Die Auferstehung: Fakt oder Fiktion?

Artikel von Doug Powell
30. März 2021 — 26 Min Lesedauer

Weshalb ist die Auferstehung eigentlich so wichtig? Immerhin betrifft sie ja nicht den Moment, als unsere Sündenschuld bezahlt wurde. Dies erwirkte Jesus Christus zwei Tage zuvor am Kreuz. Die Auferstehung betrifft auch nicht den Zeitpunkt, als sein vollkommener Gehorsam uns zugerechnet wurde, damit wir gerecht vor Gott stehen können. Denn auch dies vollbrachte Jesus am Kreuz. Aber: Wie können wir sicher sein, dass das Kreuz dies alles tatsächlich bewirkt hat? Woher kommt diese Überzeugung? Sie stammt von Jesus Christus selbst. Doch wie können wir wissen, ob Jesus über seinen Auftrag und Tod die Wahrheit gesagt hat? Seine Auferstehung bestätigt es.

„Dank seiner Auferstehung können wir uns ausnahmslos auf alles verlassen, was Jesus Christus je sagte und lehrte.“
 

Dank seiner Auferstehung können wir uns ausnahmslos auf alles verlassen, was Jesus Christus je sagte und lehrte. Vieles davon konnte man nicht per Fakten-Check prüfen, aber er unterstrich die Wahrheit seines Redens und Handelns mit zahlreichen Wundern und Zeichen. Nehmen wir zum Beispiel den Gelähmten, dem Jesus seine Sünden vergab, nachdem seine Freunde ihn durch das Dach hinuntergelassen hatten (Lk 2,5–11; vgl. Mt 9,1–9; Mk 2,1–12). Eben noch war er gelähmt und nun konnte er, plötzlich gesund geworden, auf eigenen Füßen nach Hause gehen. Dieses Wunder gab den Menschen einen unbestreitbaren Grund um zu glauben, dass Jesus Christus die Macht hatte, Sünden zu vergeben. Und Sündenvergebung war ein Weg, durch den Jesus sich als Gott zu erkennen gab.

Die Auferstehung beweist, dass Jesus tatsächlich ist, wer er zu sein behauptet und dass seine Lehre wahr ist. Weshalb gehört das Alte Testament zur Bibel? Weil Jesus lehrte, dass es Gottes offenbartes Wort ist. Und warum glauben wir Jesus? Wegen seiner Auferstehung. Die Auferstehung ist so wichtig, dass es ohne sie das Christentum gar nicht gäbe. Mit ihr steht oder fällt die Wahrheit des christlichen Glaubens. An die Korinther schreibt Paulus, dass das Evangelium eine Lüge, ihr Glaube wertlos und sie immer noch in ihren Sünden tot seien, falls Christus nicht von den Toten auferweckt worden wurde (1Kor 15,12–17).

Im Gegensatz zu anderen Religionen ist das Christentum falsifizierbar, d.h. es bietet Kriterien an, die sich überprüfen lassen. Wenn sie sich als falsch erweisen ist das der Beweis, dass das Christentum unglaubwürdig ist. Im Grunde sagt Paulus also: „Wenn du beweisen willst, dass ich die Unwahrheit sage, dann zeige mir, dass Christus nicht von den Toten auferweckt worden ist“. Wenn es keine Auferstehung gab oder wenn es für den Tod Jesu Christi und für die Ereignisse der zwei darauf folgenden Tage eine bessere Erklärung gibt, dann ist das Christentum falsch. Keine andere Weltreligion verweist auf ihre delikateste Behauptung und provoziert Skeptiker, sie zu testen. Aber Paulus ist so sicher, dass die Beweise für die Auferstehung stark genug sind, um einer Untersuchung standzuhalten, dass er sie freimütig verkündet. Er lenkt den Blick auf sie hin, weil er überzeugt ist, dass ihr Nachweis kraftvoll und zuverlässig ist.

„Keine andere Weltreligion verweist auf ihre delikateste Behauptung und provoziert Skeptiker, sie zu testen.“
 

Doch worin besteht der Nachweis der körperlichen Auferstehung Jesu Christi als geschichtlicher Fakt? Es kommt ganz darauf an, wen man fragt. Man vergisst schnell, dass die zahlreichen Professoren für Neues Testament nicht alle Christen sind. Unter ihnen gibt es Juden, Agnostiker und sogar Atheisten. Dann gibt es auch liberale christliche Theologen außerhalb des historisch-orthodoxen Lagers. Längst nicht alle Theologen sind Christen, die die Bibel als das inspirierte Wort Gottes akzeptieren. Einige erkennen die ganze Bibel als Tatsachenbericht an. Andere erkennen zwar vieles an, aber nicht alles als Tatsache. Wiederum andere erkennen kaum eine der neutestamentlichen Aussagen über Jesu Tod und Auferstehung an.

Es gibt jedoch etwa ein Dutzend Fakten, die von praktisch allen Gelehrten akzeptiert werden, unabhängig davon, ob sie dem biblischen Bericht über die Auferstehung Jesu glauben oder nicht. Zwei Dinge sind diesen Fakten gemeinsam: Sie finden sich in unterschiedlichen Quellen – und nicht alle diese Quellen sind christlich. Die nicht-christlichen Quellen beinhalten Überlieferungen aus den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus, und zwar aus jüdischer Tradition und römischer Geschichtsschreibung.

Talmud

Der Babylonische Talmud, der die rabbinische Überlieferung von ca. 400 vor Christus bis 500 nach Christus enthält, erwähnt Jesus an verschiedenen Stellen. Der Talmud gliedert sich in Traktate (Bücher), die sich weiter in Abschnitte unterteilen lassen. Im Traktat Sanhedrin 43a etwa steht: „Am Vorabend des Passahfestes hängte man Jeschu (den Nazoräer)“. „Hängen” steht beschönigend für Kreuzigung. Der Talmud bezeichnet Jesus als Irrlehrer, Götzendiener und Sünder, der die Menschen verführte. Obwohl er Jesu Lehren offensichtlich nicht wohlwollend erwähnt, bestätigt der Talmud doch eindeutig, dass Jesus real existierte, aus Nazareth stammte (auch wenn nicht alle Versionen des Talmud diesen Hinweis beinhalten), gekreuzigt wurde und starb.

Toledot Jeschu

Eine weiteres Buch der jüdischen Überlieferung ist Toledot Jeschu. Obwohl über den Zeitpunkt seiner Entstehung diskutiert wird, sind sich die Wissenschaftler generell darüber einig, dass es Überlieferungen des frühen Christentums beinhaltet. Das Buch ist eine Kurzbiographie von Jesus, die geschrieben wurde, um ihn in einem schlechten Licht darzustellen – eine Art Schmähschrift. Toledot Jeschu berichtet:

„Jeschu wurde zur sechsten Stunde am Abend des Passah-Festes und Sabbats getötet. Als man versuchte, ihn an einem Baum aufzuhängen, brach dieser, denn als er zuvor Macht besaß, hatte er im Namen des Unaussprechlichen Namens verkündigt, dass kein Baum ihn zu tragen vermöge. Er hatte es verpasst, den Stamm des Johannisbrotbaums mit diesem Verbot zu belegen, denn dieser war eher eine Pflanze als ein Baum. Und daran wurde er bis zur vierten Stunde des Nachmittagsgebetes aufgehängt, denn es steht geschrieben: ‚So soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben‘. Sie begruben ihn außerhalb der Stadt. Am ersten Wochentag wurden seine kühnen Nachfolger bei Königin Helena mit dem Bericht vorstellig, dass der Getötete tatsächlich der Messias sei. Er sei nicht im Grab, sondern gemäß seiner Prophezeiung in den Himmel aufgefahren. Eine sorgfältige Suche ergab, dass er im Grab, wo man ihn begraben hatte, nicht gefunden wurde. Ein Gärtner hatte ihn aus dem Grab genommen und ihn in seinem eigenen Garten im Sand begraben, über den Wasser in den Garten floß.“

Die Abweichungen vom biblischen Bericht sind augenfällig. So erwähnt beispielsweise keines der Evangelien eine „Königin Helena“. Wichtig jedoch ist, dass Toledot Jeschu mehrere biblische Tatsachen bestätigt, nämlich: Jesus war eine reale Person, die gekreuzigt wurde und am Tag vor Passah starb; Jesus wurde danach in eine Gruft gelegt, die am ersten Tag der Woche leer vorgefunden wurde. Toledot Jeschu erwähnt später auch den Apostel Paulus und beschreibt ihn als einen gebildeten Mann, der ein Nachfolger von Jesus Christus wurde.

Jüdische Altertümer

Jüdische Altertümer wurde im ersten Jahrhundert vom jüdisch-römischen Historiker Flavius Josephus geschrieben. Er präsentiert eine allgemeine Geschichtsdarstellung und gilt überwiegend als akkurat und zuverlässig. Im 20. Buch, Kapitel 9 schildert Josephus das Märtyrertum von Jakobus, dem Leiter der Gemeinde in Jerusalem:

„Festus war gestorben, und Albinus war noch nicht angekommen; so versammelte er (der Hohepriester Ananus) den Hohen Rat zum Gericht und führte ihm den Bruder des Jesus vor, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, und dazu noch einige andere. Sie alle klagte er der Gesetzesübertretung an und ließ sie danach zur Steinigung abführen.“

Dieser Bericht über den Tod von Jakobus, der in die Lebenszeit von Josephus fällt, bestätigt, dass Jesus eine reale Person war und sein eigener Bruder seiner Lehre anhing. Zwar erwähnt Josephus Jesus Christus auch in anderen Werken, doch werden jene Hinweise von verschiedenen Wissenschaftlern in Frage gestellt. Die oben angeführte Textstelle hingegen ist unumstritten.

Tacitus

Der römische Historiker Tacitus, der von Mitte des ersten Jahrhunderts bis zum frühen zweiten Jahrhundert lebte, schildert in seinen Annales („Annalen”), wie der Kaiser Nero die Christen verfolgte:

„Der Urheber von ihrem Namen, Christus, war unter Kaiser Tiberius durch den Verwalter Pontius Pilatus durch das Flehen hingerichtet; Und fürs Erste zurückgedrängt, brach der verhasste Aberglaube wieder aus, nicht nur in Judäa, dem Ursprung des Leids, sondern auch in der Stadt, in welcher alles Schreckliche und Schändliche von überall her zusammenfließt und gefeiert wird.“ (Annales 15.44)

Auch dieser Text bestätigt Jesus als leibliche Person, die durch die Kreuzigung verstarb.

Es gibt außerdem verschiedene nicht-christliche Quellen, die sowohl mit anderen nicht-christlichen Dokumenten als auch mit dem biblischen Bericht übereinstimmen. Solche Bestätigungen liefern noch zusätzliche Argumente, dem biblischen Bericht über Jesus Christus Glauben zu schenken.

Hegesippus

Kommen wir zu Hegesippus: Er gehört zu den frühen Kirchenhistorikern und lebte im zweiten Jahrhundert. Sein Bericht über den Märtyrertod des Jakobus fällt detaillierter aus als bei Josephus:

„So gingen sie nun hinauf und stürzten den gerechten Mann hinunter. Sie sagten: ‚Kommt, wir steinigen Jakobus, den Gerechten!’ Also begannen sie, ihn zu steinigen, da er durch den Sturz nicht verstorben war. Jakobus dagegen richtete sich auf seine Knie und betete: ‚Ich flehe dich an, unser Herr und Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!’ Während sie ihn noch steinigten, rief ein Priester der Söhne Rechabs und Nachkomme der Rechabim, die der Prophet Jeremia erwähnt: ‚Hört sofort auf. Was tut ihr da? Dieser Gerechte da betet für uns!’ Aber ein Färber unter ihnen nahm sein Holz, womit er seine gefärbten Kleider presste, und schleuderte es dem Gerechten an den Kopf. So starb er als Märtyrer, und sie begruben ihn an Ort und Stelle. Eine Säule zur Erinnerung an ihn steht immer noch in der Nähe des Tempels. Für Juden und Griechen war dieser Mann ein wahrhaftiger Zeuge, dass Jesus der Christus ist.“

Der Glaube von Jakobus und seine Bereitschaft, für seinen Glauben zu sterben, ist ein wichtiges Beweisstück für die Auferstehung Jesu, wie wir weiter unten noch sehen werden.

Justin der Märtyrer

Im zweiten Jahrhundert verfasste Justin der Märtyrer den Dialog mit dem Juden Tryphon. In dieser Verteidigungsschrift des Christentums präsentiert er die Behauptungen der Juden, was mit Jesus Christus nach seinem Tod geschehen sei:

„Ihr (Juden) habt [...] erlesene Männer ausgewählt und sie in alle Welt ausgeschickt, welche verkündeten: eine gottlose und schlimme Sekte ist durch einen gewissen Galiläer Jesus, einen Verführer, ins Leben gerufen worden; wir haben ihn gekreuzigt, aber seine Jünger haben ihn aus der Gruft, in welche er nach der Kreuzesabnahme gelegt worden war, bei Nacht gestohlen und machen den Leuten weis, er sei von den Toten auferstanden, und in den Himmel aufgefahren.“ (108)

Das bedeutet, dass die Juden folgende Tatsachen glaubten: Jesus war eine reale Person; er wurde gekreuzigt; er starb; und er wurde in einer Gruft zu Grabe gelegt, die bald darauf leer vorgefunden wurde.

Tertullian

Auch Tertullian unterstützt die These von der Gruft Jesu. Der Kirchenvater aus dem zweiten Jahrhundert schreibt sarkastisch (De Spectaculis, dt. Über die Schauspiele, 30):

„Das ist der, den seine Jünger heimlich weggebracht haben, nur um dann behaupten zu können, er sei auferstanden.”

Erneut wird hier bestätigt, dass Jesus starb, in einer Gruft begraben, und diese darauf leer vorgefunden wurde.

„Nur das Neue Testament bietet einen Auferstehungsbericht, der alle Punkte abdeckt.“
 

Es gibt rund ein Dutzend Fakten über den Tod und den unauffindbaren Leichnam von Jesus Christus, die von der überwiegenden Mehrheit der Gelehrten anerkannt werden. All diese Fakten stützen sich auf die oben genannten Quellen. Theologen, die die Auferstehung leugnen, sind uns eine Darstellung schuldig, die alle diese Fakten erklärt. Interessanterweise sind viele Alternativen zur Auferstehung formuliert worden – nur gelingt es ihnen nicht, die ihnen zugrundeliegenden Daten sinnvoll zu erklären. Nur das Neue Testament bietet einen Auferstehungsbericht, der alle Punkte abdeckt. Selbst wenn nur die Hälfte der anerkannten Tatsachen zur Argumentation herangezogen wird, vermögen die alternativen Theorien diese nicht zu erklären – das kann nur die Auferstehung selbst.

Damit verfügen wir über ein zuverlässiges Werkzeug zur Verteidigung der Auferstehung als historische Tatsache. Denn Christen kann man nicht vorwerfen, mit ihrem Faktenmaterial zu spielen. Werden nur die Fakten verwendet, die von praktisch allen Theologen – einschließlich der Kritiker und Skeptiker – anerkannt werden, dann vermag einzig die historisch-leibliche Auferstehung Jesu alle Daten zu erklären. Um dieses Argument zu verwenden, dürfen die sechs Fakten nicht auf ein vorgefasstes Resultat umgemünzt werden. Im Folgenden werden sie daher in einer möglichst unvoreingenommenen Weise aufgeführt.

  1. Jesus wurde gekreuzigt. Diese Tatsache ist unbestritten. Manchmal wird sie als „am Holz hängen“ formuliert, aber die Bedeutung bleibt dieselbe. Diese Tortur und Hinrichtungsweise musste Jesus Christus erleiden.
  2. Jesus starb. Die Kreuzigung war eine Todesstrafe, die von professionellen Henkern ausgeführt wurde. Sie wussten, wie sie ihre Opfer töten mussten und ihren Tod feststellen konnten. Es gibt nur einen Bericht, wonach eine Person die Kreuzigung überlebte, nachdem sie unmittelbar nach der Kreuzigung wieder vom Kreuz genommen wurde.
  3. Jesus wurde begraben. Das ist der einzige Fakt, dem Kritiker widersprechen. Kritische Gelehrte weisen ihn deshalb zurück, weil gekreuzigte Opfer nur selten ihren Familien zum Begräbnis zurückgegeben wurden. Stattdessen ließ man sie am Kreuz zur Warnung aller verrotten, oder man warf sie anschließend in Gemeinschaftsgräber. Die Absicht war, sie nicht nur hinzurichten, sondern überhaupt aus der Gesellschaft und Familie auszulöschen. Zwar widersprechen einige Theologen dieser Tatsache, diskutieren aber ihre Argumente nicht mit anderen Gelehrten. Auch veröffentlichen sie keine Arbeiten oder Artikel in Fachzeitschriften, um Unterstützung für ihre Sichtweise zu gewinnen. Anders ausgedrückt: Sie halten sich nicht an die wissenschaftlichen Spielregeln zur Vertiefung eines Themas. Stattdessen verbreiten sie ihre Thesen via Fernsehshows und in Magazinen, die sich mehr für den Disput als für die Wahrheit interessieren. Allerdings sind Kriterien wie Quellenvielfalt und das Heranziehen nicht-christlicher Quellen für die meisten Gelehrten überzeugend genug, um kritische Thesen zum Begräbnis-Fakt beiseite zu lassen.
  4. Zwei Tage später wurde das Grab Jesu leer vorgefunden. Jüdischer Überlieferung zufolge raubten die Jünger den Leichnam aus der Gruft. Das Neue Testament berichtet ebenfalls, dass die Juden dieses Gerücht in Umlauf brachten (Mt 28,11–15). Dies bedeutet, dass Jesus begraben und das Grab danach leer vorgefunden wurde. Wichtiges Detail: Die Juden mussten ja wissen, in welches Grab Jesus gelegt wurde, um dieses danach leer auffinden zu können. Sie erfanden daher eine Geschichte zur Erklärung der Fakten, die in ihr Konzept passten.
  5. Nachfolger von Jesus glaubten, sie seien ihm nach seinem Tod begegnet. Beachte, wie diese Tatsache formuliert ist: nicht so, als seien seine Nachfolger ihm tatsächlich begegnet, sondern nur, dass sie glaubten, sie seien ihm begegnet. Das ist wichtig, um Skeptiker überzeugen zu können. Zu jenen Nachfolgern, die glaubten, Jesus nach seinem Tod begegnet zu sein und mit ihm gesprochen zu haben, gehörten seine Jünger, Nachfolger wie die Frauen beim Grab, die Männer auf dem Weg nach Emmaus und bis zu 500 Personen zu einem bestimmten Zeitpunkt.
  6. Feinde von Jesus glaubten, ihm nach seinem Tod begegnet zu sein. Auch diese Aussage muss mit einer gewissen Offenheit formuliert werden. Aber zur Begründung von Alternativtheorien bildet sie die wohl größte Hürde. Besonders zwei Feinde von Jesus bedürfen der Erklärung. Einmal Saulus von Tarsus, der spätere Apostel Paulus. Saulus war ein gut gebildeter und fanatischer Pharisäer, der aus seiner Sicht Jesus folgerichtig als einen Irrlehrer wahrnahm, der den Tod verdiente – es sei denn, dieser Jesus sagte tatsächlich die Wahrheit. Weil aber Saulus davon ausging, dass Jesus ein Irrlehrer war, verfolgte er dessen Nachfolger (Apg 8,1–3; 9,1–2). Auf dem Weg nach Damaskus geschah etwas, das sein Leben radikal verändern würde (Apg 9,3–19). Aufgrund dieses Ereignisses gab Paulus jeglichen Komfort und alle Privilegien auf, um die nächsten rund 30 Jahre Jesus Christus im ganzen Mittelmeerraum zu verkündigen. In dieser Zeit erlitt er Schläge, Gefängnishaft, Hunger, Schiffbruch, war er heimatlos und wurde laut Überlieferung schließlich enthauptet. Keine Alternativtheorie vermag das radikal geänderte Leben des Paulus zu erklären. Der zweite, noch grössere Gegner Jesu war sein Bruder Jakobus. Als Jesus lehrte und die Gute Nachricht predigte, glaubte Jakobus ihm nicht (Joh 7,5). Schlimmer noch, Jakobus dachte, sein Bruder sei „von Sinnen” (Mk 3,21). Doch kurz nach Jesu Tod geschah mit Jakobus etwas, das ihn gläubig werden ließ. Denk mal darüber nach. Was müsste passieren, damit du glaubst, dass dein Bruder der Mensch gewordene Gott ist? Jakobus glaubte dies so fest, dass er der Leiter der Gemeinde in Jerusalem wurde. Darüber hinaus starb er später für seinen Glauben sogar den Märtyrertod. Wie bei Paulus kann eine Alternativtheorie auch nicht das auf einmal völlig umgekrempelte Leben eines Jakobus erklären.

Wer die Auferstehung von Jesus Christus ablehnt, muss eine Erklärung für die genannten sechs Fakten liefern. Erklärungen gibt es zwar bereits viele, jedoch keine überzeugenden. Nachfolgend einige Beispiele.

Die „Ohnmachts-Theorie”

Sie besagt, dass Jesus am Kreuz lediglich ohnmächtig und in der Grabkammer wieder zu sich gekommen sei. Sie erklärt aber nicht, weshalb Paulus und Jakobus gläubig wurden, und nimmt die brutale Strafe für Jesus Christus nicht ernst. Damit diese Theorie wahr sein könnte, müssten professionelle Henker unfähig gewesen sein, um beurteilen zu können, ob Jesus noch am Leben war. Nach dem Aufwachen in der Grabkammer müsste Jesus sodann seine durch die Kreuzigung ausgerenkten Schultern wieder eingerenkt haben, auf kaum belastbaren Füßen aufgestanden sein und einen gigantischen Stein weggerollt haben. Weiter müsste ein Jesus ohne Kleider, mit offenen Wunden (vom Auspeitschen) ungefähr zwölf Kilometer nach Emmaus marschiert sein, dort etwas gegessen und nach Jerusalem zurückgegangen sein – ohne dabei aufzufallen und für Tumult zu sorgen. Schließlich müsste er seine Jünger gefunden und in ihren verschlossenen Raum eingebrochen sein, ohne dass sie es merkten, um sie dann zu belügen, er sei auferstanden, wovon sie bitte schön zu überzeugt sein hätten. Dies alles wäre ein wohl noch größeres Wunder als die Auferstehung selbst.

Das falsche Grab

Gemäß dieser Theorie gingen die Auferstehungszeugen zum falschen Grab. Die Theorie erklärt jedoch nicht, weshalb das Grab leer vorgefunden wurde. Wäre belegt, dass sie tatsächlich zum falschen Grab gegangen wären, müssten die Leute ja auch gewusst haben, wo das richtige Grab war. Folglich hätte es dann auch genügt, wenn die Römer oder Juden noch das richtige Grab geöffnet hätten, um den Leichnam dort vorzufinden. Hätte der Leichnam dort tatsächlich gelegen, wäre das Christentum tot. Aber eben: Sogar die Juden bestätigten, dass es nicht das falsche Grab war. Denn sie behaupteten ja, die Jünger hätten den Leichnam gestohlen. Sprich: Ihnen war klar, dass die richtige Grabkammer leer vorgefunden wurde. Somit greift auch diese Theorie ins Leere, wenn sie das Leben von Paulus und Jakobus sowie die Auferstehungsbezeugungen der Nachfolger Jesu erklären soll.

Der gestohlene Leichnam

Die Version vom gestohlenen Leichnam stolpert über die gleichen Probleme. Sie vermag weder Paulus und Jakobus zu erklären, noch die Berichte der Nachfolger Jesu zu begründen, sie seien dem Auferstandenen begegnet. Und ohnehin: Wer hatte überhaupt einen Grund, den Leichnam Jesu zu stehlen? Sicher nicht die Römer oder die Juden, denn beide wollten das Christentum auslöschen und diese Bewegung stoppen. Auch die Jünger hatten keinen Grund, denn der gestohlene Leichnam hätte ihnen keinerlei Vorteil eingebracht. Außer Johannes wurden alle Jünger eingesperrt, gefoltert, geschlagen und schließlich umgebracht, weil sie die Auferstehung verkündigten (obwohl Überlieferungen in dem Punkt nicht einheitlich sind, welcher Apostel wo und auf welche Weise starb, bestätigen sie doch einhellig, dass alle bis auf Johannes eines unnatürlichen Todes starben). Die Jünger bereisten die gesamte damals bekannte Welt, inklusive Britannien, Äthiopien und Indien, um die Botschaft von Jesus Christus zu verkünden. Dafür verzichteten sie aufs traute Heim und den Rückhalt der Familie; sie wurden verfolgt, geschlagen, eingesperrt, ausgehungert und schließlich dafür getötet, dass sie das Evangelium verbreiteten – die Gute Nachricht, die sich auf die Auferstehung Jesu Christi von den Toten abstützt. Andernfalls hätten die Jünger bereit sein müssen, für eine selbst zurechtgezimmerte Lüge zu sterben: Genau dies hätte ihnen aber keinerlei Vorteile eingebracht. Wer würde so etwas tun? Menschen sterben zwar für Lügen, aber nicht für solche, die sie selber erfinden.

Halluzinationen der Jünger

Gewisse Leute behaupten, die Erscheinungen Jesu seien keine realen Ereignisse, sondern lediglich halluzinative Gespinste seiner Jünger. Das klingt zunächst noch recht nachvollziehbar. Doch hätte es sich dabei um eine ziemlich unglaubwürdige Halluzination handeln müssen. Man bedenke: Über 3000 Personen hätten diese Sinnestäuschung gleichzeitig mit gleichem Inhalt und gleichem Erinnerungsvermögen erleben müssen. Halluzinationen oder Sinnestäuschungen sind mentale Projektionen, die jede Person einzigartig und individuell erfährt. Halluzinationen können daher weder gleichzeitig noch inhaltlich identisch anderen Personen kommuniziert werden. Aber auch diese Theorie vermag nicht, die Christusnachfolge eines Paulus oder Jakobus zu begründen. Menschen ändern ja nicht einfach aufgrund einer Imagination radikal ihr Leben, geschweige denn, dass sie die restlichen 20-30 Jahre ihres Lebens umherreisen, um Menschen weltweit ebenfalls davon überzeugen zu wollen, dass ihr Fantasiegebilde ein reales Geschehnis in Raum und Zeit gewesen sei. Ganz bestimmt sterben sie nicht für solche Leute. Mal angenommen, eine Massen-Halluzination wäre doch aufgetreten und hätte tatsächlich auch Paulus, Jakobus und die anderen Jünger erfasst, dann würde dies trotzdem nicht erklären, weshalb das Grab leer war. Wenn die Auferstehung nur eine Phantasievorstellung war, dann müsste der Leichnam in der Grabkammer verblieben sein.

Die „Substitutions-Theorie“

Sie schreibt Jesus Christus einen Zwillingsbruder zu, der an seiner Stelle gekreuzigt wurde. Das ist eine gewagte Hypothese, da sie ohne dokumentierte Nachweise auskommen muss. Selbst bei der Annahme, Jesus hätte tatsächlich einen Zwillingsbruder gehabt, der aus Liebe stellvertretend für ihn den qualvollen Kreuzestod erlitt, damit Jesus nach Jerusalem zurückkehren und weitere Skeptiker hätte überzeugen können, dann würde die Substitutions-Theorie trotzdem nicht das leere Grab oder die Bekehrung von Saulus und Jakobus erklären. In der Grabkammer läge ja immer noch ein Leichnam. Nach dem Koran kennt der Islam zwei gängige Varianten der Substitutions- bzw. Zwillings-Theorie:

„Und da sie sagten: ‚Wir haben Jesus Christus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes getötet‘. Aber sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, sondern es kam ihnen nur so vor. Siehe, jene, die darüber uneins sind, sind wahrlich über ihn im Zweifel. Kein Wissen haben sie darüber, nur der Vermutung folgen sie. Sie haben ihn nicht getötet, mit Gewissheit nicht, vielmehr hat Gott ihn hin zu sich erhoben. Gott ist mächtig weise.“ (Sure 4,157–158)

Nur der Körper wird gekreuzigt, nicht die Seele. Daher wurde Jesus nicht wirklich gekreuzigt. Aber ein Körper ohne Seele ist tot, und nur ein Körper kann gekreuzigt werden. Anstatt der Behauptung der Auferstehung zu widersprechen, macht der Koran einfach ein verwirrendes Ausweichmanöver, das es immer noch nicht schafft, Paulus, Jakobus und – einmal mehr – das leere Grab zu erklären.

Die andere gängige Behauptung im Islam geht auf das Barnabasevangelium zurück, eine mittelalterliche Fälschung. Dieses behauptet, Gott habe Judas in Stimme und Aussehen exakt wie Jesus geschaffen. Folglich hätten die Soldaten Judas anstelle von Jesus verhaftet. In Kapitel 217 steht:

„Wahrlich, ich sage euch, dass die Stimme, das Antlitz und die Gestalt von Judas so sehr mit jenen von Jesus übereinstimmten, dass seine Jünger und Nachfolger völlig überzeugt waren, dass es sich um Jesus handelte.“

Somit wurde also Judas verurteilt und gekreuzigt, nicht Jesus. Jesus dagegen versteckte sich und gab vor, von den Toten auferstanden zu sein. Aber auch dieser Geschichte gelingt es nicht, die leere Grabkammer zu erklären, denn der Leichnam des Judas müsste ja immer noch darin liegen.

Die „Legenden-Theorie“

Sie ist heutzutage die verbreitetste Theorie nicht-christlicher Gelehrter. Ihre transformative Kernbedeutung ist etwa „Von Jesus zu Christus“ und macht einen Unterschied zwischen dem historischen Jesus und dem Christus des Christentums. Doch diese Theorie erklärt sehr wenig, wie etwa das Leben von Paulus und Jakobus oder das leere Grab. Auch erklärt sie nicht, weshalb die ersten Zeugen des leeren Grabes und des auferstandenen Jesus Frauen waren. Im ersten Jahrhundert wurden Frauen als so unbedeutend angesehen, dass ihr Zeugnis vor einem Gericht kein Gehör fand. Weshalb sollte demnach eine Legende ausgerechnet auf den am wenigsten glaubhaften Zeugen aufbauen anstatt auf vertrauten Verbündeten wie Petrus und Johannes? Es kommt hinzu, dass die Legende als solche zu Lebzeiten der Apostel hätte entstehen müssen, die aber den Auftrag hatten, das Evangelium in seiner Unverfälschtheit zu erhalten, anstatt es ihren eigenen Vorstellungen anzupassen. Es war eher unwahrscheinlich, dass sich eine Legende würde durchsetzen können, solange die Apostel noch am Leben waren und ihre Verbreitung verhindern würden.

Gegen die Legenden-Theorie führt man am besten an, was die Christen des ersten Jahrhunderts glaubten und über Jesus nach dessen Kreuzigung sagten:

„Denn ich habe euch zuallererst das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften, und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften, und dass er dem Kephas erschienen ist, danach den Zwölfen. Danach ist er mehr als 500 Brüdern auf einmal erschienen, von denen die meisten noch leben, etliche aber auch entschlafen sind. Danach erschien er dem Jakobus, hierauf sämtlichen Aposteln.“ (1Kor 15,3–7)

Paulus schreibt, dass er weitergibt, was er selber empfangen hat, nämlich die ihm schon vorausgegangene Überlieferung festgelegter Glaubenslehre. Da jemand anders ihn in dieser Glaubensüberzeugung unterwies, ist es folgerichtig, dass es seiner eigenen Bekehrung vorausgegangen sein muss. In Galater 2,1 erwähnt Paulus, dass er vierzehn Jahre nach seiner Bekehrung Jerusalem das zweite Mal besuchte (Diese Jerusalem-Reise betrifft wohl die in Apg 11,27–30 genannte Hilfsaktion gegen die Hungersnot, da keine früheren Besuche erwähnt werden, außer dem Besuch nach seiner Bekehrung. Josephus bestätigt übrigens die Hungersnot in Judäa und datiert diese ungefähr auf die Jahre 46 bis 48). Wenn Paulus ungefähr zum Zeitpunkt der Hungersnot nach Jerusalem reiste und man 14 Jahre von diesem Zeitpunkt (der Jahre 46 bis 48) abzieht, lässt sich seine Bekehrung auf die Jahre 31 bis 35 schätzen. Wenn nun dieses Glaubensbekenntnis der Bekehrung des Paulus vorausgeht, lässt sich folgern, dass es spätestens fünf Jahre nach der Auferstehung formuliert wurde. Besonders interessant sind die theologische Sorgfalt und Präzision des Bekenntnisses: Jesus wurde bereits „Christus“ genannt (somit gab es keine „Entwicklung“ von Jesus-der-gute-Lehrer zu einem Jesus-der-versprochene-Messias); er bezahlte für unsere Sünden (daher war es keine „spätere Interpretation“ jener, die seinen Tod zur Rechtfertigung ihrer religiösen Autorität nutzen wollten); das Bekenntnis bezog sich auf die hebräische Bibel (dies bedeutet, Jesus wurde bereits als Erfüllung der Prophetien und der rituellen Gesetze erkannt); weiter führt der Glaube Zeugen auf, die zu jener Zeit noch befragt werden konnten. Einer solchen gewichtigen Beweislast des frühen christlichen Glaubens vermag die „Legenden-Theorie“ nicht standzuhalten.

„Selbst wenn wir nur die Hälfte der Nachweise aufführen, die auch Kritiker und Skeptiker anerkennen, steht die Auferstehung als solide Tatsache fest.“
 

Selbst wenn wir nur die Hälfte der Nachweise aufführen, die auch Kritiker und Skeptiker anerkennen, steht die Auferstehung als solide Tatsache fest. Sie ist die einzige Erklärung, die sämtliche Fakten beantwortet. Paulus hat deshalb keine Skrupel, das delikateste Thema des Christentums anzusprechen, denn er weiß, dass er die Wahrheit sagt und diese von den Fakten untermauert wird.

Die Auferstehung erklärt natürlich weit mehr als die besprochenen sechs Fakten. Sie beantwortet alle Fakten – Punkt. Sie bestätigt, dass Jesus Christus die Wahrheit sagte und unterstreicht damit auch die Wahrheit des gesamten biblischen Zeugnisses. Und weil der Gott der Bibel der Schöpfer aller Dinge ist, hat er auch all das erschaffen, was erkennbar ist und die Zugangswege, wie man Kenntnis erlangen kann. Gott ist die nötige Voraussetzung, damit wir überhaupt irgendetwas erkennen können. Obwohl in den vergangenen zweitausend Jahren zahlreiche Geschichten zur Erklärung dessen erfunden wurden, was mit Jesus bei seinem Tod und in den beiden darauffolgenden Tagen geschah, konnte keine von ihnen der Herausforderung von Paulus Paroli bieten. Die Auferstehung gibt uns die Sicherheit, dass wir unseren Lauf gut vollenden können und im Gutes-Tun nicht ermüden müssen. Denn zur rechten Zeit werden wir als Belohnung ein reiches Erbe in Christus antreten, wenn wir nicht aufgeben.