Zeiten ändern sich
Die Zeiten ändern sich! So kommentierte z. B. die österreichische Zeitung „Der Kurier“ die Einführung der „Ehe für alle“ in Österreich anfang dieses Jahres mit den Worten: „Ab 1. Jänner beginnt hierzulande eine neue Zeitrechnung: Ab dann gilt in Österreich die Ehe für alle“ (Ehe für alle: Erlass des Bundes auf letzten Drücker).
„Was wir heute erleben und was immer mehr auf uns zukommt, ähnelt in vieler Hinsicht dem heidnischen Umfeld, in dem die Urgemeinde damals aufspross.“
Eine neue Zeitrechnung? In gewisser Weise schon, denn damit verändert sich auch das Klima für all jene, die sich klar zu den biblischen Ordnungen für die Ehe zwischen Mann und Frau bekennen. So sorgte Anfang des Jahres die Unterzeichnung der Nashville Erklärung durch unterschiedliche Kirchen und Personen des öffentlichen Lebens in den Niederlanden für Furore. Die Nashville Erklärung, die auf Deutsch 2017 von Evangelium21 veröffentlicht wurde, bekennt sich klar zu der biblischen Ordnung für Mann und Frau und zu einer biblischen Sexualethik und spricht sich damit auch klar gegen die „Ehe für alle“ aus. DIE ZEIT berichtet in ihrer Onlineausgabe über diese umstrittene Unterzeichnung in den Niederlanden mit den Worten: „Die niederländische Staatsanwaltschaft überprüft die Strafbarkeit des Textes“ (Konservative Christen unterzeichnen Nashville-Erklärung). Es soll untersucht werden, ob die Verschriftlichung von fast 2000 Jahre alten biblischen Überzeugungen über Gottes Wille für die Ehe strafbar ist? Das zeigt, wie sich das kulturelle, politische und gesellschaftliche Klima, in dem wir leben, momentan stark verändert!
Aber beginnt damit wirklich eine neue Zeitrechnung? Wenn wir uns den 1. Petrusbrief genauer anschauen, dann sehen wir, dass die Empfänger dieses Briefes in einem ganz ähnlichen Klima lebten. Der Brief ist an Christen geschrieben, die politisch, sozial, religiös und kulturell „Fremdlinge“ (1Petr 1,1; 1Petr 2,11) in ihrer Gesellschaft waren und täglich verbalen Angriffen und Diskriminierung (1Petr 2,19; 1Petr 4,3–5) sowie unberechtigten Anschuldigungen (1Petr 2,12; 1Petr 4,14–16) ausgesetzt waren. Was wir heute erleben und was immer mehr auf uns zukommt, ähnelt in vieler Hinsicht dem heidnischen Umfeld, in dem die Urgemeinde damals aufspross. Aber wie konnte die Urgemeinde trotz dieses Klimas sich damals so dermaßen ausbreiten? Klar war es das gewaltige Wirken des Heiligen Geistes in der Evangeliumsverkündigung. Aber Petrus erklärt seinen Lesern auch ganz deutlich, wie sie sich angesichts der Anfeindungen verhalten sollten. Und dieses Verhalten hat sicherlich das Seine zu der Verbreitung des Christseins in der damaligen Gesellschaft beigetragen (1Petr 3,14–16):
„Doch wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, glückselig seid ihr! Ihr Drohen aber fürchtet nicht und laßt euch nicht beunruhigen; sondern heiligt vielmehr Gott, den Herrn, in euren Herzen! Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung; und bewahrt ein gutes Gewissen, damit die, welche euren guten Wandel in Christus verlästern, zuschanden werden in dem, worin sie euch als Übeltäter verleumden mögen.“
„Das Evangelium rüstet uns aus, ein gutes und attraktives Leben zu leben, durch das wir in diesen Zeiten bestehen und erfolgreich Gemeinde bauen können.“
Vieles könnten wir aus diesen Versen über ein angebrachtes Verhalten in einem gesellschaftlichen Klima, wie es mehr und mehr auf uns zukommt, schlussfolgern. Petrus kommentiert wie die Christen damals und heute die Verunglimpfungen betrachten sollten. Wir sind „glückselig“ (Vers 14), wenn wir aufgrund von unserer Nachfolge Christi leiden, denn – wie er dann in 1. Petrusbrief 4,12–14 weiter erläutert – wir haben damit „Anteil an den Leiden des Christus“, unseres Herrn und Meisters. Des Weiteren fordert uns Petrus in diesen Versen auf, denen, die uns verlästern, „mit Sanftmut und Ehrerbietung“ (Respekt oder Gottesfurcht) zu begegnen (Vers 16). Dabei soll denen, die uns anschuldigen, die „Hoffnung“ des Evangeliums, die wir in Christus haben, sehr offensichtlich werden (Vers 15). Außerdem sollen wir bei allem Unrecht, das uns vielleicht angetan wird, „ein gutes Gewissen bewahren“ (Vers 16) und uns nichts zu Schulden kommen lassen. Dabei soll unser „guter Wandel“ (Vers 16) für alle offensichtlich werden – ein Wandel von guten Werken, der von Liebe und all den anderen Früchten des Geistes (vgl. Gal 5,22) geprägt ist.
In ihrem sehr empfehlenswerten Buch Everyday Church (Crossway, 2012), das Tim Chester und Steve Timmis als Antwort auf die Herausforderung, Gemeinde in einer mehr und mehr post-christlichen Zeit zu bauen, geschrieben haben, fassen die Autoren ihre Betrachtung zu den oben erwähnten Versen aus dem 1. Petrusbrief wie folgt zusammen:
„Petrus ruft uns zu einer Strategie des Gutes Tuns auf. Wir sollen zu einem Segen für unsere Nachbarschaften, Arbeitsplätze und Familien werden. ‚Ich wünschte, es gäbe mehr Menschen wie Euch‘ – das hat jemand kürzlich zu einem Mitglied meines Hauskreises gesagt. Wir sind aufgerufen, die Menschen zu sein, die jeder gerne als Nachbarn haben würde.“
Das heißt:
- Wie gedeihen wir als Volk Gottes am Rande der Gesellschaft? Durch ein gutes und attraktives Leben.
- Wie beeinflussen wir die Menschen, die uns verachten und verspotten? Durch ein gutes und attraktives Leben.
- Wie beantworten wir die Anschuldigungen unserer Kritiker und Ankläger? Durch ein gutes und attraktives Leben.
- Wie empfehlen wir Jesus unseren Freunden, unserer Familie und unseren Nachbarn? Durch ein gutes und attraktives Leben.
„Die tägliche Mission besteht darin, den Alltag auf unvergleichlich gute und attraktive Weise zu leben.“ (Tim Chester und Steve Timmis, Everyday Church, Wheaton: Crossway, 2012, Kindle Position 1548)
Tatsache ist, die Zeiten ändern sich. Aber wenn wir uns den Petrusbrief anschauen, dann sehen wir, dass diese Zeiten nichts Neues sind. Das Evangelium, das uns jedoch täglich neu macht, rüstet uns aus, ein gutes und attraktives Leben zu leben, durch das wir in diesen Zeiten bestehen und erfolgreich Gemeinde bauen können.