Offene Türen öffnen Herzen

Rezension von Anna Tissen
15. Dezember 2021 — 4 Min Lesedauer

„Ich habe ein bisschen Angst, das Buch zu lesen, weil ich fürchte, dass es mich herausfordern wird.“ Diese Bemerkung bekam ich in der Vorbereitung auf die Rezension von jemandem zu hören, der das Buch gerade auf seine Leseliste gesetzt hatte.

Gemeint ist das Buch Offene Türen öffnen Herzen – Radikal einfache Gastfreundschaft in einer nachchristlichen Welt von Rosaria Butterfield, das kürzlich auf Deutsch erschienen ist. Es beschreibt in Ansätzen die Geschichte der Autorin, die als überzeugte Nichtchristin wieder und wieder von einem gläubigen Ehepaar eingeladen wurde und schließlich zu Christus fand. Vor diesem Hintergrund nimmt Rosaria Butterfield den Leser mit in ihr Haus und zeigt, wie Gott dieselbe „radikal einfache Gastfreundschaft“ gebrauchen kann, um deinen Freunden und Nachbarn das Evangelium zu bringen.

Den Rahmen des Buches bilden persönliche Geschichten, die immer wieder mit Bibelstellen, Lehre und praktischen Tipps verwoben werden. Die Geschichten werden nicht unbedingt in sich abgeschlossen erzählt, sondern bilden mehrere, zeitlich nicht immer aufeinanderfolgende Erzählstränge, in denen der Leser immer wieder Menschen aus dem Umfeld der Autorin begegnet. Das macht das Buch sehr persönlich, erfordert aber auch ein gutes Gedächtnis des Lesers und empfiehlt das Durchlesen „am Stück“.

„Es braucht Bereitschaft, für ein offenes Haus Opfer zu bringen, sei es zeitlich, finanziell oder in Bezug auf einen individualistischen Lebensstil.“
 

Das Buch ist sehr herausfordernd. Es fordert vom Leser die Bereitschaft, für ein offenes Haus Opfer zu bringen, sei es zeitlich, finanziell oder in Bezug auf einen individualistischen Lebensstil. An einigen Stellen beschreibt die Autorin ihren vollen Tages- bzw. Wochenplan, der jedem perfektionistischen Leser Bauchschmerzen bereiten würde. Doch so ist das Buch nicht geschrieben – die Autorin weist klar darauf hin, dass wir unsere Komfortzone verlassen müssen, um gastfreundlich zu sein, aber dass Gastfreundschaft auch im Rahmen unserer Möglichkeiten stattfinden muss. Außerdem, so Butterfield, sind bei der Gastfreundschaft, die sie beschreibt, „Gastgeber und Gast austauschbar“ (S. 12). Es geht nicht um die perfekte Einladung zum Abendessen:

„Manchmal sagen Christen mir, dass sie keine Gastfreundschaft praktizieren, weil sie nicht genug Platz, genug Geschirr oder Essen haben. Sie fürchten, dass sie nicht genug zu geben haben. Das ist eine irreführende Angst, der niemand Beachtung schenken sollte. Gastfreundschaft teilt das, was da ist; das ist alles. Sie ist kein Unterhaltungsprogramm. Das soll sie auch nicht sein.“ (S. 267)

Letztlich geht es bei der radikal einfachen Gastfreundschaft also um Beziehung. Sowohl Gastgeber als auch Gast werden durch einen solchen Lebensstil gesegnet.

Nachdem ich das Buch bereits im englischen Original gelesen hatte, war ich gespannt auf die deutsche Ausgabe. Es ist eine gelungene Übersetzung, die sich leicht liest. Auch wenn der Kontext sehr amerikanisch ist, tut dies der Übertragbarkeit der Aussagen keinen Abbruch.

„Letztlich geht es bei der radikal einfachen Gastfreundschaft also um Beziehung.“
 

Selbst beim zweiten Lesen war ich berührt, herausgefordert und ermutigt. Da wir als Familie in den letzten Jahren mehrfach umgezogen sind, war es uns nur begrenzt möglich, Beziehungen in der beschriebenen Weise zu knüpfen und zu pflegen. Aber wo immer es möglich war, wurden wir gesegnet und wir beten, dass der ausgesäte Samen zu seiner Zeit Frucht tragen wird.

Dieses Buch ist keine Anleitung, wie man ein besserer Gastgeber wird (auch wenn es viele praktische Tipps enthält). Es ist ein sehr persönlicher Einblick in das Leben der Butterfields, den man nicht eins zu eins übernehmen kann, der uns aber herausfordert und ermutigt. Ich würde mir wünschen, dass das Buch weite Verbreitung findet und bin überzeugt, dass der darin vorgestellte Lebensstil, angewandt auf unser persönliches Leben, eine ungeahnte und wunderbare Zeugniskraft entfalten wird.

Um es mit den Worten Rosaria Butterfields zu sagen:

„Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten, wie Sie Ihre Tage, Ihre Zeit, Ihr Geld und Ihr Zuhause nutzen können. Aber Ihre Haustür zu öffnen und Nachbarn mit Suppe, Brot und den Worten Jesu zu begrüßen ist die wichtigste. Wer weiß, ob diese einfache Aufgabe, das Evangelium dort weiterzugeben, wo Sie sind – wo immer Sie gerade sind –, nicht vielleicht von Gott benutzt werden kann, um die Welt zu verändern?“ (S. 243)
„Fangen Sie irgendwo damit an. Aber fangen Sie an.“ (S. 272)

Buch

Rosaria Butterfield, Offene Türen öffnen Herzen – Radikal einfache Gastfreundschaft in einer nachchristlichen WeltDillenburg: CV, 2021. Das Buch kann auch direkt beim Verlag bestellt werden.