie der Kinder anregen und gleichzeitig biblische Moral und Unterscheidungsvermögen lehren und stärken sollen. Das erste Buch, Emil und das geheime Bild, wurde Ende 2021 auf Deutsch veröffentlicht.