„Das Wort Gottes voll ausrichten“
Die Priorität der Verkündigung
Paulus spricht über den Punkt in Kolosser 1,25, dass die zentrale Aufgabe des christlichen Dienstes die Verkündigung des Wortes ist. Letztlich hängt alles davon ab. „Die Gemeinde, deren Diener ich geworden bin gemäß der Haushalterschaft, die mir von Gott für euch gegeben ist, dass ich das Wort Gottes voll ausrichten soll“. Das Wort Gottes voll auszurichten bedeutet, es zu verkündigen, zu lehren und zu predigen.
Paulus spricht mit sehr starker Sprache. Er sagt, dass er ein Diener geworden ist. Er hat sich jedoch nicht selbst zu einem Diener gemacht, genauso wenig wie er sich auf dem Weg nach Damaskus selbst gerettet hat oder sich selbst erschienen ist. Er wurde in Anspruch genommen und im gleichen Atemzug zu einem Diener des Wortes gemacht. Er wurde sogar zu einem Apostel des Herrn Jesus Christus gemacht und er verstand seine Situation klar und deutlich. In 1. Korinther 15,8 erklärt er, dass Christus ihm als einer „unzeitigen Geburt“ erschienen ist. Er nannte sich in Vers 9 den „geringsten von den Aposteln“, weil er die Gemeinde Gottes verfolgt hatte. Aber Gottes großes Triumphzeichen war seine Wahl dieses obersten Verfolgers der Gemeinde als Apostel für die Heiden.
Paulus sagt weiterhin, dass er diesen Dienst gemäß der Haushalterschaft empfangen hat, die Gott ihm zum Wohl der Gemeinde in Kolossä gegeben hat. Wir haben eine Haushalterschaft von Gott, die uns von ihm gegeben ist, nicht zu unserem eigenen Nutzen, sondern zum Nutzen der Gemeinde. Es ist, als wenn wir militärisch eingezogen, herausgerufen, beauftragt und mit einer Haushalterschaft versehen wurden, die wir weder verdienen noch aus eigener Kraft erfüllen können. Nichtsdestotrotz gebraucht Gott solche Mittel. In 1. Korinther 1,20.27–28 schreibt Paulus:
Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? … Sondern das Törichte der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist.
Warum hat Gott diese Dinge getan? Damit es kein Rühmen gäbe außer in Gott. Wir sind „Haushalter der Geheimnisse Gottes“, sagt Paulus, gemäß der Haushalterschaft, die Gott ihm für die Gemeinde gegeben hat. Warum? Was ist das Ziel? Was ist der wesentliche Punkt? Der Punkt ist, wie man am Ende von Kolosser 1,25 lesen kann, „dass ich das Wort Gottes voll ausrichten soll“. Paulus‘ Absicht war nicht, sich ein bisschen am Predigen zu versuchen; noch war es sein Ziel, Predigen zu seinem Lebenslauf oder Dienstplan hinzuzufügen, damit er sich als ganzheitlicher Diener des Evangeliums darstellen konnte. Auch ging es nicht darum, dass er irgendwann einmal zum Predigen kommen würde, inmitten der anderen pastoralen Verantwortlichkeiten. Nein, er sagte: „All das wird am Ende erfüllt, und kann nur erfüllt werden, wenn ich das Wort Gottes voll ausrichte“.
Wenn der Diener des Evangeliums dem Herrn als Richter gegenübersteht, werden viele Fragen an ihn gerichtet werden. Es wird viele Rechenschaftsebenen geben. Es wird viele Beurteilungskriterien geben. Aber am Ende wird das wesentlichste Kriterium für den Diener Gottes sein: „Hast du das Wort verkündigt? Hast du den Dienst am Wort voll ausgerichtet? Zur Zeit oder zur Unzeit, war es die Priorität deines Dienstes, das Wort zu verkündigen?“
Das heißt nicht, dass es für einen Pastor keine anderen Verantwortlichkeiten oder Prioritäten gäbe. Aber es gibt eine zentrale, nicht verhandelbare, unersetzbare und wesentliche Priorität, und zwar die Verkündigung des Wortes Gottes. Und Paulus spricht sehr deutlich darüber, wenn er seine Aufgabe erklärt: „Dass ich das Wort Gottes voll ausrichten soll“.
Vergleiche einmal die absolute Priorität der Verkündigung im Dienst von Paulus mit der häufigen Verwirrung in den heutigen Gemeinden. Was wir sehen ist die Marginalisierung der Kanzel. Manche sagen uns: „Die Predigt hat ihren Platz, aber sie soll nicht der Musik im Weg stehen, die schließlich das ist, was die Leute anzieht und Gemeinschaft begründet“. Viele von uns können vielleicht bezeugen, einen Gottesdienst besucht zu haben, wo etwas in die Richtung gesagt oder im Handzettel gedruckt wurde: „Erst haben wir eine Zeit der Anbetung und dann wenden wir uns der Predigt zu“. Was denken wir, was Predigen ist? Es ist der zentrale Akt der christlichen Anbetung. Es sollte im Grunde alles auf die Predigt des Wortes ausgerichtet sein, denn dort spricht der Gott, von dem wir geredet und gesungen haben, zu uns aus seinem ewigen und vollkommenen Wort.
Wenn wir uns Lehrbücher, Magazine, Seminare und Konferenzen für Pastoren anschauen, bemerken wir, dass die Verkündigung, wenn sie überhaupt einbezogen wird, oft nicht die oberste Priorität hat. Wenn wir Menschen hören, wie sie darüber reden, wie man eine Gemeinde zum Wachstum bringt und eine große Kirche baut, dann gibt es nur wenige, die behaupten, dass es im Grunde durch die Verkündigung des Wortes geschieht. Wir wissen, warum dem so ist. Es kommt daher, weil das Wachstum, welches durch die Verkündigung des Wortes geschieht, langsam, unmessbar und manchmal sogar unsichtbar von statten geht. Deshalb sind wir wieder bei dem Problem von oben. Wenn wir schnelle Ergebnisse sehen wollen, ist die Verkündigung des Wortes nichts das Mittel der Wahl. Wenn wir Ergebnisse anhand von Statistiken, Zahlen und sichtbaren Auswirkungen definieren, dann kann es gut sein, dass es andere Mechanismen, Programme oder Mittel gibt, die diese schneller erzeugen. Die Frage ist, ob solche Methoden Christen hervorbringen.
In der Tat ist es so, dass solche Techniken keine reifenden und treuen Gläubigen an den Herrn Jesus Christus hervorbringen. Nur die Verkündigung des Wortes trägt diese Art von Frucht. Die Verkündigung ist kein Kommunikationsmechanismus, der von Predigern entwickelt wurde, die am Sonntag etwas zu tun haben wollten. Es war nicht eine Art soziologische oder technologische Anpassung der Kirche im ersten Jahrhundert, um etwas zu haben, was die Zeit zwischen der Einleitung und dem Abschlusssegen auffüllt. Es war die zentrale Aufgabe der Verkündigung, die nicht nur ihr Verständnis von der Anbetung einrahmte, sondern auch ihr Verständnis von der Gemeinde. Und so sollte es auch heute sein.