Richtig zweifeln und glauben
250 Besucher bei der Regionalkonferenz Süd in München
(München, 01.06.2019) Der Glaube an Gott schützt nicht vor Zweifeln, manchmal verschärft er sie sogar. Diese Ansicht vertrat Vaughan Roberts, Hauptpastor der anglikanischen Gemeinde St. Ebbe’s (Oxford), bei der Evangelium21-Regionalkonferenz Süd in der Freien Evangelischen Gemeinde München-Mitte. „Von Gläubigen wie Hiob oder Habakuk lernen wir, dass uns der Glaube in Krisenzeiten manchmal sehr in Not bringen kann“, sagte er vor rund 250 Konferenzteilnehmern. Während Nichtchristen viele Herausforderungen ihres Lebens schlicht hinnehmen müssten, stelle sich für Christen manchmal die Frage, wie sie ihre schweren Erfahrung mit der Vorstellung von einem liebenden und allmächtigen Gott in Einklang bringen könnten. Diese Feststellung verdeutlichte der Pastor am Beispiel des Propheten Habakuk. Dieser habe angesichts der Krise seines eigenen Volkes verzweifelt gerufen: „Gott, warum greifst du nicht ein?“ Roberts ermutigte die Zuhörer, angesichts von Leid und Schwierigkeiten solche Fragen zuzulassen und sie Gott ehrlich zu stellen. Gleichzeitig sei es wichtig, in der Krise nicht alle Überzeugungen über Bord zu werfen. Zweifler sollten sich immer wieder bewusst machen, was sie bereits über Gott wissen. „Offene Fragen stellen weder unsere Beziehung zu Gott, noch seine Allmacht und Liebe grundsätzlich in Frage“, sagte Roberts.
Ron Kubsch, stellvertretender Vorsitzender des Netzwerks Evangelium21, betonte, wie wichtig eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Glaubenszweifeln für Christen sei. Andernfalls könnten kritische Fragen eine zerstörerische Kraft entfalten: „So wie Rost am Metall nagt, kann Zweifel Glauben irgendwann zersetzen.“ Kubsch warnte Christen davor, Zweifel einfach zu verbieten oder mit der Moral-Keule vom Tisch zu wischen. Genauso problematisch sei es allerdings, Zweifel als etwas per se Positives zu betrachten. „Christen sollten den Zweifel weder dämonisieren noch anbeten“, so Kubsch. Kennzeichnend für viele vorbildliche Zweifler im Alten wie im Neuen Testament sei, dass sie ihre Fragen ehrlich vor Gott gebracht und ihre Position im Licht seiner Wahrheit neu bewertet hätten. In weiteren Vorträgen zum Konferenz-Thema „Zweifeln und Glauben“ sprachen Matthias Lohmann, Vorsitzender von Evangelium21, und Alexander Reindl, Geschäftsführer des Netzwerks, über Wege zu einem größeren Gottvertrauen.
Zu Evangelium21 gehören Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden. Sie verbindet das uneingeschränkte Vertrauen in die Heilige Schrift. Regelmäßig veranstaltet das Netzwerk Konferenzen und Regionaltreffen. Die Hauptkonferenz des Netzwerks findet in diesem Jahr vom 3. bis 6. Oktober in der Hamburger Arche-Gemeinde statt. Sie steht unter dem Motto „Sehnsucht nach Gott“. Hauptredner wird der US-amerikanische Pastor John Piper sein.