Jüngerschaft unter Frauen
Wie wir füreinander im Gebet einstehen können
„Ich bete für dich!“ sagen wir oft zu Freundinnen. Aber wie oft bleibt es nur bei der Floskel, ohne dass wir wirklich für sie beten? Je mehr ich über meine Freundschaften in der Gemeinde nachdenke, desto mehr sehne ich mich danach, eine Schwester in Christus zu sein, die treu für andere im Gebet einsteht. Wenn eine Jüngerschaftsbeziehung uns ermutigt, „bewusst einem/einer anderen in geistlicher Weise Gutes zu tun, damit er/sie Christus ähnlicher wird“, dann wird das Gebet dabei ganz gewiss einen wichtigen Platz einnehmen. Wenn wir also mit anderen Frauen Jüngerschaft leben und so einen prägenden Einfluss aufeinander haben, ist es nur weise, abzuwägen, wie wir das Gebet in unser tägliches Miteinander einbinden können.
Tretet treu füreinander im Gebet ein
Was unterscheidet deine christlichen Beziehungen von anderen Freundschaften? Ich habe eine Menge nichtchristliche Freundinnen, die „an mich denken“ oder mir „liebe Wünsche schicken“. Aber am wertvollsten in meinem Leben sind für mich die Frauen, von denen ich weiß, dass sie regelmäßig für mich beten. Ich sehne mich danach, selbst diese Art Freundin für andere in der Gemeinde zu sein.
In unserem Gemeindeversprechen sagen sich die Mitglieder meiner Gemeinde zu, „gemeinsam in der christlichen Liebe zu wandeln, liebevoll füreinander zu sorgen und aufeinander achtzugeben und [...] füreinander zu beten.“ Das bedeutet, dass es unsere Pflicht vor Gott ist, füreinander zu beten, besonders für die, die wir jüngerschaftlich begleiten.
Christliche Gemeinschaft bedeutet mehr als nur mit anderen Christen Zeit zu verbringen – und Jüngerschaft bedeutet mehr als nur Reden und Zuhören. Wenn wir andere jüngerschaftlich begleiten, haben wir das Privileg, ihnen zu helfen, Jesus nachzufolgen. Zwei entscheidende Werkzeuge in der Nachfolge sind das Wort Gottes und das Gebet. Ohne dieses kraftvolle Duo kann ich höchstens ein aufmerksames Ohr schenken und die Möglichkeit in geistlicher Weise auf das Leben des anderen einzuwirken bleibt minimal. Ich frage mich nach vielen Verabredungen, ob ich eigentlich überhaupt irgendetwas Hilfreiches gesagt habe. Das ist allerdings nie so, wenn wir nicht nur geredet, sondern auch miteinander gebetet und Bibel gelesen haben. Meine Worte und Ratschläge sind oft unzureichend, aber es trägt immer Erfolg, wenn ich für eine Schwester vor Gottes Thron eintrete.
„Gottes Wort zu beten ist eine starke Waffe in unserem Kampf um Heiligung.“
Bete Gottes Wort
Gottes Wort zu beten ist eine starke Waffe in unserem Kampf um Heiligung. Wenn unsere Herzen dazu neigen, abzudriften, und wir versucht sind, mehr auf den Sturm der Gefühle als auf die Wahrheiten aus der Bibel zu hören, dann ist es ein großes Geschenk eine Mitchristin zu haben, die bereit ist, mit dir Gottes Wort zu beten. Es ist mir oft so ergangen, dass ich nicht wusste, wie ich für eine Schwester beten sollte. Aber Gott sei Dank ist die Bibel immer genug. Manchmal ist der beste Anfang, einfach zu bekennen: „Wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet!“ (2Chr 20,12).
Hier sind ein paar Tipps für dich, wie du am besten für deine Schwestern in Christus beten kannst:
1. Bete Gottes Eigenschaften
Erinnert einander oft daran, wer Gott ist. Lobt ihn dafür, dass er souverän und unveränderlich und heilig und allwissend usw. ist.
2. Bete die Verheißungen des Evangeliums
Führe dir Gottes kostbares Geschenk der Errettung durch Jesus Christus vor Augen. Wir haben ein unverwelkliches Erbe, das im Himmel für uns aufbewahrt wird, und Gott hat unsere Sünden getilgt. Er hat uns alles gegeben, was wir zum Leben und zur Gottesfurcht brauchen.
3. Ruf dir beim Beten in Erinnerung, wozu Gott uns in Christus berufen hat
Wir neigen dazu, zu vergessen, dass wir Gottes Kinder sind: Er hat uns erwählt, erlöst und vergeben.
4. Bete bestimmte Bibeltexte für diese Person
Öffne deine Konkordanz und lass Gottes lebendiges und wirksames Wort sprechen. Die Briefe sind immer wieder ein guter Ausgangspunkt, um füreinander in der gemeinsamen Jüngerschaft zu beten.
Ich kann eine Schwester zur Umkehr von ihrer Sünde aufrufen, aber es wird viel tiefer einschlagen, wenn wir zusammen Kolosser 3 beten. Ich kann einer Schwester, die mit Angst zu kämpfen hat, gut zusprechen, aber sie wird oft mehr Trost finden, wenn wir zusammen 1. Petrus 5,6–7 beten. Wenn eine Freundin daran zweifelt, dass Gottes Plan für ihr Leben wirklich gut ist, dann kann Römer 8 Bände sprechen.
Es verankert unser Herz in der Wahrheit und lässt uns zu einem tieferen Glauben in Christus heranreifen, wenn unsere Lob- und Dankgebete und unser Rufen nach Gottes Fürsorge und Erbarmen von biblischer Wahrheit erfüllt sind.
Bete für Einheit und Liebe
Es überrascht nicht, dass Gott uns mehr und mehr mit Liebe für die Menschen erfüllt, für die wir beten. Selbst in der vertrautesten christlichen Gemeinschaft können wir Probleme mit Eifersucht oder die Tendenz, sich ständig mit den anderen zu vergleichen, haben. Es passiert so leicht, dass wir in die Gemeinde kommen, uns umschauen und uns einbilden, dass die anderen Frauen keine Probleme, sondern anscheinend die perfekte Ehe und Familie haben, und dass sie sowieso nichts mit unseren Problemen anfangen können. Aber damit hören wir auf Lügen, die wir uns selbst einflüstern.
„Wenn wir in das Leben der anderen Gemeindemitglieder investieren und regelmäßig für sie beten, dann werden wir mehr Einheit gewinnen.“
Doch das jüngerschaftliche Miteinander mit unseren Schwestern erinnert uns daran, dass wir nicht die Einzigen sind, die mit Ängsten und Sorgen ringen oder ungeduldig mit den Kindern werden oder Gottes Güte anzweifeln.
Wenn wir in das Leben der anderen Gemeindemitglieder investieren und regelmäßig für sie beten, dann werden wir mehr Einheit gewinnen. Denn das Gebet reißt die Mauern der Unsicherheit und Angst nieder und schenkt, dass wir Arm in Arm mit anderen Christen Jesus nachfolgen können.
Vor ein paar Jahren hat mir eine Frau, die ich gerade erst kennen gelernt hatte, eine Situation anvertraut, in der es ihr schwerfiel, Gottes Führung zu vertrauen. Ihre Offenheit hat es mir ermöglicht, für sie zu beten, und weil ich für sie gebetet habe, ist sie mir ans Herz gewachsen und dass obwohl ich sie gar nicht richtig kannte.
Es stimmt, dass wir für die beten, die wir liebhaben. Aber es stimmt auch, dass wir Menschen liebgewinnen, für die wir beten.
Bete auch, wenn es dir ungelegen ist
Dein Gebet muss nicht lang oder perfekt durchgeplant sein. Es muss nicht still sein. Es ist in Ordnung, wenn du unterbrochen wirst – gerade, wenn du Kinder hast. Ich werde nie vergessen, wie ich vor Jahren mit einer Freundin und Mentorin verabredet war. Sie hatte damals drei Kinder und ich noch keine. Wir hatten zusammen verschiedene Besorgungen erledigt und uns dabei ausgetauscht. Als wir vor ihrem Haus parkten, sagte sie zu mir: „Lass uns einfach hier im Auto miteinander beten, bevor wir uns raus in Chaos wagen.“
Wir begannen zu beten und schon bald landete ein Basketball an ihrem Autofenster. Sie kurbelte das Fenster runter und sagte zu dem kleinen Basketballer: „Warte bitte, ich bete gerade. Ich bin gleich bei dir.“ Dann kurbelte sie das Fenster wieder hoch und wir beteten zu Ende.
Ihr Vorbild hat sich mir sehr eingeprägt. Ich denke viel zu oft, dass Jüngerschaft nur dann passiert, wenn wir mit offener Bibel zusammensitzen und in stiller Atmosphäre beten. Aber das entspricht einfach nicht dem Leben der meisten.
Hier sind darum einige praktische Vorschläge, wie du trotzdem bewusst mit deinen Schwestern in Christus beten kannst:
- Betet beim Spazieren.
- Betet im Auto nach dem gemeinsamen Mittagessen oder Kaffeetrinken.
- Betet gemeinsam auf dem Heimweg über die Freisprechanlage im Auto.
- Denk daran, nachzufragen, wie du während der Woche für sie beten kannst.
- Zeig dich auch selbst verletzlich und bitte andere um Gebet.
- Schreibe einer Freundin eine Nachricht und sag ihr, dass du für sie betest.
Bete einfach!
Es passiert mir so oft, dass ich nach der Zeit mit meinen Schwestern in Christus denke: Hätten wir doch noch zusammen gebetet! Klar ist es nicht immer leicht zusammen oder füreinander zu beten. Es kommt oft eher ungelegen und wirkt unpraktisch. Aber, es ist trotzdem immer gut und es liegt immer Segen darauf.
Wenn wir Frauen uns verabreden, um über unsere Ehen, die Erziehung und unsere geistlichen Kämpfe zu reden, dann lasst uns auch treu füreinander im Gebet einstehen! Dann können wir zuversichtlich auseinander gehen, dass wir einander in geistlicher Weise Gutes getan haben.