Der Bund der Erlösung

Artikel von Kevin DeYoung
15. Februar 2019 — 3 Min Lesedauer

Einfach gesprochen bezieht sich der Bund der Erlösung – oder auf lateinisch der pactum salutis – auf die ewige Übereinkunft zwischen dem Vater und dem Sohn, ein Volk zu retten, welches in Christus vor Anbeginn der Zeitalter erwählt wurde. Etwas ausführlicher beschreibt Louis Berkhof den Bund der Erlösung als „die Übereinkunft zwischen dem Vater, der den Sohn als Haupt und Erlösung der Erwählten dargibt, und dem Sohn, der bereitwillig den Platz derer einnimmt, die ihm vom Vater gegeben wurden“ (Systematische Theologie, S. 271).

In der traditionellen reformierten Theologie war der pactum eine entscheidende Lehre, die dabei half, die Erwählung in Christus, Gottes Wirken in der Geschichte und die intratrinitarische Liebe Gottes zu verstehen und zusammenzuhalten. Er war auch immer eine pastorale Lehre, die dem Gläubigen Gewissheit geben sollte, indem unsere Bundesbeziehung mit Gott ihren Ursprung in der vorzeitlichen Bundesbeziehung zwischen dem Vater und dem Sohn hat und wir deshalb unser Heil nicht verdienen müssen, sondern sicher in Christus, dem Bürgen des Bundes, ruhen können.

Trotz der zentralen Stellung in vielen der besten reformierten Dogmatiken wurde der pactum oft kritisiert – sowohl von außerhalb als auch innerhalb der reformierten Tradition. Drei Kritiken sind am verbreitetsten.

„Während es zutrifft, dass der pactum normalerweise als eine Übereinkunft zwischen dem Vater und dem Sohn dargestellt wird, muss dies nicht die Dreieinigkeit unterminieren.“
 

Erstens, es wird argumentiert, dass der pactum subtrinitarisch sei, da dem Heiligen Geist keine Rolle im Bund der Erlösung zugesprochen wird. Während es zutrifft, dass der pactum normalerweise als eine Übereinkunft zwischen dem Vater und dem Sohn dargestellt wird, muss dies nicht die Dreieinigkeit unterminieren, genauso wenig wie Jesu Betonung auf die Vater-Sohn-Beziehung in seinem hohepriesterlichen Gebet. J. V. Fesko hat in seinem ausgezeichneten Buch über The Trinity and the Covenant of Redemption auf richtige Weise diese Lehre mit ausdrücklich trinitarischen Begriffen verteidigt, aber selbst ältere Theologen wie Wilhemus à Brackel lehrten, dass „der Ausdruck jeder Gnade und jeder Einfluss des Heiligen Geistes aus diesem Bund [der Erlösung] fließt“ (Des Christen vernünftiger Gottesdienst, 1, 262).

Zweitens, andere wenden ein, dass der pactum eine heterodoxe Theologie unterstelle, da er die Einheit von Gottes Willen unterminiere. Wenn der Vater wirklich in einen Bund trete mit dem Sohn, dann müsse der Vater einen Willen haben und der Sohn einen anderen. Reformierte Theologen, die diesen Einwand voraussahen, haben argumentiert, dass der eine göttliche Wille aus einer zweifältigen Perspektive gesehen werden kann. Der Vater und der Sohn haben das gleiche Ziel, aber der Vater will die Erlösung durch den Sohn als Bürgen erreichen, während der Sohn erlösen will, indem er selbst zum Bürgen wird.

Drittens und am bedeutsamsten, der pactum wurde als metaphysische Spekulation verspottet. Karl Barth hat den Bund der Erlösung einmal als „Mythologie“ abgetan, während in unserer Zeit ein Artikel im Tyndale Bulletin argumentierte, dass der pactum „klare biblische Untermauerung ermangele“ und wenig mehr sei als „scholastische Frickelei“ (69.2 [2018], S. 281).

„Der Vater und der Sohn haben das gleiche Ziel, aber der Vater will die Erlösung durch den Sohn als Bürgen erreichen, während der Sohn erlösen will, indem er selbst zum Bürgen wird.“
 

Wenn man jedoch genauer hinsieht, gibt es gute Hinweise in der Schrift für einen Erlösungspakt zwischen dem Vater und dem Sohn. Wir wissen, dass die Erwählten nicht mir nichts dir nichts ausgewählt wurden, sondern in Christus vor Grundlegung der Welt. Wir wissen, dass Verheißungen an Christus ergingen, dass ihm ein Volk vom Vater gegeben würde (Joh 6,38–40; siehe 5,30.43; 17,4–12). Wir wissen, dass Christus, der zweite Adam, das Bundeshaupt seines Volkes ist (Röm 5,12–21; 1Kor 15,22). Und wir wissen aus Texten wie Psalm 2, dass es einen Ratschluss gab, wodurch der in Ewigkeit gezeugte Sohn die Heidenvölker zum Erbe bekam und die Enden der Erde zum Eigentum (Vers 8; siehe Psalm 110). Mit anderen Worten, dem Sohn wurde durch ein ewiges Abkommen ein Volk gegeben, welches er erretten und erlösen sollte. Deshalb spricht Sacharja 6,13 von einem Rat des Friedens zwischen Jahwe und dem Spross, und deshalb spricht Jesus in Lukas 22,29 von dem Königtum, welches der Vater ihm übergeben hat. Der Bund der Gnade, der in der Zeit zur Entfaltung kommt, wird durch den Bund der Erlösung ermöglicht, der seit aller Ewigkeit geschlossen wurde.