Christen sind zur Unterstützung berufen
Vierter Teil der Interviewreihe „Wie lebe ich Ezer praktisch?!“
Ezer, hebräisch „Hilfe“, nennt sich der Frauenarbeitszweig von Evangelium21.
In 1. Mose 2,18 lesen wir: „Dann sprach Gott, der HERR: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe (hebr. „Ezer“) machen, die ihm entspricht“.
Die Frau als Hilfe bzw. Gehilfin ist ihrem Mann weder unterlegen noch ist sie minderwertig. Sie ergänzt ihn, passt zu ihm, ist für ihn unentbehrlich und befindet sich mit ihm auf Augenhöhe. Eva war für Adam die perfekte Ergänzung, die er brauchte, um das von Gott gegebene Schöpfungsmandat auszuführen. Auch Gott ist ein Helfer. Im Alten Testament bezeichnet Er sich selbst als Ezer und im Neuen Testament befähigt Jesus seine Braut, die Gemeinde, den Missionsauftrag zu erfüllen, indem er ihr seinen Geist als Helfer sendet.
In unserer Interview-Reihe „Wie lebe ich Ezer praktisch?!“ möchten wir einen Einblick in das Leben verschiedener Frauen gewähren und fragen, wie sie im Alltag als Helferin leben.
Heute stellen wir Eowyn Stoddard vor. Eowyn ist 48 Jahre alt und mit David verheiratet. Gemeinsam haben sie fünf Kinder. Sie ist gebürtige Amerikanerin, lebt derzeit aber in Berlin als Missionarin und ist Teil der E21-Ezer-Arbeit.
Ezer: Eowyn, wie siehst du generell deine Rolle als Unterstützerin, als Hilfe?
Eo: Im Allgemeinen ist es die Aufgabe aller Christen, sich gegenseitig zu unterstützen. Wir dienen einander, tragen einander, lehren und ermahnen einander, beten füreinander usw. Insofern gilt diese Berufung zum Unterstützen nicht nur den Frauen. Natürlich gibt es aber auch spezielle Aspekte meiner Berufung, ob als Ehefrau oder als Gemeindeglied, in denen diese Unterstützung praktisch und spezifisch wird, je nach Beziehung.
Ezer: Okay, ich verstehe. Wie lebst du also dieses Prinzip in deiner Ehe?
Eo: Als verheiratete Frau bin ich zur Einheit mit meinem Mann berufen. Diese ist aber auch auf meinen Mann, David, zugeschnitten. Er hat Stärken und Schwächen und ich möchte versuchen, soweit ich es durch Gottes Gnade kann, meinem Mann zur Seite zu stehen und ihn in seiner Charakterentwicklung als Christ und als Diener Gottes zu unterstützen. Da wir zueinander in Liebe berufen sind, ist jede Investition in meinen Mann eine Investition in unsere Ehe und Beziehung. Das soll nicht egoistisch verstanden werden, sondern einfach ein biblisches Prinzip darstellen. Wenn wir eins sind, wird es jedem von uns besser ergehen. Das Bild von Jesus und seiner Gemeinde ist für mich so ermutigend.
Ezer: Wie lebst du dieses Prinzip in deiner Familie?
Eo: In der Familie gilt meine Unterstützung auch meinen Kindern. Natürlich ändert sich das „wie“ mit dem Alter des Kindes. Als die Kinder klein waren, brauchten sie sehr viel praktische Hilfe. Auch verbrachte ich mehr Zeit mit dem Haushalt. Mit dem Älterwerden der Kinder muss ich die Balance finden, sie zu unterstützen, ohne sie zu kontrollieren, sie zu lenken, ohne sie zu entmachten. Das finde ich gar nicht so einfach. Ob es der erste Tag in der Kita war oder der Moment, als wir unseren Teenie zur Uni in ein fremdes Land schickten, jedes Mal wurde ich herausgefordert (und ich werde es immer noch!), Gott zu vertrauen. Der Haushalt wird nun von uns allen gemacht. Sogar das Kochen ist aufgeteilt, damit unsere Teenies diese wichtigen Lebenserfahrungen machen. Die Unterstützung der Kinder geschieht nun mehr auf geistlicher Ebene – ich bete viel mehr für sie! – oder besteht einfach darin, da zu sein, wenn sie das Gespräch suchen.
Ezer: Wie sieht es in der Gemeinde aus?
Eo: In der Gemeinde ist es die Berufung eines jeden Laien, die Gemeindeleitung zu unterstützen. Du kannst die Ältesten fragen, was ihre Gemeindevision ist und inwiefern du deine Gaben einsetzen kannst, um daran mitzuwirken. Für mich persönlich bedeutete das, mich der evangelistischen Arbeit mit jungen Familien zu widmen. Jetzt bin ich eher in der Flüchtlingsarbeit tätig. Jede Gemeindeleitung freut sich, wenn die Gemeindemitglieder ihre Gaben zur Bereicherung der Gemeinde investieren. Wir stehen alle unter der geistlichen Leitung unserer Gemeinde und ergänzen und erleichtern ihre Arbeit, wenn wir unsere Gaben anbieten.
Ezer: Sind wir Frauen die „graue Eminenz“ im Hintergrund? Was bedeutet es, den Mann wirklich leiten zu lassen? Wie lebst du dies konkret?
Eo: Als Christen sind wir mit Jesus eins geworden. Er hat als unser Haupt sein Leben für uns gegeben. Wir sind sein Leib und er liebt uns dementsprechend hingebungsvoll. Dies ist das schöne Bild, das Paulus für die Ehe benutzt. Ganz praktisch heißt es für mich, mit meiner Zeit, meinen Gaben und mit Gebet David in seiner Arbeit und in seiner Rolle als Ehemann zu unterstützen. Ich schulde ihm ein intelligentes, starkes, weises und ermutigendes Einbringen meiner selbst in unsere Gespräche, unser Planen, Träumen und Beten zum Erfolg unserer Ehe und unseres Dienstes im Reich Gottes. Natürlich ist mein Mann nicht perfekt. Dass er das Haupt in unserer Ehe ist, heißt aber nicht, dass ich mich persönlich verliere, keine eigenen Ziele mehr habe oder von ihm überrumpelt werde. Er möchte meine Ideen hören, gemeinsam an Lösungen arbeiten und dient mir auch ganz praktisch. Er möchte, dass ich mich entwickle. Seine Leitung ist freisetzend, nicht manipulativ.
Ezer: Gibt es Momente, in denen du deine Rolle anzweifelst? Was hilft dir, dagegen anzugehen?
Eo: Ich glaube, die Herausforderung für mich ist, zu glauben, dass Gott uns in unserer Ehe führt, und dass ich, indem ich David liebe, unterstütze und vertraue, Gott die Ehre gebe. Letztendlich führt Gott mich nicht nur persönlich, sondern auch in der Einheit mit meinem Mann, indem er ihn auch führt. Manchmal zweifle ich eine bestimmte Entscheidung an oder eine Richtung oder wünsche mir, er würde anders handeln oder sein. Natürlich habe ich auch die Aufgabe, als Schwester im Herrn, meinen Mann in Liebe zu ermahnen. Das ist nicht so einfach! Es erfordert gleichzeitig Liebe und Stärke in der Wahrheit. Ich darf auch nicht vergessen, dass er es mit mir auch nicht immer einfach hat. Wir sind aufgefordert, in der Liebe und in der Vergebung zu leben. Im Endeffekt ist es ein Akt des Glaubens an Gott, nicht an meinen Mann, ihm zu folgen.
Ezer: Gibt es eine biblische Frauengestalt, die dich dazu inspiriert?
Eo: Ich schätze Abigajil, die Frau von Nabal. Ihr Mann war wirklich ein Narr, wie sein Name hieß (hier bitte kein Vergleich mit meinem Mann!). Sie erkannte, dass David der von Gott auserwählte König war und handelte mutig vor ihm. David wollte sich an Nabal rächen, aber sie sprach den König mit Wahrheit und Weisheit an. Es steht in 1. Samuel 25,33–35:
Da sagte David zu Abigajil: Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der dich mir heute entgegengeschickt hat. Gepriesen sei deine Klugheit und gepriesen seist du, weil du mich heute daran gehindert hast, Blutschuld auf mich zu laden und mir selbst zu helfen. Aber so wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, der mich davon abgehalten hat, dir etwas Böses zu tun: Wärest du mir nicht so schnell entgegengekommen, dann wäre von Nabals Männern bis zum Morgengrauen keiner mehr übrig gewesen. Und David nahm von ihr entgegen, was sie ihm gebracht hatte, und sagte zu ihr: Geh in Frieden hinauf in dein Haus! Denk aber daran: Ich habe auf dich gehört und dich gnädig aufgenommen.
Sie steht in einem gewissen Kontrast zu Eva, die ihrem Mann Adam im entscheidenden Moment nicht geholfen hatte, der Wahrheit Gottes zu glauben. Natürlich ist Adam auch schuld. Adam wird dann vorgeworfen: „Weil du auf deine Frau gehört hast…“ Ich möchte durch Gottes Gnade eine Frau wie Abigajil sein, die Wahrheit und Gnade kombinieren kann.
Ezer: Vielen Dank für das Interview. Gott segne dich!