Abraham Kuyper
Vater des Neo-Calvinismus
Vor 100 Jahren, am 8. November 1920, starb Abraham Kuyper in Den Haag (Niederlande). Der Theologe und Politiker ist in Deutschland nur einer eingefleischten Subkultur vertraut. In den Niederlanden hatte er bereits zu Lebzeiten eine große Gefolgschaft. Dort, sowie in den USA und in Südafrika, gilt er bis heute als einer der bedeutendsten Vertreter einer calvinistischen Theologie, die sich unter den Bedingungen der Moderne bewährt. Sein Todestag bietet eine günstige Gelegenheit, sich mit dem Vater des Neo-Calvinismus und seiner Weltanschauung vertraut zu machen.
1. Leben und Schwerpunkte
Abraham Kuyper wurde am 29. Oktober 1837 als Sohn von Jan Fredrik Kuyper und Henriette Huber, die übrigens schweizerische Vorfahren hatte, in Maassluis (Südholland) geboren. Jan Fredrik Kuyper war reformierter Pfarrer. Obwohl in der Mitte des 19. Jahrhunderts die meisten Pfarrhäuser in den Niederlanden wohlhabend waren, lebte die Familie in bescheidenen Verhältnissen. Der Grundschulunterricht wurde etwa zu Hause erteilt, um das Schulgeld zu sparen. Als Abraham mit zwölf Jahren das erste Mal eine Schule betrat – das Gymnasium in Leiden –, zählte er – trotzdem oder vielleicht gerade deshalb – zu den besten Schülern.
Ab 1855 studierte er in Leiden Theologie und Sprachwissenschaften. Er galt als exzellenter Student mit großem Interesse für die systematische und historische Theologie. Die Universität galt zu dieser Zeit als eine Hochburg liberaler Theologie. Ihr damals prominentester Gelehrter an der theologischen Fakultät, der Systematiker J. H. Scholten (1811–1885), gilt als Mitbegründer des „Modernismus“.
In den Jahren 1859/60 befasste sich Kuyper akribisch mit dem Kirchenbegriff des polnischen Reformators Johannes a Lasco (1499–1560) und verglich ihn mit dem Kirchenverständnis bei Calvin (1509–1564). Anlass war ein Preisausschreiben, das die Universität Groningen offeriert hatte. Kuypers Untersuchung „Commentatio“ erhielt den Siegespreis.
1863 heiratete Abraham seine langjährige Verlobte Johanna Hendrika Schaaij. Das frisch vermählte Paar zog in das kleine Dorf Beesd in der Betuwe, wo Kuyper eine Pfarrerstelle innerhalb der Reformierten Kirche antrat. Seine Abkehr vom liberalen Modernismus fällt mutmaßlich in diese Periode. Die genauen Vorgänge lassen sich allerdings nicht mehr rekonstruieren. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kuyper übertrieben hat, wenn er seinen Aufenthalt in Beesd als Wendepunkt für seine theologische Entwicklung herausstrich.1 Vermutlich geht sein Sinneswandel trotzdem auf den Einfluss der ungebildeten, aber gottesfürchtigen Dame Pietje Baltus zurück.2 „Kuyper fühlte sich zu den einfachen Gläubigen hingezogen und präsentierte sich alsbald als ihr Vertreter.“3 „Bei den sehr einfachen Leuten in der Gemeinde auf dem Lande begegneten ihm Ideen, die ihm zwar durch seine Calvinstudien geläufig waren, die aber in der damaligen Kirche kaum noch lebten.“4
Nach vier Jahren Pfarrdienst in dem Dorf Beesd wird Kuyper nach Utrecht berufen. Obwohl die reformierte Kirche dort als rechtgläubig galt, ist der junge Pfarrer von der oberflächlichen Volksfrömmigkeit in hohem Maße enttäuscht. Er spricht von der „Lüge in der Kirche“, hat „tiefgreifende Bedenken und formuliert ernsthafte theologische Einwände gegen die institutionalisierte Volkskirche“5. Hier festigt sich sein Augenmerk für ein Kirchenverständnis, das sich an die reformierten Bekenntnisse des 16. und 17. Jahrhunderts bindet. Schon nach drei Jahren verlässt Kuyper Utrecht und nimmt eine Amsterdamer Pfarrstelle in der größten reformierten Gemeinde des Landes mit ungefähr 130.000 Mitgliedern an. Spätestens ab 1876/77 ist Kuyper ein durch und durch überzeugter Calvinist.6
Zunächst bemüht er sich darum, die im Traditionalismus erstarrte „Hervormde Kerk“ zu erneuern. Die Kanzel war ein geeigneter Ort, um durch leidenschaftliche Predigten die Kirchgänger zum geistlichen Leben anzuspornen. „Kuyper übte auf seine Zuhörer einen magischen Einfluß aus. Der Zulauf war enorm: Bisweilen riefen seine Predigten einen regelrechten Volkslauf hervor.“7 Allerdings gab sich Kuyper mit der Kanzel nicht zufrieden. Er engagierte sich in der Politik und übernahm 1871 das in Schwierigkeiten geratene Wochenblatt Der Herold (holländ. „De Heraut“). Schnell wurde klar, dass Kuyper ein begnadeter Kolumnist war. Zu seinen Lebzeiten galt er sogar als der bedeutendste Journalist in den Niederlanden und übernahm für einige Zeit den Vorsitz der Journalistenvereinigung.8 „Kuyper erweist sich mit seinem präzisen und zugleich bildhaften Schreibstil als ein Meister der Sprache.“9 Ein Jahr später gründete er zusätzlich die Tageszeitung Der Standard (holländ. „De Standaard“) und wurde ihr Chefredakteur. Kuyper schrieb nicht nur über theologische oder kirchenpolitische Themen, sondern – und das sollte typisch für ihn werden – zu Fragen aller Lebensbereiche auf der Grundlage einer christlichen Weltsicht. „Im Mittelpunkt von ‚De Standaard‘ standen die Politik und das ganze gesellschaftliche Leben. In allen Bereichen, sei es Staatspolitik, Schule oder [sic! die] Soziale Frage, wollte Kuyper die Prinzipien des Calvinismus zur Geltung bringen. Mit seinen eigenen Worten: ‚Es gibt auf dem ganzen Hof unseres menschlichen Lebens nicht eine winzige Ecke, wo nicht der Ruf Christi, der der Souverän aller Menschen ist, erschallt: Mein.‘“10
Kuyper hoffte, die Volkskirche (Hervormde Kerk) theologisch und strukturell reformieren zu können. Doch er stieß auf so viele Widerstände, dass es schließlich wie schon 1834 zu einer Abspaltung kam.11 1886 entstand unter Kuypers Einfluss die neue Gereformeerde Kerken in Nederland, in der unter großen Mühen ungefähr 400.000 „Abgetrennte“ zusammengeführt werden konnten.12
Kuyper fragte nicht nur nach dem angemessenen christlichen Einfluss auf die Kultur und die Gestalt der Kirche, sondern schenkte auch den christlichen Schulen große Aufmerksamkeit. Durch dieses Anliegen lernte Kuyper den von ihm sehr geschätzten niederländischen Politiker und Historiker Guillaume Groen van Prinsterer (1801–1876) näher kennen und wurde von ihm in die Politik eingeführt. 1874 erfolgt die Wahl als Abgeordneter in die zweite Kammer des niederländischen Parlaments. Da Geistliche keine Parlamentsmitglieder sein durften, musste er sein Pastorenamt aufgeben.
Allerdings konnte er als Politiker zu seiner großen Enttäuschung nur wenig bewirken. Die Aufgaben im Parlament und große publizistische Aktivitäten wurden ihm bald zu viel. Er erlitt 1876, wie schon 1862, wegen Überarbeitung einen dramatischen Schwächeanfall und musste sich für ein Jahr bei einem Auslandsaufenthalt in der Schweiz, in Italien und in Frankreich regenerieren.13 Er selbst schrieb, dass er in dieser Zeit der Krise „zur Entschiedenheit der entschiedenen und tiefgreifenden Religion“ seiner Vorfahren geführt wurde.14 Später, in den Jahren 1901 bis 1905, wurde er allerdings in Personalunion Ministerpräsident und Innenminister der Niederlande und griff so nochmals aktiv in die Politik ein.
Als er nach seinem Sabbatjahr nach Holland zurückkehrte, ging er weder in die Politik noch in den Pfarrdienst, sondern widmete sich zwei anderen gewaltigen Herausforderungen: Einerseits der Entwicklung „des Calvinismus sowohl als Theologie wie als Lebensanschauung in einem System, das in den neuen Kontext des 19. Jahrhunderts paßt“, und andererseits der „Ausbildung junger Menschen, die dieses Programm theoretisch auszubauen und in die Praxis umzusetzen gewillt sind.“15
Er sah kaum Chancen, diese ambitionierten Pläne an bestehenden Universitäten umzusetzen, da er sich dort hätte mit dem akademischen Establishment arrangieren müssen. Er griff den bereits 1875 geäußerten Gedanken einer Universitätsgründung wieder auf und beabsichtigte die Bildung einer Hochschule auf der Grundlage einer reformierten Weltanschauung. Kuyper wollte nicht nur das reformierte Bekenntnis gegenüber Liberalismus, Modernismus und Vermittlungstheologie behaupten, sondern offensiv den „christlichen Glauben für alle Fakultäten fruchtbar machen“16. 1880 wurde die Freie Universität Amsterdam (holländ. „Vrije Universiteit Amsterdam“, abgekürzt VU) eröffnet. „Frei“ bedeutet in diesem Fall, dass die Hochschule „frei“ von Kirche und Staat arbeitet und ausschließlich von privaten Trägern finanziert wird. Die Hochschule verfolgte das erklärte Ziel, „die reformierten Studenten zur Übernahme verantwortlicher gesellschaftlicher Positionen vorzubereiten“17.
Kuyper wird Professor an der VU und lehrt vor allem Dogmatik, Enzyklopädie der Theologie, niederländische Sprachwissenschaft, Linguistik und Ästhetik. In dieser Zeit schreibt er seine größten theologischen Bücher.18 Das einzige wissenschaftliche Werk im engeren Sinn bildet seine drei Bände umfassende Enzyklopädie der Theologie19. Schon im Vorwort dieser wissenschaftstheoretischen Schrift macht er deutlich, dass er „eine Renaissance des Calvinismus intendiert“20. Kuyper möchte den kraftlos gewordenen Calvinismus, der teilweise sektiererische Züge mit starken Absonderungstendenzen aufwies, aus seiner Enge herausführen und für einen lebendigen Dialog mit der Gegenwartskultur zurüsten. Er beabsichtigt also „keine Repristination des ursprünglichen Calvinismus. Vielmehr gelte es, diesen ‚in Berührung [zu] bringen mit dem menschlichen Bewusstsein, wie sich dieses am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt hat‘.“21 Zu den anderen bedeutenden Werken gehören seine Pneumatologie (3 Bde.)22, die Erklärungen zum Heidelberger Katechismus (4 Bde.)23, eine Ausarbeitung zur Allgemeinen Gnade (3 Bde.)24 sowie eine Veröffentlichung zur reformierten Liturgie25. All diese Publikationen sind Sammlungen von Aufsätzen, die ursprünglich in der Wochenzeitschrift Der Herold erschienen waren.
Es muss erwähnt werden, dass Kuyper zu dieser Zeit einen sehr großen Einfluss auf den ebenfalls bedeutenden Theologen Herman Bavinck ausübte26 und es ihm nach mehreren vergeblichen Anläufen 1902 endlich gelang, Bavinck als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an die VU zu holen. Bavinck hat viel von Kuyper gelernt und ein durchaus freundschaftliches Verhältnis zu ihm gepflegt. Andererseits konnte der ziemlich eitle Kuyper die Attitüden eines Generals entwickeln und Menschen beträchtlich verletzen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Beziehung zwischen Kuyper und dem eher feinsinnigen „Schüler“ später abkühlte und Bavinck vereinzelt auch gegen Kuyper Stellung bezog.27
In seinen letzten Lebensjahren lebte Kuyper eher zurückgezogen in Den Haag. Dort konzentrierte er sich auf journalistische Tätigkeiten. Er starb im reifen Alter am 8. November 1920.
2. Reformierte Weltanschauung
Ausgangspunkt für Kuyper ist das Bekenntnis zur absoluten Souveränität Gottes. Dieser Glaube an die allumfassende Königsherrschaft von Jesus Christus (engl. „Lordship Principle“) bedeutet für Kuyper konsequenterweise, dass der Calvinismus als eine Lebensanschauung (engl. „Life-System“) anzusehen ist, die jeden Bereich der Wirklichkeit berührt. Die Herrschaft von Jesus Christus über die gesamte Wirklichkeit konkretisiert sich in drei Ordnungen, die jeweils unmittelbar Gott unterstellt sind, nämlich Staat, Gesellschaft und Kirche.28 „Der Staat habe sich selbst zu begrenzen, da die Sphären über eine von Gott geschaffene Eigenwürde verfügten. Das ganze Leben, der ganze Kosmos sei von Gott geschaffen und deshalb auch der Ort seines bewahrenden Handelns.“29
Einerseits verteidigte Kuyper große (Wieder-)Entdeckungen der Reformatoren wie die Sündhaftigkeit aller Menschen, die Glaubensgerechtigkeit oder die Prädestination. Andererseits gab er dem Calvinismus ein aufgeschlossenes und der Welt zugewandtes Gesicht. Gelingen konnte ihm das durch die gleichzeitige Betonung von Antithese und allgemeiner Gnade.
Mit der Antithese hebt Kuyper den Gegensatz von Kirche und Welt heraus. Die Kinder Gottes leben versöhnt nach dem Glauben zur Ehre Gottes. Die Kinder der Welt richten sich nach ihrem eigenen verdorbenen Herzen und rebellieren gegen Gott. Diese vorausgesetzte Antithese führt allerdings nicht in den Kulturpessimismus, da er ihr die allgemeine Gnade gegenüberstellt. Während die spezielle Gnade die erwählten Menschen erleuchtet und mit Gott versöhnt, begrenzt die allgemeine Gnade die sündhaften und destruktiven Mächte in der Welt. Von der allgemeinen Gnade profitieren alle Menschen. Sie gibt den Ebenbildern Gottes das Mandat, jenen Kulturauftrag umzusetzen, den Gott der Menschheit bereits vor dem Sündenfall aufgetragen hat. Für die Christen heißt das, dass sie zusammen mit den Heiden kulturstiftend tätig sein sollen. Aus der Freiheit, die allen Menschen gilt, ergibt sich die Pflicht, die Welt verantwortlich zu gestalten. Der Kirchenhistoriker Hans-Georg Ulrichs schreibt dazu:
„Der Gottesgedanke ist für ihn der Garant dafür, dass weder Ideologen noch der Staat die Herrschaft über Menschen erlangen dürfen. Der Calvinismus, so Kuyper, verstehe alle Menschen gleich unmittelbar zu Gott und Gott gleich allen Menschen gegenüber. Daraus folge einerseits, dass es keiner vermittelnden Instanz bedürfe, und andererseits, dass alle Menschen als gleich anzusehen seien.“30
Aus diesem Grund verurteilt der niederländische Calvinismus Kuyperscher Prägung nicht nur die Sklaverei oder das Kastenwesen, sondern ebenso alle verhüllte Sklaverei der Frau und der Armen.31
3. Wirkung
Im niederländischen Protestantismus erntete der Neo-Calvinismus mitunter scharfe Kritik. Kuyper wurde unterstellt, er habe das reformierte Christentum von der überlieferten reformierten Theologie entfremdet. Tatsächlich veränderte sich unter ihm das „reformierte Selbstverständnis“ erheblich. Vor Kuyper bestritten die Reformierten zwar nicht, dass die Kirche einen Auftrag in der Gesellschaft hat. Betont wurde aber vor allem die Erlösung von Sündern. Das Predigen befasste sich bei den Calvinisten alter Schule deshalb mit den großen biblischen Themen wie Buße, Glaube, Wiedergeburt, Rechtfertigung, Heiligung usw. Durch Kuyper kam es zu einer Gewichtsverlagerung. Nicht was der Heilige Geist in den Herzen der Sünder durch das Wort tut, sondern was Christen tun sollten, um Gesellschaft und Kultur zu befreien, wurden nun viel stärker betont.32 Kuyper propagierte eine transformative Kulturauffassung. Das Mandat, die Kultur christlich zu prägen, war für ihn und seine Schüler gelegentlich wichtiger als der Missionsbefehl. Kuypers Ansatz hob sich allerdings entschieden vom liberalen Kulturprotestantismus ab, der Evangelium und Kultur durchmischte. Er unterschied zwischen allgemeiner und rettender Gnade. Um es anders auszudrücken: Kuyper verwechselte die Erhaltungsethik nicht mit dem Aufbau von Gottes Reich. Darum wissend, dass das geistliche Reich nicht von dieser Welt ist (vgl. Joh 18,36), schrieb er:
„Wir müssen zwischen zwei Dimensionen dieser Manifestation der Gnade unterscheiden. 1.a. eine rettende Gnade, die am Ende Sünde abschafft und ihre Folgen vollständig rückgängig macht; und 2. eine zeitliche zurückhaltende Gnade, die die Wirkung der Sünde abmildert und aufhält.“33
Kuypers Zeitschrift „Der Standard“ ist wie auch die „Antirevolutionäre Partei“ nach dem Zweiten Weltkrieg verschwunden. Die VU ist im weiteren Sinne immer noch christlich ausgerichtet, wird freilich inzwischen wie übrige Hochschulen staatlich finanziert. Sie bot als erste Hochschule in den Niederlanden eine Imamausbildung an und zählt heute relativ viele muslimische Studenten. Die Gereformeerde Kerken in Nederland einigte sich 1997 mit der Nederlandse Hervormde Kerk und der Ev.-Luth. Kirche, die seit 2004 in der Vereinigten protestantischen Kirche (PKN) zusammengeschlossen sind.
Trotz dieser Entwicklungen hat Kuyper den reformierten Protestantismus bereichert und dabei geholfen, ein kulturpräsentes Christsein zu entwickeln. Das reformierte Christentum in Europa und Nordamerika verdankt ihm viel. Bedeutende christliche Gelehrte stehen in der Schuld von Kuyper, unter ihnen der schon erwähnte Herman Bavinck (1854–1921), Hermann Dooyeweerd (1894–1977), Cornelius Van Til (1895–1987), Hans Rookmaaker (1922–1977), Francis Schaeffer (1912–1984), Alvin Plantinga (* 1932) oder Nicholas Wolterstorff (* 1932). Auch der sogenannte „Neue Calvinismus“34 profitiert von den Leistungen Kuypers.
In Deutschland ist im Übrigen ein neuerliches Interesse an Abraham Kuyper zu beobachten. Am 25. September 2020 veranstaltete die Theologische Fakultät der Universität Göttingen einen Studientag zu seinem 100. Todestag.35 Der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht plant, im Frühjahr 2021 die berühmten Stone lectures neu editiert in deutscher Sprache herauszugeben.
Fußnoten
1 Siehe dazu: Dirk van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, in: Marco Hofheinz, Wolfgang Lienemann u. Martin Sallmann (Hg.), Calvins Erbe: Beiträge zur Wirkungsgeschichte Johannes Calvins, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, S. 338–359, hier S. 341–342.
2 Siehe dazu: Cornelius Pronk, „Neo-Calvinism“, Reformed Theological Journal, Nov. 1995, S. 42–56, hier S. 45–46.
3 So der Historiker Peter van Dam in seinem Beitrag: „Abraham Kuyper“, URL: https://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/personen/kuyper.html (Stand: 01.10.2020).
4 Cornelis Augustijn, „Abraham Kuyper“, in: Martin Greschat (Hg.), Gestalten der Kirchengeschichte: Die neueste Zeit II, Bd. 9,2, Stuttgart: W. Kohlhammer: 1993, S. 289–307, hier S. 291.
5 D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 342.
6 Vgl. C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 291.
7 C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 293.
8 Vgl. D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 343.
9 D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 344.
10 C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 293.
11 Die Separationen im niederländischen Protestantismus des 19. Jhs. beschreibt Ulrich Gäbler, „Evangelikalismus und Réveil“, in: U. Gäbler, Der Pietismus im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, Göttingen: V&R, 2000, S. 64–74.
12 Vgl. C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 297.
13 C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 295.
14 C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 296.
15 C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 296. Seit 1960 steht die Universität jedem offen und wird zudem fiskal gefördert. Siehe URL: http://www.vu.nl/en/about-vu-amsterdam/mission-and-profile/history/index.asp (Stand: 02.11.2020).
16 Johannes Schick, Das Denken des Ganzen: Eine vergleichende Studie zu den Wirklichkeitsanschauungen Karl Heims und Herman Dooyeweerds angesichts der Herausforderungen durch Postmoderne und neue Metaphysik, Göttingen: Vandehoeck & Ruprecht, S. 89.
17 D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 344.
18 Eine umfassende Bibliographie ist 2011 erschienen als: Tjitze Kuipers, Abraham Kuyper: An Annotated Bibliography 1857–2010, Leiden u. Brill, 2011. Siehe auch: James D. Bratt, Abraham Kuyper: Modern Calvinist, Christian Democrat, Grand Rapids Mi., 2013 u. Hans-Georg Ulrichs, Abraham Kuyper: als Ideologe des Calvinismus - neu gelesen, Bielefeld: Luther-Verlag, 2019.
19 A. Kuyper, Encyclopaedie der heiligegodgeleerdheid, 3 Bde., Amsterdam: 1894. In englischer Sprache erschienen ist: Kuyper, Abraham, Encyclopedia of Sacred Theology, New York: C. Scribner‘s Sons, 1898.
20 D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 345.
21 D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 345–346.
22 A. Kuyper, Het werk van den Heiligen Geest, 3 Bde., Amsterdam,1888–1889.
23 A. Kuyper, E Voto Dordranceno, 4 Bde., Amsterdam,1892–1895.
24 A. Kuyper, De gemeene gratie, 3 Bde., Leiden u. Amsterdam, 1902–1904.
25 A. Kuyper, Onze Eeredienst, Kampen, 1911.
26 Im Jahre 1924 verteidigte übrigens Karl Barth die beiden niederländischen Theologen gegen die Nörgelei Emil Brunners: „Auch das Geschrei über Kuyper mache ich nicht mit. K. und sein Nachfolger Bavinck waren Theologen, die jedenfalls Stil hatten“, schrieb er seinem Freund. In: Karl Barth – Eduard Thurneysen: Briefwechsel, Bd. 2, 1912–1930, Karl Barth Gesamtausgabe, Zürich: TVZ, 1974, S. 255.
27 Hilfreich dargestellt wird das komplexe Verhältnis der beiden Theologen in: Ron Gleason, Herman Bavinck, Phillipsburg, New Jersey: 2010. Siehe auch: James Eglinton, Bavinck: A Critical Biography, Grand Rapids, MI, Baker Academic, 2020.
28 Abraham Kuyper, Lectures on Calvinism, Grand Rapids, MI: Erdmans, Reprint 2002, S. 79.
29 Hans-Georg Ulrichs, „Wo er auftrat, gab es Krach“, Zeitzeichen, URL: https://zeitzeichen.net/node/8612 (Stand: 02.11.2020).
30 Hans-Georg Ulrichs, „Wo er auftrat, gab es Krach“.
31 Vgl. Hans-Georg Ulrichs, „Wo er auftrat, gab es Krach“.
32 Vgl. Cornelius Pronk, „Neo-Calvinism“, S. 49.
33 Abraham Kuyper, „Common Grace“ zitiert aus: David VanDrunen, Natural Law and The Two Kingdoms, 2010, S. 295. Das Buch sei als Einführung in die christliche Sozialgeschichte sehr empfohlen.
34 Eine Einführung in den Neuen Calvinismus ist zu finden: Ron Kubsch, „Neuer Calvinismus: Einblicke in eine junge reformierte Bewegung“, in: R. Kubsch u. M. Lohmann, Schätze der Gnade, Bonn: VKW, 2014, S. 41–70.
35 Siehe dazu URL: https://uni-goettingen.de/de/25.+september+2020%3A+ein+studientag+zum+100.+todestag+von+abraham+kuyper/434108.html (Stand: 02.11.2020). Dort heißt es: „Der Studientag will anlässlich des 100. Todestages die Wirkungsgeschichte Kuypers beleuchten, den bisherigen Stand der Kuyper-Forschung resümieren und Anstöße zu einer kritischen Relektüre seines Oeuvres geben.“