„Ich will mehr, ich will mehr!“
Warum wir in den Gemeinden keine Konsumhaltung brauchen
Konsumismus ist im Westen kein neues Phänomen. Er ist so tief verankert in unserem Leben, dass die Konfrontation damit sich anfühlt wie das Ablehnen der Luft, die wir atmen.
Als Gesellschaft konsumieren wir nicht einfach, um zu leben; wir leben, um zu konsumieren. Es gibt eine gesellschaftliche Leere in uns, die wir mit Neuerem, Besserem oder einfach mehr füllen wollen.
Aber die Hauptsache hier ist: Studien belegen immer wieder, dass es nicht funktioniert. Die meisten Daten deuten sogar auf das Gegenteil hin. Je mehr wir konsumieren, desto weniger zufrieden und erfüllt fühlen wir uns.
Gemeinschaftlicher Konsum
Traurigerweise ist es so einfach für Gemeinden, in die Falle des Konsumismus zu tappen. Wir (die Gemeinde) bieten ein gutes, angesagtes Produkt (Gott, Musik, eine Botschaft) für die Konsumenten (die Gemeindebesucher) an.
In diesem Modell kann der Pastor unbeabsichtigt von einem Hirten zu einem Geschäftsführer werden, der Menschen verwaltet, statt sie auf liebende Weise zu Jesus zu führen. Die Ältesten werden zu Vorstandsmitgliedern, die die Interessen des Unternehmens beaufsichtigen und sicherstellen, dass die notwendige Rendite erzielt wird, statt Hirten über die Herde Gottes zu sein (1Petr 5,2).
Außerdem wird der Mitarbeiterstab austauschbar, der nur dazu eingesetzt wird, die Vision umzusetzen und Ziele zu erreichen. Mitgliedschaft wird zu einem Modell, um nachzuvollziehen, wie gut wir das Produkt verkauft haben. Noch eklatanter ist, dass unsere Evangelisation, unser Dienst und unsere Mission Strategien werden, um die Marke zu stärken und die (oft homogene) „Zielgruppe“ anzuziehen.
Wenn diese Dinge geschehen, verwandelt sich die Gemeinde von einer radikal diversen Familie, die gemeinsam Jesus nachfolgt, zu einer kommerziellen Unternehmen, das hauptsächlich mit Konsumenten gefüllt ist. An diesem Punkt ist die Gemeinde kaum unterscheidbar von Unternehmen, die kein Anliegen für die Herrlichkeit Christi oder die Bekehrung von Sündern haben.
Weltliche Bewertungskriterien für Erfolg geben Gemeinden den Anschein, erfolgreich zu sein, wenn sie in Wirklichkeit am Sterben sind.
Ein gesunder Leib
„Jesus hat uns nicht zu sich gerufen, damit wir konsumieren.“
Jesus hat uns nicht zu sich gerufen, damit wir konsumieren. Er lehrte uns, Gott und unseren Nächsten zu lieben, die Bedürfnisse der anderen zu befriedigen, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu üben und das Evangelium des Reichs zu verkünden.
Das zeigt sich in der Einstellung der frühen Kirche. Sie fragten sich nicht Was bekomme ich davon? oder Bekomme ich Nahrung?, sondern Welche Gabe und Ressourcen kann ich für diese Familie einsetzen? und Achte ich meine Brüder und Schwestern für wichtiger als mich?
Wenn du dir die frühe Kirche ansiehst, dann siehst du Dienst und keinen Konsum; du siehst einen Haushalt und keinen Marktplatz.
Wie wehren wir uns also gegen den Druck, eine Konsumgemeinde zu werden? Es gibt viele Wege, aber ein klarer Pfad ist Gemeindegründung. Gemeindegründung konfrontiert Konsumismus auf mindestens drei Arten:
1. Gemeindegründung hilft dabei, aussendende Gemeinden auf das Reich und die Mission Gottes auszurichten
Gemeinden, die der Gründung neuer Gemeinden eine hohe Priorität einräumen, müssen sich externe Reich-Gottes-Fragen stellen: Wie können wir Menschen, Geld und Ressourcen einsetzen, um neue Gemeinden zu unterstützen? Wie entwickeln wir Leiter, die irgendwann einer anderen Gemeinde dienen? Wie sieht Partnerschaft im Evangelium für uns aus?
Solche Fragen formen die Mission, Vision und die Entscheidungen einer Gemeinde. Wenn eine Gemeinde sie für sich beantwortet, demonstrieren sie – für die Besucher genauso wie für die Mitglieder – dass die Gemeinde zur Ehre Gottes und zum Wohl der anderen dient. Das unterminiert Konsumismus.
2. Gemeindegründung schafft ein Umfeld, in dem jeder dienen kann
Gemeindegründungen fangen oft klein an, ohne ausgeprägte Dienste. Das bedeutet, dass ein Mitglied sowohl frei ist, sich aber auch fragen muss: Wie hat Gott mich begabt und wie setze ich diese Gabe für diese Gemeinde ein?
Ich habe das selbst in meiner Gemeinde gesehen. Ein Mitglied leitet freiwillig regelmäßig die Lobpreiszeit. Als er damit anfing, sagte er mir, dass er schon immer eine Leidenschaft für Musik hatte, aber niemals die Möglichkeit, seine Gabe in der Gemeinde auszuüben.
Unsere Gemeinde trifft sich in einer gebrochenen, gentrifizierenden Stadt. Weil wir keinen zentralen diakonischen Dienst hatten, mussten die Mitglieder selbst die Initiative ergreifen. Indem sie das taten, begannen sie zu sehen, dass ihr Dienst der Dienst der Gemeinde war.
Unsere Mitglieder wuchsen im Evangelium, weil sie dazu gezwungen waren, darin zu wandeln, nicht nur irgendwelchen geistlichen Dienst zu konsumieren. Sie wuchsen im Evangelium, genau weil wir keinen festen Mitarbeiterstab oder Dienste hatten.
3. Gemeindegründungen sind Orte, wo man sich schwer verstecken und Unbequemes vermeiden kann
Unsere Gemeinde ist klein. Ich habe immer noch diese Prägung in mir, dass ich wohl irgendetwas falsch mache, wenn nicht mehr Menschen kommen. Der Herr arbeitet jedoch in mir und zeigt mir Wege, wie kleine Gemeinden auf einzigartige Weise Wachstum in ihren Mitgliedern begünstigen können.
Es ist unmöglich, unsere Gemeinde zu besuchen und nicht aufzufallen. Das gilt sogar für Gemeindegründungen, die größer sind als wir.
Gründungsteams können oft auf Besucher so eingehen, wie es etablierten Gemeinden nicht möglich ist. In kleineren Gemeinden gibt es einfach weniger Möglichkeiten, zu kommen und nicht bemerkt zu werden. Du kannst nicht nur ein Konsument sein. Deshalb wirst du gezwungen, dich zu engagieren und etwas beizutragen.
Gemeindegründung allein wird das Problem der Konsumhaltung in der Gemeinde nicht lösen. Nur eine geistgeführte, evangeliumsgeformte radikal neue Ausrichtung, wie wir über die Braut Christi denken, wird das vollbringen. Aber es ist dennoch ein guter Anfang.
Möge Gottes uns allen Gnade geben, mehr beizutragen als wir konsumieren.