Solo, aber nicht allein

Rezension von Lilia Stromberger
18. September 2020 — 5 Min Lesedauer

Solo, aber nicht allein soll eine Einladung sein, die Besonderheit im Leben als Single zu sehen. Die Herausgeberin Frauke Bielefeldt ist eine alleinstehende Theologin und engagierte Mitarbeiterin in der Leitung des Solo & Co.-Netzwerks. Sie suchte nach einer Würdigung des Singleseins und fand diese in Form von Gottes allgemein gültigen Grundsätzen „ausgerechnet“ in dem Ehebuch von Timothy und Kathy Keller.

Diese entdeckten Prinzipien stellt sie in dem Buch Solo, aber nicht allein zusammen, indem sie sich anerkennend an Kellers Erklärungen entlang arbeitet, drei Kapitel wörtlich aus dem Ehebuch übernimmt und diese mit Anregungen kommentiert. Jedes Kapitel schließt Frauke Bielefeldt mit Fragen zur Selbstreflexion oder als Anleitung für Gruppengespräche ab, um Singles dabei zu helfen, Gottes „Perspektiven“ auf das Singlesein umzusetzen. Statt einsamen Sololebens ist eine veränderte Haltung und Lebensgestaltung in der Beziehung mit Gott in der Gemeinde möglich.

„Die Ehe sollte nicht vergöttert und das Singlesein nicht herabgesetzt werden.“
 

In der „Einführung: Singlesein – ein besonderer Lebensstand“ schildert die Autorin treffend die derzeitige Situation vieler Singles: Aus verschiedenen Gründen gibt es immer mehr Alleinstehende in christlichen Gemeinschaften und im persönlichen Umfeld. Da aber Jesus Christus selbst als „Single“ lebte, wird deutlich, dass nicht Partnerschaft und Familie zum größten Glück gehören, sondern der Friede in Christus. Deshalb: Die Ehe sollte nicht vergöttert und das Singlesein nicht herabgesetzt werden.

Im zweiten Kapitel „Singles und die Ehe“ betonen Tim und Kathy Keller die Wichtigkeit einer realistischen und biblischen Sicht auf die Ehe sowohl für verheiratete als auch für ledige Personen. Diese Sicht kann davor schützen, dass die Ehe oder das Singlesein zu Götzen werden. Außerdem hilft diese Sicht Alleinstehenden, den Perfektionismus bei der Partnerwahl und die Angst vor einer Partnerschaft, die ihnen die Freiheit nimmt, abzulegen. Das Thema „Partnersuche“ wird dann im nächsten Kapitel vertieft. Im letzten Kapitel, das aus dem Ehebuch von Tim und Kathy Keller stammt, geht es um „Singles und Sex“. Die Autoren korrigieren die oft falschen Ansichten über sexuelle Bedürfnisse, indem sie die zu schmutzigen oder freien Sichtweisen über Sex der guten Sexualität im Eherahmen gegenüberstellen. Die wohltuende Gemeinschaft in der Gemeinde und das offene Gespräch über innere Auseinandersetzungen, Überzeugungen sowie über die Grundsätze Gottes helfen Singles, sexuell enthaltsam zu leben.

Im Nachwort „Beziehung lernen“ zeigt Frauke Bielefeldt, dass schließlich alle Beziehungen von treuer Freundschaft, von gemeinsamer Zielrichtung, vom „Geben und Nehmen“, von Eigenverantwortlichkeit im Umgang mit Wunden, vom Wachsen im konstruktiven Miteinander und von der Kraft des Evangeliums leben. Diese Inhalte machen Beziehungen sowohl in der Ehe als auch im Singlekontext tragfähig und zielen darauf ab, den anderen „mit den Augen Gottes und seinen Möglichkeiten“ (S. 79) zu sehen.

Resümee

Obwohl das dünne Buch mit dem schlichten Cover dezent wirkt, ist es erstaunlich, wie persönlich und praktisch es geschrieben ist. In wenigen Seiten verbergen sich viele wertvolle Gedanken.

„Verheiratete haben genau wie Unverheiratete als einzelne Menschen auch die gleichen inneren Auseinandersetzungen und sind gleichermaßen vom Evangelium abhängig, nur eben anders.“
 

Allein vom Titel hätte ich mir das Buch „Solo, aber nicht allein“ jedoch nicht gekauft, weil ich mich als unverheiratete Person nicht automatisch als „solo“ oder „Single“ bezeichnen würde. Schließlich ist man auch ohne einen festen Partner in einem sozialen Netzwerk mehr oder weniger verantwortlich und gemeinschaftlich eingebunden.Auch die ersten Sätze auf der Rückseite des Buches könnten irritieren, da sie das Singlesein zu stark hervorheben: „Jesus war Single. Paulus auch. Das Leben als Single hat also in Gottes Augen einen besonderen Wert“. Das Leben als Single hat jedoch keinen außergewöhnlichen Wert, sondern ist genauso besonders, wertvoll und normal wie das Leben als verheiratete Person. Gott verändert Menschen und hebt seine Ehre im Leben eines Christen unabhängig vom Familienstand hervor. Jede Lebenssituation hat spezielle Möglichkeiten, die Gott nutzt, um seine Ziele zu erreichen (vgl. S.22).

Umso mehr hat mich überrascht, dass in dem Buch genau diese biblische Sichtweise betont wird: Verheiratete haben genau wie Unverheiratete den gleichen Wert, leben beide im Sinne Gottes, brauchen sich gegenseitig und haben als einzelne Menschen auch die gleichen inneren Auseinandersetzungen und sind gleichermaßen vom Evangelium abhängig, nur eben anders.

Auch wenn einige Sätze und Fragen etwas sentimental wirken, ermutigt Frauke Bielefeldt in ihrer wertvollen Zusammenstellung insgesamt dazu, von der einengenden Perspektive auf Gottes Perspektive umzuschalten. Sie schafft es, prägnant auf wesentliche Aspekte hinzuweisen, so dass auch Entmutigte und Lesefaule schnellstens aufblickende Impulse für ihr Singlesein finden können.

„Es stimmt, dass in christlichen Gemeinden Alleinstehende oft ihren Platz nicht finden. Deshalb ist dieses Buch auch für Nichtsingles zu empfehlen, um für das innere Erleben von Singles und für die Notwendigkeit vom familiären Miteinander in der Gemeinde sensibilisiert zu werden.“
 

Es stimmt, dass in christlichen Gemeinden Alleinstehende oft ihren Platz nicht finden. Deshalb ist dieses Buch auch für Nichtsingles zu empfehlen, um für das innere Erleben von Singles und für die Notwendigkeit vom familiären Miteinander in der Gemeinde sensibilisiert zu werden. „Solo, aber nicht allein“ gibt Perspektiven und hilft, Akzente im Singlesein zu setzen, gleichzeitig jedoch die Achtung vor der Ehe zu bewahren. Das Buch appelliert dazu, von den verschiedenen Lebenssituationen zu profitieren.

Buch

Timothy u. Kathy Keller, hrsg. von Frauke Bielefeldt. Solo, aber nicht allein: Gottes Perspektiven für das Singlesein. Brunnen Verlag, Gießen, 2020, 112 S., 10 Euro.