Zehn Ziele fürs Bibellesen
Auf der CROSS Missions Konferenz im Vorfeld der Together for the Gospel Konferenz (2018) wurde John Piper gefragt: „Was würdest du tun, wenn du nochmal 22 wärst?“ Piper hat mit sechs Punkten geantwortet. Der vierte Punkt, den er in dem 20-minütigen Talk am ausführlichsten erläutert, lautete: „Ich würde den Entschluss fassen, jeden Tag für den Rest meines Lebens meine Bibel zu lesen.“ Wie er erklärt, würde er den Entschluss fassen, nicht bloß oberflächlich seine Bibel täglich zu lesen, sondern so dass er von den Worten des Bibeltextes zu der Absicht der Worte vordringt und dann weiter zur Wirklichkeit, die von den Worten der Bibel beschrieben wird, und zu einer emotionalen Erfahrung dieser Wirklichkeit, so dass auf diese Erfahrung auch die Taten folgen, zu denen die Worte der Bibel ihn auffordern. Denn, wie er dann erklärt,
„Nichts offenbart sich schneller auf dem Missionsfeld als eine oberflächliche Begegnung mit dem lebendigen Gott und den glorreichen Wirklichkeiten, die er in der Schrift offenbart hat. Eine oberflächliche Bibellese, die nicht durch die Worte hindurch dringt zu der Absicht und dann weiter zu der Wirklichkeit und dann weiter zur Erfahrung und zum Tun [des Textes] wird von geringem Nutzen sein.“
„Aber wie können wir von einer oberflächlichen Begegnung mit dem lebendigen Gott und seinem niedergeschriebenen Wort zu einer tiefen und lebensverändernden Begegnung durchdringen?“
Aber wie können wir von einer oberflächlichen Begegnung mit dem lebendigen Gott und seinem niedergeschriebenen Wort zu einer tiefen und lebensverändernden Begegnung durchdringen? Ein erster Schritt dahin könnte sein, dass wir uns ganz neu bewusst machen, welche Ziele wir beim Bibellesen verfolgen. Der Entschluss, Gottes Wort mit diesen zehn Zielen (und viele andere könnten hier wohl noch genannt werden!) vor Augen zu lesen, hilft uns sicherlich, zu einer tiefen und lebensverändernden Begegnung mit Gott und seinem Wort hindurch zu dringen.
1. Ich will Gottes Wort lesen, um IHN in seiner ganzen Herrlichkeit zu sehen und bestaunen.
„Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“ (Ps 119,18)
2. Ich will Gottes Wort lesen, um zu staunen und mich daran zu erfreuen, wie Jesus die Erfüllung der ganzen Schrift ist.
„Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.“ (Lk 24,27)
„Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen.“ (Lk 24,44)
3. Ich will Gottes Wort lesen, um zu begreifen, welch ein reiches Leben sich in meiner Verbundenheit mit Christus — ER in mir und ich ihn IHM — eröffnet, und um daraufhin dieses Leben dann auch zu ergreifen.
„Ihr Diener bin ich geworden durch den Auftrag, den Gott mir für euch gegeben hat, dass ich das Wort Gottes in seiner Fülle predige, nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber offenbart ist seinen Heiligen. Denen wollte Gott kundtun, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Völkern ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ (Kol 1,25–27)
4. Ich will Gottes Wort lesen, um zu erkennen und zu erleben, was für ein Gott der HERR ist — ein Gott der groß, herrlich, gütig, gnädig, liebevoll und heilig ist.
„HERR, die Erde ist voll deiner Güte; lehre mich deine Gebote. Du tust Gutes deinem Knecht, HERR, nach deinem Wort. Lehre mich heilsame Einsicht und Erkenntnis; denn ich glaube deinen Geboten. Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber halte ich dein Wort. Du bist gütig und freundlich, lehre mich deine Gebote.“ (Ps 119,64–68)
„HERR, du bist gerecht, und deine Urteile sind richtig. Du hast deine Zeugnisse geboten in Gerechtigkeit und großer Treue.“ (Ps 119,137f.)
„Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist.“ (Ps 34,9)
5. Ich will Gottes Wort lesen, um die Wege Gottes zu verstehen, die ER sein Volk in SEINER Souveränität, Vorsehung und Treue führt, und um IHM daraufhin noch voller zu vertrauen.
„Wende dich zu mir und sei mir gnädig, wie du pflegst zu tun denen, die deinen Namen lieben.“ (Ps 119,132)
6. Ich will Gottes Wort lesen, um den Willen Gottes für mein Leben zu erkennen, der vollkommen und gerecht ist, und um IHM daraufhin noch vollständiger zu gehorchen.
„Lass mich verstehen den Weg deiner Befehle, so will ich nachsinnen über deine Wunder.“ (Ps 119,27)
„Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“ (2Tim 3,16)
7. Ich will Gottes Wort lesen, um von Gott für alle Versuchungen und Anfechtungen mit Kraft und Ausdauer zugerüstet zu werden.
„Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an dein Wort. Ich suche dich von ganzem Herzen; lass mich nicht abirren von deinen Geboten. Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige.“ (Ps 119,9–11)
8. Ich will Gottes Wort lesen, damit Gott aufdeckt, wo noch Sünde in meinem Leben vorherrscht, und mich so weiter in das Ebenbild SEINES Sohnes verwandelt.
„Auch lässt dein Knecht sich durch sie warnen; und wer sie hält, der hat großen Lohn. Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Sünden!“ (Ps 19,12–13)
„Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ (Röm 8,29)
9. Ich will Gottes Wort lesen, um die Weisheit und Wahrheit Gottes für mein Leben zu finden und zu ergreifen.
„Ich habe Freude an deinen Zeugnissen; sie sind meine Ratgeber.“ (Ps 119,24)
„HERR, dein Wort bleibt ewiglich, so weit der Himmel reicht; deine Wahrheit währet für und für. Du hast die Erde fest gegründet, und sie bleibt stehen.“ (Ps 119,89–90)
„Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Gerechtigkeit währen ewiglich.“ (Ps 119,160)
10. Ich will Gottes Wort lesen, um bei allen Anfechtungen und Entmutigungen von Gott erquickt und getröstet zu werden und in IHM meine immer währende Freude zu finden.
„Wende meine Augen ab, dass sie nicht sehen nach unnützer Lehre, und erquicke mich auf deinem Wege. . . . Siehe, ich begehre deine Befehle; erquicke mich mit deiner Gerechtigkeit.“ (Ps 119,37.40)
„Das ist mein Trost in meinem Elend, dass dein Wort mich erquickt. Die Stolzen treiben ihren Spott mit mir; dennoch weiche ich nicht von deinem Gesetz. HERR, wenn ich an deine ewigen Ordnungen denke, so werde ich getröstet.“ (Ps 119,50–52)
Dieser Liste können sicherlich noch viele weitere Ziele für unsere Bibellese hinzugefügt werden. Aber allein schon diese Liste von zehn Zielen eignet sich sehr gut, um unserer Bibellese mehr Zielstrebigkeit zu verleihen — eine Zielstrebigkeit, die zur wahren Begegnung mit Gott in seinem Wort führt.
Diese Ziele eignen sich aber auch als Gebetsanliegen, die wir in Vorbereitung auf die persönliche Bibellese vor den HERRN bringen. Genauso eignet sich diese Liste aber auch sehr gut, den Bibeltext auf diese zehn Punkte hin zu befragen und zu untersuchen — z. B. indem wir uns beim Lesen die Frage stellen: „Welche Erquickung und welchen Trost von Gott bietet mir dieser Text in Zeiten von Anfechtungen und Entmutigungen?” Und letztlich gibt diese Liste uns einen Anhaltspunkt, um zu prüfen, ob das Bibellesen uns tatsächlich näher zu Gott gebracht hat. Wir können uns z. B. fragen: „Hat die Bibellese heute Abend dazu geführt, dass ich Gott in seiner Herrlichkeit und Größe gesehen habe?”
Haben wir den Entschluss gefasst, täglich nicht nur oberflächlich unsere Bibel zu lesen, sondern durch die Worte, die wir lesen, hindurch zu dringen zu der Absicht, Realität, emotionalen Erfahrung und dem Umsetzen von Gottes heiligem Wort?