Der Advent braucht Zeit

Artikel von Tony Reinke
26. November 2021 — 2 Min Lesedauer

„Wer hat schon Zeit, den Advent zu feiern?“, frage ich mich jedes Jahr aufs Neue.

Aber genau das ist der Punkt. Der Advent braucht Zeit. Er kann nicht mal eben in der Mikrowelle warmgemacht werden, auf 24 Stunden verkürzt oder beschleunigt werden, um mit unserem Alltagstrubel mitzuhalten. Es ist kein Zufall, dass der Advent Zeit braucht, da er die allmähliche Offenbarung von Gottes Heilsplan widerspiegelt, die im Advent, der Ankunft des Erlösers, gipfelt.

Der Pastor Octavius Winslow widmete im Jahr 1844 einige Seiten seines Buchs The Glory of the Redeemer (dt. „Die Herrlichkeit des Erlösers“) der Zeit des Advents:

Die gesamte Geschichte des Volkes Israel war durchzogen von Symbolen und Typologien, die lehrreich und von großer Bedeutung waren. Es war also der weise Ratschluss Gottes, dass Jesus der Gemeinde langsam und schrittweise offenbart werden sollte. Das Kommen unseres geliebten Erlösers in die Welt geschah nicht plötzlich, sondern nach einer langen Zeit der Vorbereitung.
Das gleiche Prinzip des Fortschreitens sieht man häufig auch in der Seele, wenn sie Christus als Retter erkennt. Jesus wird nicht durch eine plötzliche und sofortige Offenbarung oder nach einem einzigen kurzen Gedanken erkannt. Der Prozess dauert oft und ist langsam. Sieht man genauer hin, erkennt man die Abstufungen des Lichts. Die Sonne geht auf – ein Strahl folgt dem nächsten, das Licht weitet sich aus. Christus wird mehr und mehr erkannt. Er wird mehr und mehr bestaunt. Er wird mehr und mehr geliebt.
Ebenso offenbarte Gott seiner Gemeinde die Herrlichkeit Christi. Im Säuglingsalter stand die Gemeinde „unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit“ (Gal 4,2). Sie war noch nicht bereit, mit einem Mal die vollständige Offenbarung zu tragen und so wurde sie von Gott durch verschiedene Typologien und Zeremonien diszipliniert und unterrichtet. In Weisheit und – wie man auch erwähnen sollte – in Gnade zeichnete Gott eine Vorschattierung seines geliebten Sohnes, die immer klarer und heller leuchtete, bis „die Zeit erfüllt war“ (Gal 4,4). Dann erschien in ihm die Erfüllung aller Typologien, der leuchtende Ursprung aller Schatten und die wahre Bedeutung aller Symbole, „das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens.“ (Hebr 1,3 NGÜ). Und um diese langsame Ausbreitung des Lichts darzustellen, wird die Dunkelheit eine Kerze nach der nächsten verdrängt und Tag für Tag sind wir eingeladen, in die langsame Entfaltung des Advents einzutauchen.

Um dieses Ziel zu erreichen, kann das Buch Große Freude von John Piper eine gute Hilfe sein. Das Buch enthält 25 Andachten für die Vorweihnachtszeit. Wenn es dir so geht wie mir und es dir schwerfällt, den Advent einen Monat lang zu feiern, ist es vielleicht ein gutes Hilfsmittel. Es wird dir helfen, zu entschleunigen und über Christus und seine schrittweise Offenbarung nachzudenken. Das Buch kann über Amazon oder direkt beim neuen Verlag Verbum Medien bestellt werden.