Für alle, die ohne Gott glücklich sind

Artikel von Greg Morse
26. Oktober 2020 — 9 Min Lesedauer

„Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber ich brauche das Christentum nicht, um glücklich zu sein. Ich bin glücklicher als die meisten Christen, die ich kenne.“ Er lächelte und versicherte mir, während er von seinem Kaffee aufschaute: „Es freut mich, dass du dein Glück in Jesus gefunden hast, aber ich bin ganz zufrieden ohne ihn. Ich habe meinen Weg zum Glück gefunden und ich freue mich mit dir, dass du einen anderen gefunden hast. Wie es scheint, sind wir am gleichen Ziel angekommen."

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Ich wusste, wie ich den, der der Welt wahre Freude schenkt, an die Unzufriedenen, die Elenden und Niedergeschlagenen weitergeben konnte, aber ich war irritiert über diesen Mann, der mir ohne Umschweife sagte: „Ich brauche Christus nicht, um glücklich zu sein.“ War sein Herz nicht ruhelos, bis es seine Ruhe in ihm gefunden hatte? Er war versicherte mir, dass es das nicht war. Hatte er nicht ein Gott-förmiges Loch im Herzen? Er schwor, dass er keins hatte. Und noch mehr: Er schien, soweit ich das beurteilen konnte, wirklich glücklich zu sein.

Ich wusste, Jesus ist ein Trost für die Trauernden, ein Licht für die in der Dunkelheit, der Polarstern für diejenigen, die ohne Hoffnung durch die Welt gehen. Ich wusste nicht, was er für jene ist, die auf ihre eigene Weise glücklich genug waren.

Können Ungläubige wirklich glücklich sein?

Ich wünschte, ich könnte zurückgehen und mit diesem Mann sprechen. Anstatt stundenlang zu versuchen, ihn von seinem Unglück zu überzeugen, nur damit ich ihm im Anschluss Christus bezeugen kann, wünschte ich, ich hätte so wie Paulus gesprochen, als er sich an die Menschen in Lystra wandte.

„... und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen; er hat uns Gutes getan, uns vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und unsere Herzen erfüllt mit Speise und Freude.“ (Apg 14,17)

Paulus wandte sich nicht an die Unterdrückten, Depressiven und Armen im Geiste. Hier wandte er sich an diejenigen, die aßen, tranken und – wenn der Morgen kam – starben; an diejenigen, die Nahrung und Glück genug hatten, um ihr geistliches Verhungern zu überdecken. Leuten wie diesen verteilte Paulus nicht zuerst Rezepte für ein Glück, das sie nicht zu brauchen meinten. Im Gegensatz zu mir wusste er, zu welchem Volk er sprach: den glücklichen Heiden.

Paulus sagt, dass Gott ihre Herzen mit Speise und Freude erfüllt hat. Freude. Die einzige andere Stelle im Neuen Testament, an der dieses Wort auftaucht, ist im Lukaszitat eines anderen bekannten Verses: „Du hast mir die Wege des Lebens gezeigt; du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht“ (Apg 2,28; zitiert Ps 16,11). In Psalm 16 bereitet Gottes väterliche Gegenwart seinen Kindern eine bestimmte Art von Herzensfreude (eine, die voll, immerwährend und bleibend ist), aber die Nahrung, die er schenkt, und die durch seine allgemeine Gnade verliehene Güte bereiten eine andere Freude. Beide sind real.

Gott bringt seine Feinde zum Lächeln

Gott lässt seine Feinde lächeln. Hast du dich darüber gewundert?

Gott erlaubt denen, die ihn ignorieren, ihn zurückweisen, seine Herrlichkeit verachten und seinen Namen herabsetzen, dass sie seine Luft atmen, sich an seiner Nahrung erfreuen, in seinen Gewässern schwimmen, in seinen Wäldern wandern, auf seinen Bergen Ski fahren, zu lachen, zu singen und auf seinem Land zu tanzen. Er hat sie noch nicht vertrieben. Er hat weder sein Brot von ihren Tellern noch seine Luft aus ihren Lungen zurückgenommen. Vielmehr – man beachte das Wohlwollen des Gottes des Universums – „[gibt] er doch selbst allen Leben und Odem und alles“ (Apg 17,25).

Keine gute und vollkommene Gabe kommt aus einer anderen Hand als aus seiner (Jak 1,17). Er ist ein überaus gnädiger Gott, selbst gegenüber seinen Feinden. Der Gott, der ständig verspottet und ignoriert wird, „lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute“. Der allmächtige Gott „lässt es regnen über […] Ungerechte“, die seine Herrlichkeit verachten (Mt 5,45). Diese Güte lässt die Engel von seiner Barmherzigkeit und Geduld singen

Gaben ohne Gnade

Der Mann, mit dem ich sprach, hat diese Gaben von Gott genommen, sie genossen und sich dann geweigert, „Danke“ zu sagen.

Außer den gefallenen Engeln ist der Mensch das einzige Geschöpf, das Gott gegenüber eine solch schäbige Undankbarkeit an den Tag legt. Gott öffnet seine Hand und stillt die Bedürfnisse eines jeden Lebewesens (Ps 145,16). Er öffnet seine Hand für die Adler in ihren Baumkronen, für die Antilopen in den Ebenen, für die Fische im Meer und für die Blumen auf dem Feld. Sie verkünden seine Herrlichkeit und ersehnen seufzend seine Rückkehr (Röm 8,19–23).

Aber die Menschen und Teufel tun das nicht. Im Hinblick auf die Wiederkunft Gottes sagen die Teufel: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus, du Sohn Gottes? Bist du hierhergekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?“ (Mt 8,29). Und die Menschen sehen ihren Mitmenschen in die Augen und sagen, dass sie Christus nicht nötig haben; ja, wer ist Christus, dass man ihm gehorchen sollte? Gott öffnet seine Hand für dieses Geschöpf, das am besten in der Lage ist, ihm Dankbarkeit und Liebe zurückzugeben und es will sich nicht die Mühe machen, aufzuschauen. Es ehrt ihn nicht, noch erwidert es ihm Dank (Röm 1,21).

„Ich wünschte, ich hätte diesem Mann mitgegeben, dass die Gründe für sein Glück – Familie, Freunde, Gesundheit, gutes Essen, gute Getränke, Freude am Sport – nicht ‚einfach nur so‘ da sind.“
 

Ich wünschte, ich hätte diesem Mann mitgegeben, dass die Gründe für sein Glück – Familie, Freunde, Gesundheit, gutes Essen, gute Getränke, Freude am Sport – nicht „einfach nur so“ da sind. Ich wünschte, ich hätte ihn gebeten, darüber nachzudenken, dass Gott ihn Tag für Tag dabei beobachtet, wie er mit seinen Gaben herumstolziert und ihn dabei übersieht.

Was unser Genuss bezeugt

Anstatt ihm zu sagen, ich sei mir sicher, dass er irgendwo tief im Inneren wirklich unglücklich ist, oder zu versuchen, mit ihm darüber zu debattieren, ob er sein Gott-förmiges Loch (das trotzdem da ist) fühlt, was hätte ich ihm sagen sollen?

Ich hätte auf all die Gründe für sein Glück eingehen sollen und ihm dann klar und deutlich sagen, dass dies alles Geschenke von Gott sind, die ihn zu ihm führen sollten. Und dass darüber hinaus sein Versäumnis, dies zu tun, bereits ein schweres Verbrechen ist, das gesühnt werden muss. Deswegen muss er zu Christus, Gottes größtem Geschenk an die Welt, geführt werden. Die Sünde, nicht nur seine psychologische Erfahrung der Freude, macht Jesus für ihn höchst relevant. Wenn er auch kein Problem mit mangelnder Freude hatte, so doch ein Sündenproblem. Er war nicht nur wie eine welkende Rebe abseits des Weinstocks; er war eine Rebe, die für das Feuer vorbereitet ist (Joh 15,6).

Paulus sagte zu den glücklichen Heiden, dass Gott sich selbst nicht unbezeugt gelassen hat, sowohl bezüglich seiner Existenz als auch seiner Güte. Und wie lautet dieses Zeugnis? Tue Buße. „Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, und erkennst nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“ (Röm 2,4). Tue Buße, flüstert deine wunderbare Familie. Deine erfreuliche Karriere fordert: Tue Buße. Der Sonnenuntergang auf deinem Urlaubsselfie ruft: Tue Buße. Alle diese Dinge verkündigen, dass Gott gut, gütig und geduldig mit seinen Feinden ist und dass er sie dazu aufruft, sich von der Sünde abzuwenden und Vergebung in Christus zu finden.

Ein Wort an einen glücklichen Heiden

Wenn ich zurückgehen könnte, um mit diesem Mann zu sprechen, würde ich etwas in dieser Art sagen.

„Im christlichen Glauben geht es nicht einfach nur um das Glück des Menschen, obwohl Gott mehr Freude schenkt, als man sich jetzt vorstellen kann.“
 

Im christlichen Glauben geht es nicht einfach nur um das Glück des Menschen, obwohl Gott mehr Freude schenkt, als man sich jetzt vorstellen kann. Im Christentum geht es darum, wie sündige Männer, Frauen und Kinder mit ihrem Schöpfer versöhnt werden und zu seiner Ehre ein glückliches Leben führen können. Gott hat dir gute Gaben gegeben, die dich dazu aufrufen, Gottes ultimatives Geschenk zu sehen: Jesus Christus, seinen Sohn. Er kam, um ein Volk zu retten, das er nicht retten musste. Um ein Leben zu leben, das wir nicht leben konnten. Um den Tod zu sterben, den wir zu sterben verdienten. Und um aufzuerstehen und alle überall dazu aufzurufen, sich von ihrer Sünde abzuwenden und auf sein vollendetes Werk am Kreuz, das Sünder rettet, zu vertrauen.

Das Smartphone in deiner Tasche hat mit diesem Gott zu tun. Die Musik, die deine Ohren massiert, die Farben, die vor deinen Augen tanzen, die Freude deines Herzens und die Liebe, die du empfindest, sind freundliche Gesten von Gott mit dieser Botschaft auf den Lippen: „Tue Buße und glaube.“

Nicht um ein Leben abseits von Gott zu rechtfertigen und die Gaben an die Stelle des Gebers zu setzen, werden die großen Freudengaben gegeben, sondern um zum Geber zu führen. Seine vielgestaltige Freundlichkeit, seine überwältigende Geduld, seine Nachsicht eröffnen Raum für den Glauben. Selbst jetzt sendet er noch seine Zeichen. Sogar jetzt lädt er ein. Kommt, erkennt die Botschaft in jeder guten Gabe, die von Gottes vollkommener Gabe, Jesus Christus, zeugt – und lebt.