Nikolaus und der Weihnachtsmann

Artikel von Stephen Nichols
20. Dezember 2018 — 4 Min Lesedauer

Es mag viele heutzutage überraschen, wenn sie herausfinden, dass der Heilige Nikolaus eine wirkliche Person war. Aber ist er der weißbärtige Mann mit einem roten Anzug, einer Mütze und einem Schlitten?

Nicht ganz, aber wahrscheinlich hatte er einen Bart, trug eine Mütze und benutzte zwar kein Rentiergespann, wohl aber Pferde. Die Legende hinter dem Weihnachtsmann ist der Heilige Nikolaus, der Bischof von Myra aus dem 4. Jahrhundert. Sein Hut war eine Bischofsmütze.

Nikolaus wurde in dem Gebiet der heutigen Türkei geboren, in eine wohlhabendere Familie. Nachdem er früh seine Eltern verloren hatte, weihte Nikolaus sein Vermögen und sein Leben der christlichen Kirche. Er wurde sehr schnell zum Bischof von Myra bestimmt, an der Südküste der heutigen Türkei.

Dies waren Tage der Verfolgung für Christen. Der römische Kaiser Diokletian, der von 284 bis 305 regierte, hasste die Christen und stopfte die römischen Gefängnisse voll mit ihnen. Bischof Nikolaus verbrachte die ersten Jahre des vierten Jahrhunderts im Gefängnis und musste regelmäßig Prügel erdulden. Im nächsten Jahrzehnt legalisierte Kaiser Konstantin das Christentum und Nikolaus wurde freigelassen.

Nach der Legende war Bischof Nikolaus anwesend beim Ersten Ökumenischen Konzil der Kirche im Sommerpalast des Kaisers Konstantin in Nicäa im Jahr 325. Hunderte von Bischöfen versammelten sich dort, um die falschen Lehren von Arius zu verwerfen, einem Presbyter aus Alexandria. Arius leugnete die Göttlichkeit Christi. An einem Punkt, während Arius zum Konzil sprach, übermannte Nikolaus die Wut. Nach einigen seiner Biographen stand Nikolaus auf, ging auf Arius zu und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.

Für diese Tätlichkeit musste Nikolaus wieder zurück ins Gefängnis. Die Bischöfe berieten über sein Schicksal. Nikolaus tat Buße und bat um Vergebung. Nach dem Konzil begnadigte Konstantin den Bischof und stellte ihn zu einem Posten wieder her.

Und an diesem Posten diente Bischof Nikolaus eifrig. Über den Lauf seines ganzen Lebens hinweg war er als außerordentlich großzügig bekannt. Er war besonders großzügig zu Kindern und gab ihnen regelmäßig Geschenke. Myra war eine geschäftige Hafenstadt mit Schiffen und Matrosen, die kamen und gingen. Die Schiffe verließen den Hafen von Myra beladen mit Geschenken und Gütern für die Armen, alles von Bischof Nikolaus zur Verfügung gestellt und verpackt. Seine Geschenke gingen um den ganzen Mittelmeerraum. Als die Matrosen um die Welt segelten, nahmen sie Geschichten von der Großzügigkeit des Bischofs Nikolaus mit.

Das Jahr des Todes von Bischof Nikolaus ist ungewiss, aber der Monat wird fest im Dezember vermutet. Als die Geschichten seiner Großzügigkeit sich ausbreiteten, wuchsen die Geschichten über seine Leben mehr und mehr an. Er wurde zu einer Legende. Im 6. Jahrhundert wurde eine Kirche in Konstantinopel ihm geweiht und nach ihm benannt. Sein Abbild wurde im Mittelalter mehr als alle anderen dargestellt, außer das von Christus und Maria. Nicht länger Bischof Nikolaus wurde er nun der Heilige Nikolaus, und sein Festtag wurde der 6. Dezember.

Eine der Legenden um Nikolaus handelte von der Mitgift für arme Mädchen, damit sie heiraten konnten. Um diese Legende darzustellen, erschienen Bilder von ihm, wie er Taschen voller Goldmünzen trug.

Als sich diese Legende nach Norden ausbreitete, bekam sie eine interessante Abwandlung. In Deutschland kam die Tradition auf, einander im Namen des Heiligen Nikolaus Geschenke zu geben. Genauso in den Niederlanden. Das niederländische Wort für ihn wurde Sinterklaas. Daraus entwickelte sich das englische Wort Santa Claus. Diese Geschenkfeiern fanden am 6. Dezember statt, seinem Todestag. Das Geschenk einer goldenen Münze wurde hochgeschätzt und offenbarte große Gunst.

Selbst Martin Luther spielte eine Rolle in dieser Legende. Luther wollte eine protestantische Alternative zu der katholischen Praxis, das Fest des Heiligen Nikolaus zu feiern. Statt sich am 6. Dezember Geschenke im Namen des Heiligen Nikolaus zu geben, begann Luther die Tradition, Geschenke im Namen des Christkindes (Christkindl) am Heiligabend zu geben.

Luther liebte Weihnachten. Er wollte, dass es eine Feier des Schenkens um das größte Geschenk herum sei, das Kind, das der Jungfrau Maria in Bethlehem geboren wurde. Wie er im Jahr 1530 predigte: „Der, der im Schoß der Jungfrau liegt, ist unser Retter. Gib Gott Dank, der dich so sehr geliebt hat, dass er dir einen Retter gab“.

Das englische Wort Christmas entwickelte sich aus dem Wort Christmesse, die Feier der Menschwerdung Christi, die laut Tradition am 25. Dezember geschah. Das Wort, welches Luther prägte, Christkindl, entwickelte sich auch über die Jahrhunderte weiter. Im Englischen leitet sich daraus der andere Name von Santa Claus ab, Kris Kringle. Diese Bemühung Luthers, von der Tradition um den Heiligen Nikolaus wegzukommen, führte unbewusst wieder genau dort hin.

So haben wir die Geschichte des Weihnachtsmanns. Interessanterweise begann der Heilige Nikolaus und seine Legende in der frühen Kirche. Die Geschichten durchzogen das Mittelalter und tauchten sogar in der Reformation auf. Diese Geschichten leben noch heute mit uns.