
Worterfüllter Dienst für Frauen
Das Buch Worterfüllter Dienst für Frauen – Wie du in der Gemeinde Mitarbeiten kannst wurde vom Betanien Verlag ganz frisch ins Deutsche übersetzt, nachdem es bereits 2015 in Englisch erschienen war. Damit wird nun ein wertvolles Buch zum Thema Frauenarbeit in der Gemeinde für den deutschsprachigen Raum zugänglich. Vorab hatte ich gedacht, dass es im Buch darum geht, welche Dienste eine Frau in der Gemeinde im Einklang mit der Schrift ausüben kann. Das ist aber nur ein Teil des Inhalts. Wie der englische Originaltitel Word-filled Women’s Ministry (zu Deutsch: Schrifterfüllte Frauenarbeit) aber noch besser ausdrückt, geht es um die theologische Grundlage für Frauenarbeit in der Gemeinde und wie diese praktisch umgesetzt werden kann.
Das Buch wurde von Gloria Furman und Kathleen Nielson herausgegeben. Zusammen mit acht weiteren Frauen entfalten sie das Thema des Buches. Alle Autorinnen sind entweder Pastorenfrauen oder anderweitig im geistlichen Dienst tätig.
Das Herz der Frauenarbeit
Das Buch ist in vier Teile mit insgesamt zehn Kapiteln unterteilt. In Teil 1 geht es um das Herz der Frauenarbeit. In drei Kapiteln widmen sich drei verschiedene Frauen dem Thema, dass Gottes Wort die Grundlage jeder Form von Frauenarbeit sein muss. Ein wichtiger Aspekt davon ist die Frage, was die Bibel über Frauen sagt. Im zweiten Kapitel wird dieses Thema sehr ausführlich und umfassend bearbeitet – angefangen bei der Schöpfung und den uns von Gott zugedachten Rollen und was dies im Gemeindealltag bedeutet. Im dritten Kapitel wird auf die Wichtigkeit theologischer Ausbildung für Frauen und die Ausbildung neuer Leiterinnen eingegangen.
Bereiche der Frauenarbeit
Im zweiten Teil des Buches wird es dann praktischer. Die Überschriften der drei Kapitel lauten: Die Ortsgemeinde. Unseren Platz finden; Unsere Umgebung. Evangelisation praktizieren; Die Enden der Welt. Global denken. Besonders das vierte Kapitel war ein Augenöffner für mich. Die Autorin schreibt dort:
„Arbeit unter Frauen ist weder eine Stufe rauf zu mehr Geschlechtergleichheit noch eine Brücke zu erweiterten Möglichkeiten. Die verschiedenen Arten von Gaben sind uns mit dem Ziel gegeben, unsere Brüder und Schwestern zu erbauen. […] Natürlich ist jede Gabe innerhalb des Leibes gleichwertig und keine darf gering geschätzt werden, dennoch gehen die Begabungen, die Gott Frauen gibt, weit über Windelwechseln und Kaffeekochen hinaus. Kein Glied des Leibes Christi sollte diese Gaben jemals verachten. Aber wir sollten auch nicht vergessen, unter Frauen Ausschau zu halten nach einer großen Vielfalt an Gaben, Sichtweisen, Weisheit und Erfahrung. […] Missachtung der Begabung von Frauen in der Ortsgemeinde hat weitreichende Folgen. Wir verfehlen dadurch nicht nur die Schönheit und Freude eines gesunden und gut funktionierenden Leibes, sondern die Gemeinde wird dadurch langsam und unmerklich an Kraft verlieren“ (S. 112–114).
Cindy Cochrum nimmt allerdings nicht nur Frauen, sondern auch Gemeindeleitungen in die Verantwortung:
„Genauso wie Frauen verantwortlich sind, ihre Gaben in der Ortsgemeinde zu gebrauchen, haben auch die Gemeindeleiter die Verantwortung, Schwestern verschiedene Dienste der Gemeinde anzuvertrauen, wo ihre Gaben gut genutzt werden können. Wenn die Leiter sich aktiv darum bemühen, Frauen in verschiedene Bereiche mit einzubeziehen, werden umso mehr der reichhaltigen Ressourcen der Gemeinde für den Dienst aktiviert. Unsere Gemeinden werden gestärkt, wenn Frauen willkommen sind, gewinnbringend und wirksam in jedem Bereich mitzuwirken, von dem sie der Bibel zufolge nicht ausgeschlossen sind“ (S. 114).
Bisher gehörte auch ich eher zu den Frauen, die fürs Kaffeekochen, Dekorieren und Putzen zuständig waren. Dieses Kapitel macht aber Mut, danach zu streben, auch die Gaben zu entwickeln und einzusetzen, die unmittelbar mit dem Wort Gottes und geistlichem Wachstum zu tun haben. Beim Lesen dieses Abschnittes kam mir auch die Frage in den Sinn, wie viele Gemeindeleiter wohl dem Dienst der Frauen in ihren Gemeinden diese Bedeutung beimessen? Sicherlich wäre dieses Kapitel (und vermutlich sogar das ganze Buch) eine hilfreiche Lektüre für jede Gemeindeleitung.
Themen der Frauenarbeit
In Teil 3 geht es um Themen der Frauenarbeit. Das siebte Kapitel ist ein Briefwechsel zwischen einer jüngeren und einer älteren Frau, die beide stellvertretend für die jüngeren und älteren Frauen der Gemeinden schreiben und die „Titus-2-Jüngerschaft“ thematisieren. Es wird die Problematik angesprochen, dass jüngere Frauen sich oft eine ältere Frau wünschen, von der sie lernen können, aber die älteren Frauen nicht die Führung übernehmen und sich selbst als nicht kompetent genug ansehen, um jüngeren Frauen etwas weiterzugeben. Sehr ermutigend war für mich die Erfahrung der Autorin, als sie berichtet:
„Anstatt enttäuscht zu sein, wenn ältere Frauen nicht die Führung übernahmen, hörte ich ihnen lieber einfach zu. Wir baten sie, ihre Geschichten zu erzählen, uns zu sagen, was sie gerne gewusst hätten, als sie in unserem Alter waren, und uns ihre Lieblingsverse und Lieblingslieder zu verraten. Wir sprachen viel darüber, wie wir Gottes Wort in unserem Leben umsetzen können und beteten miteinander, und so begannen die älteren und die jüngeren Frauen schon bald einander besser kennenzulernen, einander zu lieben und voneinander zu lernen. Wir kamen zu der wunderbaren Erkenntnis, dass wir alle entweder eine jüngere oder ältere Frau waren und dass eine lebhafte Gegenseitigkeit entsteht, wenn wir voneinander lernten und gegenseitig unseren Glauben nährten“ (S. 182).
Das achte Kapitel behandelt das Thema Sexuelle Gesundheit. Dieses Thema hätte ich in diesem Buch zuerst nicht erwartet. Nach dem Lesen ist jedoch klar, dass es seine Berechtigung hat und absolut notwendig ist, auch unter Frauen thematisiert zu werden. Dieses Kapitel liefert dazu nicht nur die theologische Grundlage, sondern auch Anleitung im Umgang mit Frauen, die in sexuelle Sünde verstrickt sind.
In Kapitel 9 geht es schließlich darum, wie Frauen ihre Gaben in der Gemeinde einbringen können. Ein Zitat am Ende des Kapitels bringt das Anliegen dieses Buches gut auf den Punkt:
„Frauen sollten damit aufhören, sich miteinander zu vergleichen oder mit Männern zu konkurrieren, sei es zu Hause oder in der Gemeinde, und stattdessen den kraftvollen Einfluss einer gottesfürchtigen Frau verstehen (samt ihrer Abhängigkeit von Gottes Wort, Gebet und Jüngerschaft). Dann werden sie große Freude daran haben, sich mit den Männern gegenseitig zu ergänzen, mit denen sie zusammen zur Ehre des Evangeliums dienen. Sie werden aufhören, sich ständig Gedanken um die Positionen zu machen, die die Bibel für Männer vorgesehen hat, und werden stattdessen anfangen, die vielen Gelegenheiten zu sehen und die Gaben zu nutzen, die Gott ihnen gegeben hat. Wenn sie sehen, wie einzigartig sie Christus und seine Botschaft verherrlichen können, wo Männer es nicht können, werden sie große Freude an Aufgaben finden, denen sie zuvor keine Bedeutung zugemessen haben“ (S. 256).
Das Ziel der Frauenarbeit
Im vierten und letzten Teil des Buches geht es um das Ziel der Frauenarbeit und damit um das höchste Ziel im Leben: die Wiederkunft Jesu zu erwarten. Die Autorin macht deutlich, dass die Arbeit unter Frauen von ewiger Bedeutung ist, weil jede Frau der Ewigkeit entgegengeht und eines Tages vor Gott stehen muss. Die Arbeit unter Frauen soll also zuerst dazu dienen, dass Frauen vorbereitet werden auf den Tag des Herrn. An diese Ewigkeitsperspektive müssen wir wohl alle immer wieder erinnert werden, da sie im Alltag so leicht verloren geht.
Praktische Anwendung und Fazit
In meiner Gemeinde existierte in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen keine Frauenarbeit. Noch während ich dieses Buch las, kam plötzlich die Anfrage an mich aus der Gemeinde, ob ich bereit wäre, in einem Team mitzuarbeiten, das die Frauenarbeit wieder neu starten würde. Ich sagte zu und stellte dem Team außerdem dieses Buch vor. Damit konnten wir die Frauenarbeit von Anfang an auf eine solide theologische Grundlage stellen und uns über die richtige Motivation von Frauenarbeit klar werden.
Das Buch ist definitiv keine seichte Lektüre, sondern ein tiefgründiges, theologisches Buch. Daher würde ich es vor allem den Frauen empfehlen, die in irgendeiner Weise Verantwortung in ihrer Gemeinde tragen.
Buch
Gloria Furman & Kathleen Nielson, Worterfüllter Dienst für Frauen – Wie du in der Gemeinde mitarbeiten kannst, Betanien, Augustdorf 2021, 285 Seiten, 17,90 Euro. Das Buch kann auch direkt über den Verlag bestellt werden.