Lehre und Hirtendienst

Artikel von Bobby Jamieson
4. Oktober 2021 — 15 Min Lesedauer

Wie würdest du die Stellenausschreibung eines Pastors formulieren? Wo würdest du nach Vorlagen suchen? Vielleicht würdest du dir die Ausschreibungen anderer Ortsgemeinden ansehen und diese hie und da etwas justieren, um sie besser auf die eigene Gemeinde und die eigenen Programme anzupassen?

Aus irgendeinem Grund gehen wir davon aus, dass jeder weiß, wie ein Pastor sein soll und welche Aufgaben er hat. Aber woher wissen wir eigentlich, was die grundlegende Rolle eines Pastors ist?

Gewiss wird uns die Bibel Auskunft darüber geben, welche Qualifikationen ein Pastor mitzubringen hat. Aber wo in der Bibel fangen wir an? Wir könnten zum Beispiel damit beginnen, uns die Voraussetzungen der Ältesten näher anzusehen (1Tim 3,1–7; Tit 1,5–10) sowie die Aufgaben, die sich daraus ergeben. Hierbei sollten wir besonderes Augenmerk auf die expliziten Anweisungen für Gemeindeleiter legen. Wenn wir einigen dieser Anweisungen weiter auf den Grund gehen, ergibt sich ein interessantes Bild.

Denken wir an Apostelgeschichte 20,28 und 1 Petrus 5,1–3, die jeweils an die Ältesten der Gemeinden adressiert sind:

„So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, um die Gemeinde Gottes zu hüten, die Er durch Sein eigenes Blut erworben hat.“ (Apg 20,28)

„Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden des Christus, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe, nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid! Dann werdet ihr auch, wenn der oberste Hirte offenbar wird, den unverwelklichen Ehrenkranz empfangen.“ (1Petr 5,1–3)

„Sowohl Paulus in der Apostelgeschichte als auch Petrus in seinem ersten Brief fassen die Arbeit eines Pastors in einem Wort zusammen: Hüten.“
 

In den vorliegenden Abschnitten wird die Hauptaufgabe des pastoralen Dienstes mit dem griechischen Verb „poimainó“ zusammengefasst, dessen grundlegende Bedeutung die des „Hütens“ ist – entsprechend dem fürsorglichen Hüten von Schafen (s. Lk 17,7; 1Kor 9,7).

Sowohl Paulus in der Apostelgeschichte als auch Petrus im 1. Petrusbrief fassen die Arbeit eines Pastors in einem Wort zusammen: Hüten.

In Epheser 4,11 bezeichnet Paulus Pastoren als Hirten-Lehrer und zeigt so zum wiederholten Mal, dass die Hirtenschaft ein grundlegendes Element des pastoralen Dienstes ist. In der Tat leitet sich das deutsche Wort Pastor von dem gleichnamigen lateinischen Wort ab und bedeutet so viel wie „hüten“. So ist also das Hüten nicht nur die semantische Grundlage des Wortes Pastor, sondern auch die Basis der biblischen Beschreibung des pastoralen Aufgabenfeldes.

Doch wo erfahren wir, was es bedeutet, Schafe zu hüten? Um das Grundprinzip zu verstehen, hilft es, sich ein wenig mit den elementaren Bedürfnissen der Schafe vertraut zu machen. Schafe brauchen Nahrung, Pflege, Führung und Schutz. Und genau diese Aufgaben übernehmen Pastoren für ihre Gemeinden in einem geistlichen Sinn.

Der Hirtendienst in der Biblischen Geschichte

Die Metapher des Schafehütens gewinnt weiter an Tiefe, wenn wir erkennen, wie sie sich durch die gesamte biblische Geschichte zieht. Letztendlich lernen Pastoren von Gott selbst, was es bedeutet, ein Pastor zu sein, indem sie beachten, wie Gott Sein Volk hütet.

Der göttliche Hirte des Exodus

Die biblische Geschichte der Hirtenschaft beginnt im Grunde damit, dass Gott Sein Volk aus Ägypten führt, sie 40 Jahre durch die Wüste leitet und schließlich sicher in ihr eigenes Land bringt. [1] Auf den gesamten Zeitabschnitt des Exodus und der Führung in der Wüste Bezug nehmend heißt es in Psalm 77,21: „Du führtest dein Volk wie eine Herde durch die Hand von Mose und Aaron.“

Wie ein Hirte war Gott unter Seinem Volk gegenwärtig (2Mose 33,15–16). Wie ein Hirte beschützte Er Sein Volk (4Mose 14,7–9; 5Mose 23,15). Wie ein Hirte versorgte Er Sein Volk. Er speiste sie (Ps 78,19; 105,40–41) und Er heilte sie (2Mose 15,26; 4Mose 21,8–9).

Wie ein Hirte führte Gott Sein Volk auf fruchtbare Weiden: „Du leitest in deiner Gnade das Volk, das du erlöst hast; durch deine Kraft bringst du sie zu der Wohnung deines Heiligtums“ (2Mose 15,13). Wie ein Hirte leitete Er sein Volk, sanft und liebevoll:

„Mit menschlichen Banden zog ich sie, mit Seilen der Liebe; ich hob ihnen gleichsam das Joch auf vom Kinn und neigte mich zu ihnen, um ihnen Nahrung zu geben.“ (Hos 11,4)

In alledem hütete Gott Sein Volk durch Mose, Seinen auserwählten Leiter (Ps 77,21). Und Mose selbst bat den Herrn um einen Nachfolger, „damit die Gemeinde des Herrn nicht sei wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (4Mose 27,17).

Somit ist also der königliche Schöpfergott auch der Hirte Seines Volkes. Und wie hütetet Er Sein Volk? Durch einen menschlichen Hirten, der von Ihm selbst dazu auserkoren war.

David, der Hirten-König

Hunderte Jahre später setzte sich dasselbe Muster in der Herrschaft des Königs Davids sowie seiner Dynastie fort. Der Herr nahm David weg vom Hüten seiner Schafe und setzte ihn stattdessen zum Hirten über das Volk Israel (2Sam 5,1–3; 7,8). Der Psalmist verkündet:

„Und Er erwählte Seinen Knecht David und nahm ihn von den Schafhürden weg. Als er den tragenden Schafen nachging, holte Er ihn, dass er Jakob weiden sollte, Sein Volk, und Israel, Sein Erbe. Und er weidete sie mit aller Treue seines Herzens und leitete sie mit weiser Hand.“ (Ps 78,70–72)

Ähnlich, wie sich David zuvor liebevoll um seine Schafe kümmerte, so leitete er später Israel verantwortungsvoll und voller Mitgefühl, indem er wie ein Hirte in aller Lauterkeit und Weisheit über ihnen wachte.

Dennoch blieb immer Gott selbst der wahre Hirte Israels. Israel bekannte: „Denn Er ist unser Gott, und wir sind das Volk Seiner Weide und die Schafe Seiner Hand“ (Ps 95,7). Und David, Gottes erwählter Unter-Hirte, verkündete sein Vertrauen in Gottes Fürsorge, Schutz und Führung in der unvergleichlichen Poesie von Psalm 23.

Jedoch leiteten nicht alle Hirtenkönige Israels das Volk auf den grünen Weiden des Gehorsams gegenüber Gottes Wort. Vielmehr führten die meisten von ihnen Gottes Volk auf das dürre und unfruchtbare Brachland des Götzendienstes und der Ungerechtigkeit. Deshalb zerstreute Gott Seine Herde unter die Nationen – als Strafe für ihre Sünde (3Mose 26,33; 5Mose 4,27; 28,64; 1Kön 14,15).

Neue Hirten in einem Neuen Exodus

Aber der gleiche Gott, der Sein Volk zerstreute, hat versprochen, sie auch wieder einzusammeln. In Jeremia 23,1–2 verspricht der Herr Gericht über Israels böse Könige, über jene Hirten, die Unglück und Zerstreuung über Gottes Schafe brachten.

Weil diese Hirten darin versagten, sich um Gottes Volk zu kümmern und es zu schützen, wird Gott sich ihrer im Gericht annehmen. Darüberhinaus verlautbart Gott in Vers 3–4:

„Und ich selbst werde den Überrest meiner Schafe sammeln aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe; und ich werde sie wieder zu ihren Weideplätzen bringen, dass sie fruchtbar sein und sich mehren sollen. Und ich werde Hirten über sie setzen, die sie weiden sollen; sie werden sich nicht mehr fürchten noch erschrecken müssen, auch soll keines vermisst werden!, spricht der Herr.“

Der Herr wird Sein Volk wieder aufrichten und Er wird ihnen Hirten geben, die sich um sie kümmern und sie beschützen werden. Wie werden diese Hirten Gottes Volk dienen? In der Parallelstelle in Jeremia 3,15 erfahren wir: „Und ich will euch Hirten nach meinem Herzen geben, die sollen euch weiden mit Erkenntnis und Einsicht.“ So werden also die Hirten das wieder eingesammelte Volk Gottes anführen, indem sie es zurüsten mit Weisheit und mit Erkenntnis sowohl der Worte, als auch der Wege des Herrn.

Und nicht nur das, sondern Gott wird auch einen allerhöchsten Herrscher aufrichten, einen Nachkommen Davids, der die Errettung des gesamten Gottesvolkes sicherstellen wird:

„Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken; der wird als König regieren und weise handeln und wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen; und das ist der Name, den man Ihm geben wird: ‚Der Herr ist unsere Gerechtigkeit‘.“ (Jer 23,5–6)
„Gott wird als treuer Ober-Hirte Sein Volk einsammeln. Und Er wird viele treue Hirten aufrichten, um für Sein Volk zu sorgen. Doch wird unter diesen vielen ein einziger Hirten-König besonders herausragen.“
 

Die endgültige Sammlung des Volkes Gottes, dieser erneute Exodus in ihr verheißenes Land, wird sogar die mächtige Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten in den Schatten stellen und wird letztendlich die Rettungstat sein, durch die Gottes Volk Seinen Namen anrufen und sich an Ihn erinnern wird, von nun an bis in Ewigkeit (Jer 23,7–8).

Gott wird als treuer Ober-Hirte Sein Volk einsammeln. Und Er wird viele treue Hirten aufrichten, um für Sein Volk zu sorgen. Doch wird unter diesen vielen ein einziger Hirten-König besonders herausragen, um Seinem Volk Rettung zu bringen und ihnen ein geborgenes Wachstum in der Gegenwart und unter der Herrschaft Gottes sicherzustellen.

Jesaja 40,11 gibt uns einen Einblick in Gottes abermaliges Einsammeln der Herde im Sinne eines neuen Exodus:

„Er wird Seine Herde weiden wie ein Hirte; die Lämmer wird Er in Seinen Arm nehmen und im Bausch Seines Gewandes tragen; die Mutterschafe wird Er sorgsam führen.“

Hesekiel 34 liefert uns ein ausführliches Bild von Gottes Rolle als Hirte, der Sein Volk retten wird. Die amtierenden Hirten waren mehr darauf bedacht, sich selbst zu sättigen, anstatt die Herde; sie versagten darin, Kranke zu heilen und Verirrte zu suchen, weswegen die Schafe Gottes schließlich zerstreut wurden (Ez 34,1–6). Darum wird Gott die bösen Hirten richten und sich selbst aufmachen, um Seine Schafe zu retten (Ez 34,7–10). Gott selbst wird Seine Schafe ausfindig machen; Er wird sie retten und in ihr Land versammeln, sie speisen und ihnen dabei helfen, sich niederzulegen und auszuruhen (Ez 34,11–14). „Ich selbst will meine Schafe weiden und sie lagern, spricht GOTT, der Herr. Das Verlorene will ich suchen und das Verscheuchte zurückholen und das Verwundete verbinden; das Schwache will ich stärken; das Fette aber und das Starke will ich vertilgen; ich will sie weiden, wie es recht ist“ (Ez 34,15–16).

Darüber hinaus verspricht Er: „Ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David; der soll sie weiden, und der soll ihr Hirte sein“ (Ez 34,23). Gott selbst wird also ihr Hirte sein, ebenso aber auch Sein "Knecht David".

Und wenn der Herr Sein Volk hüten wird, so werden sie Frieden, Segen, Sicherheit, Überfluss, Freiheit, Ehre und wahre Gotteserkenntnis haben (Ez 34,25–31).

Jesus, der gute Hirte

Wer ist dieser Hirte, den Gott über Seine Menschen setzt?

Es ist Jesus, der gute Hirte. Jesus hatte Mitleid mit der Menschenmenge, weil sie bedrängt und hilflos war – Schafe ohne Hirten (Mt 9,36). Jesus ist der gute Hirte, der kam, um Gottes Schafen Leben in Fülle zu schenken (Joh 10,10), der Sein Leben gibt für die Schafe (Joh 10,11.15), der Seine Schafe kennt (Joh 10,14) und sie alle zu einer Herde zusammenführt (Joh 10,16). Die Metapher der Schafe für Gottes Volk entstand, um den Zustand von Israel in der Wüste zu beschreiben: hungrig, durstig, von der Sonne versengt, doch nicht zuhause.

Im übertragenen Sinn trifft das auch auf die heutige Gemeinde zu. Wie Israel in der Wüste sind auch wir noch nicht in Gottes Ruhe eingegangen (Hebr 4,11). Wir werden nicht nur von Hunger und Entbehrung bedroht, sondern auch von Widerstand und Verfolgung.

Noch sind wir schwach und irren umher, bedrängt von allerlei Mühsal. Doch in der Offenbarung gewährt uns Johannes einen flüchtigen Blick auf unseren endgültigen Bestimmungsort:

„Und sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten; auch wird sie die Sonne nicht treffen noch irgendeine Hitze; denn das Lamm, das inmitten des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu lebendigen Wasserquellen, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ (Offb 7,16–17)

Der Herr Jesus ist unser Hirte und Er ist ein guter Hirte. In Kürze wird Er all unseren Hunger stillen und unsere Wunden heilen.

Hüten nach dem Vorbild des obersten Hirten

Was bedeutet das also für die Hirten der Gemeinde? Die bekannten Worte von Jesus an Petrus lenken unseren Blick in die richtige Richtung. Dreimal fragte Jesus Petrus, ob er Ihn liebe; drei Mal antwortete Petrus mit „ja“; dreimal beauftragte Jesus Petrus, Seine Schafe zu hüten (Joh 21,15–17). In diesem Abschnitt des Johannesevangeliums kommen zwei verschiedene griechische Wörter für „weiden“ bzw. „füttern“ zur Anwendung, aber im Grunde bedeuten beide das Gleiche. Beide beziehen sich auf die umfassende Fürsorge, die Schafe von ihren Hirten bekommen:

Nahrung, Pflege, Führung und Schutz. Und das ist genau die Art von Fürsorge, die Pastoren den ihnen anvertrauten Menschen geben sollen.

„Wie sehr decken sich deine Prioritäten im Dienst mit denen des göttlichen Hirten? Wie gut kennst du die geistlichen Nöte deiner Schafe?“
 

Pastoren sollen Menschen mit dem Wort Gottes speisen, sie in gesunder Lehre unterweisen (Tit 1,9–10) und dabei den ganzen Ratschluss Gottes verkündigen (Apg 20,27). Pastoren sind dazu angehalten, Menschen vor falscher Lehre und Irrlehrern zu schützen (Apg 20,29–31). Sie sollen mit gutem Vorbild vorangehen (Hebr 13,7), die Menschen zum Dienst zurüsten (Eph 4,12) und die Angelegenheiten der Gemeinde in Weisheit ausführen (1Tim 5,17). Es ist die Aufgabe von Pastoren, sich um die einzelnen Gemeindemitglieder zu kümmern, indem sie ihnen auf liebevolle Weise jegliche Beratung, Hilfe und Ermutigung anbieten.

Kurz gesagt: Pastoren kümmern sich. Sie haben ihre Leute nicht nur gern, sie stehen ihnen bei. Sie kennen ihre Leute. Sie halten Ausschau nach ihnen. Sie geben den Menschen das, was ihre Seelen brauchen; sogar, wenn diese selbst nicht wissen, was gut für sie ist.

In alledem sind Pastoren Abbilder Gottes, des Vaters. Paulus ermutigt die Gemeindeleiter: „Verwarnt die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen jedermann!“ (1Thess 5,14). Genau diese Art von persönlicher Fürsorge verspricht Gott Seinem Volk, indem Er sich verpflichtet, die Verlorenen zu suchen, die Verirrten zurückzubringen, die Verwundeten zu verbinden und sie alle in Gerechtigkeit zu speisen (Ez 34,16).

Und Pastoren sind Abbilder unseres Herrn Jesus Christus, der die Gemeinde Gottes schon seit jeher geleitet hatte, ehe es irgendeinen menschlichen Pastor gab, und der sie weiterhin leitet durch den Dienst eines jeden einzelnen Pastors, und sie auch zukünftig leiten wird, nachdem der Dienst aller Pastoren beendet sein wird. Deshalb bezeichnet Petrus Jesus als den „obersten Hirten“ (1Petr 5,4). Jesus ist der Nachkomme, den Gott für David auserwählt hat; Er ist der einzig wahre Hirten-König für Gottes Volk. Dennoch ist der Hirtendienst Jesu kein Ausschlussgrund für menschliche Hirtendienste – denn Er ist es, der sie dazu befähigt und bekräftigt.

Lieber Pastor, hast du schon mal darüber nachgedacht, dass dein eigener Dienst in der örtlichen Gemeinde ein Teil der Erfüllung der Prophetie ist? Denk an Gottes Versprechen, viele Hirten über Sein Volk zu stellen, das Er gab, als Er Seinen obersten Hirten über sie stellte (Jer 23,4–5). Diese Hirten würden Gottes Volk mit Weisheit und Erkenntnis speisen (Jer 3,15).

Wie sehr decken sich deine Prioritäten im Dienst mit denen des göttlichen Hirten? Wie gut kennst du die geistlichen Nöte deiner Schafe? Wieviel Zeit und Energie fließt in die Bedürfnisse jedes Einzelnen? Machst du dir mehr Gedanken darüber, wieviele Neuzugänge die Gemeinde zu verzeichnen hat oder darüber, wie es den Seelen der einzelnen Gemeindemitgliedern wirklich geht?

Bist du wachsam gegenüber den Gefahren, die den gesunden Glauben der dir anvertrauten Menschen bedrohen? Oder überlässt du deine Schafe den Irrlehrern als leichte Beute, indem du es versäumst, sie mit einem tiefgreifenden Verständnis biblischer Theologie auszurüsten?

Weißt du, welche deiner Schafe gerade gedeihen und welche unterernährt sind? Welche sind geistlich stark und welche krank? Welche sind sicher im Stall und welche wandern ziellos umher?

Wenn du eine Auffrischung darüber benötigst, wie ein Pastor seine Gemeinde zu leiten hat, dann sieh dir an, wie Gott Sein Volk im gesamten Verlauf der biblischen Geschichte geleitet hat. Staune über Seine sanfte Fürsorge und Seinen starken Schutz. Lerne von Seiner geduldigen Sorgfalt im Umgang mit den unterschiedlichen Bedürfnissen Seines Volkes. Bewundere das liebevolle Mitgefühl dessen, der die Galaxien in Seiner Hand hält, der sich aber auch herunterbeugt und die Schafe aufhebt, die zu schwach sind, um selbst zu gehen. Und bete, dass Gott dich durch Seine Gnade und durch die Hilfe des Heiligen Geistes zu einem Hirten nach Seinem Herzen macht.


[1]  Im Verlauf dieses Abschnittes bediene ich mich der Auslegung von Timothy S. Laniak, „Shepherds after My Own Heart: Pastoral Traditions and Leadership in the Bible“, New Studies in Biblical Theology 20 (Downers Grove, IL: InterVarsity Press, 2006).