Ihr seid keine gesunde Gemeinde, wenn ihr Titus 2 nicht ernst nehmt

Artikel von Sam Emadi
16. November 2020 — 5 Min Lesedauer

Wenn es euch nicht am Herzen liegt, Frauen in der Unterweisung anderer Frauen auszurüsten, seid ihr keine gesunde Gemeinde. Viele aktuelle Diskussionen über Frauen in örtlichen Gemeinden konzentrieren sich auf Stellvertretungsfragen oder den Bedarf an mehr herausragenden Frauenstimmen im Gemeindeleben. Dies sind wichtige Angelegenheiten. Doch der Hauptgrund dafür, dass deine Gemeinde den Jüngerschaftsauftrag von Frauen unter Frauen ernst nehmen sollte, ist, dass Gott ihn auch ernst nimmt: Die Bibel spricht davon.

„Wenn sich deine Gemeinde dazu verpflichtet, biblisch zu sein, müssen sich eure Frauen am Jüngerschaftsauftrag unter Frauen beteiligen.“
 

Die alten Frauen sollen sich gleicherweise so verhalten „wie es Heiligen geziemt, dass sie nicht verleumderisch sein sollen, nicht vielem Weingenuss ergeben, sondern solche, die das Gute lehren, damit sie die jungen Frauen dazu anleiten, ihre Männer und ihre Kinder zu lieben, besonnen zu sein, keusch, häuslich, gütig und sich ihren Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird” (Tit 2,3–5).

Ich möchte zu diesem Abschnitt vier Überlegungen anstellen.

1. Gottesfürchtige Frauen sollten andere Frauen in der Gemeinde die Bibel lehren

Erstens ist in diesem Abschnitt festzustellen, dass Gott reife, gottesfürchtige Frauen dazu beauftragt, andere Frauen in der Gemeinde zu unterrichten. Mit anderen Worten: Wenn sich deine Gemeinde dazu verpflichtet, sowohl biblisch als auch gesund zu sein, müssen sich eure Frauen am Jüngerschaftsauftrag unter Frauen beteiligen.

2. Der Inhalt dieser Lehre konzentriert sich auf die Stärkung der weiblichen christlichen Tugend

Paulus fordert, dass ältere Frauen gezielt jüngere Frauen unterweisen sollen, „ihre Männer und ihre Kinder zu lieben” und „sich ihren Männern unterzuordnen”. Diese Forderungen bestätigen, was wir auch anderswo in der Schrift finden. Die Schöpfungsordnung und Gottes unterschiedliche Berufungen für Männer und Frauen veranlassen beide dazu, ihre Hingabe zu Christus auf unverwechselbare, geschlechtsspezifische Weise auszuleben (vgl. 1Petr 3,1-7). Der Lehrdienst der Gemeinde sollte das biblische Bild von gottgewolltem Frausein und gottgewolltem Mannsein offenlegen und aufzeigen, wie beide sich ergänzen und nach welchem Maßstab Männer und Frauen gemäß diesen Berufungen leben sollten. In diesem Abschnitt ordnet Paulus an, dass reife Frauen, die biblisches Frausein am besten ausleben und lehren können, andere Frauen auf dem gleichen Weg begleiten.

3. Diese Lehre konzentriert sich nicht ausschließlich auf Belange, die nur Frauen etwas angehen

Ja, reife Frauen sollten biblisches Frausein bekräftigen, aber dies tun sie, wenn sie die ganze Schrift lehren. Schließlich werden Frauen nicht wirklich verstehen, wie sie am besten ihre Männer und ihre Kinder lieben und sich ihren Männern unterordnen sollen, wenn sie nicht den ganzen Ratschluss Gottes kennen. An anderer Stelle begründet Paulus ähnliche Anweisungen mit biblischen Lehrauffassungen, so etwa mit der Autorität Gottes (vgl. 1 Kor 11,3), der Schöpfungsordnung (vgl. 1Kor 11,7-9), dem Verlauf der Heilsgeschichte (vgl. 1Tim 2,13-14) oder dem Evangelium selbst (vgl. Eph 5,22-33).

Des Weiteren hält Paulus reife Frauen ausdrücklich dazu an, nicht ausschließlich in Fragen des biblischen Frauseins zu unterweisen. Sowohl Männer als auch Frauen werden angewiesen, „besonnen” (1Tim 3,2), „rein” (1Tim 5,22) und „freundlich” (Eph 4,32) zu sein. Ganz allgemein sind reife Frauen dazu angehalten, „das Gute zu lehren”, damit Außenstehende das Wort Gottes grundsätzlich nicht schmähen.

4. Paulus ordnet Gemeinden nicht an, diesen Dienst auf eine bestimmte Weise auszuführen

Wie eure Gemeinde Frauen zur Unterweisung anderer Frauen ermutigt, ist euch überlassen. Paulus fordert nicht von uns, dass wir auf jeden Fall eine Leiterin für die Frauenarbeit anstellen, obwohl dies eine gute Idee für eure Gemeinde sein mag. Paulus sagt nicht, dass ihr ein vierteljährliches Frauentreffen in eurer Gemeinde veranstalten sollt, obwohl dies in eurem Kontext eine gute Idee sein kann. Paulus sagt nicht, dass eure Gemeinde ein Praktikum für Frauen in Verantwortungspositionen starten soll, obwohl dies in eurem Umfeld eine Überlegung wert sein mag.

„Nutzt die Strukturen und Methoden, die euch zur Verfügung stehen, um ein Klima zu fördern, in dem Frauen andere Frauen unterweisen.“
 

Die Sache ist die: Wie ihr Titus 2 realisieren wollt, ist eurer Gemeinde überlassen. Frauen, die Frauen unterweisen, sind die „Substanz”, und wie diese Anordnung ausgeführt wird, ist die „Form”. Wenn ihr eine dieser Gemeinden seid, die großen Wert auf die verantwortliche Mitarbeit aller Gemeindemitglieder legt, die daher nur wenige angestellte Mitarbeiter hat und Programme scheut – super! Nutzt die Strukturen und Methoden, die euch zur Verfügung stehen, um ein Klima zu fördern, in dem Frauen andere Frauen unterweisen. Lehrt es von der Kanzel aus, ermutigt dazu in persönlichen Jüngerschaftsbeziehungen, bittet reife Frauen in der Gemeinde, Verantwortung bei der Ausgestaltung dieses Dienstes zu übernehmen. Wenn ihr eine Gemeinde seid, die viele Mitarbeiter hat und alles ganz genau plant - auch gut! Engagiert mehr Frauen für das Team des Dienstes unter Frauen. Entwickelt mehr Lernplattformen und Jüngerschaftsprogramme in eurer Gemeindeplanung.

Titus 2 fordert, dass Gemeinden Frauen, die den Jüngerschaftsauftrag unter anderen Frauen ausführen, wertschätzen. Der Abschnitt schreibt kein bestimmtes Programm vor. Ausgehend von dem, was wir anderswo in der Schrift sehen, würde ich behaupten, dass diese Jüngerschaftsbeziehungen wahrscheinlich am besten gelingen, wenn sie sich natürlich entwickeln und einfach ein Teil des Alltagslebens der Gemeinde sind. Kein Programm kann eine Jüngerschaftskultur unter Frauen ersetzen. Pastoren sollten darauf achten, nicht nur bestimmte Programme zu schaffen, sondern diese Kultur zu fördern. Rüstet Frauen dazu aus, Titus 2 in ihrem alltäglichen Leben auszuüben - vor allem in eurem wöchentlichen Predigtdienst.

Schlussendlich sollte jede Gemeinde anstreben, dieser Anordnung gemäß ihrer eigenen Vision von Gemeindedienst nachzukommen. Es gibt keine Einheitslösung, die in allen Gemeinden funktionieren wird. Aber wenn deine Gemeinde Frauen nicht dazu ermutigt, andere Frauen in der Bibel zu unterweisen, dann wird sie der Vision der Schrift nach einer gesunden Gemeinde nicht gerecht. Wenn euch daran liegt, eine biblische Gemeinde zu haben, dann rüstet reife Frauen dazu aus, andere Frauen zu unterweisen und ermutigt jene, die mit ihrem Leben schon Beispiele in diesem Bereich sind.