The Oxford Handbook of Reformed Theology

Rezension von Ron Kubsch
1. September 2022 — 3 Min Lesedauer

Die sogenannten Oxford Handbooks gehören zu den renommiertesten und erfolgreichsten Publikationen des wissenschaftlichen Verlagswesens. Die von Oxford University Press herausgegebene Reihe bietet Bücher aus unterschiedlichsten Fachbereichen, darunter auch aus dem Wissensgebiet der Theologie. Jedes Handbuch enthält ausführliche Artikel, die von ausgewiesen Experten verfasst worden sind. Im Jahr 2020 erschien das Werk The Oxford Handbook of Reformed Theology, das Michael Allen und Scott R. Swain redaktionell verantwortet haben. Beide Herausgeber lehren am Reformed Theological Seminary in Orlando (Florida, USA). Das Handbuch enthält vier Teile. Im ersten Teil wird die reformierte Theologie in ihrem historischen Kontext erörtert. Aza Goudriaan untersucht etwa das Verhältnis reformierter Theologen zu den Kirchenvätern (vgl. S. 7–22): Einerseits wurden die Patristiker wohlwollend in Werke und Bekenntnisse des reformierten Zweigs der Reformation aufgenommen. Andererseits waren reformierte Gelehrte gegenüber den Kirchenvätern recht kritisch.

Don Collett und Mark Gignilliat haben zum Verhältnis von reformierter Theologie zur Bibelkritik recherchiert (vgl. S. 112–132). Calvin stand am Scheideweg des Übergangs von vorkritischen zu kritischen Formen der Bibelwissenschaft. Er förderte den wissenschaftlichen Umgang mit der Heiligen Schrift, forderte aber vom Leser zugleich eine angemessene Haltung. Wie Augustinus stellte er „Furcht“ und „Frömmigkeit“ vor und über die Erkenntnisfrage. „Die richtigen Leser sind diejenigen, die sich in Demut und Gehorsam vor der Tür der Schrift niederbeugen. Mit anderen Worten: Die fromme Haltung des Auslegers, wobei Frömmigkeit als bescheidene und bereitwillige Unterwerfung unter das, was die Schrift behauptet, verstanden wird, ist ein wesentlicher Bestandteil der exegetischen Aufgabe“ (S. 114). Eberhard Busch, der von 1965 bis 1968 persönlicher Assistent bei Karl Barth in Basel gewesen ist, hat das Kapitel über Barths Kirchliche Dogmatik verfasst (vgl. S. 341–352).

Die richtigen Leser sind diejenigen, die sich in Demut und Gehorsam vor der Tür der Schrift niederbeugen.“
 

Im zweiten Teil werden herausstechende Werke der reformierten Theologie vorgestellt, etwa Martin Bucers Vom Reich Christi, Heinrich Bullingers Dekaden, Francis Turretins Institutio oder Friedrich Schleiermachers Glaubenslehre. Auch Bekenntnisschriften wie der Heidelberger Katechismus oder die Westminster Standards werden beleuchtet.

Der dritte Teil verhandelt große Themengebiete wie Bundestheologie, Christologie, Sakramente oder Eschatologie. Paul T. Nimmo liefert zum Beispiel einen Überblick über die Lehre vom göttlichen Dekret in Vergangenheit und Gegenwart. Die Reformierten haben – so schreibt er – „in ihrer Weisheit immer darauf bestanden, dass sie es bei der Lehre vom göttlichen Dekret mit einem wahrhaft heiligen Geheimnis zu tun haben, das in der Schrift zwar offenbart, aber nicht vollständig erklärt ist“ (S. 416).

Der letzte Teil ist der Zukunft der reformierten Theologie gewidmet. Nach Michael Allen werden die Zukunftsaussichten der reformierten Theologie davon abhängen, „inwieweit das reformatorische Wirken des Wortes Gottes die Weiterentwicklung von Denkformen, Gesprächen und bleibenden Fragen prägt“ (S. 622). Abschließend betont er, dass theologisches Arbeiten und gelingende Reformen kirchlichen Lebens letztlich immer nur Geschenk sein können.

The Oxford Handbook of Reformed Theology ist für diejenigen, die einen schnellen und übersichtlichen Zugang zur reformierten Theologie suchen, eine hilfreiche Fundgrube. In jedem Beitrag wird weiterführende Literatur empfohlen; ein umfangreiches Register hilft bei der Erschließung der Texte. Nicht alle Autoren, die hier veröffentlicht haben, teilen meines Wissens das reformierte Bekenntnis, aber alle behandeln ihre Themen mit Wertschätzung und Fachkenntnis.

Buch

Michael Allen u. Scott R. Swain, The Oxford Handbook of Reformed Theology, Oxford: Oxford University Press, 2020, 688 Seiten, ca. 140 Euro.