Warum deine Gemeinde jetzt in Gemeindegründung investieren sollte

Artikel von Ross Lester
16. Mai 2019 — 6 Min Lesedauer

Obwohl ich niemals die Möglichkeit hatte, eine Gemeinde zu gründen, hatte ich schon immer eine Leidenschaft dafür. Gemeindegründung ist nichts Geringeres als die praktische Anwendung des großen Missionsbefehls.

Gott hat mich an verschiedene Dienstorte geführt, wo ich dabei helfen konnte, eine bestehende Gemeinde mit einem Gemeindegründungsnetzwerk zu verbinden. Von der Vielzahl an bestehenden Gemeinden, bei denen ich beobachtet habe, wie sie anfingen, sich an Gemeindegründung zu beteiligen, hat nicht eine es bedauert. Ja, es war sogar immer zu ihrem eigenen Segen.

„Gemeindegründung ist nichts Geringeres als die praktische Anwendung des großen Missions-befehls.“
 

Das hat mich zu der einfachen und ernsten Überzeugung geführt: Jede Gemeinde – egal welcher Größe oder Entwicklungsphase – sollte sich auf irgendeine Weise an Gemeindegründung beteiligen. Es wäre naiv (und vielleicht töricht) zu sagen, dass jede Gemeinde eine andere Gemeinde gründen muss; es gibt einfach zu viele Variablen, um das zu einer Pflicht zu machen. Aber jede Gemeinde sollte mit dem Werk der Evangeliumsverbreitung durch Gemeindegründung verbunden sein.

Egal, ob man Teil eines Gemeindegründungsnetzwerks wird, eine Tochtergemeinde gründet, eine bestehende Gemeindegründung unterstützt oder einfach für Gemeindegründer in der Umgebung und in der ganzen Welt betet, bestehende Gemeinden werden gesegnet, wenn sie sich an Gemeindegründung beteiligen. Das hat mindestens sieben Gründe.

Gemeindegründung...

1. ... entspricht dem Muster des Neuen Testaments

Im Neuen Testament wird der große Missionsbefehl dadurch erfüllt, dass Gemeinden gegründet werden. Die Gemeinde in Antiochia hatte diese Vision in Apostelgeschichte 13 empfangen. Deshalb sandten sie Paulus und Barnabas mit dem Auftrag aus, Gemeinden zu gründen, was weitreichende Konsequenzen sowohl für die Gemeinde selbst als auch für die Welt hatte. Dieses Muster wiederholt sich in den paulinischen Briefen; er erinnerte Gemeinden beständig an andere Gemeinden in der antiken Welt und wies auf Nöte und Möglichkeiten der Zusammenarbeit hin.

Ich schätze sehr, was Ed Stetzer über dieses Thema gesagt hat:

„Als die Apostel und Jünger den Missionsbefehl Jesu hörten, sollten wir ihre Reaktion bedenken. Sie haben nicht nur evangelisiert. Sie haben Gemeinden gegründet. Als die Jünger den Missionsbefehl hörten, gründeten sie Gemeinden. Das sollten wir auch tun.“

Willst du, dass deine Gemeinde mehr wie die Gemeinden im Neuen Testament ist? Beteilige dich an Gemeindegründung.

2. ... schärft die missionarische und evangelistische Ausrichtung der Gemeinde

Gemeindegründungen haben eine einzigartige Möglichkeit, missionarischen Eifer anzufachen. Es ist sehr gut belegt, dass neue Gemeinden besser darin sind, verlorene Menschen zu erreichen, als bestehende Gemeinden. Deshalb können neue Gemeinden – oder selbst der Gedanke an potenzielle Gemeinden – einer bestehenden Gemeinde dabei helfen, mehr darüber nachzudenken, wie sie effektiver in ihrem eigenen Kontext evangelisieren kann.

„Erfolgreiche Gemeindegründungen studieren ihren Kontext und gehen den Verlorenen mit Leidenschaft nach.“
 

Jedes Mal, wenn wir jemandem bei der Gründung geholfen, oder eine Rolle bei der Vorbereitung gespielt haben, hat das Energie, Enthusiasmus und missionarische Weisheit in die bestehende Gemeinde gebracht. Erfolgreiche Gemeindegründungen studieren ihren Kontext und gehen den Verlorenen mit Leidenschaft nach. Bestehende Gemeinden können einiges von dieser Energie gebrauchen, egal wie ihr Kontext aussieht.

3. ... bringt einen Fokus auf Freigiebigkeit und ein geringes Budget

Budgets in Gemeinden können persönlichen Budgets sehr ähnlich sein. Sie fangen mit Träumen von Großzügigkeit und Einfachheit an, bevor Gebäude, Mitarbeiter, Verbindlichkeiten und Ablenkungen hereinbrechen. An einem bestimmten Punkt wird aufgehört, Geld in die Mission zu geben und es stagniert um das eigene Überleben herum.

Ein großartiger Weg, um finanzielle Lebendigkeit und tiefere Abhängigkeit von Gott wieder anzustoßen, ist, manche dieser kostbaren Gelder von uns selbst weg, zu anderen hin zu kanalisieren – egal ob sie in anderen Teilen der Stadt, des Landes oder der Welt sind. Wenn wir andere über aufopferungsvolle Freigiebigkeit in ihren eigenen Finanzen belehren wollen, dann haben wir eine gute Möglichkeit, das mit den Finanzen unserer Gemeinde vorzumachen.

4. ... verbreitert den Horizont der Gemeindemitglieder und fordert ihren Glauben heraus

Manchmal sind die Ambitionen unserer Gemeinde zu klein. Manche von uns sollten über die bekannten Worte von William Carey nachdenken: „Erwarte große Dinge von Gott; nimm große Dinge für Gott in Angriff.“ In den Gemeinden, in denen ich Pastor war, haben wenige Dinge den Glauben des Volkes Gottes so gestärkt wie Berichte über die Ausbreitung des Evangeliums in verschiedenen Kontexten der Welt.

Das wird das Evangeliumszeugnis in deinem eigenen Kontext anfachen. Es belebt wirklich den Glauben der Menschen, denen wir dienen, wenn sie für Gemeindegründungen in der Türkei, Malawi, Thailand oder anderswo beten.

5. ... schafft ein Umfeld für gemeindeübergreifende Einheit, Vielfalt und Familie

Mit so vielen Glaubensrichtungen in der globalen Gemeinde kann es für Christen schwer sein, einen gemeindeübergreifenden Sinn für Familie und Zusammengehörigkeit zu haben. Gemeindegründungsnetzwerke schaffen eine einzigartige Möglichkeit, damit Gemeinden mit unterschiedlichen Kontexten, Stilen, Dynamiken und Dienstphilosophien an einer gemeinsamen Sache zusammenarbeiten.

„Das Bewusstsein für eine vielfältige Familie bringt Trost und Mut.“
 

Vor einiger Zeit nahm ich Leiter aus der Gemeinde in Johannesburg, in der ich Pastor war, mit zu einer internationalen Konferenz von „Acts 29“ in Nashville. Es hinterließ einen immensen Eindruck auf sie, als sie die vielfältige, globale Familie von Gemeinden erlebten. Dieses Bewusstsein für eine vielfältige Familie bringt Trost und Mut, da die Menschen Evangeliumsgeschwister sehen, die an unterschiedlichen Orten den gleichen Dienst tun.

6. ... schafft eine Möglichkeit für Freimut im Gebet und Vertrauen auf den Heiligen Geist

Kleine Nöte produzieren kleine Gebete. Aber wenn die Not riesig ist, sogar unmöglich, dann wird Gebet lebensnotwendig. Die Gemeinde in Antiochia hatte ein tiefes Bewusstsein für das Wirken des Geistes in ihnen, als sie Paulus und Barnabas für ihr Gemeindegründungs-unterfangen aussandten. Wenn du die Kraft des Geistes in und durch eine Gruppe von Menschen erfahren willst, dann führe sie dazu, an einem Werk teilzuhaben, das sie niemals selbst schaffen können.

7. ... facht ungenutzte Gaben und dienende Leiterschaft an

Viele Gemeinden haben in ihren Reihen eine Vielzahl an ungenutzten Gaben. Manchmal kommt das vom Widerstand der Mitglieder, sich am Dienst der Gemeinde zu beteiligen. Aber oft hat das damit zu tun, wie wir unsere Gemeinden strukturieren. Wenn wir ausschließlich Dienstmöglichkeiten auf dem Parkplatz, beim Kirchenkaffee oder bei der Kinderbetreuung anbieten, dann erweisen wir unserer Gemeinde einen schlechten Dienst. Das sind großartige Rollen, aber sie zwingen uns nicht dazu, Leiter zu entwickeln und ungenutzte Gaben zu entfalten.

„Was wie eine Ablenkung von deiner eigentlichen Mission aussieht, kann dir vielleicht sogar helfen, sie zu schärfen.“
 

Wenn man über die Nöte in einem Gemeindegründungsteam redet, kann man davon überrascht werden, dass Menschen, von denen man es gar nicht erwartet hätte, das Verlangen äußern mitzuhelfen. Die Nachfrage ist in Gemeindegründungen fast immer größer als das Angebot, weshalb Leiter und Gaben erkannt und herausgebildet werden müssen.

Also los, bestehende Gemeinde. Beteilige dich an Gemeindegründung! Was wie eine Ablenkung von deiner eigentlichen Mission aussieht, kann dir vielleicht sogar helfen, sie zu schärfen. Was sehr kostspielig aussieht, kann vielleicht sogar große Freigiebigkeit hervorbringen. Was sich wie eine Last für deine Gemeinde anfühlt, kann vielleicht sogar das sein, was ihren Glauben stärkt und sie zum Gebet in die Knie zwingt.