Wie man sich an Mission beteiligen kann

(ohne seinen Heimatort zu verlassen)

Buchauszug von Megan Hill
11. August 2021 — 8 Min Lesedauer

Vor einiger Zeit sammelte meine Gemeinde eine Kollekte ein, um die erste Bibelübersetzung in die Sprache der Angaven, ein Volk im Dschungel Papua-Neuguineas, zu finanzieren. Das Ehepaar, das für diese Übersetzung verantwortlich zeichnete, lebte schon seit Jahrzehnten in einem der Dörfer dieses Volksstamms. Es führen keine Straßen an diesen Ort. Es gibt weder ein Stromnetz noch Supermärkte. Doch es gibt dort etwa dreitausend Menschen, denen noch nie die Gute Nachricht vom gekreuzigten und auferstandenen Jesus zu Ohren gekommen ist.

Und so predigte der Mann jeden Tag aufs Neue aus der Bibel, während seine Frau den Einwohnern das Lesen beibrachte. Indessen arbeiteten sie gemeinsam an der Übersetzung der Heiligen Schrift. Als sie nun Geld für die Reise in einen entlegenen Teil des Dschungels benötigten, um dort ihre Übersetzungen überprüfen zu lassen, erklärte sich meine Gemeinde bereit, ihre Kosten zu übernehmen. Die etwas mehr als 2.000 Dollar, die wir im Zeitraum von zwei Monaten nach Papua-Neuguinea geschickt hatten, waren in absoluten Zahlen keine hohe Summe, doch sie verlangten ein großes Opfer von den Mitgliedern unserer kleinen Gemeinde.

Eines Sonntags beobachtete ich, wie meine eigenen Kinder Geld aus ihren Sparschweinen herausholten: eine Summe, für die sie jahrelang gespart hatten. Und doch trafen sie in nur wenigen Minuten die Entscheidung, sie zu spenden. Sie legten ihr Erspartes in die Spendenbox und folgten ihr mit ihrem Blick, während die Box im Raum weitergereicht wurde. Plötzlich waren sie drei Jungs mit leeren Sparschweinen. Doch sie waren auch Verbündete im Evangelium.

In seinem Brief an die Philipper schreibt Paulus: „Ich danke meinem Gott, so oft ich an euch denke […] wegen eurer Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt […]“ (Phil 1,3.5). Anschließend zeigt er uns drei Merkmale seiner Verbundenheit mit den Philippern. Diese Eigenschaften sollten auch unsere Gemeinden prägen.

1. In Heiligung leben

Es mag vielleicht wie ein Widerspruch erscheinen, aber etwas vom Wichtigsten, was eine Ortsgemeinde zur weltweiten Ausbreitung des Evangeliums beitragen kann, ist, ein treues Zeugnis an dem Ort zu sein, wo ihre Mitglieder gerade leben und als Gemeinde zusammenkommen. Paulus schreibt:

„Nur führt eurer Leben würdig des Evangeliums von Christus, damit ich, ob ich komme und euch sehe oder abwesend bin, von euch höre, dass ihr fest steht in einem Geist und einmütig miteinander kämpft für den Glauben des Evangeliums und euch in keiner Weise einschüchtern lasst von den Widersachern, was für sie ein Anzeichen des Verderbens, für euch aber der Errettung ist, und zwar von Gott.“ (Phil 1,27–28)

Verhalten, das „des Evangeliums würdig ist“ (V. 27), bedeutet natürlich nicht, dass wir uns Gottes Gnade verdienen können. Vielmehr ist damit ein Verhalten gemeint, das vom Evangelium geprägt ist und in weiterer Folge das Evangelium bezeugt. Wenn Menschen, die zu Christus gehören, sich auch dementsprechend verhalten, dann bezeugen sie ihn in der Welt.

Wenn wir einander lieben, Gott gemäß seinem Wort anbeten, uns der Autorität Christi unterwerfen und gemeinsam in der Heiligkeit wachsen, dann bezeugen wir vor der Welt die verwandelnde Kraft des Heiligen Geistes und die Herrlichkeit Christi.

Ein Verhalten, das des Evangeliums würdig ist, hat zwei evangelistische Wirkungen. Erstens ist es ein Zeugnis für die Verlorenen in unserer Gesellschaft. Wenn wir treu gemäß dem Evangelium leben, ermutigen wir unsere nichtgläubigen Freunde und Nächsten, die gute Nachricht von Christus auch selbst anzunehmen. Indem wir mit den Menschen um uns herum über die Bibel sprechen, laden wir sie dazu sein, Jünger Jesu zu werden. Selbst wenn wir Menschen begegnen, die der Bibel widersprechen („Widersacher“, V. 28), ermöglicht uns unser gottesfürchtiges Verhalten, ihren Anschuldigungen mit einem guten Gewissen sowie Vertrauen in unsere Errettung entgegenzutreten.

Zweitens werden andere durch unseren vom Evangelium geprägten Wandel dazu ermutigt, uns nachzuahmen. Durch die gottesfürchtige Lebensweise der Philipper unterstützten sie nicht nur einander, sondern auch Paulus im Werk des Evangeliums („[...] einmütig miteinander kämpfend für den Glauben des Evangeliums“, V. 27). Und als Ungläubige mit Feindseligkeit reagierten, bot sich den Philippern die Gelegenheit, an den Kämpfen des Paulus teilzuhaben. Denn ihr Kampf mit dem weltlichen Unglauben war „derselbe Kampf“ (V. 30) wie der von Paulus.

Wenn wir uns als Ortsgemeinde zu biblischer Anbetung, gottesfürchtiger Sprache, sinnvoller Zeiteinteilung, Respekt gegenüber den Autoritäten, sexueller Reinheit, Liebe zu unseren Nächsten und mutiger Evangelisation verpflichten, werden wir damit unweigerlich Menschen zu Christus einladen. Wir werden auch auf Widerstand und Spott stoßen. Aber in dem allen – und das sogar ohne unseren Heimatort zu verlassen – werden wir Seite an Seite mit unseren weltweiten Glaubensgeschwistern stehen und ihre Herzen aufs Neue dazu ermutigen, sich den kulturellen Strömungen entgegenzustellen und sich nach einem christusverherrlichenden und gottesfürchtigen Leben auszustrecken.

2. Gebet

Das Gebet war ein weiteres Mittel der Gemeinde in Philippi, um ihre Verbundenheit im Evangelium auszudrücken. Paulus betete treu für die Philipper (Phil 1,3–4) und er wusste, dass die Gemeinde wiederum für ihn betete (Phil 1,19). Er war davon überzeugt, dass ihre Gebete ein Instrument zur Verbreitung des Evangeliums sein würden: „Denn ich weiß, dass mir dies zur Rettung ausschlagen wird durch eure Fürbitte und den Beistand des Geistes Jesu Christi“ (Phil 1,19).

Paulus war sich bewusst, dass die Aufgabe der Gemeinde, Menschen zu Jüngern zu machen, ein geistlicher Auftrag ist. Und er wusste, dass nur der Heilige Geist blinde Augen und taube Ohren öffnen, von der Sünde verblendete Gedanken erleuchten und tote Herzen lebendig machen kann. Nur der Heilige Geist kann Männer und Frauen zu Christus ziehen und diese Christus ähnlich machen, und deshalb müssen wir ihn – durch Gebet – bitten, zu wirken. Die Gebete von Gottes Volk sind nicht nur kleine Ergänzungen zum Dienst der Evangelisation; sie sind ein maßgeblicher Bestandteil davon.

Wenn wir als Ortsgemeinde für die Menschen beten, die das Evangelium predigen, arbeiten wir Seite an Seite mit ihnen. Das rief Paulus auch der Gemeinde in Rom in Erinnerung: „Ich ermahne euch aber, ihr Brüder […], dass ihr mit mir zusammen kämpft in den Gebeten für mich zu Gott […]“ (Röm 15,30). Als Antwort auf die Gebete seines Volkes schickt Gott Arbeiter in die Ernte (Lk 10,2), löscht die feurigen Pfeile des Teufels (Eph 6,16–20; vgl. Psalm 8,3) und erquickt die Herzen der Heiligen (2Chr 7,13–14). Er errettet Sünder (2Chr 7,13–14; Jak 5,14–15) und richtet die Welt in Gerechtigkeit (Off 8,3.5).

Als Gemeinde vor Ort dürfen wir nicht in Versuchung geraten, das gemeinsame Gebet zu vernachlässigen oder gänzlich zu unterlassen; gemeinsam für die Verbreitung des Reiches Christi zu beten sollte eine Priorität für uns sein (vgl. Mt 6,10; Apg 2,42). Unsere Gottesdienste und Gebetstreffen bieten eine Gelegenheit, selbst mit den entlegensten Arbeitern des Evangeliums Hand in Hand zu arbeiten. Eine Gemeinde auf Knien ist eine hart arbeitende Gemeinde.

3. Geben

Ein dritter Aspekt der Verbundenheit im Evangelium ist das Geben. Indem Paulus schrieb, dass „[…] keine Gemeinde sich mit mir geteilt hat in die Rechnung der Einnahmen und Ausgaben als ihr allein“ (Phil 4,15), hebt er die finanzielle Großzügigkeit der Philipper als Zeichen ihrer Verbundenheit hervor.

„Unsere Vermögen und unser Gehalt haben mehr Gewicht, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Paulus bezeichnet sie als ‚Saat‘, die Gott uns gegeben hat.“
 

Geld zu spenden ist Verbundenheit im konkretesten Sinne. Wenn wir die Arbeit sowohl unserer eigenen als auch anderer Gemeinden finanziell unterstützen, beteiligen wir uns an der Verkündigung des Evangeliums. Das liegt in der Verantwortung eines jeden einzelnen Mitglieds der Gemeinde Christi. Unsere Spenden sind ausschlaggebend dafür, dass die Türen der Kirche sich Woche für Woche öffnen, die Lichter im Saal angehen, Prediger des Evangeliums unterhalten und ausgesandt werden, Bibeln sowie Kopien und Kaffee zur Verfügung stehen und dass Menschen in Not geholfen werden kann. Wir alle wissen, dass diejenigen, die predigen, den Samen das Evangeliums säen (Ps 126,6; 1Kor 3,6–8). Doch ebenso tun es auch diejenigen, die geben.

Unsere Häuser, unsere Autos, unser Vermögen und unser Gehalt haben mehr Gewicht, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Paulus bezeichnet unsere finanziellen Mittel als „Saat“, die Gott uns gegeben hat (2Kor 9,10). Indem wir großzügig sind im Geben, säen wir Samen in die Erde des Königreiches und werden „die Früchte der Gerechtigkeit“ in unseren eigenen Herzen und in denen der anderen wachsen sehen (2Kor 9,10).

Wenn wir uneigennützig geben, so verbündet uns diese Selbstverleugnung mit den anderen Arbeitern im Erntefeld. Paulus selbst hatte um Christi willen viel geopfert (s. Phil 4,10–13), und als die Philipper Opfer brachten aus ihren eigenen Mitteln, so „nahmen (sie) Anteil an (seiner) Bedrängnis“ (Phil 4,14). Durch deine Gaben – den Verzicht auf Vergnügen, Gemütlichkeit und sogar elementare Notwendigkeiten – reihst du dich ein neben Männern und Frauen, die es dir jeden Tag gleich tun, damit Christus in der Welt verkündigt werden kann.

In der Ewigkeit schließlich, wenn wir mit unseren Brüdern und Schwestern aus Angave versammelt werden, nachdem der Heilige Geist ihnen die Augen für Gottes Wort geöffnet und sie zum Glauben an Christus befähigt hat, werden die Mitglieder meiner Gemeinde an ihrer himmlischen Freude Anteil haben.

Wir werden in der Gegenwart Christi anbeten, Hand in Hand mit allen, die für die Verbreitung des Evangeliums in Papua-Neuguinea gegeben, gebetet und gearbeitet haben. Dann werden die Kinder, die ihre Sparschweine geleert haben, ebenso wie die älteren Frauen, die in ihren Häusern gebetet haben, einmütig zusammenstehen mit den Bibelübersetzern, und unser Gott allein wird alle Ehre erhalten.