Gott erwartet Perfektion
Der Ernst und das Versprechen der Aufforderung „Seid heilig“
„Gott erwartet nicht, dass du perfekt bist.“
Diese Aussage hört man von vielen Christen. Aber ist es wirklich wahr? Die Beweggründe sind durchaus gut. Wir wollen Glaubensgeschwister, die im Kampf gegen Sünde stehen, ermutigen. Wir wollen uns der Realität der Sünde stellen, anstatt uns hinter einer sorgfältig erbauten Fassade zu verstecken. Und wir wollen Spannungen mit Ungläubigen vermeiden. Im Gespräch über den Glauben verschieben wir daher unseren Fokus, damit unsere Botschaft nicht gesetzlich wirkt.
Wenn wir Gottes Erwartungen an uns aber herunterschrauben und die Ernsthaftigkeit seiner Forderung nach Heiligkeit nicht verdeutlichen, wird Gottes Gnade billig und wir verlieren den Blick für seine großartigen Verheißungen.
Ein ernsthafter Befehl
„Gott verlangt tatsächlich Perfektion. In diesem Befehl gibt es keine Ausnahme für dein gereiztes Reden zu den Kindern im Stress des Montagmorgens.“
Petrus schreibt seinen ersten Brief an Gläubige, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden. In seiner Anrede bezeichnet er sie als „die auserwählten Fremdlinge, die in der Zerstreuung leben“ (1Pet 1,1; LUT). Hier betont er, dass die vergängliche Welt mit all ihren Herausforderungen dem „unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel aufbewahrt wird,“ Platz machen wird. Er beschreibt die Herrlichkeit der Gnade Gottes, der sie wiedergeboren hat (V. 3), und den Schutz der Kraft Gottes, der sie bewahrt (V. 5). Seine Worte fließen von der Realität der göttlichen Gnade über.
Dann jedoch, anstatt uns zu versichern, dass dieser gnädige Gott keine Perfektion von uns erwartet, fordert uns Petrus heraus: „sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: ‚Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!‘“ (1Pet 1,15–16).
Das ist ernst gemeint. Petrus räumt hier keinen Spielraum ein. Diesen Vers können wir nicht halbherzig übersetzen: Heiligkeit ist ein Grundwesenszug Gottes. Da Gott uns auffordert, so zu sein wie er, ist Heiligung nicht optional für uns. Der Heilige befiehlt seinen Auserwählten heilig zu sein. Ohne Ausnahme.
Sollte es noch Zweifel bezüglich der Ernsthaftigkeit von Petrus‘ Befehl geben, können wir einen Blick auf Jesu eigene Worte werfen: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!“ (Mt 5,48). „Vollkommen“ kann doch sicherlich so viel wie „Gib dein Bestes“ heißen, oder? Nicht wie Paulus formuliert: „denn es steht geschrieben: ‚Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun.‘“ (Gal 3,10).
Gott verlangt tatsächlich Perfektion. In diesem Befehl gibt es keine Ausnahme für dein gereiztes Reden zu den Kindern im Stress des Montagmorgens. Es gibt keine Ausnahme für die missmutige Stimmung aufgrund des Wetters. Auch gib es keinen Hinterausgang für einen kurzen lüsternen Blick. Da gibt es keinen Spielraum für dein Versagen in der Gottesfurcht. Wir kommen um Gottes Anforderungen nicht herum, der Befehl ist ernst gemeint.
Ein spektakuläres Versprechen
Gleichzeitig steckt in dem Befehl ein spektakuläres Versprechen:
„Ihr sollt heilig sein“. Gott sagt damit, dass du in der Heiligung wachsen wirst. Du wirst in sein Ebendbild verwandelt. Er wird dafür sorgen. Der heilige Gott, der uns, die wir einst Sklaven waren, erkauft hat, nennt uns nun „gehorsame Kinder“ (1Pet 1,14) und gibt uns die Kraft in unserem Wandel als Fremdlinge heilig zu sein. Er wird sein Versprechen halten. Sein Versprechen ist so glaubwürdig wie das Blut Jesu wertvoll ist (V. 19).
„Gott verlangt Heiligkeit. Und deshalb gab er uns Jesus. Er hat sein spektakuläres Versprechen, einen Retter zu senden, wahr gemacht.“
Gott verlangt Heiligkeit. Und deshalb gab er uns Jesus.
Mindert dieses Versprechen nun die Ernsthaftigkeit des Befehls? Ganz im Gegenteil! Das Versprechen hält den Befehl aufrecht.
Die Ernsthaftigkeit des Befehls weist uns darauf hin, dass wir ihn unmöglich ausführen können, aber das Versprechenzeigt uns, dass das Unmögliche durch Jesus möglich wird. Wie Augustinus schreibt gibt uns Gott das, was er von uns verlangt. Aber was genau gibt er uns eigentlich? Das spektakuläre Versprechen an gläubige Christen gilt dreifach:
- Du bist heilig. Du bist von der Gerechtigkeit Christi bedeckt. Du bist in Gottes Augen gerecht – gerechtfertigt –und gehörst nun zu den heiligen, geliebten Kindern.
- Du wirst geheiligt. Du wirst Christus ähnlicher – geheiligt – während sein Geist Gehorsam in dir bewirkt.
- Du wirst heilig sein. Wenn dein Leben endet, du in den Himmel kommst und die Herrlichkeit Jesu erblickst, wirst du sein wie er, absolut heilig – verherrlicht.
Gott verlangt Heiligkeit. Und deshalb gab er uns Jesus. Er hat sein spektakuläres Versprechen, einen Retter zu senden, wahr gemacht. Jesus rettet uns von unseren Sünden (Jes 53,11). Auch jetzt erfüllt er seine Versprechen, gibt uns ein neues Herz und gibt uns seinen Geist (Ez 36,26). Und auch in Zukunft wird er sein Versprechen wahr machen, indem er das gute Werk, das er ins uns angefangen hat, am jüngsten Tag vollenden wird (Phil 1,6).
Während wird nun auf diesen Tag warten, tun wir dies als gerechtfertigte Kinder Gottes. Wir warten, während der Heilige Geist in uns wirkt und uns heiligt. Wir warten erfüllt mit der Bereitschaft, zu gehorchen.
Ein geistliches Streben
Bevor Gott uns ein neues Herz gab, haben wir nicht nach ihm verlangt, sondern uns um uns selbst gedreht. Wir haben die Sünde geliebt und wurden von ihr regiert. Wir wollten die Gemeinschaft mit unserem Schöpfer und die damit verbundene Heiligkeit gar nicht.
Gottes Befehle waren in unseren Augen ein Beweis für einen strengen Diktator, der uns nichts gönnt. So ähnlich dachte damals auch Eva. Selbst wenn wir versuchten gehorsam zu sein, gelang es uns nicht. Unsere Unfähigkeit heilig zu sein hat uns dazu gebracht, aufzugeben.
„Wenn du versucht bist, deinen Ehepartner anzumeckern oder wenn du einen Mausklick davon entfernt bist, deiner Lust nachzugeben: Erinnere dich an Gottes Aufruf zur Perfektion.“
Aber geht es nicht genau darum? Gnade wird dann als besonders wertvoll angesehen, wenn man sie nicht verdient hat und sich eben nicht erarbeiten kann. Jesus hat uns in einem Akt des absoluten Gehorsams gerettet, weil wir das unmöglich selber erreichen konnten.
Als er uns nun durch diese Gnade rettete, indem er am Kreuz als heiliges, sündloses Opfer für ungehorsame Sünder starb, befreite er uns von der Herrschaft der Sünde und erneuerte unsere Herzen. Er veränderte auch unser Verlangen. Jetzt lieben wir ihn und somit alles, was er liebt. Und daher streben wir durch seinen Geist, der uns die nötige Kraft dazu gibt, nach Heiligkeit.
Wenn du versucht bist, deinen Ehepartner anzumeckern oder wenn du einen Mausklick davon entfernt bist, deiner Lust nachzugeben: Erinnere dich an Gottes Aufruf zur Perfektion. Ihm sind deine Sünden nicht egal. Er macht keine Ausnahmen, aber er gibt dir alles, was du für den Kampf brauchst.
Gott erwartet tatsächlich Perfektion. Allerdings nicht, weil du sie selber erreichen kannst, sondern weil Jesus perfekt ist. Jetzt genauso wie er es in der Vergangenheit war und wie er es in Zukunft sein wird. Er überträgt dir seine Heiligkeit als geliebtes Kind Gottes und gibt dir seinen Geist, der Gehorsam in dir bewirkt, um Christus zu verherrlichen. Darüber hinaus wird er dafür Sorge tragen, dass du den Himmel erreichst, wo das spektakuläre Versprechen der absoluten Heiligkeit an dir erfüllt wird.