Elisabeth Elliot und die tröstliche Souveränität Gottes

Artikel von Miriam Münch
18. Oktober 2021 — 5 Min Lesedauer

In einem bekannten christlichen Lied singen wir: „Egal, was du mir gibst, egal was du mir nimmst, du bist und bleibst mein Gott, nur dir gehört mein Lob.“ Das ist ein riskantes aber auch befreiendes Bekenntnis und war das Lebensmotto einer besonderen Frau.

Elisabeth Elliot wurde am 21. Dezember 1926 als Kind amerikanischer Missionare in Belgien geboren. Als sie wenige Monate alt war, zog die Familie zurück in die USA, wo ihr Vater als Redakteur der Sunday School Times arbeitete. Die Familie wuchs auf insgesamt sechs Kinder an.

Elisabeth lernte viele Missionare im Haus ihrer Eltern kennen und es war immer ihr Traum gewesen, eines Tages Missionarin zu werden. Selbst als sie von der Ermordung des Missionarsehepaars John und Betty Stam hörte, die sie kurz zuvor noch persönlich kennengelernt hatte, bestärkte sie dies noch mehr in ihrem Wunsch. Daher ging sie auf das Wheaton College und studierte Griechisch und Linguistik, um als Bibelübersetzerin zu arbeiten.

Auf dem College lernte sie Jim Elliot kennen, der ebenfalls das Ziel hatte, in die Mission zu gehen. Unmittelbar vor ihrem Abschlussexamen gestand Jim ihr seine Liebe und gleichzeitig, dass er sich von Gott vorerst zur Ehelosigkeit berufen wusste, da er der Meinung war, dass manche Missionsarbeit nur von Singles getan werden konnte. Ungewisse und harte Jahre des Wartens und des unglücklich Verliebtseins lagen vor Elisabeth. Sie wusste nicht, ob und wann Jim sie heiraten würde, aber sie vertraute darauf, dass Gott es gut mit ihr meinte und dies für sie eine wichtige Lektion war, um Geduld zu lernen. Nach der Ausbildung gingen Elisabeth und Jim getrennt als Missionare nach Ecuador. Dann endlich, nach fünf Jahren des Wartens bat Jim sie schließlich, ihn zu heiraten. Die Hochzeit fand am 8. Oktober 1953 in Quito, Ecuador statt. (Die Liebesgeschichte der beiden erzählt Elisabeth Elliot in ihrem Buch Eine harte Liebe). Im Februar 1955 wurde ihre Tochter Valerie geboren. Lange hatte Elisabeth auf das Familienglück warten müssen, um nur zehn Monate später den größten Schicksalsschlag ihres Lebens zu erleben. Gemeinsam mit vier jungen Missionskollegen wollte Jim Kontakt zu dem unerreichten Stamm der Aucas herstellen, um ihnen das Evangelium zu bringen. Diese missverstanden jedoch das Anliegen der jungen Missionare und töteten sie.

„Ein Satz, den sie in ihren Vorträgen immer wiederholte, lautet: ‚In acceptance lieth peace‘.“
 

Nach nur zwei Jahren Ehe war Elisabeth nun verwitwet und alleinerziehend. Das war für sie aber kein Grund, nach Hause in die USA zurückzukehren; im Gegenteil. Über den Tod von Jim sagte sie: „Ich habe für Jims Bewahrung gebetet – für seine leibliche Bewahrung. Der Herr erhörte mich, im Blick auf die Ewigkeit. Er schützte uns vor Ungehorsam und bewirkte durch Jims Tod Dinge, deren Ausmaß erst die Ewigkeit offenbar machen wird. Das stärkt in mir persönlich das Verlangen, sie zu erreichen. Weil Jesus Christus für alle gestorben ist, interessiert mich die Errettung aller; aber die Tatsache, dass Jim aus Liebe zu den Aucas starb, intensiviert meine Liebe zu ihnen.“ (Elisabeth Elliot: Die Mörder - meine Freunde, S. 17)

Einige Zeit, nachdem dieses schreckliche Ereignis stattgefunden hatte, ergab sich ein Kontakt mit zwei Auca-Frauen. Elisabeth hatte dafür gebetet, dass sie bereit sein wollte, falls Gott sie zu den Aucas schickte. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass Gott tatsächlich antworten würde. Schließlich war sie eine Witwe mit einem kleinen Kind. Aber Elisabeth gehorchte Gott und ungefähr drei Jahre nach dem Tod der Missionare war es dann soweit: Sie zog mit ihrer kleinen Tochter und der Schwester eines der ermordeten Missionare, Rachel Saint, zu den Aucas in den Dschungel. Insgesamt lebten Elisabeth und ihre Tochter Valerie zwei Jahre unter den Aucas und noch einige Jahre bei einem Nachbarvolk, den Quechuas, bevor beide aus schulischen Gründen zurück in die USA gingen.

Dreizehn Jahre nach Jim Elliots Tod und sechs Jahre nach ihrer Rückkehr in die USA heiratete Elisabeth zum zweiten Mal. Ihr zweiter Mann, Addison Leitch, war Theologieprofessor. Leider starb er nach nur vier Jahren Ehe an Krebs, und wieder war Elisabeth allein.

Nach dem Tod ihres zweiten Mannes wohnten zwei Männer bei Elisabeths zur Untermiete. Einer von ihnen heiratete ihre Tochter Valerie. Und der andere, Lars Gren, ein Krankenhauspfarrer, heiratete Elisabeth. Sie sagte einmal, dass sie bereits ihre erste Heirat als ein Wunder Gottes betrachtete, da sie befürchtet habe, zur Ehelosigkeit berufen zu sein. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass Gott ihr drei Ehemänner geben würde.

Nach ihrer Rückkehr in die USA bestand ihr Leben zum größten Teil aus dem Halten von Vorträgen und dem Schreiben von Artikeln und Büchern. Viele Jahre moderierte sie ein Radioprogramm mit geistlichen Botschaften. Viele Menschen schrieben ihr Briefe und baten sie um Rat. Ihre Ratschläge entstammten immer dem Wort Gottes. Sie war der Überzeugung, dass Gottes Wort heute noch die gleiche Gültigkeit besaß wie vor einhundert oder zweitausend Jahren, und dass es nicht durch heutige Ansichten und Meinungen der Gesellschaft verwässert und relativiert werden dürfe.

Ein Satz, den sie in ihren Vorträgen immer wiederholte, lautet: „In acceptance lieth peace“, was bedeutet: Wir werden Frieden finden, wenn wir die Umstände, in denen wir uns befinden, aus Gottes Hand nehmen. Denn Gott weiß, was gut für uns ist, und er verliert nie die Kontrolle.

„Sie zeigte mit ihrem Leben, dass die Souveränität Gottes etwas Tröstliches und Ermutigendes ist.“
 

Diese Aussage von Elisabeth Elliot war ein Rat, der ihrer eigenen Erfahrung entsprang. Viele Ereignisse in Elisabeths Leben werfen die Frage auf: Warum lässt Gott das zu? Die Tatsache, dass er Jim und seine Kollegen nicht vor dem Tod bewahrt hat, mag aus menschlicher Sicht schwer zu verstehen sein, schließlich wollten diese Männer Jesu Missionsbefehl gehorsam sein und den Unerreichten das Evangelium bringen. In solchen Situationen trotzdem fest auf Gott zu vertrauen, darauf dass er weiß, was er tut und er die Kontrolle hat, das wünsche ich mir für mein eigenes Leben. Elisabeths Gehorsam gegenüber Gott und ihre Art, wie sie die Bibel als Wegweiser und Ratgeber für ihr Leben benutzte, ist für mich vorbildlich. Ihre Bücher und Vorträge sind für mich und viele andere ein Schatz.

Elisabeth Elliot ging am 15. Juni 2015 im Alter von 88 Jahren in Gottes Herrlichkeit ein. Sie zeigte mit ihrem Leben, dass die Souveränität Gottes etwas Tröstliches und Ermutigendes ist.