Eine Predigtreihe zu 4. Mose?
6 Gründe, warum du durch dieses Buch predigen solltest
„Buchstaben gehören in Bücher und Zahlen gehören in die Mathematik – nicht andersherum!“ Vielleicht spiegelt das deine Reaktion wider, wenn dich jemand überzeugen will, dass du einer Sache x hinzufügen kannst. Ein ähnlicher Schock überkommt viele von uns, wenn wir in unserer Bibellese zu den Volkszählungen der ersten drei Kapitel von 4. Mose gelangen. „Was soll all diese Mathematik?! Gibt es irgendeinen geistlichen Nutzen in der Zählung von 45.000 Rubenitern?“
„4. Mose lehrt, dass ein in der Gegenwart Gottes lebendes Volk sich nur noch vor seiner eigenen Sünde fürchten muss.“
4. Mose beginnt und endet auch beinahe mit verwirrenden Menschenzählungen. Doch zwischen diesen inspirierten Regierungsdokumenten erzählt das Buch von Israels Weg vom Berg Sinai in das Land der Verheißung. Außerdem erzählt es von einer Reise voller Hoffnung und Warnung, die jeder Christ ernst nehmen sollte. Das Buch kann folgendermaßen zusammengefasst werden: 4. Mose lehrt, dass ein in der Gegenwart Gottes lebendes Volk sich nur noch vor seiner eigenen Sünde fürchten muss.
Mit diesem Hauptgedanken im Hinterkopf stelle ich hier sechs Gründe vor, warum du deiner Gemeinde mit einer Predigtreihe durch 4. Mose dienen wirst.
1. Du hilfst Christen, das ganze Alte Testament zu lesen
Damit ist folgendes gemeint: 4. Mose beinhaltet jedes Genre alttestamentlicher Schriften. Neben den detaillierten Volkszählungen lesen wir einige der bekanntesten Sonntagsschulengeschichten (schon einmal von einem sprechenden Esel gehört?). Zudem lesen wir Gesetzessammlungen, Psalmen und Prophetie. Manchmal sind diese auf eine etwas für uns merkwürdige Weise in den Text hineingemischt, etwa wenn der tragischen Rebellion in Kadesch ohne Kommentar rituelle Rezepte für Speiseopfer folgen. Wenn du also deinen Weg durch dieses Buch machst, dann wirst du deiner Gemeinde helfen, im Verständnis und der Anwendung aller Arten von Genres des Alten Testamentes zu wachsen.
2. Du gibst Christen einen Crashkurs in Biblischer Theologie
Die Apostel beziehen sich immer wieder auf die Berichte der alttestamentlichen Generation in der Wüste, ohne dabei genauere Kommentare oder Erklärungen hinzuzufügen. In Paulus’ Warnungen vor dem Götzendienst stammen drei der vier Beispiele aus 4. Mose (1Kor 10,7–10). Die Geschichte von Balaam wird mehrmals für verschiedene Zwecke erwähnt: Unzucht (Offb 2,14), Geiz (Jud 11 und 2Pet 2,15) und die Messiaserwartung (2Pet 1,19). Der Vergleich in Hebräer 3 geht auf 4. Mose 12 zurück. Außerdem verweist Jesus Nikodemus auf seine Kreuzigung, indem er voraussetzt, dass Nikodemus 4. Mose 21 kennt (Joh 3,14). Natürlich musst du die Hintergrundgeschichte nicht kennen, um die Aussagen der Apostel zu verstehen. Jedoch hilft die Predigt durch 4. Mose mit den wiederholten Bezügen zum Neuen Testament der Gemeinde, das Alte Testament durch die Brille des Evangeliums zu lesen. Indem du und deine Gemeinde in diesem Bereich wachsen, bekommt die neutestamentliche Unterweisung der Apostel einen größeren Effekt. Im Marvel-Universum z.B. nennt Tony Stark aus „The Avengers“ Thor ohne Erklärung „Point Break“. Meine Kinder fanden das eigenartig. Für mich ist das aber sehr amüsant, da ich den Verweis als Kind der 90er-Jahre verstehe. Wenn also Paulus ohne Erklärung sagt: „Lasst uns auch den Christus nicht versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und von den Schlangen umgebracht wurden“ (1Kor 10,9), so wird die Gemeinde auf die eine oder andere Art reagieren. Entweder werden sie sich wundern, warum sie Jesus versuchten oder sie werden verstehen, dass unsere Klage, dass Jesus nicht genug tut, für uns das Todesurteil bedeuten könnte (4Mo 21,5)! Die Predigt durch 4. Mose hilft uns, diese zweite der beiden möglichen Reaktion bei unserer Zuhörerschaft zu fördern.
3. Du zeigst Christen den Ernst der Sünde auf
Ein Aspekt der Volkszählungen ist, dass zu dem Zeitpunkt da Mose die zweite Zählung vornahm, alle aus der ersten schon tot waren. Sie starben aufgrund ihrer Treuelosigkeit in Kadesch (4Mo 14). Wenn du also mehr als nur einige wenige Geschichten behandelst, zeigst du schrittweise die Entfaltung der Bedeutung der Zentralität Gottes für sein Volk, ebenso wie das beständige und letztlich tödliche Versagen des Volkes, Gott zu vertrauen. Du siehst, dass die große Sünde der Gott ablehnenden Rebellion eine Frucht der scheinbar harmlosen Sünde des Gott ablehnenden Murrens war. Du siehst wie Mose demonstriert, dass ein einziger Akt der Anmaßung genügt, um rechtmäßig verurteilt zu werden. Du siehst, dass Absichten zwar wichtig, doch nicht letztlich entscheidend sind: unbeabsichtigte Sünde ist immer noch Sünde. Du siehst, dass Gottes Heiligkeit die größte Gefahr für Gottes Volk ist, da wir offensichtlich unheilig sind. In einer Kultur des lässigen Glaubens erinnert uns 4. Mose daran, dass solche, die bei Christi Namen gerufen sind, heilig sein und Sünde hassen sollten. Solche, die nur den Namen „Christ“ tragen und zur selben Zeit in ungläubiger Rebellion verharren, werden tot enden - und zwar in Ewigkeit.
4. Du gibst Christen eine bessere Vorstellung von Priesterschaft
Die Bestimmungen und Zwecke der Priesterschaft sind ein immer wiederkehrendes Thema in 4. Mose, vor allen Dingen die priesterliche Aufgabe, Schutz zu leisten. Insgesamt 18 Mal heißt es von Aaron, seinen Söhnen und den Leviten, dass sie ihre Priesterschaft, die Stiftshütte und andere Stämme hüten sollen (4Mo 3,7). Dies wirft die Frage auf, wovor sie die Gemeinde beschützen sollten. Die Antwort: Vor Gott selbst!
Sich einem heiligen Gott ungerufen und unrein zu nähern, bedeutet den Tod. Das Priestertum diente daher Israel, indem es Anmaßung und Unachtsamkeit bei der Annäherung an den Herrn verhinderte. In verschiedensten Zusammenhängen wurde das Priestertum eines Gläubigen genutzt, um Gläubige voneinander zu trennen: „Wenn wir ohnehin alle Priester mit Zugang zu Gott durch Jesus sind, wieso sollen wir dann noch zu jemand anderem gehen?“ Dies ist korrekt, kann jedoch falsch angewandt werden. 4. Mose wird die Vorstellung, die deine Gemeinde vom Priestertum hat, hoffentlich nach dessen eigentlicher Bedeutung erneuern, nämlich als ein Amt für den gegenseitigen Dienst zum Wachstum in Heiligkeit.
5. Du festigst die Zuversicht deiner Gemeinde in einer feindseligen Welt
Israels Reise offenbarte seine eigene Treuelosigkeit, doch ebenso wurde dadurch Gottes Kraft demonstriert. Vieles hätte das Volk, bestehend aus kürzlich befreiten Sklaven ohne militärische Ausbildung und ohne Verpflegung für eine Wüstenwanderung, zerstören können. Doch das Volk überlebte. Weder die feindselige Umgebung einer Wüste, noch die Aggression durch altgediente Armeen, die auf leichte Beute aus waren, noch die feindseligen Gebete eines Propheten stellten ein Problem für Israels Gott dar. Hier geben die Volkszählungen diesmal hoffnungsvollen Aufschluss. Entgegen der Sünde des Volkes haben sich Gottes Absichten nicht geändert. Die erste Generation hat sich disqualifiziert, doch 4. Mose endet mit einer Reihe an Siegen unter der zweiten Generation, die den Erfolg unter Josua erwarten lässt. Die einzige Sache, vor der wir uns fürchten müssen, ist unsere eigene Sünde - doch das ist wirklich das Einzige. Gott wird sein Volk vor jeder weltlichen Gefahr bewahren. Fast die ganze erste Generation starb in der Wüste, doch zwei treue und gottesfürchtige Spione, nämlich Josua und Kaleb, wurden verschont. Gott weiß, wie er seine Heiligen vor ewigem Schaden bewahren kann und das galt sowohl damals als auch heute.
6. Du wirst dich an unserer Sicherheit in Jesus erfreuen
Wenn die große Gefahr für Gottes Volk Gottes eigene Heiligkeit ist, so ist unsere größte Hoffnung die Gerechtigkeit Jesu, die uns geschenkt worden ist. Wenn die einzige Gefahr für Gottes Volk unsere eigene Sünde ist, wovor sollten wir dann noch fürchten, da uns doch in Christus vergeben ist? Gott hat machtvoll demonstriert, dass jeder, der sich anmaßt, Gott ohne seinen gesalbten Hohepriester zu begegnen, sein Leben riskiert (4Mo 16). Doch Gott ging einen Schritt weiter, indem er zeigte, dass er mehr tun würde als nur den Tod durch den Hohepriester abzuwehren. Gott würde seinen Hohepriester benutzen, um Tote wieder zum Leben zu bringen (4Mo 17).
„Wenn die einzige Gefahr für Gottes Volk unsere eigene Sünde ist, wovor sollten wir dann noch fürchten, da uns doch in Christus vergeben ist?“
Wenn ein heiliger Gott mit seinem Volk ist, dann ist die einzige Sache, die wir fürchten müssen, unsere eigene Sünde. Daher ist es so eine gute Botschaft, dass unser demütiger Gott Fleisch wurde und unter uns lebte und für die Sühnung der Sünden seines Volkes starb. Aber Jesus hat mehr getan, als uns nur davor zu bewahren, in Gottes Gegenwart zu sterben. Seine Auferstehung gibt uns Hoffnung, dass wir eines Tages sicher und für immer mit ihm leben werden.