Ostern als Dreh- und Angelpunkt von Gemeindegründung

Artikel von Dayton Hartmann
5. April 2021 — 4 Min Lesedauer

Ein gängiger Einwand gegen den Glauben lautet: Wenn Gott wirklich existiert, warum kümmert er sich dann nicht um all das Böse und das Leid in der Welt? Warum tut er nichts gegen Krieg, Hunger und Kindesmissbrauch? Als Christ mag man sich bei der Beantwortung derartiger Fragen wie gelähmt fühlen.

Ich glaube, der Apostel Paulus würde folgendes dazu sagen: Gott hat etwas getan. Er hat Jesus von den Toten auferweckt (Apg 17,31).

Ein unmögliches Werk

Die Auferstehung verändert alles. Jesus Christus hat die Finsternis der Sünde und des Todes zertrümmert, als er aus dem Grab auferstand. Die Auferstehung ist kein Zusatz zu unserer Evangeliumsbotschaft, sie ist ihr Puls und Herzblut. Wir gründen Gemeinden, um diese Botschaft in einer dunklen Welt zu verkünden.

„Jesus befiehlt uns, die Welt mit Gemeinden zu füllen, weil sein Grab leer war.“
 

Als Paulus der Gemeinde in Korinth das Evangelium darlegt, erinnert er sie daran, dass Christus „auferstanden ist am dritten Tag“ (1Kor 15,4). Jesus befiehlt uns, die Welt mit Gemeinden zu füllen, weil sein Grab leer war. Wir erledigen die harte Arbeit der Gemeindegründung, weil Gott das unmögliche Werk getan hat, einen Mann von den Toten aufzuerwecken.

Ohne die Auferstehung gibt es keine frohe Botschaft. Wenn Christus noch tot ist, dann haben wir nichts zu predigen und nichts, worauf wir hoffen können (1Kor 15,14–19). Wenn Christus noch tot ist, dann ist unser Glaube vergeblich, unsere Sünde alles verzehrend und unser Tod endgültig. Tatsächlich bleibt unsere Schuld und das Urteil ist sicher. Wenn Christus noch tot ist, dann gibt es keinen Grund, Gemeinden zu gründen. Die Arbeit der Gemeindegründung wäre ohne das leere Grab unmöglich – und sinnlos.

Siegesbotschaft

Doch das Grab ist leer. Die Hoffnung lebt. Sie steht auf von Nägeln durchbohrten Füßen. Und so verkünden wir der Welt, dass nur der Tod selbst im Grab geblieben ist. Der Tod starb, als Jesus auferstand. In diesem Sinne schrieb Clemens von Alexandria (150–215 n.Chr.) über die Auferstehung:

„Christus hat all unsere Sonnenuntergänge in Sonnenaufgänge verwandelt.“
„Doch das Grab ist leer. Die Hoffnung lebt. Sie steht auf von Nägeln durchbohrten Füßen.“
 

Für die Menschen im Römischen Reich des ersten Jahrhunderts bedeutete die Verkündigung einer „guten Botschaft“, dem Kaiser Macht und Autorität zuzuschreiben. Doch wenn Christen die gute Botschaft verkünden, sei es den Nachbarn oder den Nationen, so verkünden sie, dass der größte Herrscher unübertroffene Macht gezeigt hat, indem er sein Grab geleert hat.

Da ist es kein Wunder, dass die frühen Christen die Auferstehung Christi verherrlichten und den Sieg Jesu mit dramatischen Worten feierten. Eine der ältesten aufgezeichneten Predigten außerhalb des Neuen Testaments stammt von Melito von Sardes (ca. 175 n.Chr.). Melito stellte den auferstandenen Christus als einen Krieger dar, der seinen Sieg verkündet:

Jener aber ist von den Toten erstanden
und aufgestiegen in die Himmelshöhen!
Der Herr,
der angezogen hat den Menschen,
und der gelitten hat um des Leidenden willen,
und gebunden wurde um des Festgehaltenen willen,
und gerichtet wurde um des Schuldigen willen,
und begraben wurde um des Begrabenen willen:
Er ist von den Toten erstanden
und rief diesen Ruf:
Wer rechtet mit mir?
Er trete zu mir heran!
Ich habe den Verurteilten befreit!
Ich habe den Toten lebendig gemacht!
Ich wecke den Begrabenen auf!
Wer ist mein Widersacher?
ICH
spricht der Christus,
ICH habe den Tod vernichtet
und über den Feind triumphiert
und das Totenreich niedergetreten
und den Starken gebunden
und habe den Menschen entrissen
zu den Höhen des Himmels,
ICH, spricht der Christus.[1]

Auferstehungshoffnung

Wir gründen Gemeinden, weil wir einen Erlöser haben, mit dem sich niemand messen kann. Er befreit die Verurteilten, gibt den Toten das Leben und herrscht in der Höhe. Es wäre töricht, eine Botschaft zu verbreiten, die behauptet, dass ein toter Mensch andere tote Menschen befreien kann. Aber der Mensch im Zentrum des Christentums ist nicht tot.

Die Auferstehung Christi ist mehr als ein „Happy End“ der Ostergeschichte. In einer Welt, die von Sünde, Leid und Tod geprägt ist, verleiht die Auferstehungsbotschaft die Hoffnung, das Versprechen und die Garantie eines neuen Anfangs.

Mit großer Vorfreude nähern wir uns Ostern. Wir schwelgen in der Guten Nachricht, und wir feiern die Ankündigung, dass Christus der größte Herrscher ist. So lasst uns also die frohe Botschaft des auferstandenen Christus verkündigen, an diesem Wochenende, aber auch das ganze Jahr über.

Schließlich existiert deine Gemeinde nur, weil sein Grab leer ist.


1 Meliton von Sardes, Vom Passa: Die älteste christliche Osterpredigt. Übersetzt, eingeleitet und kommentiert von Josef Blank, Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag, 1963, S. 129.