Unser Umgang mit Nichtchristen

Artikel von Dennis Johnson
7. Februar 2019 — 6 Min Lesedauer

Christen ringen oft damit, wie wir Gnade und Wahrheit ausgeglichen einsetzen in unseren Interaktionen mit Ungläubigen. Denk mal über drei Szenarien nach: Das Paar in der Straße sind freundliche, hilfreiche Nachbarn… und lesbisch. Deine Arbeitskollegen können nicht verstehen, warum du mit ihnen nach Feierabend nicht auf Kneipentour gehst. Dein Universitätsprofessor liebt es, „Fundamentalisten“ wegen ihres naiven Glaubens lächerlich zu machen. Solltest du, als Christ, etwas in diesen Situationen sagen? Wenn ja, was, wann und wie?

Solche Dilemmas sind nichts Neues. Die Christen im ersten Jahrhundert erschienen „befremdlich“ für ihre vergnügungssüchtigen Zeitgenossen (1Petr 4,3–4). Sie vertrauten auf eine kreuzzentrierte Botschaft, die für manche schwächlich und für andere töricht aussah (1Kor 1,18–25). Wie sollten folglich sie und wir unter denen leben, die unseren Glauben nicht teilen?

Der Apostel Paulus weist die Christen an: „Wandelt in Weisheit denen gegenüber, die außerhalb der Gemeinde sind, und kauft die Zeit aus! Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt“ (Kol 4,5–6). Christen brauchen Weisheit, um mit Menschen zu interagieren, die unserem Glauben gleichgültig, unbehaglich oder feindselig gegenüber stehen.

Jedoch scheint die Schrift gemischte Signale zu senden in Bezug auf den Umgang mit Außenstehenden. Auf der einen Seite sollte der Unterschied, den Christus in unserem Leben macht, ihnen auf anziehende Weise bemerkbar sein. Die Ältesten müssen „ein gutes Zeugnis haben von denen außerhalb der Gemeinde“ (1Tim 3,7). Alle Gläubigen sollten „anständig wandeln gegenüber denen außerhalb der Gemeinde“, indem sie „ein stilles Leben führen, ihre eigenen Angelegenheiten besorgen und mit ihren eigenen Händen arbeiten“ (1Thess 4,11–12). Wir sind das Salz der Erde, das Licht der Erde und die Stadt auf einem Berg, „sodass [Außenstehende] unsere guten Werke sehen und unseren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5,16). Christen sollten die umgänglichsten Menschen auf Erden sein und keine Stolpersteine, sondern mit jedem zurechtkommen: „Gebt weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes einen Anstoß, so wie auch ich in allen Stücken allen zu Gefallen lebe und nicht meinen Nutzen suche, sondern den der vielen, damit sie gerettet werden“ (1Kor 10,32–33).

Auf der anderen Seite warnt Jesus: „Wehe euch, wenn alle Leute gut von euch reden! Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht“ (Lk 6,26). Wir sollten erwarten, von denen, „die draußen sind“, verachtet zu werden:

Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wärt, so hätte die Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, darum hasst euch die Welt. (Joh 15,18-19)

Der gleiche Paulus, der sagte „seid allen gefällig“, protestierte auch: „Wenn ich allerdings den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich nicht ein Knecht des Christus“ (Gal 1,10). Er sagte voraus: „Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden“ (2Tim 3,12). Er hat es erlebt.

Um die Sache noch komplizierter zu machen, wenn wir unsere Anfälligkeit für Gruppendruck wahrnehmen (1Kor 15,33), sind wir geneigt, Schutz zu suchen, indem wir „Außenstehende“ von uns fernhalten. Und doch war unser „heiliger, unschuldiger und unbefleckter“ Retter (Hebr 7,26) ein Freund der Sünder (Lk 7,34; 15,1–2). Er kommt, um Sünder zu retten (1Tim 1,15). Aber Sünder kommen nur zu ihm, wenn jemand ihnen nahe genug kommt, um ihnen von Jesus zu erzählen (Röm 10,13–15). Wir können nicht aus Entfernung in Sicherheit gehen. Wir müssen auf „Außenstehende“ zugehen.

Also brauchen wir Weisheit im Umgang mit „Außenstehenden“. Wir „kaufen die Zeit aus“, indem wir gelegene Momente nutzen. In dieser Zwischenzeit, zwischen den zwei Kommen Christi, hält Gottes Geduld ein Fenster offen zur Buße (Röm 2,3–5; 2Petr 3,9–10). Aber diese Zeit ist kurz und wird plötzlich zu einem Ende kommen. Weil Gott jeden unserer Momente lenkt, halten wir nach Türen Ausschau, die er öffnet, und ergreifen Möglichkeiten.

Obwohl ein weiser Wandel die Stimmigkeit umfasst zwischen unserem Verhalten und unseren Behauptungen, betont Paulus das weise Reden mehr als das richtige Tun: „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt“ (Kol 4,6).

Es gibt bessere und schlechtere Zeiten, um das zu sagen, was gesagt werden muss: „Wie goldene Äpfel in silbernen Schalen, so ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit“ (Spr 25,11). Es gibt bessere und schlechtere Arten und Weisen, wie man Dinge sagen kann: „Eine sanfte Antwort wendet den Grimm ab, ein verletzendes Wort aber reizt zum Zorn“ (Spr 15,1). Unterschiedliche Menschen müssen unterschiedlich angesprochen werden. Wie Paulus sagt, müssen unsere Antworten dem Bedürfnis „jedes einzelnen“ entsprechen. Jesus redete Worte des Trostes zu einem notorischen Sünder: „Dir sind deine Sünden vergeben! Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden!“ (Lk 7,48.50). Aber seine heilige Zunge wies die Selbstgerechten scharf zurecht: „Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler!“ (Mt 23,13.15.17.23.25.27.29). Von Christus geformte Weisheit unterscheidet, wer welche Antwort benötigt, in welchem Ton und zu welcher Zeit. Diese Faktoren fließen zusammen in den Szenarien, mit denen wir begonnen haben: Nachbarn, Arbeitskollegen, der Professor.

Inmitten von verschiedenen Zuhörerschaften, Anlässen und Antworten müssen zwei Eigenschaften immer gegenwärtig sein: Gnade und Salz. In Epheser weist uns Paulus an: „Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe“ (Eph 4,29).

Worte sind schlecht, wenn sie unrein sind (Eph 5,3–4) oder wenn sie Wunden zufügen (Ps 64,2–4; Röm 3,13–14). Worte können auch heilen. Gnade fließt durch Worte, die „mit Salz gewürzt“ sind, und die keine unbequeme Wahrheit unterdrücken, aus Angst, jemanden zu verletzen, sondern „die Wahrheit in Liebe reden“ (Eph 4,15). Salz verbessert den Geschmack (Hiob 6,6), aber es reinigt und bewahrt auch (Mk 9,49–50). Die Sprache eines Christen muss reinigen und bewahren.

Wie finden wir die richtigen Worte, zur richtigen Zeit und auf die beste Art und Weise? Wir beten für offene Türen und für Mitgefühl und Klarheit (Kol 4,3). Wir heiligen Christus in unserem Herzen und antworten jedem mit Sanftmut und Ehrerbietung (1Petr 3,15–16). Es geht nicht nur darum, ein Argument zu gewinnen, sondern Verlorene nach Hause zu führen.