Gemeindegründer: Weise das Denken der Korinther zurück

Artikel von Dan Steel
21. Mai 2019 — 5 Min Lesedauer

Es ist eine Gefahr für jeden Gemeindegründer. Wir merken plötzlich, dass der Fokus unseres Herzens sich geändert hat, und dass wir angefangen haben, funktionell auf die falschen Dinge zu vertrauen.

Natürlich haben wir nicht geplant, das zu tun. Aber indem die Zeit vergeht und die Anfechtungen des christlichen Dienstes ihren Zoll fordern, können wir in Gefahr stehen, bei den wesentlichen Überzeugungen, die wir einst hatten, Kompromisse zu machen. Wie Autoreifen, die ihre Spur verlieren, können sich unsere Herzen dazu neigen, christlichen Dienst auf weltliche Weise zu tun.

Vielleicht war da am Anfang, als das Kernteam zusammenkam, eine demütige, tägliche Erkenntnis der eigenen Schwäche und Abhängigkeit von Gott. Aber dann kamen mehr Menschen und Schwung entfaltete sich und die Webseite muss gestaltet und die Flyer gedruckt werden … du weißt, wovon ich rede.

Verzweifelte Abhängigkeit von Gott kann sich sehr leicht in subtiles Vertrauen auf uns selbst verwandeln. Unser Anliegen schweift von dem Streben nach Heiligkeit dahin ab, Menschenmengen anzuziehen. Wir werden begeistert von weltlichen Marketingstrategien und verbringen außerordentlich viel Zeit damit, zu entscheiden, welche Schriftart am besten aussieht und ob es sich lohnt, für Onlinewerbung zu bezahlen.

Die Verlockung der Welt

In Lichte davon sollte der zweite Brief von Paulus an die Gemeinde in Korinth einmal im Jahr verpflichtende Lektüre für jeden Gemeindegründungspastor sein, weil Paulus an eine Gemeinde schreibt, die die Verlockung der Welt erlebt hat. Er möchte auch das Thema der „Superapostel“ ansprechen, deren Dienstphilosophie plausibel und attraktiv klang.

Wenn man Korinth in den Tagen von Paulus besucht hätte, wäre es wie ein Besuch der verschiedenen Großstädte in der heutigen Welt gewesen. Da sie zwei Häfen für den Handel hatte, war die Stadt außerordentlich reich. Elitäres Denken und sexuelle Sünde waren überall verbreitet. Folglich bot die Stadt viele Möglichkeiten für oberflächliche Befriedigung.

Als Paulus Korinth in Apostelgeschichte 18 besuchte, war es die größte Stadt in Griechenland. Groß, mächtig und beeindruckend. Es wäre für die jungen Christen so einfach gewesen, sich überschattet zu fühlen.

Weisheit vs. Schwäche

Beachte deshalb, wie bedeutsam es ist, auf welche Weise Paulus seinen ersten Brief an die Gemeinde beginnt:

„Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten. Und meine Rede und meine Verkündigung bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft.“ (1Kor 2,2–5)
„Paulus’ Dienst setzt nicht auf weltliche Weisheit, sondern auf die Gnade Gottes.“
 

Erkennst du die Taktik von Paulus? Weil er wusste, dass die Korinther großen Wert auf Weisheit, Eloquenz und Stärke legten, betonte er bewusst diese Dinge nicht. Paulus kennt die Kultur; er ist sich der Neigung der Menschen bewusst, auf Kommunikation zu vertrauen statt auf Inhalt, auf Stil statt auf Substanz. Also zeigt er bewusst, wie das Evangelium solche Vorstellungen auf den Kopf stellt.

Es ist, als wenn er sagen würde: Ich weiß, liebe Korinther, wovon ihr beeindruckt und verlockt werdet. Majestätische Rhetorik und hochfliegende Gedanken. Also, was werde ich euch geben? Nichts davon. Ich komme zu euch in Schwäche und Bedürftigkeit, damit ihr versteht, wo – und in wem – wahre Kraft liegt.

Dann, im zweiten Brief von Paulus, scheint es so, dass die Vorstellungen, die Korinth beherrschten, tatsächlich in die Gemeinde gesickert sind. „Falsche Apostel“ waren gekommen und hatten das Gehör – und vielleicht das Vertrauen – der Gemeinde gefunden.

Aber, wenn du den Brief liest – alle 13 Kapitel – dann steht da wenig über den Inhalt der Lehre der Superapostel. Es gibt keine offensichtliche Falschlehre, die zu berichtigen wäre. Dies ist nicht Galatien, wo sich die Gemeinden einem anderen Evangelium zuwenden (vgl. Gal 1,6). Paulus’ Anliegen für die Korinther hat mehr mit der Dienstphilosophie zu tun.

Einige Aussagen von Paulus offenbaren sein Anliegen. Sein Dienst setzt nicht auf weltliche Weisheit, sondern auf die Gnade Gottes (2Kor 1,12). Er verzerrt nicht die Wahrheit, sondern verkündigt sie klar und deutlich (2Kor 4,2). Er schaut nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Christliche Diener sind schwache, unscheinbare Gefäße (2Kor 4,7). Wir kämpfen Krieg nicht auf eine Weise, wie es die Welt tut (2Kor 10,3).

Richte deine Augen aus

Solche Gedanken sind fremd für die Superapostel. Ihr Dienstansatz spiegelt das wider, was in Korinth „in“ ist. Sie schätzen Eloquenz sehr. Sie sind beeindruckt von Stärke. Wenn sie auf Paulus schauen, sehen sie einen lächerlich unscheinbaren Mann (2Kor 10,10). Und für die normalen Korinther haben sie recht. Aber aus Sicht des Evangeliums folgt Paulus einfach dem Vorbild Jesu.

„Es ist heraus-fordernd, darüber nachzudenken, wie leicht wir in unserem Denken korinthisch werden können.“
 

Es ist herausfordernd, darüber nachzudenken, wie leicht wir in unserem Denken korinthisch werden können, besonders hier im Westen, wo wir zunehmend an den Rand gedrängt und verspottet werden. Wie leicht ist es für uns, weise, eloquent, mächtig und beeindruckend erscheinen zu wollen. Welcher Gemeindegründer möchte nicht diesen Ruf haben?

Aber der entscheidende Schlag von Paulus kommt am Ende. Die Superapostel waren nicht Prediger, die es gut meinten, aber ein paar unrichtige Vorstellungen über Jesus hatten:

„Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich als Apostel des Christus verkleiden. Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts. Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich verkleiden als Diener der Gerechtigkeit; aber ihr Ende wird ihren Werken entsprechend sein.“ (2Kor 11,13–15)
„Nimm dich in Acht, lieber Gemeinde-gründer, damit du nicht fällst. Richte deine Augen auf Jesus aus.“
 

Nimm dich in Acht, lieber Gemeindegründer, damit du nicht fällst. Richte deine Augen auf Jesus aus – sonst wird dich das Navigationssystem deines Herzens in eine falsche Richtung lenken und du wirst auf die falschen Dinge vertrauen.

Dienstphilosophien, die darauf abzielen, beeindruckend zu sein, können tatsächlich große Menschenmengen anziehen. Sie mögen überlegen erscheinen. Aber denke daran, wo die wahre Kraft liegt (1Kor 2,5) und tappe nicht in die Falle desjenigen, der sich als ein Engel des Lichts verkleidet.