Jesus. Eine Weltgeschichte

Rezension von Matthias Lohmann
28. Juni 2021 — 3 Min Lesedauer

Es gibt unzählige Bücher über Jesus, aber wohl keines, wie dieses. Jesus. Eine Weltgeschichte ist kein theologisches Buch und doch enthält es viel Theologie. Es ist nicht einfach ein Roman und doch liest es sich so. Es ist kein normales Geschichtsbuch und doch liefert es uns einen Überblick über die Geschichte – und zwar vom Anfang bis zum Ende. Es ist kein philosophisches Buch und doch vermittelt es viele philosophische Ansätze.

„Markus Spieker hat ein großartiges Buch geschrieben, das unterschiedlichste Leser begeistern, herausfordern und an manchen Stellen zum Widerspruch anregen wird.“
 

Es ist nicht einfach ein Bibelkommentar, keine reine Biographie, keine evangelistische Schrift und doch ist es das alles. Markus Spieker hat ein großartiges Buch geschrieben, das unterschiedlichste Leser begeistern, herausfordern und an manchen Stellen zum Widerspruch anregen wird.

Wortgewaltig & kreativ

Begeisternd ist die Sprache. Spieker ist wortgewaltig und kreativ. Allein ein Blick in das Inhaltsverzeichnis genügt, um das zu erkennen: „Auferstehung: Comeback für die Ewigkeit“, „Vereine wie keine: Die ersten Gemeinden“, „Ratiomanie: Die Vergötzung der Vernunft“ oder auch „Anhalten: Von allen guten Zeitgeistern verlassen“. Das Buch wimmelt von geistreichen, provokanten und gelegentlich auch grenzwertigen Wortschöpfungen, Formulierungen und Vergleichen. Das macht dieses Monstrum eines Buches mit seinen gut 1000 Seiten zu einem kurzweiligen Lesegenuss.

Bibeltreu & farbenfroh

Bei aller Kreativität legt Spieker Wert darauf, die biblischen Wahrheiten klar und deutlich zu vermitteln. So schreibt er selbst in seinem Intro: „Bei einer Jesus-Darstellung kommt es zuallererst nicht auf Originalität, sondern auf Loyalität an. […] Mir geht es deshalb nicht darum, das traditionelle Jesus-Bild radikal zu verändern. Ich will es nur ein wenig farbiger machen, den Ausschnitt erweitern und die Tiefenschärfe verbessern.“ Einerseits ist eine gewisse Skepsis angesagt, wenn jemand meint, die biblischen Berichte „farbiger machen“ und die „Tiefenschärfe verbessern“ zu können. Andererseits kann festgestellt werden, dass Spieker das nicht durch unzulässige Ergänzungen tut, sondern dadurch, dass er historische, kulturelle und philosophische Hintergründe erläutert. Das Ergebnis ist ein Buch, das erfreulich bibeltreu, äußerst lebendig und noch dazu lehrreich ist.

Glaubensvoll & horizonterweiternd

Spiekers eigener Glaube durchzieht das komplette Werk. Er vertraut darauf, dass Jesus der ewige Gott ist. Er erkennt, dass die ganze Schrift von ihm zeugt. Deswegen beschränkt sich dieses Jesus-Buch nicht auf die Nacherzählung der Evangelien, sondern gibt uns einen Überblick über die gesamte Bibel. Darüber hinaus beschreibt Spieker, wie Jesus die Welt verändert hat. Sein besonderer Fokus ist dabei im Unterschied zu vielen anderen Büchern über Jesus nicht theologischer Natur. Seine Weltgeschichte behandelt auch die Auswirkungen des christlichen Glaubens auf Philosophie, Literatur und Kunst. Manchem Leser wird das ganz neue Horizonte eröffnen.

Apologetisch & evangelistisch

Erfreulich ist, dass Spieker immer wieder deutlich macht, warum es vernünftig ist, der Bibel zu vertrauen. Basierend auf einer wissensreichen Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Argumenten der Bibelkritik, weist er diese zurück und wirbt dafür, die Bibel zuverlässig und vertrauenswürdig anzuerkennen. Vor allem möchte Spieker seine Leser einladen, ihr Vertrauen auf jenen Jesus zu setzen, der uns in der Bibel vorgestellt wird. Damit ist dieses Buch nicht nur informativ und spannend. Es ist auch apologetisch wertvoll und durchaus evangelistisch. Das zeigt sich ganz besonders deutlich im letzten Abschnitt des Buchs, das überschrieben ist mit: „‚Folge mir nach‘: Der Jesus Weg“.

Sehr lesenswert

Natürlich ist das Buch nicht die Bibel und somit ganz sicher nicht irrtumslos. An wenigen Stellen scheint die sorgfältige Interpretation biblischer Aussagen der persönlichen Meinung und Fantasie Spiekers Raum gegeben zu haben. Doch das bleibt eine seltene Ausnahme und damit hebt sich dieses Werk von vielen anderen Jesus-Büchern ab, in denen man mehr über den Autor und seine Ansichten erfährt, als über Jesus selbst.

Jesus. Eine Weltgeschichte ist voller tiefer Erkenntnis und zugleich ein mutiges Bekenntnis. All das ist verpackt in eine Sprache, die kreativ, humorvoll und sehr bildhaft ist. – Ein echtes Lesevergnügen!

Buch

Markus Spieker, Jesus. Eine Weltgeschichte, Kreuzlingen: Fontis 2020, 1004 Seiten, 30 EUR.

Matthias Lohmann ist Pastor der FEG München-Mitte, erster Vorsitzender von Evangelium21 und gehört dem Leitungs- und Dozententeam des Münchener Studienzentrums des Martin Bucer Seminars an. Er und seine Frau Sarah haben zwei Töchter.



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