Gott vertrauen, wenn deine Schmerzen sinnlos erscheinen
Im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte habe ich Dutzende von Ärzten aufgesucht. Um mehr von diesen Arztterminen zu haben, ist es hilfreich, wenn ich meine andauernden gesundheitlichen Probleme in einem Kalender eintrage. Ich zeichne nach, an welchen Tagen ich lähmende Kopfschmerzen hatte, wann sie anfingen, wie lange sie anhielten und auf welcher Seite meines Kopfes ich sie spürte.
Um mein Allgemeinbefinden etwas besser zu veranschaulichen, nehme ich mir manchmal das Rechteck eines jeden Tages auf dem Kalender und zeichne eine diagonale Linie hinein. Wenn ich am Morgen Migräne hätte, würde ich das obere Dreieck schraffieren; wenn ich sie am Nachmittag oder Abend bekäme, das untere. Deshalb wäre, wenn ich manchmal nachts mit einer Migräne aufwachen und die Schmerzen den ganzen Tag anhalten würden, das ganze Viereck dunkel schraffiert. Ein dunkles Rechteck der Qual.
All diese Formen füllen meinen Kalender und zeichnen ein Bild meiner Schmerzen.
„Man hört ziemlich viel darüber, dass wir Gott unsere Zukunft anvertrauen sollen. Aber ich lerne immer mehr, Gott meine Vergangenheit anzuvertrauen.“
Wenn ich jemanden in der Schule meiner Kinder treffe, im Lebensmittelladen oder in der Gemeinde, werde ich oft gefragt: „Wie geht es dir?“ Am liebsten würde ich ihnen ein Bild meines Kalenders zeigen. Im Kalender mancher Leute stehen Exkursionen und Abgabetermine, Familientreffen und Verabredungen zum Abendessen. In meinem Kalender sind physische Schmerzen und Leiden eingetragen.
Man hört ziemlich viel darüber, dass wir Gott unsere Zukunft anvertrauen sollen, das, was vor uns liegt. Aber ich lerne immer mehr, Gott meine Vergangenheit anzuvertrauen.
Vertraue Gottes Plan
Wenn ich mir zum Beispiel das Kalenderblatt vom letzten Juni anschaue, könnte ich mich schnell betrogen fühlen, ärgerlich werden und Groll empfinden. Nahezu jeder Tag hat einen Teil, der vom Schmerz verdunkelt ist. Wenn ich an diesen Monat zurückdenke, dann stehe ich in der Versuchung frustriert zu seufzen: „Das war ein schrecklicher Monat! Was für eine absolute Zeitverschwendung!“
Ich schaue zurück auf zahllose Monate, die zu Jahren und sogar Jahrzehnten voller Schmerz geworden sind, und sie fühlen sich an wie eine einzige Zeitverschwendung. Es fühlt sich an, als habe Gott sich entweder abgemeldet oder einen riesigen Fehler gemacht. Aber wenn ich diese Gefühle ans Licht bringe, erkenne ich, dass sie nicht wahr sind.
Sprüche 16,9 wirft Licht auf meinen Kalender: „Das Herz des Menschen denkt sich seinen Weg aus, aber der HERR lenkt seine Schritte.“ Ich hatte einen Plan, wie ich mir dachte, dass mein Juni aussehen sollte. Er war voller guter Dinge. Ich hatte geplant, meine Mädels zum Tennis- und Basketballtraining zu fahren, ihnen bei ihren Hausaufgaben zu helfen, gesunde Mahlzeiten zu kochen und alle meine Arbeitsaufträge rechtzeitig zu erledigen. Ich wollte mich mit einer alten Freundin zum Spaziergang treffen und eine neue Freundin auf einen Kaffee einladen.
Aber ich verpasste viele dieser Dinge. Ich versäumte den Lobpreis mit meiner Gemeindefamilie am Sonntagmorgen. Ich sagte Verabredungen mit anderen Frauen ab. Wir ließen uns eine Menge Essen liefern und vor der Pandemie verpasste ich viele Sport- oder wichtige Schulveranstaltungen meiner Töchter. Eine Ausstellung in der Schule oder ein Fußballspiel zu verpassen scheint keine große Sache zu sein, aber wenn man hunderte von Dingen verpasst – sogar tausende – über zwei Jahrzehnte lang, dann fängt man an, sich betrogen zu fühlen. Man fängt möglicherweise sogar an zu glauben, dass das Leben ungerecht sei.
Im letzten Sommer fand mich meine Jüngste im Bett liegend vor, als sie von einem Fußballspiel nach Hause kam: „Tut dein Kopf immer noch so weh? Es ist okay, dass du mein Spiel verpasst hast; ich werde noch mehr haben. Vielleicht kannst du zu einem jener Spiele kommen.“ Meine älteste Tochter fragte mich: „Mama, an einem Tag, wenn du keine Migräne hast, kannst du mich dann zum Laden fahren, damit ich ein paar neue Malsachen kaufen kann?“ Ich fühle mich ständig wie eine Enttäuschung.
Aber Sprüche 16,9 erinnert mich daran, dass Gott jeden Monat meine Schritte gelenkt hat. Ich kann zurückschauen und vertrauen, dass alles, was passieren sollte, passiert ist. Die Gelegenheiten, die ich verpasst habe – nun, da sollte ich eben nicht dabei sein. Die Dinge, die ich nicht tun konnte, waren nicht dazu bestimmt, von mir getan zu werden.
Wenn ich meine Augen auf diese Wahrheit richte, befreit mich das von unnötigen Schuldgefühlen. Ich kann darauf vertrauen, dass es auf irgendeine Weise Gottes wunderbarer Plan für meinen miserablen Monat war. Ich machte meine Pläne, aber er lenkte die Schritte.
Vertraue Gottes Absichten
Ich sehe auch eine Wahrheit in Sprüche 3,5–6: „Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen.“ Wenn ich mich auf meinen eigenen Verstand verlasse, dann scheint Leiden eine ziemlich armselige Art zu sein, einen Monat zu verbringen (oder ein Jahrzehnt).
Unsere Vorstellung eines ebenen Pfades wäre immer die, dass wir den Job und das Haus bekommen, uns den Traum-Mann angeln, gesunde und schöne Kinder haben, uns großartig fühlen, und glücklich und zufrieden leben bis an unser Lebensende. Unser Plan für uns selbst schließt niemals ein gebrochenes Herz mit ein, Krankheit, Verlust, nicht einmal die Unannehmlichkeiten des täglichen Lebens.
Aber wenn wir wirklich seinem Verstand vertrauen, dann denken wir daran, dass er unser guter Hirte ist (vgl. Joh 10,11), dass er uns mit ewiger und aufopferungsvoller Liebe liebt (vgl. 1Joh 4), dass er uns nur Gutes tut, auch wenn es sich nicht gut anfühlt (vgl. Röm 8,28), dass er Pläne und Absichten verfolgt, die über das hinausgehen, was wir uns vorstellen können (vgl. Eph 3,20), dass wir äußerlich aufgerieben, innerlich aber Tag für Tag erneuert werden (vgl. 2Kor 4,16), dass er unseren Glauben zu purem Gold läutert (vgl. 1Petr 1,7), dass er uns für die ewige Herrlichkeit vorbereitet (vgl. 2Kor 4,17).
„Zeiten voller Schmerz mögen sich wie eine einzige Zeitverschwendung anfühlen. Möglicherweise sind sie aber für uns als Gläubige die wertvollsten Momente, die wir auf dieser Erde verbringen.“
Dann können wir zurückblicken auf unsere Vergangenheit (die uns einfach nur völlig sinnlos vorkommen mag), und seinem Verstand in Bezug auf alles vertrauen. Zeiten voller Schmerz mögen sich wie eine einzige Zeitverschwendung anfühlen, möglicherweise sind sie aber für uns, als Gläubige, die wertvollsten Momente, die wir auf dieser Erde verbringen.
Ich nehme an, dass du schwer schlucken musst, wenn du in die Vergangenheit zurückblickst. Möglicherweise denkst du, du hättest Jahre deines Lebens in einer Beziehung vergeudet, die zu nichts führte. Möglicherweise wünschst du dir, du könntest ein paar Jahre deiner Kindererziehung ungeschehen machen. Möglicherweise leidest du, wie ich, physisch und hast keine Antwort.
Es können aber auch die kleinen, ganz alltäglichen Dinge sein, die unsere Pläne durchkreuzen: der Verkehr, technische Pannen und Wutanfälle von Kleinkindern, das alles lässt einen Tag aus dem Ruder laufen, der mit wichtigeren Dingen angefüllt sein sollte. Können wir vertrauen, dass er unsere Schritte gelenkt hat, dass das seine geebneten Pfade sind? Können wir vertrauen, dass er, in all diesen Dingen, am Werk gewesen ist?
In einer Weise, die wir vielleicht nicht verstehen, wird er in Zukunft unsere Wege ebnen, und er hat sie auch in der Vergangenheit geebnet.