Wenn Gemeindegründung unmöglich erscheint

Artikel von Adam Ramsey
26. August 2019 — 6 Min Lesedauer

Kennst du die Geschichte von Sisyphos? In der griechischen Sage war Sisyphos ein antiker König von Korinth, der von den Göttern zu einer Ewigkeit der Sinnlosigkeit verdammt wurde. Jeden Tag schob er eine riesige Felskugel einen Hügel in der Hölle hinauf. Immer, wenn er sich dem Gipfel näherte, wurde das Gewicht des Felsens für ihn zu schwer, er rollte zurück und beide stürzten den Berg hinunter – wobei er daraufhin aufs Neue mit seiner unmöglichen Aufgabe begann.

Sinnlosigkeit ohne Ende, ein Ringen ohne Unterbrechung und eine unerreichbare Mission. Wenn man die Souveränität Gottes aus dem christlichen Dienst wegnimmt, sind wir alle wie Sisyphos.

Jeder Versuch, Gemeinden zu gründen, das Evangelium zu verkünden und den großen Missionsbefehl zu erfüllen, ohne ein richtiges Verständnis der Souveränität Gottes, ist eine Übung in Sinnlosigkeit. Wir werden überwältigt durch die Größe des Berges vor uns und schließlich zerdrückt durch ein Gewicht, das unsere geschöpfliche Natur niemals tragen kann.

Wenn sich unsere Tage in Dunkelheit verwandeln, wohin wenden wir uns dann für die Gewissheit, dass unser Werk nicht vergeblich ist? Wo finden wir den furchtlosen Gehorsam, der die frühe Kirche auszeichnete? Wo können Gemeindegründungspastoren solche Bereitschaft finden, Risiken für den Namen Christi aufzunehmen?

Wir schauen an den gleichen Ort, auf den der Rest des Himmels seine Augen gerichtet hat: Christus auf dem Thron. Wie der Apostel Johannes schreibt:

Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte…, die riefen mit lauter Stimme und sprachen: Das Heil ist bei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm! (Offb 7,9-10)

Die große Schar der Erlösten am Ende der Tage weiß mit absoluter Gewissheit, dass es die ganze Zeit schon Gottes Mission war. Jede seiner Verheißungen hat sich erfüllt. Jeder seiner Ratschlüsse kam zustande. Und jeder Verlust, der von seinem Volk erlitten wurde, jedes Gebet, das von ihnen gesprochen wurde, und jedes Risiko, das sie auf sich genommen haben, war nicht vergeblich.

Es gibt mindestens zwei Gründe, warum wir die Souveränität Gottes sehen und preisen müssen, wenn wir Gemeinden gründen.

Erstens: Unsere Gewissheit wird vertieft

Unmittelbar bevor Jesus seine Jünger beauftragte, das Evangelium in die Welt zu tragen, wollte er, dass sie wissen, dass ihm alle Macht gehört (Mt 28,18).

Warum ist das so wichtig?

Jesus wollte klar machen, dass, obwohl er uns gnädigerweise in die Mission Gottes einschloss, er nicht die oberste Verantwortung für diese Mission abgegeben hat. Wenn wir das wahre Ausmaß seiner Gewalt erkennen, finden wir den Mut, auszuharren.

Je gewisser wir uns der Souveränität Christi über alle Dinge sind, desto mehr werden wir bereit sein, ihm überallhin zu folgen. Richtig verstanden schmälert Gottes Souveränität über die menschliche Erlösung nicht den missionarischen Eifer, sondern vergrößert ihn. Gottes Souveränität steht mutigem Gebet nicht im Weg, sondern treibt es an.

Niemand kann Jesus von seinem Thron abwählen. Er ist der Herr der Herren, kein Ausschuss kann ihn feuern. Er ist der König der Könige, keine menschliche Macht oder teuflische Armee kann ihn überwinden. A.W. Tozer hilft uns, die schiere Größe der Kluft zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer zu sehen:

Wir dürfen uns Gott nicht als höchstes Wesen in einer aufsteigenden Rangfolge vorstellen, angefangen mit der kleinsten Zelle und dann weiter über die Fische zu den Vögeln zu den Tieren, den Menschen, den Engeln, den Cherubinen bis hin zu Gott. … Gott steht auf ewig über allem, in einem unzugänglichem Licht. Er ist genauso hoch über einem Erzengel wie über einer Raupe, denn die Kluft, die einen Erzengel von einer Raupe trennt, ist nur endlich, während die Kluft zwischen Gott und dem Erzengel unendlich ist. Die Raupe und der Erzengel, wenngleich weit voneinander entfernt auf der Skala der geschaffenen Dinge, sind dennoch eins, indem sie geschaffen sind. Sie gehören beide in die Kategorie von dem, was nicht Gott ist, und sind von Gott durch die Unendlichkeit selbst getrennt.

Kannst du das nachvollziehen? Souveränität bedeutet nicht nur, dass Gott am besten ist, sondern dass er unschlagbar ist.

Darauf will Tozer hinaus. Das ist es, was Jesus uns wissen lassen möchte. Und diese Erkenntnis ist Raketentreibstoff für Gemeindegründung.

Hier ist also die Frage, die sich jedem Gemeindegründer stellt: Beziehe ich Gewissheit aus meinem Einfallsreichtum oder aus seiner Souveränität?

Weil es Gottes Mission ist und nicht unsere, ist er unendlich mehr ihrem Erfolg hingegeben als wir. Wenn wir aus einem richtigen Verständnis heraus arbeiten, wie souverän Christus über seine Mission ist, werden wir zunehmend bereit sein, Risiken in seiner Mission auf uns zu nehmen.

Zweitens: Wir werden ermutigt, Risiken einzugehen

Gemeinden zu gründen bedeutet bereit zu sein, Verlust zu riskieren – den Verlust an Komfort, Ruf, Zustimmung der Welt, Freunde, Vermögen und in vielen Teilen der Welt sogar des Lebens.

In Apostelgeschichte 4 wurde die Gemeinde von all diesen Dingen bedroht. Wie reagierten sie darauf? Sie beteten nicht um Schutz, Sicherheit oder Rache über ihre Verfolger. Stattdessen beteten sie:

Und jetzt, Herr, sieh ihre Drohungen an und verleihe deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden, indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus! (Apg 4,29-30)

Also ja, wir mögen verhasst sein. Ja, es wird entmutigende Phasen geben. Ja, unsere Gemeinde mag sich nicht so entwickeln, wie wir es geplant hatten. Und ja, manchmal werden wir uns wie Sisyphos fühlen, der vor unüberwindbaren Bergen und untragbaren Lasten steht.

Aber das ist nur dann so, wenn wir vergessen, wer uns verheißen hat, die Lasten zu tragen (Mt 11,28-30). Die gute Nachricht ist, dass Jesus nicht unsere Stärke braucht; er will uns stattdessen seine geben.

Geh das Wagnis ein

Bist du von dem ungeheuren Ausmaß der Aufgabe der Gemeindegründung überwältigt? Erinnere dich an deinen König. Was kann ein Everest ausrichten, wenn er die Stimme dessen hört, der ihn ins Dasein gesprochen hat? Was kann der Fels eines Herzens, das durch die Sünde verhärtet wurde, ausrichten, wenn es mit dem Fels der Ewigkeiten konfrontiert wird?

Mach weiter, Gemeindegründer. Gehe weiter auf dem Pfad des Risikos. Dein auferstandener Herr ist souverän über alle Dinge. Du kannst ihm überallhin folgen.