Sechs Dinge, die wir über die Entstehung der Bibel wissen sollten
1. Der Kanon des Neuen Testaments wurde nicht durch ein Kirchenkonzil festgelegt.
Die Kirchenkonzile entschieden nicht, was kanonisch war und was nicht. Indem regionale Kirchenkonzile Erklärungen über den Kanon abgaben, bestätigten sie diejenigen Bücher, von denen sie glaubten, dass sie als Gründungsdokumente des christlichen Glaubens dienten. Die Konzile erklärten lediglich, was schon seit der Zeit der Apostel galt. Deshalb schufen, autorisierten oder bestimmten diese Konzile nicht den Kanon. Sie waren einfach Teil des Prozesses der offiziellen Anerkennung des Kanons, der bereits existierte.
2. Die frühen Christen glaubten, dass die kanonischen Bücher selbstbeglaubigend sind.
Ein weiterer beglaubigender Faktor waren die internen Merkmale der einzelnen Bücher. Diese Bücher etablierten sich innerhalb der Kirche durch ihre internen Merkmale und durch ihre einzigartige Darstellung von Christus und seinem Rettungswerk. Der Kanon des Neuen Testaments, den wir heute besitzen, ist weder aus geheimen Absprachen zwischen den Kirchenvätern entstanden, noch durch die politische Autorität von Kaiser Konstantin, sondern durch die einzigartige Stimme und Ton, den jede dieser Schriften besaß.
3. Die neutestamentlichen Bücher sind die hauptsächlichen, christlichen Schriften, die wir haben.
Die neutestamentlichen Bücher sind die frühesten Schriften, die wir in Bezug auf Jesus haben. Das Neue Testament wurde im ersten Jahrhundert abgefasst.
„Die neutestamentlichen Bücher sind die frühesten Schriften, die wir in Bezug auf Jesus haben.“
Das bedeutet, dass die Schriften Augenzeugenberichte beinhalten und innerhalb von fünfzig Jahren der Ereignisse geschrieben wurden, was man von den apokryphen Schriften, die oft in den Medien diskutiert werden, nicht behaupten kann. Das wird besonders deutlich, wenn wir zu den vier Evangelien kommen. Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sind die einzigen Evangelien, die aus dem ersten Jahrhundert stammen.
4. Die neutestamentlichen Bücher beziehen sich direkt auf das apostolische Zeugnis.
Im Gegensatz zu allen anderen Büchern aus dieser Zeit oder aus dem darauffolgenden Jahrhundert sind die neutestamentlichen Bücher direkt mit den Aposteln und ihrem Zeugnis von dem auferstandenen Christus verknüpft. Der Kanon ist eng mit ihren Aktivitäten und ihrem Einfluss verbunden. Die Apostel hatten die Autorität von Christus selbst (Mt 28,18–20). Ihre Lehre bildete zusammen mit dem Alten Testament das Fundament der Gemeinde. Die Gemeinde ist „auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten“ (Eph 2,20).
5. Manche Verfasser des Neuen Testaments zitieren andere Verfasser des Neuen Testaments als Heilige Schrift.
Der Glaube an eine neue Offenbarung oder an ein Testament in Buchform war keine späte Entwicklung. Seit den Tagen der Apostel selbst galten diese Schriften als einzigartig in ihrer Autorität und ihrem Zeugnis. Dieser Glaube scheint schon in den frühesten Phasen des Christentums präsent gewesen zu sein. In 2. Petrus 3,15–16 spricht Petrus von den Briefen des Paulus als Teil der „Schriften“ und stellt sie damit auf eine Stufe mit den Büchern des Alten Testaments. Dies ist eine bedeutsame Tatsache, die oft übersehen wird.
6. Die frühen Christen gebrauchten nicht-kanonische Schriften nicht mit der gleichen Autorität.
Die Christen zitierten oft nicht-kanonische Literatur mit einer positiven Bekräftigung ihrer Funktion zur Erbauung. Aber die Christen gebrauchten diese Bücher lediglich als hilfreiche, aufklärende oder erbauliche Texte. Selten gab es Unklarheiten darüber, ob sie der Heiligen Schrift gleichgestellt waren. Diese Bücher wurden schließlich in Bezug auf den Kanon des Neuen Testaments außer Acht gelassen, da sie keine allgemeine Annahme, Apostolizität und Selbstbeglaubigung besaßen.